11.01.2008 | EM 2008 / Bundesliga |
Der französische Europameister Guillaume Gille fühlte sich zuletzt sogar "wie ein Stück Fleisch" behandelt. In die gleiche Kerbe schlug auch der aus der Nationalmannschaft zurückgetretene Christian Schwarzer, der die Forderung nach einer Spielergewerkschaft erneuerte und nicht als erster einen Streik ins Spiel brachte.
Die Gewerkschaftsidee unterstützt sein Manager Thorsten Storm von den Rhein-Neckar Löwen. "Das Gewinde ist schon lange überdreht. So wird sich der Handball totentwickeln", sagt Storm. Als Vereinsvertreter, der das Gehalt an die Spieler überweist, derzeit aber nur drei von ihnen zuhause hat, sieht er zunächst den Weltverband IHF und die europäische EHF in der Pflicht: "Europameisterschaften und Weltmeisterschaften sollen nur noch alle vier Jahre stattfinden, das ist das Allerwichtigste."
Genau das sieht Weltmeistertrainer Heiner Brand anders. Er wirft den Vereinsvertretern vor, mit der Forderung nach einer Reduzierung der Nationalmannschaftstermine eine "immense Gefährdung des Stellenwerts unserer Sportart heraufzubeschwören. Und das in einem Jahr, in dem sich beim WM-Finale fast 21 Millionen Menschen für unseren Sport interessiert haben", so Brand.
Nach Meinung von Gerd Butzeck, Geschäftsführer der Group Club Handball (GCH), Interessenvertretung der 15 wichtigsten Klubs Europas, macht es sich der Bundestrainer "zu einfach". Die Verbände hätten die Spieler 2008 immerhin mindestens 120 Tage im Einsatz. Butzeck: "Es ist ein Einbahnstraßen-System, in dem die Vereine nur mitgeteilt bekommen, wann sie die Spieler abzustellen haben." 24 Großklubs Europas diskutieren derzeit sogar die Einführung einer Euroliga an der Champions League der EHF vorbei.
Die EHF hat erstmals einen Fonds mit 300 000 Euro eingerichtet. Aus dem Topf sollen Lohnkosten von Vereinen übernommen werden, sollten sich Spieler bei dem Turnier verletzen und ihrem Arbeitgeber dann nicht zur Verfügung stehen können.
(aus den Kieler Nachrichten vom 11.01.2008)
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