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11.01.2008 EM 2008 / Bundesliga

Kieler Nachrichten: Brand: Vereine gefährden unseren Stellenwert

Bundestrainer auf Konfliktkurs zur Bundesliga - EHF richtet Fonds für verletzte Spieler ein

Aus den Kieler Nachrichten vom 11.01.2008:

Neuss - Elf Tage, acht Spiele und jede Menge Schmerzen: Wenn die deutschen Handball-Weltmeister auch bei der EM in Norwegen ab Donnerstag ganz nach oben wollen, erwartet sie die nächste Belastungsprobe - und das nur ein knappes Jahr nach der Heim-WM und sieben Monate vor Olympia in Peking.
Doch für den Traum von Gold vergessen die Weltmeister schon mal die müden Beine und den Ärger über die Terminhatz. "Ich bin topfit. Wenn man vor so einem Großereignis steht, dann wird man richtig heiß", sagt Mittelmann Michael Kraus aus Lemgo. Auch der Hamburger Pascal Hens, der am Jahresende im Kampf um Meisterschaft, Pokal und Champions League noch die Belastungen beklagt hatte ("Wir sind platt"), fühlt sich momentan "richtig gut". Am eigentlichen Problem ändert das freilich nichts. Immer wieder klagen die Akteure über Spiele ohne Ende, sind häufig verletzt. Schmerzmittel gegen Ende des Turniers gehören da zur Standardausrüstung. Doch keine Seite will im Kampf um Geld und Macht auf einen Wettbewerb verzichten.

Der französische Europameister Guillaume Gille fühlte sich zuletzt sogar "wie ein Stück Fleisch" behandelt. In die gleiche Kerbe schlug auch der aus der Nationalmannschaft zurückgetretene Christian Schwarzer, der die Forderung nach einer Spielergewerkschaft erneuerte und nicht als erster einen Streik ins Spiel brachte.

Die Gewerkschaftsidee unterstützt sein Manager Thorsten Storm von den Rhein-Neckar Löwen. "Das Gewinde ist schon lange überdreht. So wird sich der Handball totentwickeln", sagt Storm. Als Vereinsvertreter, der das Gehalt an die Spieler überweist, derzeit aber nur drei von ihnen zuhause hat, sieht er zunächst den Weltverband IHF und die europäische EHF in der Pflicht: "Europameisterschaften und Weltmeisterschaften sollen nur noch alle vier Jahre stattfinden, das ist das Allerwichtigste."

Genau das sieht Weltmeistertrainer Heiner Brand anders. Er wirft den Vereinsvertretern vor, mit der Forderung nach einer Reduzierung der Nationalmannschaftstermine eine "immense Gefährdung des Stellenwerts unserer Sportart heraufzubeschwören. Und das in einem Jahr, in dem sich beim WM-Finale fast 21 Millionen Menschen für unseren Sport interessiert haben", so Brand.

Nach Meinung von Gerd Butzeck, Geschäftsführer der Group Club Handball (GCH), Interessenvertretung der 15 wichtigsten Klubs Europas, macht es sich der Bundestrainer "zu einfach". Die Verbände hätten die Spieler 2008 immerhin mindestens 120 Tage im Einsatz. Butzeck: "Es ist ein Einbahnstraßen-System, in dem die Vereine nur mitgeteilt bekommen, wann sie die Spieler abzustellen haben." 24 Großklubs Europas diskutieren derzeit sogar die Einführung einer Euroliga an der Champions League der EHF vorbei.

Die EHF hat erstmals einen Fonds mit 300 000 Euro eingerichtet. Aus dem Topf sollen Lohnkosten von Vereinen übernommen werden, sollten sich Spieler bei dem Turnier verletzen und ihrem Arbeitgeber dann nicht zur Verfügung stehen können.

(aus den Kieler Nachrichten vom 11.01.2008)


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