Aus den Kieler Nachrichten vom 14.04.2008:

15 THW-Funktionäre, Anhänger und Freunde des Rekordmeisters, der bereits am Freitag zum Champions-League-Halbfinale angereist war, sitzen in der Mitte des Raumes, genießen Köstlichkeiten - und lauschen den allerneuesten Nachrichten über das Bundesliga-Spiel zwischen der SG Flensburg-Handewitt und FA Göppingen. Übermittler sind Manager Uwe Schwenker und Schiedsrichterbetreuer Dietrich Ziemer. Sie bedienen sich eines Ergebnisdienstes, der über das Handy aktuelle Zwischenstände weiterleitet.

Das "Göppingen hält gut gegen, Zwei-Tore-Führung", wird noch mit wohlwollender Aufmerksamkeit zur Kenntnis genommen, die knappe Halbzeitführung des Außenseiters schon mit "Na, gibt es doch eine Überraschung?" Als die SG Mitte der zweiten Halbzeit ausgleicht und eine Führung vorlegt, rücken wieder Tapas, Kaffee, Kuchen und vereinzelte Biere in den Mittelpunkt. Die sich anbahnende Überraschung hat sich für die meisten in Luft aufgelöst. "Göppingen führt wieder!", schreit dann Ziemer in die Runde. Der Krimi nimmt erneut Gestalt an.

Frisch Auf baut den Vorsprung aus, 13 gespannte Gesichter, 26 Augenpaare sind nur noch auf Schwenker und Ziemer gerichtet. Dann ein breites, hoch zufriedenes Grinsen auf dem Gesicht des THW-Managers. "Lasst uns schon mal Wein, Schampus und Bier ordern. Wir bleiben - 28:25 für Göppingen, nur noch vier Minuten zu spielen." Die Kellner formieren sich, aber - der Vorsprung schmilzt. Bei einem Sieg von Göppingen, so Schwenker, werde der Weg zur 14. Meisterschaft zur Autobahn. "Ich kann es kaum glauben, es wäre super." Dann die letzte Minute, nur noch 30:29. Dietrich Ziemer lenkt ein. "Unentschieden ist doch auch schon klasse." Seine Prophezeiung nimmt Gestalt an.

30:30, in den Schlusssekunden hat FA noch einmal Ballbesitz, aber das Ergebnis steht. Die Kellner drehen ab, die THW-Runde beruhigt sich. "Diesen unerwarteten Punkt am Hafenbecken von Barcelona serviert zu bekommen, ist ein Traum", sagt Schwenker. Die Männerrunde nickt. Stimmt. Aber unausgesprochen liegt es in der Luft: Schade, jetzt hätte es gerne auch mehr sein können.

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 14.04.2008)