Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
Demetrio Lozano (31) weiß, wie es geht. Bereits zweimal hielt der
Spanier die Champions-League-Trophäe in seinen Händen. In den
Jahren 1999 und 2000 zählte Lozano zur Stammformation der damals
besten Vereinsmannschaft der Welt, des FC Barcelona. Und dennoch
wechselte er anschließend zum THW Kiel. Ein Deutscher Meistertitel
und zwei EHF-Pokalsiege besserten seine eindrucksvolle
Erfolgsbilanz hier zwar auf, ein weiterer ganz großer Coup in der
Champions League blieb
Lozano mit den Zebras aber verwehrt - und
dennoch gewann "Deme" die Herzen der Fans und schloss Kiel und die
Ostseehalle fest in sein Herz. Heute läuft der 31-Jährige für
Portland San Antonio auf (siehe
Vorbericht), ehe es im Sommer zurück zum FC Barcelona
geht. Im ZEBRA-Interview spricht
Demetrio Lozano über seine
Rückkehr an alte Wirkungsstätten.
- Zebra:
-
Deme, herzlich willkommen zurück in die Ostseehalle in
Kiel!
- Demetrio Lozano:
-
Vielen Dank, ich freue mich sehr auf dieses
Spiel. Ich war zwar schon einmal anlässlich des Abschiedsspiels
von Klaus-Dieter "Pitti" Petersen - das war eine riesige Party -
wieder hier, aber heute treffe ich zum ersten Mal in einem
Pflichtspiel auf meine alten Freunde und Weggefährten. Dass es
dann gleich ein Halbfinale in der Champions League sein muss,
macht es natürlich ganz besonders spannend!
- Zebra:
-
Was hast Du beim Ergebnis dieser Auslosung gedacht?
- Demetrio Lozano:
-
Schon vorher habe ich immer gesagt: Wenn wir gewinnen
wollen, dann müssen wir auch jeden schlagen - egal wen! Ciudad
Real haben wir schließlich auch besiegt. Kiel ist allerdings eine
sehr starke Mannschaft, stärker als Flensburg und als Valladolid.
Wir haben dieses Mal also nicht so viel Glück bei der Auslosung
gehabt.
- Zebra:
-
Kommt diese Begegnung eine Runde zu früh?
- Demetrio Lozano:
-
Ja, vielleicht. Wir sind die besten zwei Mannschaften in
Europa. Schließlich führt der THW Kiel die deutsche Bundesliga an,
Portland San Antonio liegt in der spanischen Liga Asobal an der
Spitze. Für mich ist das ein Finale!
- Zebra:
-
Wer ist in diesem Halbfinale am stärksten?
- Demetrio Lozano:
-
Das weiß ich nicht, wir spielen einen anderen Handball als
Kiel. Kiel spielt sehr schnell, macht viele Tore, kassiert aber
auch mehr als wir. Wir spielen eine starke Abwehr, lange, ruhige
Angriffe und wechseln ständig zwischen Angriff und Abwehr. Wir
sind vielleicht individuell stärker, aber langsamer. Es wird
spannend!
- Zebra:
-
Was macht Portland San Antonio so stark?
- Demetrio Lozano:
-
Ich weiß es nicht (lacht). Wir spielen einfach guten
Handball, immer konzentriert und sehr konstant. In der spanischen
Liga haben wir bislang nur zweimal unentschieden gespielt und noch
nicht verloren. Aber wir haben noch ein schweres Restprogramm und
müssen u.a. noch nach Barcelona, nach Leon und zu Ciudad Real.
Momentan läuft es jedoch einfach rund und wir treten immer als
echte Mannschaft auf.
- Zebra:
-
Für Dich und die meisten Deiner Mannschaftskameraden lief
es dafür bei der jüngsten Weltmeisterschaft nicht gut.
- Demetrio Lozano:
-
Das stimmt! Ganz besonders nicht für Spanien und für mich
- das war wirklich traurig. Denn eigentlich war die
Weltmeisterschaft ein super Turnier, das haben die Deutschen
wirklich super hinbekommen. Eine unglaubliche Stimmung und
phantastische Hallen - eine tolle WM für den gesamten Handball.
Nur wir haben nicht als Mannschaft zusammen gefunden.
- Zebra:
-
Sind die Erfolge in der Champions League nun so etwas wie
eine Entschädigung für Dich?
- Demetrio Lozano:
-
Ja, genau. Ich sage meinen jungen Kollegen in unserer
Mannschaft immer: Nur für solch ein Spiel in der Ostseehalle lohnt
es sich, all die ganzen Jahre hart zu trainieren. Alle wissen, wie
wichtig die letzten fünf bis zehn Minuten sein werden, in denen
sich alles entscheiden wird. Doch noch lachen sie, denn sie kennen
die Ostseehalle nicht.
- Zebra:
-
Vermisst Du die Ostseehalle manches Mal?
- Demetrio Lozano:
-
Natürlich! Für einen Handballer ist der THW Kiel der beste
Verein der Welt und die Ostseehalle ist der beste Platz zum
Spielen. Stets ausverkauft mit über 10.000 Zuschauern, das gibt es
nur dort. In Spanien ist das total anders. Hier in Pamplona
spielen wir zwar auch hin und wieder vor einem ausverkauften Haus,
aber die Zuschauerzahlen sind längst nicht so hoch wie in
Deutschland. Außerdem hat der THW Kiel über 100 Jahre
Vereinsgeschichte, wir gerade einmal die Hälfte.
- Zebra:
-
Worauf freust Du Dich in Kiel am meisten?
- Demetrio Lozano:
-
Ich freue mich darauf, viele Freunde, Nachbarn und
Kollegen wieder zu treffen. Aus der alten Mannschaft sind ja nach
wie vor noch eine ganze Menge alter Weggefährten in Kiel.
- Zebra:
-
Apropos alte Weggefährten - Nach dieser Saison geht es
zurück nach Barcelona. Schließt sich für Dich dann der Kreis?
- Demetrio Lozano:
-
Ja. Auch dort habe ich viele Freunde und der Verein
funktioniert gut. Barcelona ist schlicht meine Traumstadt. Das
Wetter ist immer gut, wir haben den Mittelmeerstrand direkt vor
der Haustür und meine Kinder werden dort in einer guten Schule
lernen können. Barca hat mir noch einmal einen Fünf-Jahres-Vertrag
angeboten, den ich gern angenommen habe. Zudem kommt ein neuer
Trainer, der bereits in Leon mein erster Trainer war und ein guter
Freund geworden ist. Seine Philosophie von Handball deckt sich
ganz einfach mit meiner. Außerdem kommen mit mir noch eine ganze
Menge anderer klasse Spieler nach Barcelona. Mit ihnen müssten wir
in den kommenden Jahren eigentlich alles gewinnen. Das ist noch
einmal eine tolle neue Motivation. Und danach ist das Schluss.
(Das Gespräch führte Sascha Klahn, aus dem offiziellen
THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)