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24.07.2007 Interview / Medien

"Handball-Magazin": "Ich bin doch nur ein kleiner Junge"

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Aus dem "Handball-Magazin" 07/2007:

Nikola Karabatic ist nicht nur ein herausragender Sportler, er ist zudem auch noch bescheiden. Seine Wahl zum Spieler der Saison empfindet er als unglaublich großes Kompliment.
Handball-Magazin:
Wenn man in einer Spielzeit Meister, Pokalsieger und Champions-League-Sieger wird, dann rangiert der Titel Spieler der Saison 2006/07 wahrscheinlich nur unter ferner liefen, oder?
Nikola Karabatic:
Nein, auf keinen Fall. Dieser Titel bedeutet mir sehr viel. Er ist eine große Auszeichnung, schließlich haben die Trainer und Spielführer der Erstligisten gewählt. Wenn dich solche Fachleute zum besten Akteur der Saison küren, dann weißt du auch, dass du es verdient hast. Und das ist einfach ein schönes Gefühl.
Handball-Magazin:
Sie haben Historisches geschafft. Sie sind ohne Ausnahme von allen Stimmberechtigten auf den ersten Platz gesetzt worden.
Nikola Karabatic:
Das ist ein unglaublich schönes Kompliment. Vergangene Saison bin ich bei dieser Wahl ganz knapp Zweiter hinter Gudjon Valur Sigurdsson geworden. Da habe ich schon gedacht, besser geht es kaum noch. Und jetzt das. Das alles motiviert mich, in der kommenden Spielzeit noch mehr Gas zu geben. Eine Sache muss ich allerdings unbedingt noch loswerden.
Handball-Magazin:
Und zwar?
Nikola Karabatic:
Ohne meine Mitspieler und den Trainer hätte ich das nicht geschafft. So schön es ist, dass meine individuelle Leistung jetzt gefeiert wird, werde ich nie vergessen, dass Handball ein Kollektivsport ist. Ich möchte mich bei den Jungs bedanken.
Handball-Magazin:
Welchen Anteil hat Zvonimir Serdarusic?
Nikola Karabatic:
Noka ist der beste Trainer der Welt. Er kann mir noch so viel beibringen. Und er ist ein unglaublicher Taktiker, der einfach alles über Handball weiß. Alles!
Handball-Magazin:
Der Trainer ist wohl auch ein Grund, warum Sie Ihren Vertrag mit dem THW trotz noch lukrativerer Angebote aus Spanien vorzeitig bis 2012 verlängert haben.
Nikola Karabatic:
Natürlich. Genauso wie die ganze Mannschaft. Wir sind hier alle gute Freunde, und das ist nicht nur so dahingesagt. Ich habe vorher noch nie so etwas erlebt. In Montpellier, wo ich zuvor gespielt habe, war das anders. Da ist nach dem Spiel jeder seines Weges gegangen. Hier sind wir eine Einheit. So eine Mannschaft kann ich einfach nicht verlassen.
Handball-Magazin:
Was macht das Team denn so besonders?
Nikola Karabatic:
Der Zusammenhalt ist einmalig. Nach dem Training sitzen wir meistens noch zwei Stunden zusammen, reden und lachen gemeinsam. Ich fahre jetzt sogar gern zu Auswärtsspielen, weil es einfach schön ist, mit den Jungs zusammen zu sein. Außerdem habe ich im vergangenen Jahr in Vid Kavticnik einen ganz besonderen Freund gefunden. Er ist der Beste, den ich habe.
Handball-Magazin:
Sie haben mit 23 schon unglaublich viel gewonnen, gelten in der Szene als Frühvollendeter. Ist Ihr Erfolgshunger mittlerweile gestillt?
Nikola Karabatic:
Ganz im Gegenteil. Wenn du einmal die Meisterschale oder den Champions-League-Pokal in den Händen gehalten hast, willst du dieses Gefühl wieder und wieder haben. Und mit der Nationalmannschaft fehlen mir sowieso noch die richtig großen Titel: Olympia-Gold und WM-Sieg.
Handball-Magazin:
Letzteren haben Sie in diesem Jahr nur knapp verpasst.
Nikola Karabatic:
Es ärgert mich nicht, dass es passiert ist, aber es ärgert mich, wie es passiert ist. Ich möchte nicht mehr darüber reden, weil sonst alles wieder hochkommt. Ich habe nach der WM-Enttäuschung Glück gehabt und allen Frust beiseite schieben können. Gerade die großen Erfolge mit dem THW haben mir geholfen, das alles zu kompensieren. Eine Saison ohne Titel wäre allerdings schlimm gewesen.
Handball-Magazin:
Sie werden für Ihre Spielweise von vielen bewundert. Wen bewundern Sie eigentlich?
Nikola Karabatic:
Ich bewundere sehr, sehr viele Spieler. Narcisse, Lövgren, Kim Andersson, um nur drei zu nennen. Allein in der Bundesliga gibt es so viele gute Akteure, vor denen ich Achtung habe. Spieler, die ich vor noch gar nicht allzu langer Zeit im Fernsehen bestaunt habe, sind heute meine Gegner. Ich wollte zum Beispiel als Teenager immer die gelben Schuhe von Stefan Kretzschmar haben. Und jetzt durfte ich gegen ihn antreten - und habe sogar gewonnen. Wahnsinn. Dabei bin ich doch nur ein Junge, der guten Handball spielen will.
(Interview: beck/svg, aus dem "Handball-Magazin" 07/2007)


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