16.05.2007 | Mannschaft |
Ex-Zebras findet man in Spanien hingegen gleich mehrere. Für Portland San Antonio, im Halbfinale der Champions League noch Gegner des THW Kiel, laufen in diesem Jahr gleich zwei Spieler auf, die einst das Zebra-Trikot trugen. Den Spanier Demetrio Lozano zog es 2004 nach drei Jahren an der Ostsee zurück in die Heimat, der Kroate Davor Dominikovic (2002-03 in Kiel) fand über Kronau, Algeciras und Barcelona den Weg nach Pamplona zu Portland San Antonio. Neben den beiden ehemaligen Kielern ist der Kader mit weiteren internationalen Topstars gespickt. Der Norweger Kristian Kjelling, Kroatiens Starspieler Ivano Balic oder der schwedische Torwart Tomas Svensson sind nur ein paar von ihnen. Momentan steht Portland auf Platz zwei in der Tabelle, mit nur einem Punkt Rückstand auf den derzeitigen Klassenprimus Ciudad Real. Der Meistertitel ist also zum Greifen nahe, es wäre der dritte Titelgewinn nach 2002 und 2005. Portland hat im neuen Jahrtausend beinahe alles gewonnen, was auf Vereinsebene möglich ist. Neben dem spanischen Meistertitel gewannen sie auch den nationalen Pokal, den Europapokal der Pokalsieger, die Vereins-EM und die Champions League.
Die Übermannschaft des Welthandballs der 1990er und frühen Jahre dieses Jahrtausends kommt allerdings aus einer anderen Stadt. Der FC Barcelona gewann zwischen 1991 und 2005 stolze sieben Mal die Champions League und damit die begehrteste Trophäe Europas. Barca ist damit der erfolgreichste Handball-Verein der Welt, muss aber trotzdem im eigenen Hause und in der vom Fußball regierten katalanischen Metropole um seine Zuschauer kämpfen. Tickets für ein Spiel der Rot-Blauen kosten gerade einmal elf Euro, doch zumeist ist die Halle trotzdem nur spärlich gefüllt - Alltag in einer der stärksten Ligen Europas. Neben der Zuschauerproblematik sieht sich die Mannschaft dieser Tage einem anderen Problem gegenüber: Barcelona steht mit acht Punkten Rückstand auf den Tabellen-Ersten abgeschlagen auf Rang vier. Für den Meistertitel, den der Verein in seiner Geschichte 17 Mal gewinnen konnte, reicht es in dieser Saison wohl nicht mehr.
Im unteren Teil der spanischen Tabelle sieht es in diesem Jahr äußerst eng aus. Den Neunten und den Tabellenletzten der 16 Klubs umfassenden Liga trennen gerade einmal sechs Punkte voneinander. Auch im Abstiegskampf der spanischen Liga ist ein ehemaliges Zebras involviert. Johan Petersson, Kiels früherer schwedischer Flügelflitzer kam mittels eines Blitztransfers zu Darien Logrono und soll dem derzeitigen 14 der Tabelle helfen, den Abstieg zu vermeiden. Der 34-Jährige spielt eigentlich beim schwedischen Zweitligisten Hallby, mit dem er abermals knapp am Aufstieg vorbeischrammte. Doch nach der gerade abgelaufenen Saison bekam der zweifache Vater das Angebot, bis zum Sommer im Süden als Handballprofi zu arbeiten. Klar, dass Petersson nicht lange zögerte. Doch auch die hochkarätige Verstärkung ändert nicht viel an der schlechten Situation von Darien Logrono. Im Kellerduell gegen Almeria warf Petersson zwar fünf Tore, doch verlor sein Team im wichtigen Spiel mit 30:34 (15:16).
Die spanische Liga zieht seit Jahren Topspieler aus ganz Europa in ihren Bann. Der bereits genannte Ivano Balic ist bei weitem nicht der einzige Hochkaräter, der seine Handballschuhe auf der Iberischen Halbinsel schnürt. Bekannte Namen wie Iker Romero, der vor kurzem seinen Vertrag beim FC Barcelona vorzeitig bis 2012 verlängerte, oder Kasper Hvidt, dänischer Nationaltorwart, zählen zu den vielen Aushängeschildern der Asobal. Doch aufgrund der schlechten Zuschauersituation und des allgemeinen Schattendaseins zieht es einige Spieler wieder weg aus der Sonne. Ein Beispiel dafür ist der Kieler Lars Krogh Jeppesen, der Spanien und den FC Barcelona nach zwei Jahren wieder verließ. Auch Weltmeister Christian Schwarzer kam einst nach zwei Jahren beim FC Barcelona wieder zurück in seine deutsche Heimat.
Nach den diesjährigen Triumphen der deutschen Teams in den internationalen Wettbewerben kann die Antwort auf die Frage nach Europas erfolgreichster Liga neu diskutiert werden. Spanien stellt zwar noch die meisten Sieger der jeweiligen Wettbewerbe und die Kader lesen sich wie ein Who-is-Who Europas erfolgreichster Handballspieler, doch die Bundesliga rückt immer näher an die Südländer heran. War das Ende des 20. Jahrhunderts geprägt von spanischen Erfolgen, so ist spätestens in diesem Jahr das Zeitalter des deutschen Handballs vollständig angebrochen.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)
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