Mit einem Etat von 6,5 Millionen Euro geht der THW Kiel in die neue
Saison. Diese Zahl gab THW-Manager
Uwe Schwenker
am Donnerstag bei der traditionellen Saisoneröffnungs-Pressekonferenz
im Haus der Provinzial-Versicherung bekannt. "Trotz der wachsenden
Konkurrenz sind wir gut aufgestellt für die nächsten vier bis
fünf Jahre", erklärte
Schwenker vor über 50 Journalisten.
Das Saisonziel gab Trainer
Noka Serdarusic
schmunzelnd bekannt: "Wie in jedem Jahr wollen wir jeden Spiel gewinnen.
Wenn dies klappt, bin ich ohne Sorgen."
Begonnen hatte das Pressegespräch mit launigen Worten des Gastgebers Ulrich Rüther
von der Provinzial-Versicherung. "Vor Kiel hatte ich mit handball wenig am Hut.
In nur einem dreiviertel Jahr habe ich Blut geleckt. Ich bin wirklich froh, dass
die Provinzial seit 30 Jahren Partner des THW Kiel ist. Diese Partnerschaft wollen
wir fortsetzen und im Rahmen unserer Möglichkeiten auch intensivieren." Die Provinzial
sei, so Rüther weiter, stolz auf die Zusammenarbeit, schließlich sei der THW ein absoluter
Imageträger im Norden. Auf einen Nenner gebracht, formulierte Rüther
das Ansehen des THW Kiel in kurzen Worten: "Wem der THW nicht gefällt, der muss wohl zum Arzt!"
Die Worte gefielen natürlich auch Uwe Schwenker, der angesichts
des Handball-Booms in großen Städten und riesigen Arenen von "wachsendem Konkurrenzdruck" in
der Bundesliga sprach. "Wir müssen uns weiterhin in der Region gut aufstellen, denn die lokale
Wirtschaft stützt den THW Kiel. Nur so können wir in einer Bundesliga standhalten, in
der in Zukunft in den Metropolen 15.000 bis 20.000 Zuschauer pro Heimspiel möglich sein
können."
Schwenker: "Die Spieler brauchen Freiräume"
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Gastgeber Ulrich Rüther: "Die Provinzial ist stolz auf die Zusammenarbeit!" Das freute auch
Noka Serdarusic
©
Christian Robohm |
Gleichzeitig nutzte
Uwe Schwenker auch die Gelegenheit, noch einmal
auf die unglaublichen Belastungen einzugehen, denen die Spieler im aktuellen handballsport
ausgesetzt sind: "Wir haben nicht nur eine, sondern gleich zwei schwere Saisons vor uns.
Jetzt die Spielzeit 2007/2008, die Mitte Mai endet. Dann gehen die Spieler gleich in die
Olympia-Vorbereitung, spielen das Turnier, um kurz darauf die Saison 2008/2009 zu spielen.
Man muss bei den Belastungen durch die Nationalmannschaften immer daran denken: Die Keimzelle und
das Herz des Handballs sind die Vereine, die die Spieler schließlich auch bezahlen. Die Spieler
brauchen wieder mehr Freiräume, sie sind momentan erheblich belastet." Der Handball sei momentan
dabei, aus seinem Schattendasein herauszutreten. "Eigenes TV-Magazin, Namenssponsor für die
Bundesliga, der durch Werbekampagnen den Bekanntheitsgrad der Liga weiter steigern wird, fast jedes
Spiel im Internet-TV live und nicht zuletzt der Umstand, dass der Handball unter den Top 5 der
beliebtesten Fernsehsportarten aufgestiegen ist: Diese Entwicklung ist sensationell!" Diesen Trend
hätten auch die Sponsoren erkannt. "Nicht umsonst ist
Nikola Karabatic
von adidas zu einem Foto-Shooting mit den Fußballstars Ballack, Zidane und Kaka eingeladen worden."
Schwenker: "Wir sind der Favorit, hinter dem sich viele verstecken"
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Großes Interesse: Über 50 Medienvertreter kamen zur Pressekonferenz im Provinzial-Hauptgebäude
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Christian Robohm |
Natürlich ging
Uwe Schwenker auch auf die sportliche Situation
beim THW ein. "Natürlich hätten wir gerne noch einen Linkshänder und einen dritten Torwart verpflichtet",
äußerte er sich zu den Transferaktivitäten, "aber wir haben keinen adäquaten Spieler gefunden.Außerdem
haben wir auch keine Gelddruckmaschine im Keller!" Natürlich sei der THW auch in der kommenden
Saison der Favorit, "hinter dem sich viele andere gerne verstecken". Und eigentlich hätte
der THW ja neben den vier Neuzugängen noch zwei mehr: "
Stefan Lövgren und
Marcus Ahlm stoßen ja auch wieder zum Team.
Trainer Noka Serdarusic blickte zunächst noch einmal zurück - und
gelichzeitig in die Zukunft. "Wir haben uns solch eine Saison wie die letzte seit Jahren
gewünscht. Solche Momente vergisst man nicht - und deshalb versucht man sie zu wiederholen."
