Aus den Kieler Nachrichten vom 21.07.2008:
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Alfred Gislason: "Um noch schneller zu werden, müssen
wir die Breite der Mannschaft mehr nutzen und mehr wechseln."
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- Kieler Nachrichten:
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Herr Gislason, Sie halten sich
seit Mittwoch in Ihrer neuen Wahlheimat Kiel auf. Gab es
schon viel zu tun?
- Alfred Gislason:
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Ja, sowohl privat wie auch für den THW. Schön ist, dass meine
Frau und ich ein Haus gefunden haben. Es steht in
Rammsee und ist ideal in Größe und Lage. Ich hatte schon
gute Gespräche mit meinem Kapitän Stefan Lövgren
über bisherige Trainingsabläufe und Taktiken, außerdem habe
ich in strömendem Regen in Schönkirchen Laufstrecken
für unsere Trainingseinheiten erkundet und abgefahren.
Wichtig waren für mich auch die Gespräche mit der medizinischen
Abteilung. Für die Konditionsarbeit muss ich schließlich den
Pulsschlag der einzelnen Spieler kennen.
- Kieler Nachrichten:
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Am Sonnabend beziehen Sie das Trainingslager in Varel-Obenstrohe.
Was wird anders sein als bei Ihrem Vorgänger
Noka Serdarusic?
- Alfred Gislason:
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Zunächst einmal ist es ein Problem, dass wegen der
Olympischen Spiele vier Spieler
fehlen werden. Damit muss ich aber klar kommen,
anderen Mannschaften geht es nicht besser. Unsere jungen
Leute mit Zweitspielrecht für Altenholz werden den Kader
auffüllen, außerdem ist Frederik Larsson
(THW-Neuzugang ab 2009, d. Red.) aus Hammarby dabei. Was anders
wird als bei Noka? Ich werde
natürlich nicht alles umkrempeln. Statt der drei Trainingseinheiten
in Varel lasse ich nur zweimal am Tag trainieren,
dafür aber länger. Morgens Kondition, nachmittags
mit dem Ball. An den Spielzügen wird sich kaum etwas ändern,
die meisten werden überall gespielt. Ich kenne sie,
weiß allerdings nicht, welche Namen sie beim THW haben.
- Kieler Nachrichten:
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Was möchten Sie im taktischen Bereich verändern?
- Alfred Gislason:
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Bei der Abwehrarbeit gibt es kaum etwas zu verbessern, da
ist in den letzten Jahren viel gewachsen. Neben der 6:0-Deckung
werde ich wohl eine offensive nicht Personen bezogene
5:1-Variante einstudieren. Vor allem aber wollen wir das
Tempospiel verbessern. Um noch schneller zu werden, müssen
wir die Breite der Mannschaft mehr nutzen und mehr wechseln. Dabei
dürfen wir den bisher hohen Standard aber nicht aufs Spiel setzen.
- Kieler Nachrichten:
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Das heißt, dass Stars wie Nikola Karabatic
oder Marcus Ahlm nicht mehr 60 Minuten
durchspielen müssen?
- Alfred Gislason:
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Richtig, wir werden es uns leisten müssen, dass auch die
Leistungsträger mehr Pausen bekommen. Wenn man gegen
Dormagen spielt, muss einer wie Nikola
sicher nicht 60 Minuten spielen, das kommt vor allem
auch ihm entgegen.
- Kieler Nachrichten:
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Hat der THW für diese Spielweise genug Spieler?
- Alfred Gislason:
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Im Rückraum sind wir überall doppelt besetzt, das ist schon
mal wichtig. Aber ein Rechtsaußen wie Tobias Reichmann,
der ab 2009 beim THW spielen wird, könnte ich natürlich sofort
gebrauchen. Der ist allerdings noch an Magdeburg gebunden,
und wenn mein Manager Uwe Schwenker
das Wort Ablöse hört, bekommt er Hautausschlag. Mal sehen,
was da noch passiert.
- Kieler Nachrichten:
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Was wünschen Sie sich für Ihren Start mit dem THW?
- Alfred Gislason:
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Natürlich einen erfolgreichen Beginn. Wir stehen alle unter Druck.
(Das Gespräch führte Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 21.07.2008)