THW-Logo
08.04.2009 Verein

Kieler-Nachrichten-Kommentar: Tiefer Schnitt

Aus den Kieler Nachrichten vom 08.04.2009:

Es gab keine klaren Antworten, deshalb war es keine Frage, dass der THW Kiel die bittere, aber einzig richtige Entscheidung treffen und sich von seinem Manager trennen musste. Der tiefe Schnitt, der das Ende der Ära Schwenker markiert, ist für alle Beteiligten schmerzlich. Dafür hat man zu lange zu gut zusammengearbeitet, fast 16 Jahre, in denen der THW zum deutschen Rekordmeister und Champions-League-Sieger aufstieg.
Uwe Schwenker war der beste Handball-Manager, nicht nur in Deutschland. Ein umgänglicher Typ mit exzellentem Wissen und Kontakten, in internationalen Gremien anerkannt und vernetzt. Er hat den THW zu einem europäischen Top-Klub geformt. Insofern beinhaltet sein Abgang eine große Tragik. Die tragische Komponente wird ergänzt durch die anfänglichen Geschehnisse, die zu diesem spektakulären Ende führten. Schwenker ist über jene Fallstricke gestolpert, die, wie Gesellschafter Dieter Hein gestern meinte, von Noka Serdarusic ausgelegt worden seien. Als Schwenker sich vor einem Jahr von seiner Frau trennte, wurde aus einer Männer-Freundschaft eine Feindschaft, eine Entwicklung, an der auch Mirjana Serdarusic, die Trainer-Frau, nicht unbeteiligt war. Dass sich Gesellschafter und Beirat im Juni 2008 einstimmig für Schwenker und gegen Serdarusic aussprachen, hat dessen Rachegelüste, wie man beim THW glaubt, erst richtig entfacht. Dennoch ist Schwenkers Sturz für den ehemaligen Meistermacher kein Tag des Triumphs, denn seine Trainer-Karriere liegt ebenfalls in Trümmern.

Schwenker zum Verhängnis wurden letztlich ungeklärte Buchungen. Nur ungeklärte Buchungen? Nein, denn wenn damit lediglich eine buchhalterische Nachlässigkeit verbunden wäre, hätte sie nicht diese Folgen gehabt. Problematisch daran ist, dass die rätselhaften Bargeldbewegungen auf dem THW-Konto und Schwenkers Schweigen die Befürchtung nähren, der Manager könnte tatsächlich versucht haben, Spitzenspiele zu manipulieren und Schiedsrichter zu bestechen. Dafür hat die Staatsanwaltschaft Hinweise, aber keine Beweise. Auf diese zu warten, konnte sich der THW nicht mehr leisten. Er musste die Notbremse ziehen, da er sich nicht den zweifelhaften Ruf leisten kann, finanzielle Mauscheleien aussitzen zu wollen. In jedem Dorfklub hätte der Kassenwart ein Problem, wenn er Abbuchungen nicht erläutern könnte. Da Schwenker keine Aufklärung leistete, war der Zug für ihn also zwangsläufig abgefahren.

Der THW sollte darin kein Signal für eine Änderung des nun eingeschlagenen konsequenten Kurses betrachten. Die Forderung des Beirats, alle Gremien und Personen auf den Prüfstand zu stellen, ist ein wichtiger Beitrag zur internen Aufarbeitung einer unsäglichen Affäre, die für den THW ohnehin erst beendet ist, wenn die Suche der Staatsanwälte erfolglos bleibt. Erst dann ist die Bahn frei für einen wirklichen Neuanfang.

(von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 08.04.2009)


(08.04.2009) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite