Von Dr. Oliver Schulz:
Auch mit bald 43 Jahren weigert sich
Andrei Xepkin,
die Handballschuhe endgültig an den Nagel zu hängen. Zehn
Monate nachdem "El Gigante" beim THW Kiel für den verletzten
Marcus Ahlm erfolgreich in die Bresche
sprang und mit den Zebras das Triple gewann, will nun auch
der FC Barcelona in ähnlicher Sache auf den Abwehrrecken
zurückgreifen. Der frühere Ukrainer soll bei den Katalanen
bis zum Saisonende aushelfen, um bei möglichen Engpässen
gewappnet zu sein.
Xepkin hatte in Diensten der Katalanen
sechs Mal die Königsklasse gewonnen, darunter von 1996 bis 2000
fünf Mal in Folge. Nach dem sechsten Triumph im Konzert der
Großen (2005) beendete der in der Ukraine geborene Kreisläufer
seine großartige Karriere. Ende März 2007 gelang es dem
verletzungsgeplagten THW Kiel, das Kraftpaket bis zum Saisonende
zu verpflichten. Seinerzeit spielte er sich im Trikot mit der
Nummer 4 in unnachahmlicher Manier in die Herzen der Fans und
errang im Rahmen des historischen Triples seinen
siebten Champions League Sieg.
Xepkin nach wie vor heiß begehrt
Das Portal "sport.es" will erfahren haben, dass sich im Dezember
mindestens zwei spanische Erstligisten nach den Diensten
Xepkins als Spieler erkundigt haben.
Nach wie vor soll sich der 120-Kilo Hüne dreimal pro Wocher im
Fitnesscenter in Form halten und hin und wieder bei Volksläufen
mitmischen. Zum Jahresausklang 2007 weilte er als Spieler einer
Europaauswahl zur Verabschiedung besonders verdienter serbischer
Handballer (u.a.
Nenad Perunicic) in
Belgrad und trug fünf Tore bei.
Magnus Wislander
war bei der 39:40-Niederlage ebenfalls fünf Mal erfolgreich,
während
Frode Hagen zwei Treffer
gelangen. Auf Seiten des serbischen Teams steuerte
Perunicic sieben Tore bei.
Bereits Training mit der Mannschaft
Xepkin arbeitete seit längerer Zeit
als Co-Trainer der zweiten Mannschaft Barcelonas und nahm
bereits seit Ende November wieder am Training der ersten
Mannschaft teil, wo er mit
Demetrio Lozano
auf ein anderes ehemaliges Zebra trifft.
Alles habe damit angefangen, dass er Xepkin
telefonisch gebeten habe, der Truppe als "Sparringspartner" zu
helfen. Da die beiden etatmäßigen Kreisläufer Ruben Garabaya
und Jesper Nöddesbo praktisch ständig gleichzeitig in der
Verteidigung stünden, habe im Training in solchen Situationen
kein Angreifer von Rang zur Verfügung gestanden. Und dann habe
er gesehen, dass Xepkin sehr gut in
Form sei, schilderte Trainer Manolo Cadenas "El Mundo Deportivo".
Da also zum einen die Vereinsführung und der Übungsleiter einen
Abwehrspezialisten gut gebrauchen konnten, und andererseits
Xepkin durch gute Leistungen überzeugte,
sei der Plan gereift, den Kreisläufer vorübergehend zu reaktivieren.
Wie "sport.es" mitteilte, sollen die Erfahrungen in Deutschland
sowohl Xepkin als auch Cadenas bei
seiner Umsetzung nachhaltig beeinflusst haben.
Xepkin werde der Mannschaft vieles
beisteuern. Trotz seines Abschieds habe der Vorzeigesportler nie
aufgehört, sich als Spieler zu fühlen. Auf dem Spielfeld könne er
durch seine Kraft sehr in der Abwehr helfen, war Cadenas gegenüber
"noticias.info" überzeugt.
Reaktivierung als Spieler der zweiten Mannschaft
Barcelona möchte offenbar in den verbleibenden Ligaspielen, der
Königsklasse und im Pokal für alle Eventualitäten gerüstet sein. Da
die Verpflichtung des talentierten serbischen Mittelmannes Petar
Nenadic (21) von Algeciras wohl unmittelbar bevorsteht, und dieser
freilich einen Platz im Ausländerkontingent belegen würde, sei
geplant,
Xepkin als Spieler der zweiten
Mannschaft Barcelonas anzumelden. Diese Regelung ermögliche ihm,
maximal zehn Ligaspiele für die erste Mannschaft zu bestreiten,
wohingegen er in der Champions League uneingeschränkt zum Einsatz
kommen könne.
Joker bei Engpässen im Termindschungel
Seit seinem Abschied als Spieler vefolgte "El Gigante" den Weg der
"azulgrana" auf Schritt und Tritt. Wie der Verein mitteilte, würde
Xepkin in Zukunft einmal sehr gern als
Trainer arbeiten. Vor allem aber wolle er sich sein Leben lang
Aufgaben widmen, die mit Handball zu tun hätten. Barcelonas
technischer Direktor Enric Masip sieht seinen früheren Weggefährten
im "Dream Team" Valero Riveras gegenüber "sport.es" als eine
Trumpfkarte für den Notfall. Trainer Cadenas hatte gegenüber "El
Mundo Deportivo" vorsorglich bereits den im Februar übervollen
Terminkalender vor Augen: ein Einsatz
Xepkins
könne da jeden Moment nötig werden, und es sei besser, wenn dieser
dann in die Mannschaft integriert sei. Er werde immer ein paar
Minuten Spielzeit bekommen.
Weitere Titel für "El Gigante"?
Für
Xepkin scheint das blaurote Trikot
in der Tat in all den Jahren nicht die Spur an Zauber verloren zu
haben. Gerührt von der Möglichkeit, die Farben seines langjährigen
Vereins erneut zu tragen, äußerte er gegenüber "terra.es", zum
heutigen Zeitpunkt und in seinem Alter wisse keiner so recht, wie
der Körper reagiere. Beim FC Barcelona habe er seine glücklichsten
und sportlich wichtigsten Jahre erlebt. Der am 1. Mai 43-jährige
Kreisläufer fügte gegenüber "El Mundo Deportivo" hinzu, er habe
sich zwar körperlich fit gehalten, es fehle ihm allerdings an
spezifischem Training.
Gegenüber "sport.es" legte Xepkin dar,
es mache ihn zufrieden, wenn er seinen Teil dazu beitragen könne,
dass die Mannschaft einen Titel gewinne. Barca sei der Klub seines
Lebens, und es drängten sich jetzt viele Erinnerungen in sein
Gedächtnis. Er bedauere nur, dass er die Herausforderung, den
Barcelona-Marathon zu laufen, nun aufschieben müsse.
(von Dr. Oliver Schulz)