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08.09.2007 Interview

Zebra-Interview mit Daniel Wessig: "Ich fühle mich schon fast heimisch"

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Jungnationalspieler Daniel Wessig, der im Sommer an die Kieler Förde wechselte, hat sich gut eingelebt in Kiel. Weit weg von seinem zu Hause, seiner Familie, beginnt nun ein neuer Alltag für den 19-Jährigen, der sowohl für den THW Kiel, als auch für den Zweitligisten TSV Altenholz spielberechtigt ist. Eine Operation am Knie warf Wessig allerdings sportlich zurück. Mit dem Zebra-Magazin sprach Wessig über seine sportliche und berufliche Zukunft und gewährte auch ganz private Einblicke in das Leben eines Handballers.
Zebra:
Der Traum von der ersten Liga schien mit deinem Wechsel nach Kiel in Erfüllung gegangen zu sein. Nun eine schwere Verletzung, die dich für Monate außer Gefecht setzt. Wie geht man als 19-Jähriger mit so etwas um?
Daniel Wessig:
Es ist schon wirklich bitter. Ich dachte, dass in Kiel mein großes Sprungbrett sein könnte, wollte dies sofort nutzen und mich beweisen, und dann kommt diese Verletzung dazwischen. Mir bleibt nichts anderes übrig, als das Beste daraus zu machen. Außerdem zweifle ich nicht daran, dass ich in dieser Spielzeit noch zu Einsätzen komme.
Zebra:
Du machst auch eine Ausbildung zum Bankkaufmann.
Daniel Wessig:
Ich wollte mich nicht nur auf den Sport spezialisieren - man sieht ja jetzt schon, wie früh es vielleicht vorbei sein kann. Zwischen Studium und einer Ausbildung musste ich mich deshalb entscheiden. Da ich erst einmal nicht mehr die Schulbank drücken wollte, kam mir die Ausbildung bei der Bank sehr gelegen. Es ist ein handfester und angesehener Beruf, man verdient gleich Geld und ich kann schon nach den ersten Tagen sagen, dass ich super-nette Kollegen habe.
Zebra:
Wo bleibt bei Ausbildung und zwei Vereinen noch Platz für Freizeit?
Daniel Wessig:
Für mich ist Handballspielen Freizeit. Training und Spielen ist für mich die schönste Freizeitbeschäftigung und ich kenne es auch nicht anders, somit vermisse ich nichts.
Zebra:
Schon früh hast du deine Freizeit für den Sport "geopfert", dir ein Ziel gesetzt und dies stets verfolgt. Bist du ein sehr zielstrebiger Mensch?
Daniel Wessig:
Ich bin unheimlich zielstrebig, das stimmt. Viele sehen es auch immer als Pluspunkt an. Ich bin sehr ehrgeizig und wenn ich mir ein Ziel gesetzt habe, lasse ich schwer davon ab.
Zebra:
Auch von der Verletzung scheinst du dich nicht unterkriegen zu lassen...
Daniel Wessig:
Nein, da bin ich ein Kämpfer. Man kann sich vor solchen Verletzungen nicht schützen. Es ist zwar bitter, aber den Kopf in den Sand zu stecken kommt nicht in Frage. Filip Jicha erzählte mir unlängst, dass er früher eine Ellenbogenverletzung hatte und diese im Endeffekt eine Bereicherung für ihn war. So etwas macht Mut und ich denke auch, dass man aus Verletzungspausen lernt.
Zebra:
Inwieweit hat dich der Wechsel nach Kiel verändert?
Daniel Wessig:
Viele sagen, dass es die Abnabelung von den Eltern sein müsste, die die größte Veränderung für mich darstellt. Doch schon mit meinem Umzug damals nach Magdeburg ins Sportinternat war ich von zu Hause fort. Hier in Kiel ist man aber nun komplett alleine im Alltag, im harten Leben sozusagen, und muss sich selbst zurecht finden. Aber auch genau das finde ich spannend. Mir gefällt es.
Zebra:
Und wie hast du dich in Kiel eingelebt?
Daniel Wessig:
Schon vor der Saison bin ich hier gewesen, habe mir die Stadt angesehen und auch die Kieler Woche ein bisschen miterlebt. Es ist wirklich schön hier an der Förde und ich kann behaupten, dass ich mich schnell heimisch gefühlt habe. Die Mannschaften haben dazu aber auch beigetragen.

In meiner eigenen Wohnung fühle ich mich auch wohl. Aufräumen und Sauber machen gehört nun einfach dazu, das ist keine große Last. Und verhungern tue ich auch nicht. Mein Vater ist gelernter Koch und von dem Talent habe ich ein bisschen was mitbekommen. Ich koche gerne und auch nicht so schlecht.

Zebra:
Was bedeutet denn diese neue Eigenständigkeit für dich?
Daniel Wessig:
Die Entscheidungen, die früher meine Eltern getroffen und mir damit abgenommen haben, muss ich heute alleine fällen. Ich muss meinen Alltag alleine auf die Reihe bekommen und Mutti macht eben nicht mehr die Wäsche (grinst). Darüber bin ich aber auch froh und ich freue mich, hier auf eigenen Beinen zu stehen.
(Das Gespräch führte Annika Stöllger, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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