Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
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Igor Anic: "Ich habe mich in Kiel verbessert."
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Er setzt den Stift aufs Papier und vollendet sein Werk.
Igor Anic, Kreisläufer des THW Kiel,
geht an seinem Esstisch seinem Hobby nach - dem Zeichnen.
Im ZEBRA-Interview spricht
Anic
über seine sportlichen Ziele, seine Zeit abseits des Handballs
und empfiehlt sich als guter Hausmann.
Jede freie Minute nutzt
Igor Anic, um seinen zahlreichen
Kunstwerken den letzten Schliff zu geben. Abseits des Handballfeldes
überrascht der 21-jährige Kreisläufer mit ungeahnten
künstlerischen Fähigkeiten. Aber auch auf der Platte will
der junge Franzose in dieser Saison angreifen.
- Zebra:
-
Was erhoffen Sie sich von der Saison?
- Igor Anic:
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Ich hoffe, dass ich mehr Möglichkeiten bekomme, um zu
zeigen, was ich kann. Ich habe mich in meiner Zeit in Kiel
verbessert. Schon in der Rückrunde der vergangenen
Saison war ich stärker und habe an mich geglaubt.
Ich freue mich auf meine zweite Saison beim THW Kiel!
- Zebra:
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Durch den Trainerwechsel wurden die Karten neu gemischt. Ein Neuanfang für Sie?
- Igor Anic:
-
Man kann schon sagen, dass es für mich mit
Alfred Gislason noch einmal bei Null
losgeht. Ich habe im letzten Jahr sehen können, wie es
in der Bundesliga läuft, habe stetig an mir gearbeitet
und mit Sicherheit dazugelernt.
- Zebra:
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Haben Sie an sich gezweifelt?
- Igor Anic:
-
Das letzte Jahr war nicht leicht. Ich hatte wenige Einsatzzeiten,
doch auch Spieler wie Börge Lund oder
Viktor Szilagyi sind wenig zum Zug
gekommen. Seit 15 Jahren war es wohl Nokas
Taktik, mit einem gewissen Stamm an Spielern durchzuspielen
und so wenig wie möglich zu wechseln. Das haben wir
akzeptiert - das habe ich akzeptiert. An mir gezweifelt
habe ich nie. Ich wusste, dass ich hier bin, um von
Marcus zu lernen, um zu trainieren und mich zu verbessern.
- Zebra:
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Wie sehen Sie sich im Vergleich zu Marcus Ahlm?
- Igor Anic:
-
Man kann Marcus und mich nicht vergleichen.
Marcus ist für mich der beste Kreisläufer
der Welt. Es wäre einfach zu hoch gegriffen, wenn ich mich
mit ihm vergleichen würde. Ich will von ihm lernen und
von einem so guten Kreisläufer in der Mannschaft profitieren.
- Zebra:
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2010 kommt mit Milutin Dragicevic
ein weiterer Kreisläufer zum THW Kiel. Was haben Sie gedacht,
als Sie davon erfahren haben?
- Igor Anic:
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Er ist ein guter Typ und ein guter Handballer. Ich weiß,
dass mein Vertrag beim THW Kiel bis 2010 läuft und denke
ehrlich gesagt nicht viel weiter. Ich lebe hier und jetzt.
Würde ich mir schon heute darüber Gedanken machen, was
in zwei, drei Jahren ist, wäre das zu viel Stress.
- Zebra:
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Sie waren einer der Kieler Spieler, die ein wenig länger
Urlaub hatten. Wie haben Sie diesen verbracht?
- Igor Anic:
-
Für mich war es ungemein wichtig, insgesamt um die acht Wochen
frei gehabt zu haben. Wie alle anderen sehe ich meine Familie
nicht so oft und habe mich sehr gefreut, sie alle - besonders
meinen 17-jährigen Bruder - einmal wiederzusehen. Wir wohnen
in Frankreich dort, wo andere Urlaub machen. Groß verreisen
müsen wir daher nicht, auch wenn ich noch ein paar Wochen
in Italien und Kroatien verbracht habe.
- Zebra:
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In Kiel wohnen Sie alleine - fällt Ihnen manchmal die Decke auf den Kopf?
- Igor Anic:
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Natürlich ist es nicht so schön, abends in eine "leere" Wohnung zu
kommen. Wir haben aber eine tolle Mannschaft, sodass ich
oft abends nach dem Training noch mit einigen Spielern
Essen gehe oder einfach viel Zeit mit ihnen verbringe.
Andererseits genieße ich manchmal die Ruhe, allein
an meinem Tisch zu sitzen und zu zeichnen. Neben
dem Handball tut das auch mal gut.
- Zebra:
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Bleibt bei dem stressigen Leben als Handballer auch mal das
ein oder andere auf der Strecke?
- Igor Anic:
-
Sicherlich habe ich nicht immer Lust, wenn ich von einer
Auswärtsfahrt oder dem Training nach Hause komme, noch
groß aufzuräumen oder sauber zu machen. Wenn ich
allerdings Besuch bekomme, oder wenn mir das Chaos
über den Kopf wächst, schwinge ich auch schon mal
den Staubsauger (lacht).
- Zebra:
-
Wohnen Sie erst alleine, seit Sie in Kiel leben?
- Igor Anic:
-
Nein, ich habe schon zwei Jahre lang in Montpellier alleine
gewohnt. Die Wohnung dort war zwar kleiner,
doch habe ich schon damals gelernt, selbstständig
zu sein und für mich zu sorgen. Anfangs bestand
das Essen aus Ravioli aus der Dose, heute kann ich
schon ein wenig mehr.