Natürlich sei dies schwierig, so der Trainer weiter, schließlich wisse man nur zu genau,
wie eng es in vielen Spielen war, wie sehr man mit Verletzungen gekämpft habe und wieviel Stress
man trotz aller Erfolge hatte. "Natürlich", antwortete Noka Serdarusic
auf die Frage, ob es beim THW überhaupt noch besser werden könne," die Spiele könnten klarer für uns ausgehen, sodass
ich keinen Stress habe und nicht immer vollkommen durchgeschwitzt die Platte verlasse." Der THW habe versucht, das Team zu verstärken. "Wir haben mit
Lund und Jicha zwei sofortige
Verstärkungen verpflichtet, Wessig und Anic
können mit hartem Training zu Verstärkungen werden."
Anschließend äußerten sich auch die anwesenden Spieler zur kommenden Saison, blickten
zurück und voraus.
Lövgren: "Die Neuzugänge bringen frischen Wind"
Als erster durfte Kapitän
Stefan Lövgren ans Mikrofon. Eine
fantastische Saison läge hinter ihnen, die aber auch von vielen Verletzungen geprägt gewesen
sei. "So viele Verletzungen möchte ich nicht noch einmal erleben." Der Urlaub sei sehr
kurz gewesen, trotzdem freue er sich wieder auf die Saison. "Drei Wochen ohne Handball:
Da freut man sich wieder auf die Jungs und selbst das Trainingslager - das allerdings nur, bevor
es los geht." Probleme auf der rechten Seite sieht der schmunzelnde Kapitän nicht: "Gestern habe
ich auf Rechtsaußen gespielt, wir haben also Alternativen." Er werde versuchen dazu beizutragen, jedes Spiel
zu gewinnen. "Ich hoffe auf weitere Titel." Die Neuzugänge seien klasse, sie brächten wieder
frischen Wind ins Team.
Karabatic: "Training und Noka reichen, um froh zu sein"
Nikola Karabatic war als Übersetzer von
Igor Anic
und als bester Spieler der abgelaufenen Saison zugegen auf der Pressekonferenz - und durfte
zunächst von
Schwenker hören, dass die Neuverpflichtungen auch mit
Rücksicht auf seine Gesundheit getätigt wurden. "Wir mussten
Nikola entlasten,
ansonsten hätte er mit 28 oder 30 kein Handball mehr spielen können!"
Karabatic
freute sich, nach der Sommerpause wieder in Kiel zu sein. "Ich brauchte aber den relativ langen
Urlaub, um mich zu erholen. Nun bin ich auf die neue Saison gespannt. Ich hoffe, dass wir mit den
großartigen Verstärkungen eine noch schönere Saison als letztes Jahr erleben werden. Die Stimmung
im Team ist so gut wie letztes Jahr. Es macht richtig viel Spaß, gemeinsam zu arbeiten. Auch wenn
das Wetter in Kiel nicht so gut ist wie in meiner Heimat: Das Training und
Noka
reichen, um froh zu sein."
Daniel Wessig: "Ziel ist das Bundesliga-Debüt"
Etwas traurig saß hingegen
Daniel Wessig
neben seinen Kollegen. Der jüngste Zebra-Neuzugang war erst vor
Kurzem am Knie operiert worden, fällt mindestens fünf Monate aus.
"Das ist schon etwas doof gelaufen", gab er zu Protokoll,
"aber im Kieler Team ist ein supergeiles Klima. Das hilft
mir, weiter an meinem Ziel zu arbeiten: Ich möchte in diesem
Jahr mein Bundesliga-Debüt im THW-Dress feiern!"
Igor Anic berichtete, dass er noch am Donnerstag
seine erste Deutsch-Stunde habe und sich freue, bei diesem
Top-Verein zu spielen. Im Vergleich zu Montpellier sei in Kiel alles neu, erzählte der Kreisläufer
von seinen ersten Eindrücken. Mit seinen Deutschstunden, so hofft er, werde sich die
Sprachbarriere schnell abbauen und er seine volle Kraft für den Top-Verein zur Verfügung stellen können.
Filip Jicha: "Ich bin froh, dass der Wechsel geklappt hat"
"Ich werde alles dafür tun, um am Ende der Saison dabei sein zu können, wenn es beim THW
wieder etwas zu feiern gibt", versprach
Filip Jicha und spielte
darauf an, dass er im letzten Jahr die Spiele und Feierlichkeiten beim THW im Fernsehen
beobachtet habe.
Uwe Schwenker erinnerte nochmal an die
langen Verhandlungen: "Wir hatten schon Kontakt zu
Jicha, bevor
er zu Lemgo wechselte. Es war ein langes Tauziehen mit dem TBV und wir mussten tief
in die Tasche greifen. Aber jetzt ist zusammen gekommen, was zusammen gehört!"
Jicha
reagierte darauf mit einem kurzen, aber klaren: "Ich bin froh, dass der Wechsel geklappt hat!"
