24.04.2008 | Presse / Mannschaft |
Die Handball-Woche. |
Zvonimir "Noka" Serdarusic
(1,86m/106kg) wurde am 2. September 1950 in Mostar
(Bosnien-Herzogowina) geboren. Seit 1998 ist er deutscher
Staatsbürger. Mit 18 spielte er erstmals in der jugoslawischen
Nationalmannschaft, ingesamt brachte er es auf 72
Länderspiele. Als Trainer war er in Mostar und Metkovic tätig. In der Saison 1989/90 führte Serdarusic den VfL Bad Schwartau in die Bundesliga, ebenso wie danach die SG Flensburg-Handewitt, die er bis 1993 trainierte. Seit dem ist Serdarusic Trainer beim THW Kiel. Serdarusic ist mit Mirjana verheiratet und hat eine Tochter (Vanja). Mit Kiel wurde er 10 Mal Deutscher Meister, 5 Mal Pokalsieger, gewann 3 Mal den EHF-Cup und einmal die Champions League. |
Sein Privatleben schirmt der erfolgreichste Trainer der Handball-Bundesliga von der Öffentlichkeit ab. Kein Namensschild ist an der Tür des schmucken Hauses in Russee zu finden, seine Telefonnummer kennen nur wenige Vertraute, Fragen zum Privatleben sind an sich tabu. "Weder der Presse noch den Sponsoren gehört ein Teil von mir. Nur meinen Werten und Prinzipien bin ich verpflichtet, ein Mensch darf sich nicht verbiegen", betont Noka Serdarusic.
Die drei Frauen sind die verbliebene Familie des 57-Jährigen. Auch wegen ihnen fühlt er sich nun in Kiel zuhause. "Ich gehe hier nicht mehr weg, auch wenn ich nochmal woanders arbeiten sollte." An seine Heimatstadt Mostar denkt Serdarusic mit gemischten Gefühlen. "Ich kann bis heute nicht begreifen, was dort passiert ist", sagt der Sohn eines kroatischen Vaters und einer serbischen Mutter mit Blick auf den Bürgerkrieg, der Nachbarn zu Todfeinden machte. Auch das Haus seiner Schwiegereltern brannte nieder mit ihm etliche Medaillen und Pokale. "Seitdem weiß ich, dass ein Stück Edelmetall nichts zählt", sagt ein nachdenklicher Serdarusic.
Seitdem verschenkt er jede Medaille noch in der Halle an die Fans. "Was sportlich wirklich wichtig ist, ist der Erfolg des Handballs. Was nützt es Meister in einer Sportart zu sein, die nur wenige kennen?", fragt Serdarusic, der sich gerne als Botschafter des Handballs sieht, der in Deutschland den Sprung in Metropolen wie Berlin, Hamburg und Köln geschafft hat. Daran hat der THW, aber auch der Erzrivale aus Flensburg großen Anteil.
Motivations-Probleme nach 15 Jahren beim THW? "Motivieren musst du dich nur, wenn du etwas tust, was du nicht magst", sagt Serdarusic beim Rückgang über den steilen Ufer-Hang.
Und sollte der THW Kiel in dieser Saison nach dem Titel im DHB-Pokal auch noch weitere Erfolge einfahren, etwa die Meisterschaft oder gar in der Champions League - werden sich die Fans wieder fragen: Wo ist der Trainer?
(Von Anja Werner, aus der "Handball-Woche" 15/2008)
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