19.04.2008 | Mannschaft |
Christian Zeitz |
Während die Mannschaft, auf dem inzwischen von Kindern bevölkerten Spielfeld, ausläuft, einzelne immer wieder Halt machen, um Autogramme zu geben und den unzähligen Fotowünschen der Kids nachzukommen, zieht Zeitz sich seine Laufsachen an und macht sich auf den Weg. Auf den Weg nach draußen. In der Dunkelheit Kiels trifft man ihn beim Auslaufen nach dem Spiel und muss, um ihn zu erkennen, zwei Mal hinsehen. Unauffällig dreht er seine Runden, um trotz der wenigen Spielpraxis fit zu bleiben.
Vor Monaten noch, da schieden sich an ihm auf Grund seiner unorthodoxen Spielweise die Geister. Stand er auf dem Parkett, schnappte er sich den Ball vom Gegner und donnerte ihn mit einer unglaublichen Wucht auf den Kasten. Tor! Die Sparkassen-Arena feierte ihren "Zeitzi" und staunte über manche Aktionen nicht schlecht. In der letzten Zeit sah dies aber doch anders aus, lief längst nicht mehr alles glatt. Zeitz plagen Probleme. Eine Verletzung nach der nächsten suchte den deutschen Nationalspieler heim, auch bei der Europameisterschaft in Norwegen verhinderten Schmerzen eine gute Form. Wirft man einen Blick auf die Statistik, dann wird das Ausmaß dieser schmerzbedingten Formkrise erst richtig deutlich. In der Saison 2004/2005 erzielte der gebürtige Heidelberger 272 Tore und kam selbst in der vergangenen Spielzeit noch auf 179 Treffer. In der laufenden Spielserie sieht dies ganz anders aus. Gerade einmal 50 Treffer stehen auf dem Konto des 27-Jährigen und bieten natürlich Grund zur Sorge.
Zeitweise machten freie Gelenkkörper im linken Ellenbogen, eine Schulter- oder Hüftverletzung das Spielen für ihn zur Qual. Operationen und längere Spielpausen folgten. Wieder in die Abläufe der Mannschaft hinein zu kommen, fiel ihm schwer. "Zeitz wird wieder kommen, diese Täler hat er immer gehabt und gemeistert", ist sich THW-Kapitän Stefan Lövgren sicher. "Christian braucht ein Erfolgserlebnis. Dann klappt wieder alles wie von selbst!"
Der oft gescholtene Zeitz kann sich aber nicht nur auf die Unterstützung seines Teams verlassen, sondern auch auf den sicheren Rückhalt seiner Fans. Denn egal ob medienscheu und zurückhaltend oder nicht, seine Anhänger unterstützen ihn. Erst vor kurzem, in einer Zeit, in der es sportlich nicht meisterlich lief, wurde er von den THW-Zuschauern zum Spieler des Monats Januar gewählt - die Kieler haben ihren "Zeitzi" nicht vergessen. Wird Zeitz von Trainer Noka Serdarusic eingewechselt, um sein Können unter Beweis zu stellen, sorgt tosender Applaus in der Sparkassen-Arena für Unterstützung. Hier ist er zu Hause, hier nimmt man ihm selten etwas krumm und versucht ihm das nötige Selbstvertrauen im Spiel zurück zu geben. "Natürlich freue ich mich, wenn das Publikum einen Spieler so empfängt wie beim Spiel gegen US Ivry Christian Zeitz", sagt Serdarusic, der um seinen Schützling ebenfalls bemüht ist.
Während die Journalisten über die Ursachen der mangelnden Leistung des rechten Rückraumspielers spekulieren, äußert er sich nicht. Viel wird über den Weltmeister geschrieben, mit ihm gesprochen aber selten. Doch liegt ihm auch nicht viel daran. "Ich habe gelernt, mich zurückzuhalten und die Leute einfach reden zu lassen. Ich bin einfach vorsichtiger geworden."
Zurzeit kämpft Christian Zeitz abseits des großen Handballtrubels für sein sportliches Comeback. Bereits Mitte März trat er eine Reha-Maßnahme an, um seine fast schon chronischen Schulterprobleme in den Griff zu bekommen. Nicht nur seine treuen Fans wünschen sich, dass der 27-Jährige schnellstmöglich wieder auf die Beine kommt, sondern auch Manager Uwe Schwenker weiß, "dass Zeitz derzeit an allem zweifelt", geht aber davon aus, dass er zur neuen Saison wieder fit ist.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)
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