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21.05.2007 Bundesliga / Nationalmannschaft

Heiner Brands wahres Verhältnis zu Noka Serdarusic

Neue Biografie des Nationalcoachs bringt es ans Licht

Von Frank Schneller

Man muss kein Insider sein, um mitbekommen zu haben, dass es atmosphärische Störungen gibt zwischen Weltmeistertrainer Heiner Brand und der Bundesliga, stellvertretend Branchenführer THW Kiel. Die Interessenskonflikte bezüglich einer "Deutschen-Quote", der Überbelastung der Handballprofis und einer Verschlankung des internationalen Terminkalenders wurde nicht erst, aber vor allem seit dem WM-Titel der deutschen Mannschaft immer wieder thematisiert. Vor allem Brand selbst ist zuletzt mehrfach in die Offensive gegangen auf seinem Konfrontationskurs zur Liga - und in Folge dessen auch zum THW Kiel, dessen Manager Uwe Schwenker sich zwar persönlich gut mit dem Nationalcoach versteht, in der Sache aber zunehmend auf Distanz geht zu den Vorwürfen und Forderungen des Gummersbachers geht.
Auch das leidige und vormals explosive Thema Henning Fritz während und kurz nach der WM deutete darauf hin, dass der Kontakt zwischen Brand und Kiel gelitten hat. Öffentliche Wahrnehmung: Hier der fürsorgliche Bundestrainer, der den Torwart zu Weltklasseleistungen animiert - dort der "böse" THW-Coach, der seinen Topkeeper verkennt und verstößt. Nun aber verrät Heiner Brand in der Neuauflage seiner Biografie (erscheint voraussichtlich im Juni im Verlag Die Werkstatt), wie es um das Verhältnis zwischen ihm und dem Kollegen Serdarusic wirklich bestellt ist. Die Wahrheit: Viel besser, als gemeinhin angenommen.

Ein Auszug aus dem Brand-Buch bringt ans Licht: Die beiden Spitzentrainer sind ganz und gar nicht auf Konfrontationskurs, im Gegenteil. In seinem Rückblick auf das WM-Turnier schreibt Brand: " ... Übrigens hatte mir im Vorfeld des Spiels Kiels Trainer Noka Serdarusic dabei geholfen, das Spiel der Franzosen zu analysieren. Ich hielt ohnehin Kontakt zu ihm während dieser Zeit. Vor der WM hatte ich ihn gefragt, ob er mich unterstützen würde - parallel zu meinen Beobachtungen konnten seine Analysen und Tipps schließlich wertvoll sein - und er sagte mir dankenswerterweise seine Hilfe zu. Vier Augen sehen mehr als zwei, erst recht, wenn es sich dabei um einen solchen Fachmann handelt wie Serdarusic, zu dem mein Verhältnis übrigens weitaus unbelasteter ist, als es die Öffentlichkeit angesichts des sich in diesen Tagen schon anbahnenden und später um sich greifenden Kieler Konflikts um Henning Fritz vielleicht vermutet."

Die bisweilen tendenziöse Berichterstattung im Falle Fritz' hatte Brand offenbar selbst nicht behagt. Er schreibt: "Ich habe Noka nach der WM sogar angerufen und ihm versichert, dass ich keinerlei Interesse an der harschen Kritik und Stimmungsmache gegen seine Person hatte - und schon gar nicht irgendwie damit zu tun hatte. Im Gegenteil: es tat mir sogar leid, dass sich Hennings WM-Heldengeschichte gleichzeitig so gegen ihn richtete. Für mich zählte primär, dass wir 'Fritze' in diesen Tagen so viel Selbstbewusstsein vermitteln und Sicherheit geben konnten, dass er zu solchen Leistungen wie jenen ab der Hauptrunde fähig war. Das freute mich sehr für ihn und erleichterte mich auch, denn ich hatte riskiert, in einer Zeit auf ihn zu bauen, in der es für ihn - aus vielerlei Gründen - nicht gut lief und er tatsächlich auch nicht in Form war. Ich hatte ja auch mehrfach mit den Kielern über Henning gesprochen."

Dass Heiner Brand trotz der jüngsten Kontroversen viel Respekt vor der Leistung des THW hat, verrät auch der Umstand, dass er im ebenfalls in diesem Sommer erscheinenden Buch über die Kieler und ihren Erzrivalen aus Flensburg ("In der Hitze des Nordens") das Vorwort geschrieben hat. Wenn das keine Grundlage ist, die anhaltenden Diskussionen im Sinne des Handballs gemeinsam zu führen ...

(Von Frank Schneller)


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