- Zebra:
-
Sind Sie ein guter Koch?
- Igor Anic:
-
Ich kann kochen, ja. Es gibt bei mir mittags aber keine
französischen Spezialitäten oder ausgefallene Mahlzeiten.
Doch es reicht, um satt zu werden und um sagen zu können,
dass ich kochen kann. Meistens ziehe ich aber einen
Restaurantbesuch mit meinen Kollegen vor, da ich keine
große Lust verspüre, lange in der Küche zu stehen,
nur um für mich allein etwas zuzubereiten.
- Zebra:
-
Sind Sie der perfekte Hausmann?
- Igor Anic:
-
Natürlich (lacht). Irgendwie halte ich meine Wohnung schon
in Schuss. Und ich sorge für eine schöne Dekoration an
den Wänden. So etwas kann sonst kein Hausmann.
- Zebra:
-
In Ihrem Wohnzimmer fallen einem sofort die vielen Kunstwerke
ins Auge. Von wem haben Sie das künstlerische Talent?
- Igor Anic:
-
Das habe ich mit Sicherheit von meiner Mutter. Sie bastelt,
malt und zeichnet ebenso gerne wie ich, baut Skulpturen
und stellt diese aus. Ich habe schon als Kind mit dem
Zeichen angefangen, und mich hat dieses Hobby nie wieder
losgelassen. Handball stand zwar immer an erster Stelle,
doch wenn mir in der Schule langweilig war, habe ich
angefangen, meine Hefte mit kleinen Zeichnungen zu verschönern.
- Zebra:
-
Was versuchen Sie mit Ihrer Kunst auszudrücken?
- Igor Anic:
-
Wenn ich male, blende ich alles andere aus und merke nicht,
wie die Zeit vergeht. Für mich ist die Kunst einfach ein
Gegenstück zum stressigen Sportlerleben. Ich entspanne
beim Zeichnen und schalte völlig ab vom Handball.
- Zebra:
-
Hätten Sie auch einmal Lust, Ihre eigene Modelinie zu designen?
- Igor Anic:
-
Momentan verschönere ich die Schuhe von Börge Lund - das ist
doch schon fast Modedesign (lacht). Ich bin allerdings
kein großer Fashion-Victim - ich lege nicht so viel
Wert auf Marken- oder Designerklamotten. Wenn ich
könnte, würde es mich aber schon reizen, mal ein
eigenes T-Shirt zu kreieren. Vielleicht beschäftige
ich mich damit intensiver nach meiner sportlichen Karriere.
- Zebra:
-
Haben Sie tatsächlich schon über die Zeit nach dem Handball nachgedacht?
- Igor Anic:
-
Allzu große Gedanken habe ich mir darüber noch nicht gemacht.Ich
hoffe doch, dass es mit dem Handbal noch lange weitergeht.
Ich kann mir aber gut vorstellen, mehr im künstlerischen
Bereich zu machen. Dem Sport möchte ich allerdings auch
verbunden bleiben. Vielleicht lässt sich da eine Verknüpfung finden.
- Zebra:
-
Was für Musik hören Sie gerne?
- Igor Anic:
-
Eigentlich läuft bei mir den ganzen Tag Musik. Sie ist unglaublich
wichtig für mich, in gewisser Weise inspiriert mich Musik
auch bei meiner Kunst. Viel wichtiger ist aber, dass es
mit Musik einfach nicht so ruhig in der Wohnung
ist.Eine wirkliche Lieblingsband habe ich aber nicht.
Ich höre alles, egal, ob Metallica, Bob Marley,
House oder Jazz.
- Zebra:
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Außergewöhnlich, unkompliziert, kreativ - Eigenschaften die Sie beschreiben?
- Igor Anic:
-
Ob ich wirklich immer unkompliziert bin, weiß ich nicht.
Ich kenne keinen anderen als Vid Kavticnik,
der immer gute Laune hat und in diesem Sinne unkompliziert ist.
- Zebra:
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Was hat sich in einem Jahr Kiel bei Ihnen alles verändert?
- Igor Anic:
-
Der Deutschunterricht bei Berlitz hat mir sehr geholfen.
Ich war viel unter Menschen, und meine Mannschaftskameraden
haben mich dazu gezwungen, Deutsch zu sprechen. So habe
ich die Sprache wirklich schnell gelernt. Jetzt beherrsche
ich Französisch, Kroatisch, Englisch und Deutsch und
hätte Lust, noch ein bis zwei weitere Sprachen zu
erlernen. Meine Wohnung ist inzwischen komplett
eingerichtet und gemütlich geworden. Darüber muss
ich mir keinen Stress mehr machen, was mir ein gehöriges
Stück Sicherheit gegeben hat. Seitdem kann ich mich
voll und ganz auf den Handball konzentrieren und habe
nichts anderes mehr im Kopf.
- Zebra:
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Wie haben Sie sich in dem einen Jahr verändert?
- Igor Anic:
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Ich bin ein Stück mehr Profi geworden. Früher war ich manchmal
einfach nicht diszipliniert genug, um auch mal alleine
laufen oder in den Kraftraum zu gehen. Heute weiß ich,
dass mir das gut tut. Ich bin 21 Jahre alt und habe
das Gefühl, in diesem einen Jahr in Kiel ein bisschen
erwachsener und reifer geworden zu sein. Ich habe
an Selbstsicherheit - auf und neben dem Feld - gewonnen
und fühle mich wohl.
(Das Gespräch führte Annika Stöllger, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)