Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
Jungnationalspieler
Daniel Wessig, der
im Sommer an die Kieler Förde wechselte, hat sich gut eingelebt
in Kiel. Weit weg von seinem zu Hause, seiner Familie, beginnt
nun ein neuer Alltag für den 19-Jährigen, der sowohl für den THW
Kiel, als auch für den Zweitligisten TSV Altenholz spielberechtigt
ist. Eine Operation am Knie warf
Wessig
allerdings sportlich zurück. Mit dem Zebra-Magazin sprach
Wessig über seine sportliche und
berufliche Zukunft und gewährte auch ganz private Einblicke in
das Leben eines Handballers.
- Zebra:
-
Der Traum von der ersten Liga schien mit deinem Wechsel
nach Kiel in Erfüllung gegangen zu sein. Nun eine schwere
Verletzung, die dich für Monate außer Gefecht setzt.
Wie geht man als 19-Jähriger mit so etwas um?
- Daniel Wessig:
-
Es ist schon wirklich bitter. Ich dachte, dass in Kiel
mein großes Sprungbrett sein könnte, wollte dies sofort
nutzen und mich beweisen, und dann kommt diese Verletzung
dazwischen. Mir bleibt nichts anderes übrig, als das
Beste daraus zu machen. Außerdem zweifle ich nicht
daran, dass ich in dieser Spielzeit noch zu Einsätzen
komme.
- Zebra:
-
Du machst auch eine Ausbildung zum Bankkaufmann.
- Daniel Wessig:
-
Ich wollte mich nicht nur auf den Sport spezialisieren -
man sieht ja jetzt schon, wie früh es vielleicht vorbei
sein kann. Zwischen Studium und einer Ausbildung musste
ich mich deshalb entscheiden. Da ich erst einmal nicht
mehr die Schulbank drücken wollte, kam mir die Ausbildung
bei der Bank sehr gelegen. Es ist ein handfester und
angesehener Beruf, man verdient gleich Geld und ich
kann schon nach den ersten Tagen sagen, dass ich
super-nette Kollegen habe.
- Zebra:
-
Wo bleibt bei Ausbildung und zwei Vereinen noch Platz für Freizeit?
- Daniel Wessig:
-
Für mich ist Handballspielen Freizeit. Training und Spielen
ist für mich die schönste Freizeitbeschäftigung und ich kenne
es auch nicht anders, somit vermisse ich nichts.
- Zebra:
-
Schon früh hast du deine Freizeit für den Sport "geopfert",
dir ein Ziel gesetzt und dies stets verfolgt. Bist du ein
sehr zielstrebiger Mensch?
- Daniel Wessig:
-
Ich bin unheimlich zielstrebig, das stimmt. Viele sehen
es auch immer als Pluspunkt an. Ich bin sehr ehrgeizig
und wenn ich mir ein Ziel gesetzt habe, lasse ich schwer
davon ab.
- Zebra:
-
Auch von der Verletzung scheinst du dich nicht
unterkriegen zu lassen...
- Daniel Wessig:
-
Nein, da bin ich ein Kämpfer. Man kann sich vor solchen
Verletzungen nicht schützen. Es ist zwar bitter, aber
den Kopf in den Sand zu stecken kommt nicht in Frage.
Filip Jicha erzählte mir unlängst,
dass er früher eine Ellenbogenverletzung hatte und diese
im Endeffekt eine Bereicherung für ihn war. So etwas
macht Mut und ich denke auch, dass man aus
Verletzungspausen lernt.
- Zebra:
-
Inwieweit hat dich der Wechsel nach Kiel verändert?
- Daniel Wessig:
-
Viele sagen, dass es die Abnabelung von den Eltern sein
müsste, die die größte Veränderung für mich darstellt.
Doch schon mit meinem Umzug damals nach Magdeburg ins
Sportinternat war ich von zu Hause fort. Hier in Kiel
ist man aber nun komplett alleine im Alltag, im harten
Leben sozusagen, und muss sich selbst zurecht finden.
Aber auch genau das finde ich spannend. Mir gefällt es.
- Zebra:
-
Und wie hast du dich in Kiel eingelebt?
- Daniel Wessig:
-
Schon vor der Saison bin ich hier gewesen, habe mir die
Stadt angesehen und auch die Kieler Woche ein bisschen
miterlebt. Es ist wirklich schön hier an der Förde und
ich kann behaupten, dass ich mich schnell heimisch
gefühlt habe. Die Mannschaften haben dazu aber auch
beigetragen.
In meiner eigenen Wohnung fühle ich mich auch wohl.
Aufräumen und Sauber machen gehört nun einfach dazu, das
ist keine große Last. Und verhungern tue ich auch nicht.
Mein Vater ist gelernter Koch und von dem Talent habe
ich ein bisschen was mitbekommen. Ich koche gerne
und auch nicht so schlecht.
- Zebra:
-
Was bedeutet denn diese neue Eigenständigkeit für dich?
- Daniel Wessig:
-
Die Entscheidungen, die früher meine Eltern getroffen
und mir damit abgenommen haben, muss ich heute alleine
fällen. Ich muss meinen Alltag alleine auf die Reihe
bekommen und Mutti macht eben nicht mehr die Wäsche (grinst).
Darüber bin ich aber auch froh und ich freue mich,
hier auf eigenen Beinen zu stehen.
(Das Gespräch führte Annika Stöllger, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)