Aus den Kieler Nachrichten vom 22.04.2008:
Wien - Europas Männer-Handball steckt in einem Dilemma.
Zwischen dem allseits geforderten Schutz der Spieler einerseits
und dem Festhalten an bewährten Meisterschafts-Terminen mit
hohen finanziellen Erlösen aus der Vermarktung andererseits
hat sich ein Reformstau gebildet, dessen Auflösung vorerst nicht in
Sicht ist. Mit einer alarmierenden Studie hat der renommierte
Sportmediziner Hans Holdhaus auf die prekäre Situation der
Spieler aufmerksam gemacht.
Bei der
EM zu Jahresbeginn in
Norwegen standen nach acht Spielen in elf Tagen 21 mittlere
und schwere Verletzungen zu Buche. Drei Viertel aller Verletzungen
ereigneten sich in der zweiten Halbzeit. "Die Gründe dafür sind
neben Fouls vor allem Ermattung sowie nachlassende Kondition
und Koordination", erklärte der Österreicher Holdhaus, der auch
Vorsitzender der Anti-Doping-
Kommission des Handball-Weltverbandes
(IHF) ist.
Holdhaus untermauerte die Forderung, zum Schutz der Spieler
EM und WM vom Januar in den September zu verlegen und
mehr Ruhetage zwischen den Spielen zu organisieren. "Aus
medizinischer Sicht ist das notwendig. Die Unterbrechung der
Wettkampfperiode im Januar für eine Meisterschaft ist gefährlich
für die Spieler", erklärte er. Vor allem EHF-Vermarktungspartner
Infront plädiert für die Beibehaltung
des Januar-Termins. Die Schweizer Agentur hat noch bis
2010 die Fernseh- und Werberechte für Männer- und Frauen-EM. Zudem sind die internationalen
Handballverbände derzeit nicht bereit, vom Zwei- auf einen
Vier-Jahres-Rhythmus für EM und WM zu wechseln.
(Aus den Kieler Nachrichten vom 21.04.2008)