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Uli Derad:
"Ich fühle mich in Kiel sehr wohl. Es gibt Tage, da habe ich das Gefühl,
nie woanders gewesen zu sein."
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Als der große THW Kiel auf der Suche nach einem Nachfolger für Manager
Uwe Schwenker war, wurde er ausgerechnet beim
kleinen Ligakonkurrenten TSV Dormagen fündig.
Uli Derad
heißt der Mann, einst selbst viele Jahre National- und Bundesligaspieler,
später dann Manager im Rheinland. Seit Saisonbeginn arbeitet der 44-jährige
als Geschäftsführer für den Rekordmeister von der Ostsee. Am Sonntag erlebte
er den
großartigen Erfolg seines neuen Teams in Barcelona,
heute Abend steht Derad vor seinem ersten Nordderby.
- HBL:
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Glückwunsch zum tollen Erfolg des THW in Barcelona.
Das war wirklich eine Glanzleistung.
- Uli Derad:
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Das war klasse, weil wir zwei Punkte gewonnen haben. Das war ganz wichtig.
Ich meine: Es ist immer etwas ganz Besonderes, in Barcelona zu spielen.
Aber dort zu gewinnen erst recht.
- HBL:
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Welche Titel wird der THW in dieser Saison denn gewinnen?
- Uli Derad:
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Zurzeit sind wir in allen drei Wettbewerben gut unterwegs.
- HBL:
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Einen ganz besonderen Titel hat vor wenigen Tagen Ihr Torhüter
Thierry Omeyer erhalten. Er wurde
Welthandballer des Jahres 2008.
- Uli Derad:
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Dazu ganz herzliche Gratulation meinerseits. Das ist eine
Super-Geschichte, die absolut verdient ist. Am Sonntag in Barcelona
hat er seine Ausnahmestellung eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
- HBL:
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Insgesamt scheint es jedoch so, als komme der THW ein wenig
schwerer in Gang als in den Vorjahren.
- Uli Derad:
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Das ist ja auch nicht verwunderlich, angesichts der gravierenden
personellen Veränderungen. Natürlich braucht das Zeit, bis da
eine Mannschaft richtig zusammenwächst. Da geht es am Ende um
Nuancen, um Feinheiten. Selbstredend funktioniert ein Team besser,
wenn es sich über fünf Jahre eingespielt hat. Nach so prominenten
Abgängen wie von Nikola Karabatic,
Vid Kavticnik und
Stefan Lövgren ist jetzt eben vieles
neu. Aber das wird mit der Zeit kommen.
- HBL:
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Die Konkurrenz wird das gern sehen. Schließlich wird die Liga so spannender.
- Uli Derad:
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Wenn man auf die vergangene Saison zurückblickt, war das schon
Wahnsinn, wie dominant der THW war. Aber das wird sich in dieser
Saison neu definieren.
- HBL:
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Stimmen Sie mir zu, wenn ich sage, dass der HSV Hamburg in
dieser Saison Ihr größter Konkurrent sein wird?
- Uli Derad:
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Das haben wir immer gesagt. Aber wir dürfen ein paar andere Vereine
auch nicht vergessen. Ganz sicher werden sich die Rhein-Neckar Löwen
finden, auch der TBV Lemgo steht in der Tabelle gut da und hat
Perspektiven nach oben. Da sind schon noch einige Teams, auf die
wir achten müssen. Aber sicher ist der HSV Hamburg aufgrund seines
Personals erst einmal unser größter Konkurrent.
- HBL:
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Heute Abend steht das Gastspiel des THW bei der SG Flensburg-Handewitt
auf dem Programm. Ist das für jemanden wie Sie ein besonderes Spiel?
- Uli Derad:
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Das Nordderby ist bekannt für große Emotionen. Dem kann auch ich
mich nicht entziehen. Sicher ist es zunächst einmal ein Spiel wie
jedes andere. Und gleichzeitig ist es das auch nicht. Wir freuen
uns auf das Derby, werden die fantastische Stimmung genießen und
wollen unbedingt gewinnen.
- HBL:
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Kann sich der THW nach dem Punktverlust gegen den TBV Lemgo
einen weiteren Ausrutscher in Flensburg leisten, ohne dass von Krise
gesprochen wird?
- Uli Derad:
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Ich glaube, der Erfolg in Barcelona hat vieles
gerade gerückt. Und wenn wir in Flensburg ähnlich auftreten, dann können
wir ganz sicher auch dort erfolgreich bestehen.
- HBL:
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Sie sind in Kiel Nachfolger des erfolgreichen Uwe Schwenker.
Haben Sie sich schon eingearbeitet?
- Uli Derad:
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Ich fühle mich in Kiel sehr wohl. Es gibt Tage, da habe ich das Gefühl,
nie woanders gewesen zu sein. Handball ist hier in Kiel etwas ganz
Besonderes. So wie die Leute hier mit dem THW leben, das motiviert
mich jeden Tag aufs Neue.
- HBL:
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Schielen Sie mit einem Auge noch zu Ihrem TSV Dormagen herüber?
- Uli Derad:
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Natürlich. Ich drücke dem Klub nach wie vor die Daumen. Und ganz
sicher gefällt mir die aktuelle Entwicklung nicht.
(Das Interview führte die HBL)