Aus den Kieler Nachrichten vom 20.11.2009:
Kiel - Herbst in Kiel. Das bedeutet nicht nur Dauerregen
und wenig Licht. Es ist auch die Zeit, in der sich
das Spielerkarussell beim Handballmeister THW Kiel
dreht. Vier Verträge laufen aus. Die Tendenz:
Henrik Lundström bleibt,
Börge Lund schwankt,
Igor Anic und
Daniel Wessig gehen.
Eine Entscheidung ist bislang nur bei
Daniel Wessig gefallen.
Sein Vertrag wird nicht verlängert. Traurig ist er darüber
nicht. "Ich habe diese drei Jahre immer als Lehrjahre verstanden.
Und so habe ich sie auch genutzt", sagt der Junioren-Weltmeister,
der in der kommenden Woche seine Abschlussprüfungen als Bankkaufmann
ablegen will. Spätestens im Januar will der 21-Jährige seine
Ausbildung abgeschlossen haben. "Dann habe ich den Kopf ganz frei für
den Handball."
Auch bei Igor Anic stehen die Zeichen auf Abschied.
Zwar will sein Berater Bhakti Ong noch einmal nach Kiel
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Abschied aus Kiel oder Vertragsverlängerung und Ausleihe?
Igor Anic macht in der nächsten Saison
Platz für ...
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kommen, um mit den THW-Verantwortlichen zu verhandeln.
Möglicherweise soll darüber diskutiert werden, ob
der Franzose seinen Vertrag verlängert, dann aber ausgeliehen
wird. Trainer
Alfred Gislason ist allerdings kein
Freund dieser Variante. "Damit tut er sich keinen Gefallen.
Bei seinem neuen Club werden alle denken, dass er doch nur
zurück nach Kiel will."
Er bescheinigt dem 22-Jährigen eine sehr gute Entwicklung
und rät ihm, sich einen Verein zu suchen, bei dem er
noch mehr Spielzeiten erhält. Für Gislason
steht fest, dass in der nächsten Saison
Milutin Dragicevic am Kreis spielen
wird. Der Serbe, derzeit beim dänischen Spitzenclub Bjerringbro/Silkeborg
unter Vertrag, sollte längst das THW-Dress tragen.
Gemeinsam mit
Ex-Manager
Uwe Schwenker hatte
Gislason aber entschieden,
Dragicevic nicht, wie vereinbart,
schon im vergangenen Sommer nach Kiel zu holen. "Das", so
Gislason, "wäre für die Entwicklung von
Anic nicht gut gewesen." Der Franzose
will sich erst nach der Europameisterschaft im Januar
2010 über seine Zukunft entscheiden. "Ich möchte in Kiel
bleiben, aber wenn das nicht geht, dann suche ich mir einen
anderen Verein in der Bundesliga." Denn so viel ist für ihn
klar, in Deutschland will er auf jeden Fall bleiben. "Hier kann
ich mich am besten entwickeln."
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Henrik Lundström hat ein Angebot
für einen Ein-Jahres-Vertrag beim THW vorliegen.
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Ähnlich sieht es Linksaußen
Henrik Lundström.
"Entweder Kiel, oder ich gehe zurück nach Schweden." Mit drei
kleinen Kindern, so der Göteborger, sei es "nicht optimal",
eine weitere Station im Ausland anzulaufen. "Wir fühlen
uns in Kiel wohl, alles andere möchte ich bis Januar entschieden
haben."
Der Verein hat dem 93-fachen Nationalspieler einen
Ein-Jahres-Vertrag angeboten. Hintergrund könnte sein,
dass der THW seinen schwedischen Landsmann Jonas Källman
verpflichten will, der mit Champions-League-Sieger
Ciudad Real in Kiel bleibenden Eindruck hinterlassen
hat. Dem Linksaußen, der auch auf der Halbposition decken
und aus dem Rückraum werfen kann, soll auch ein
neuer Sieben-Jahres-Vertrag von Ciudad vorliegen. Angeblich
ist zudem der FC Barcelona bereit, 800 000 Euro Ablöse
für ihn zu bezahlen. "Ein interessanter Spieler", bestätigt
THW-Manager Uli Derad Interesse.
"Aber eine Ablöse zahlen wir nicht." Ohne wäre
Källman erst im Sommer 2011 zu verpflichten.
Völlig offen sind die Verhandlungen mit
Börge Lund,
der nach seiner erfolgreichen Daumenoperation wieder am
Mannschaftstraining teilnimmt. "Bälle werfen und fangen
geht schon wieder ganz gut", sagt der Norweger, der
morgen mit dem THW-Tross zum Champions-League-Spiel
nach Zürich (Sonnabend, 18.15 Uhr/Eurosport) aufbricht.
Spielen wird er nicht, wohl aber über seine Zukunft
verhandeln. "Noch ist alles offen." Was sagt
Gislason? "Ich würde ihn gerne
behalten,
Börge hat in der Abwehr
außergewöhnliche Fähigkeiten." Als Mittelmann ist
der 30-Jährige derzeit aber nur die Nummer vier hinter
Daniel Narcisse,
Aron Palmarsson und
Filip Jicha. Ob
Lund das genügt, wird sich in
den nächsten Tagen zeigen.
Gislason:
"Ich könnte verstehen, wenn ihm das nicht reicht."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 19.11.2009)