Börge Lund: "Ich bin froh, dass der Wechsel geklappt hat"
Auch
Lund, so
Uwe Schwenker, habe man schon lange
auf dem Zettel gehabt. "Erst Recht nach der tollen letzten Saison in Nordhorn." Auch für ihn
habe man zwar tief, aber gerne in die Tasche greifen müssen. "Wir wollten ihn jetzt."
Lund schilderte seine ersten Eindrücke: "Ich kann nur positives berichten, die Jungs sind
super, der Verein ist klasse. Es könnte nicht besser sein,
und ich fühle mich sehr wohl im Team!"
Natürlich ging es nicht immer bierernst zu auf dieser Saison-Eröffnungs-Pressekonferenz. So warf
Noka Serdarusic auf die Bermerkung Uwe Schwenkers,
Anics Vater sei im gleichen Dorf wie der Trainer geboren, ein: "Das 'Dorf' ist
so groß wie Flensburg!" Serdarusic war es auch, der Karabatic
lachend eine neue Position in Aussicht stellte: "Er hat schon Halblinks gespielt, auch schon Mitte. Aber
mit Lund, Lövgren und Szilagyi haben wir
bereits drei tolle Mittelmänner. Also habe ich ihn an den Kreis gestellt. Und nächstes Jahr spielt
Karabatic im Tor!" Die Lacher hatte er damit einmal mehr auf seiner Seite.
Die gute Stimmung trügt nicht: Der THW Kiel ist bereit für die kommende Saison!
(Christian Robohm)
Aus den Kieler Nachrichten vom 10.08.2007:
"Die nächste Saison wird noch schöner"
Nicht nur Nikola Karabatic versprüht beim THW Kiel derzeit gute Laune
Kiel - Nikola Karabatic ist ein vielbeschäftiger
Mann. Bei der gestrigen Saisonpressekonferenz
des THW Kiel war der Franzose unter anderem als Dolmetscher für seinen
Landsmann Igor Anic, einen von vier
Neuzugängen des Deutschen Handballmeisters, gefragt.
"Das ist ein cleverer Bursche", lobte Karabatic den
19-Jährigen, mit dem er schon in jüngster Kindheit gemeinsam Bälle geworfen
hat. "Igor wird schon in ein paar Tagen perfekt
Deutsch sprechen." Zuvor half er Börge Lund (kam von der HSG Nordhorn)
aus der Klemme, der ohne Möbel im Haus des Ex-Kielers Henning Fritz in
Kronshagen wohnt. "Mein alter Verein behauptet, dass meine Möbel in der Nordhorner Wohnung gar
nicht mir, sondern der HSG gehören", sagt der 28-jährige Norweger.
"Das ist hoffentlich nur ein Missverständnis."
Karabatic,
der Familie Lund
eine Matratze lieh, ist demnächst auch als Model gefragt. Der gemeinsame
Sponsor adidas will den 23-Jährigen mit Fußball-Stars wie Kaka (AC Mailand),
Michael Ballack (Chelsea London) und Zinedine Zidane (Ruhestand)
ablichten. Auch in seinem eigentlichen Beruf, Handballer des Triple-Siegers THW Kiel, sieht
Trainer Noka Serdarusic noch Potential für seinen
Rückraumspieler, der in den vergangenen Wochen sogar am Kreis aushelfen
musste. "In der nächsten Saison stelle ich ihn ins Tor", diktierte ein entspannter
Serdarusic den rund 50 Journalisten im Provinzial-Hauptgebäude
am Sophienblatt in die Notizblöcke. "Da wird er bestimmt auch eine gute
Figur machen."
Ernst wurde es nur, als Manager Uwe Schwenker Zahlen nannte. Mit einem
Rekordetat von 6,5 Millionen Euro starten die Kieler
in die neue Saison, die am 25. August mit dem Heimspiel gegen MT Melsungen
beginnen wird. "Wir hätten gerne noch einen vierten Linkshänder
und einen dritten Torwart verpflichtet", meinte
Schwenker, der mit Filip Jicha (TBV Lemgo) und
Daniel Wessig (HC Aschersleben), der nach
seiner Knieoperation noch an Krücken ging, auch die Neuzugänge drei und vier
der Öffentlichkeit präsentierte. "Aber auch wir können nicht einfach in
den Keller gehen, um dort Geld zu drucken."
Kapitän Stefan Lövgren, Rechtshänder
und offiziell als Mittelmann Mittelmann
beim THW angestellt, wusste, wie er
schnell wieder für gute Stimmung sorgen konnte.
"Ich habe gestern Rechtsaußen gespielt und sehe
kein Linkshänder-Problem bei uns." Und Karabatic?
"Mit Börge und Filip
haben wir zwei der besten Bundesliga-Spieler
der letzten Saison verpflichtet. Das ist unglaublich",
meinte der Europameister. "Ich glaube, die nächste Saison wird noch
schöner als die letzte."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 10.08.2007)