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05.08.2009

Kieler Nachrichten: "Wolle, das gibt's doch nicht"

Vom Handball zum Fußball: Schwenke trat seinen Dienst als Holstein-Geschäftsführer an

Aus den Kieler Nachrichten vom 05.08.2009:

Kiel - Er ist der Umsteiger des Jahres. Vom Trainer des Champions-League-Halbfinalisten Rhein-Neckar Löwen zum kaufmännischen Geschäftsführer des Fußball-Drittligisten Holstein Kiel. Gestern trat Wolfgang Schwenke seinen Dienst an.
Der ehemalige Handball-Nationalspieler des THW Kiel wirkt aufgeräumt, von seinem neuen Arbeitsplatz kann man das nicht so recht behaupten. Auf dem Schreibtisch liegt ein Papierstapel, die Wände seines kleinen Büros im Holsteinstadion zieren diverse Terminpläne und ein Jahreskalender mit ansehnlichen Fotos der Zweitliga-Fußballerinnen. "Ist halt alles noch ein bisschen provisorisch hier", entschuldigt Roland Reime und zieht genussvoll an seiner Zigarre, obwohl am Türrahmen ein Schild "Bitte nicht rauchen" klebt. Doch Reime ist Präsident der "Störche", der darf das.

Um neun hatte Schwenke erst einmal anklopfen müssen, um die Geschäftsstelle betreten zu dürfen. Schlüssel besitzt er noch nicht, auch keinen Dienstwagen. "Eilt nicht", sagt der 41-Jährige, nachdem er am Handy die Glückwünsche von Henning Fritz entgegen genommen hat. Der Ex-Kieler war in der vergangenen Saison Schwenkes Löwen-Torhüter.

In Handball-Kreisen ist sein Seitenwechsel mit einer gewissen Überraschung registriert worden. Auch Nationalspieler Oliver Roggisch ("Wolle, das gibt's doch gar nicht") hat angerufen. Klar, Schwenke hat mit den Mannheimer Löwen viel erreicht, nicht nur in der Champions League, wo er am THW scheiterte, sondern auch als Tabellendritter der Bundesliga. "Es ist optimal gelaufen", findet der ehemalige Rückraumspieler, dem Trainer-Angebote von Handball-Bundesligisten vorlagen. Dennoch zog es den Olympia-Teilnehmer und fünffachen deutschen Meister zum Fußball. "Es war mein mittelfristiges Ziel, ins Sportmanagement zu wechseln. Das hat sich halt schon jetzt ergeben", sagt der große Blonde mit den blauen Augen.

Blauäugig hat der Vater von Pia Sophie (8) und Linus Noah (6) jedoch nicht gehandelt. Dass er nun wieder zuhause bei der Familie in Kiel ist, war nicht das entscheidende Argument. Ihn reizt ganz einfach die Herausforderung. "Holstein hat ambitionierte Ziele, ist dabei, sich sportlich zu professionalisieren, und ich möchte dazu Strukturelles beitragen." Als Geschäftsführer ist er nun Kollege von Trainer Falko Götz. Schwenke: "Ich freue mich auf diese Zusammenarbeit."

Als nächstes will der 41-Jährige die Strukturen analysieren, in Ruhe, wie der "Teamplayer" (Eigeneinschätzung) betont. Marketing-Maßnahmen stellt der auf diesem Gebiet erfahrene Diplom-Betriebswirt erst einmal hinten an, sein erstes Auswärtsspiel mit den "Störchen" ebenfalls. Am Sonnabend fährt er nicht nach Braunschweig, sondern wirkt bei Stefan Lövgrens Abschiedsgala mit. Ganz ohne Handball geht's halt doch noch nicht.

(von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 05.08.2009)


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