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07.02.2009 Interview

Zebra-Interview mit Christian Zeitz: "Du kannst ja doch lachen!"

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Christian Zeitz.
Klicken Sie für weitere Infos! Christian Zeitz.

Im ZEBRA-Interview gibt Christian Zeitz einen besonderen Einblick in das Leben eines Handballprofis, erzählt von Zukunftsgedanken und Wechselgerüchten. Er bezieht klar Stellung zur Nationalmannschaftspause. Gleichzeitig zeigt er aber auch eine Seite, die viele von dem 28-Jährigen nicht kennen.
Zebra:
Christian, wie haben Sie die wenigen ruhigen Tage der WM-"Pause" verbracht?
Christian Zeitz:
Ich war bei meiner Familie und habe Silvester in Heidelberg mit alten Freunden gefeiert, danach war ich ein paar Tage Snowboardfahren. Und am 10. Januar begann ja auch schon wieder das Training beim THW - allerdings ohne die Spieler, die zur WM fuhren.
Zebra:
Macht denn so eine Vorbereitung mit wenigen Spielern Spaß?
Christian Zeitz:
Eine Vorbereitung macht nie Spaß. Aber wir waren selten in der Halle, haben vielmehr im MARE in Schönkirchen und auf der 400-Meter-Bahn trainiert. Da ist es nicht so wichtig, wie viele Spieler beim Training sind...
Zebra:
Wie ist es für Sie gewesen, der WM von zuhause aus zuschauen zu müssen?
Christian Zeitz:
Entspannend! Ich weiß ja wie schwer es ist, zehn Spiele in so kurzer Zeit zu spielen. Das geht an keinem Spieler spurlos am Körper und am Kopf vorbei. Es ist wahnsinnig schwierig, sich von Spiel zu Spiel aufs Neue zu konzentrieren und zu motivieren. Da bin ich ehrlich gesagt froh, "nur" trainieren zu müssen!
Zebra:
Es war Ihr eigener Wunsch, die Nationalmannschaft vorerst "beiseite" zu legen?
Christian Zeitz:
Ja, das ist richtig. Ich selbst, der Bundestrainer und die Medien waren mit mir nicht mehr zufrieden. Eigentlich wollte ich schon 2005 nach der Weltmeisterschaft in Tunesien aufhören. Es war für mich einfach nicht mehr auszuhalten, von den Medien so zerrissen zu werden. Nach jeder WM oder EM war ich wieder froh, bei den Jungs vom THW zu sein. Während Olympia und speziell nach dem Spiel gegen Island wäre ich am Liebsten abgereist, weil ich keinen Sinn mehr sah, der Mannschaft zu helfen, ohne schlecht auszusehen. Nach dem Spiel gegen Island habe ich dann unter vier Augen mit Heiner Brand geredet und gesagt, dass nach Olympia Schluss sei. Mit der Entscheidung kann ich sehr gut leben.
Zebra:
Haben Sie die Spiele im Fernsehen verfolgt?
Christian Zeitz:
Ich habe mir die Spiele angesehen. Traurig war ich aber auf keinen Fall, nicht dabei gewesen zu sein.
Zebra:
Nachdem für Sie das Kapitel Nationalmannschaft abgeschlossen war, blühten Sie auf...
Christian Zeitz:
Ich glaube, mir ist eine Last von den Schultern gefallen, weil mich das Thema Nationalmannschaft seit 2005 geplagt hat. Die Last wurde größer und größer. Und irgendwann, bevor die Last mich erschlagen hätte, musste sie weg. Jetzt kann ich mich voll auf die Aufgaben beim THW konzentrieren.
Zebra:
Auch Alfred Gislason scheint Ihnen gut zu tun. Was hat sich unter ihm verändert?
Christian Zeitz:
Es hat sich einiges verändert beim THW Kiel. Alfred versucht, jedem Spieler seine Anteile zu geben. Unter Noka war es so, dass die erste Sieben gesetzt war. Wenn das Spiel entschieden war, durften auch die Reservespieler einmal ran. Alfred versucht, jedem von uns eine Pause zu gönnen, um noch gefährlicher und unberechenbarer für den Gegner zu sein. So können wir über 60 Minuten Vollgas geben, ohne dass ein zu großer Bruch ins Spiel kommt.

Außerdem macht das Training, so hart es auch ist, viel mehr Spaß, denn Alfred hat immer einen Spruch auf den Lippen, der jeden zum Lachen bringt. Die so wichtige Kommunikation zwischen Spieler und Trainier ist besser geworden.

Zebra:
Wie begegnen Sie den Wechselgerüchten um Ihre Person?
Christian Zeitz:
Ich glaube jeder Spieler war von den Wechselgerüchten betroffen, es flogen viele Namen durch die Presse. Einer davon war natürlich auch meiner. Es gab Gespräche meiner Managerin mit dem Manager der Rhein-Neckar-Löwen, Thorsten Storm. Aber ich werde bis 2011 beim THW bleiben und meinen Vertrag erfüllen - auch wenn es nicht jedem passt.
Zebra:
Fühlen Sie sich denn wohl in Kiel?
Christian Zeitz:
Ich fühle mich wohl im Verein, was aber noch lange nicht heißen muss, dass ich mich auch in der Stadt wohlfühle. In Kiel steht der THW an der ersten Stelle, und der Bekanntheitsgrad der Handballer steigt da ungemein. Für mich ist das so eine Sache. Ich bin jemand, der eher seine Ruhe will und nicht beim Einkaufen von 20 Leuten angesprochen werden möchte. Bekanntheit ist schön und gut, aber die Privatsphäre sollte doch ein wenig gewahrt werden.
Zebra:
Wo halten Sie sich in Kiel denn am liebsten auf?
Christian Zeitz:
Am meisten halte ich mich wahrscheinlich in der Sporthalle und in meinen eigenen vier Wänden auf. Wo ich sonst noch anzutreffen bin, möchte ich aus den oben genannten Gründen lieber für mich behalten.
Zebra:
Wie und mit welchen Gefühlen schauen Sie in die Zukunft?
Christian Zeitz:
Mit gemischten Gefühlen, denn die letzten drei bis vier Jahre sind doch recht schnell vergangen. Manchmal möchte ich, dass die Zeit im richtigen Moment stehen bleibt oder ich Dinge länger und intensiver genießen kann.
Zebra:
Haben Sie auch manchmal Angst vor dem was kommt?
Christian Zeitz:
Angst habe ich keine. Aber ich bin inzwischen 28 Jahre alt und muss doch schon mal mit einem Auge auf die Zukunft schauen und mir Gedanken machen, wie es weiter geht.
Zebra:
Was wären Sie heute, wenn Sie sich nicht Profi-Handballer geworden wären?
Christian Zeitz:
Ich würde sicherlich noch in Heidelberg wohnen. Aber der Prozess zum Profi-Handballer hat sich ja nicht erst seit ich in Kiel bin entwickelt. Ich habe schon als Kind und Jugendlicher viel Freizeit geopfert, um mein Ziel - den Profisport - zu erreichen. Aus diesem Grund kann ich gar nicht so genau auf die Frage antworten. Sport war auf jeden Fall schon immer meine Leidenschaft, vielleicht wäre ich in einer anderen Sportart genauso erfolgreich oder würde in irgendeinem Büro sitzen.
Zebra:
Haben Sie Träume?
Christian Zeitz:
Ja. Jeder hat Träume und Ziele, aber die möchte ich nicht preisgeben.
Zebra:
Sie gelten als jemand, der polarisiert. Die Stimmung ist Ihnen gegenüber oft nicht fair...
Christian Zeitz:
Mittlerweile kann ich mit der Stimmung zum Beispiel in der Flensburger Campushalle ganz gut leben. Ich weiß, was da abgeht. Wenn ich dann aber auf der Bank sitze und hinter mir Leute mich aufs Übelste beleidigen, muss ich mich natürlich auch mal umdrehen und einen Spruch zurück bringen. Es kann sogar in fremden Hallen öfter vorkommen, dass ich 60 Minuten ausgepfiffen werde und dann die Leute nach dem Spiel ein Autogramm von mir wollen. Da muss ich dann schon schmunzeln. Man sollte schon zwischen Sport und dem Privaten unterscheiden können.
Zebra:
Nehmen Sie die Stimmung in der Sparkassen-Arena noch wahr?
Christian Zeitz:
Na klar! Beim Einlaufen in die Halle, wenn die Fans während des Spiels rufen oder frenetisch applaudieren - das bekomme ich schon mit.
Zebra:
Wie gut tun solche Anfeuerungen aus dem Publikum?
Christian Zeitz:
Wenn die Anfeuerungen und Rufe ernst gemeint sind, freue ich mich natürlich darüber. Aber mir ist zu Ohren gekommen, dass die Anfeuerungsrufe für mich teilweise ironisch gemeint gewesen sein sollen. In diesem Fall sollten die Zuschauer es dann doch lieber ganz unterlassen (lacht).
Zebra:
Welche Seite des Christian Zeitz kennen viele Menschen noch nicht?
Christian Zeitz:
Die menschliche Seite! Viele sehen nur den Christian auf dem Spielfeld, der mit ernster Miene, kaum lächelnd und ohne Emotionen über das Parkett läuft. Die meisten haben dann schnell das Vorurteil, dass ich arrogant und eingebildet sei. Viele merken erst wenn sie mich persönlich kennengelernt haben, dass ich nicht so bin. Dann fällt häufig der Satz: "Du kannst ja doch lachen!"
Zebra:
Menschen urteilen vorschnell - deshalb sind Sie auf den Hund gekommen?
Christian Zeitz:
Der Hund ist der beste Freund des Menschen. Ich wollte schon als kleines Kind einen Hund haben. Ich habe mir schon damals fest vorgenommen, mir einen Hund zuzulegen, wenn ich "groß" bin. Ich hatte früher einen Kanarienvogel, mein Vater hat hunderte von Brieftauben. Aber leider kann man zu denen nicht so eine Beziehung aufbauen wie zu einem Hund.
(Das Gespräch führte Annika Stöllger, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


(07.02.2009) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite