Aus den Kieler Nachrichten vom 29.03.2007:
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Thierry Omeyer: "Ich bin total glücklich,
dass ich hier spielen durfte."
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Kiel - Die Sonne steht über Russee, Pamplona ist weit weg und
Thierry Omeyer gelassen. Der 30
Jahre alte Franzose ist derzeit mehr als nur ein Baustein im
Gefüge des Deutschen Handball-Meisters THW Kiel. Er ist
das Fundament. Vor dem Rückspiel im Champions-League-
Halbfinale am Freitag (19 Uhr, siehe
Vobericht)
spricht der Europameister von 2006 über seinen Hunger nach
Titeln, seine Leidenschaft für Poker und
Henning Fritz und
seine vierjährige Tochter Manon.
- Kieler Nachrichten:
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Herr Omeyer, Sie müssen es nach dem Titelgewinn 2003 mit Montpellier HB
doch wissen: Wie fühlt es sich an, die Champions League zu gewinnen?
- Thierry Omeyer:
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Toll! Ich habe 2006 auch die EM gewonnen, 2001 die WM - aber anders
als bei diesen Turnieren spielt man in der Champions League ein ganzes
Jahr zusammen.
- Kieler Nachrichten:
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Ein Spieler nach dem anderen scheidet derzeit beim THW verletzt aus.
Hinter der Abwehr mutet Ihr Spiel unbeeindruckt an. Woher nehmen Sie
diese innere Ruhe?
- Thierry Omeyer:
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Ich konzentriere mich und kämpfe. Fällt ein weiterer Spieler aus,
kämpfe ich umso mehr. Seit heute ist Andrei Xepkin
bei uns. Er ist groß, kann gut blocken, hat viel Erfahrung.
Er wird uns helfen.
- Kieler Nachrichten:
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Während der WM wurden die Spiele
Deutschland gegen Frankreich zum Duell Henning Fritz gegen
Thierry Omeyer erklärt. Nach der WM beim
Pokalspiel in Lemgo wurde der verletzte
Fritz bejubelt, Sie wurden ausgepfiffen.
Hat Sie das verletzt?
- Thierry Omeyer:
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Ich habe die Pfiffe nicht verstanden. Ich habe doch nichts gemacht.
Henning war verletzt - und ich will dem
THW einfach nur helfen, mein Bestes geben. Nach der WM war ich sowieso
frustriert, weil wir mit Frankreich nur Vierter geworden waren.
- Kieler Nachrichten:
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Aber ist es nicht - trotz aller Kollegialität
- auch befreiend, dass das Kapitel Henning Fritz jetzt geschlossen ist?
- Thierry Omeyer:
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Ja, es ist auch gut für die Mannschaft, denn es ist wichtig, dass wir
uns auf die Spiele konzentrieren können. Aber Henning und ich verstehen
uns trotzdem gut.
- Kieler Nachrichten:
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Haben wir in Pamplona die andere
Seite des Thierry Omeyer gesehen? Sie haben sich vom Publikum provozieren
lassen .
- Thierry Omeyer:
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Im Leben bin ich ruhig, im Tor extrovertierter.
Diese obszönen Gesten dort - es waren doch auch Kinder
auf der Tribüne. Die deutschen Fans sind fairer als die spanischen.
- Kieler Nachrichten:
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Das Hinspiel in Pamplona war sehr
hart. Worauf müssen sich die Spieler von Portland San Antonio einstellen?
Auf wen werden Sie speziell achten?
- Thierry Omeyer:
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Portland wird erneut sehr hart spielen. Aber wir werden ihre Provokationen
ignorieren. Vugrinec hat mich ein paar Mal überwunden. Meinetwegen kann er zehn Tore machen.
Die Hauptsache ist, dass wir mit mindestens drei Toren Unterschied
siegen. Ich bin in Kiel, um Titel zu gewinnen.
- Kieler Nachrichten:
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Wie bereiten Sie sich auf das Spiel vor? Gibt es Rituale?
- Thierry Omeyer:
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Manchmal gehe ich morgens vor Spielen mit meiner Frau Laurence
spazieren. Am Abend zuvor schaue ich mir ganz allein ein Video vom
Gegner an. Wenn wir verlieren, weint meine Tochter. Sie ist immer
mit in der Halle. Und wenn wir uns vor dem Abpfiff verabschieden, sagt
sie "Tu gagnes, Papa!" - Du gewinnst,Papa!
(Das Interview führte Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 29.03.2007)
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