Von Jan Kirschner, aus der "Handball-Woche" 34/2007:
KIEL - Kiel, Hauptsitz des Handball-Sponsor "Provinzial", vierte
Etage: Der THW Kiel begrüßt
zu seiner Saison-Pressekonferenz (siehe
Bericht)
rund 40 Journalisten. In der Ferne
ist der Rathausturm zu sehen, wo
die "Zebras" immer ihre Erfolge
feiern. Eine Multi-Media-Show
wirft die imposanten Bilder der
Triple-Saison noch einmal in Erinnerung.
Sie endet mit dem Slogan
"Wir sind bereit". An der Kieler
Förde ist man nicht erfolgsmüde.
Bereit ist im Prinzip auch
Börge Lund. Im Prinzip, weil sein vorzeitiger
Wechsel von Nordhorn nach
Schleswig-Holstein ein paar kleine
Unannehmlichkeiten auslöste.
Zunächst musste
Börge Lund
seinen Urlaub abbrechen, um an
neuer Wirkungsstätte einige Dinge
zu regeln. Erst in der vergangen
Woche sind Lebensgefährtin Tone
und Söhnchen Lukas ins Haus in
der Randgemeinde Kronshagen
(
Lund: "Da wohnte vorher
Henning
Fritz") eingezogen, jetzt wartet
der Norweger auf die Möbel. Die
stehen noch in Nordhorn. "Das ist
offenbar ein Missverständnis zwischen
mir und der HSG", sagt der
Kieler Neuzugang.
Kein Missverständnis war auf
jeden Fall das eine Jahr in der Grafschaft
Bentheim. "Das war eine tolle
Saison", bilanziert
Börge Lund.
"Wir wollten uns auf den Plätzen
sechs bis neun einreihen, dann qualifizierten
wir uns fast für die Champions League." Und persönlich ging
sein Kalkül mehr als auf. In Nordhorn
wollte er sich für einen der
deutschen Top-Klubs empfehlen
- um 2008 einen weiteren Schritt
in der Karriereleiter zu vollziehen.
Dann ging alles viel schneller. Der
THW, der
Börge Lund schon vorher
im Auge hatte, wollte ihn unbedingt.
"Er hat eine verdammt starke Saison
in Nordhorn gespielt", betonte
THW-Manager
Uwe Schwenker.
Und THW-Superstar
Nikola Karabatic
ergänzt: "
Börge Lund war
einer der Besten in der Bundesliga."
Auch wenn der 28-Jährige im
Juni - pünktlich zum Nordhorner
Auftritt in der Ostseehalle - als
Neuzugang für 2008 vom THW
Kiel vorgestellt wurde, hatte er
keinen Blick für die rauschenden
Feierlichkeiten im hohen Norden.
"Damals wollte ich mit der HSG
in die Champions League und die
Kieler Fete stören", stellt
Börge Lund klar. "Die
Niederlage war für
mich eine Enttäuschung wie jedes
verlorene Spiel. Ich habe schnell die
Halle verlassen."
Im nächsten Frühjahr möchte
er zu den Protagonisten einer Meistersause
gehören und sich weiter
zu verbessern. "Gerade im Angriff
kann ich noch torgefährlicher werden",
sagt
Börge Lund über sich
selbst.
Wertvolle Impulse erhofft er
sich von Trainer-Guru "Noka" Serdarusic.
Kein Kumpel-Typ wie Ola
Lindgren, der den Spielern auch
einige Freiheiten erlaubt. Der Kieler
Macher gilt als harter Hund, mit
dem nur die Besten klar kommen.
Für Börge Lund die Herausforderung.
"Als ich die Erfolge von Noka
Serdarusic gelesen habe, war ich
ganz baff", gibt der Skandinavier
zu. "Er sieht die kleinsten Details
und kann mir bestimmt weiterhelfen."
Ebenso das Umfeld beim THW
Kiel, der mit einem Etat von 6,5
Millionen Euro an den Start geht.
Die professionellen Strukturen im
Training, in der Geschäftsstelle und
bei der medizinischen Betreuung
haben Börge Lund nach wenigen
Tagen beeindruckt. "In Nordhorn
war es sehr familiär", fasst er
zusammen. "In Kiel ist alles wesentlich
größer."
(Von Jan Kirschner, aus der "Handball-Woche" 34/2007)