02.12.2009 | Mannschaft |
Börge Lund möchte noch gerne fünf bis sechs Jahre Handball spielen. |
Und da gibt es das einzige Problem der Familie Lund mit Kiel. "Mit meinen Spielanteilen im Angriff kann ich nicht zufrieden sein", sagt Lund, der hinter Daniel Narcisse, Aron Palmarsson und Filip Jicha Mittelmann Nummer vier ist. "Es macht keinen Spaß, nur in der Abwehr zu stehen. Im Gegensatz zum Fußball bekommt man in unserem Sport hier noch nicht einmal den Ball."
Im Sommer 2007 war der 151-fache Nationalspieler nach Kiel gekommen. Er hatte eine glänzende Saison bei der HSG Nordhorn gespielt und galt als ein möglicher Nachfolger von Stefan Lövgren. Als dieser sich vor wenigen Monaten in den Ruhestand verabschiedete, war der Rechtshänder als Spielmacher die Nummer eins. Im Juni ließ er sich sein Knie operieren, das zuletzt immer stärker mit Schmerzen auf Belastung reagiert hatte. "Ich sollte viel spielen, deshalb machte dieser Eingriff Sinn."
Mit der Verpflichtung von Narcisse kam alles ganz anders. Die Operation bereut er nicht ("mir geht es viel besser"), für den Transfer-Coup hat er Verständnis. "Der Verein hat einen guten Job gemacht. Daniel wird uns helfen, Titel zu gewinnen." Narcisse, räumt Lund ein, sei "der bessere Spieler".
Er hätte kein Problem damit, sich die Rolle des Mittelmanns zu teilen. Nur ganz aufgeben will er sie nicht, auch, weil er in der Nationalmannschaft eine tragende Säule bleiben möchte. "Wer nicht mehr spielt, verliert sein Selbstvertrauen", sagt Lund. "In unserem Sport entscheidet die Intuition. Wer überlegt, hat schon falsch entschieden."
Trainer Alfred Gislason hat bereits signalisiert, den 1,96-Meter-Hünen halten zu wollen. "Er ist ein kompletter Handballer und wäre für jeden Bundesligisten eine Verstärkung." Auch Manager Uli Derad hält ein Bleiben für möglich. Allerdings müsse Lund sich damit arrangieren, in erster Linie "ein Defensivspieler" zu werden. Auch Gehaltseinbußen seien nicht undenkbar. Lund sieht dort keinen Spielraum, schließlich sei der THW nicht in einer Notlage wie beispielsweise die SG Flensburg. "Ich habe meinen Wert. Wie ich eingesetzt werde, liegt nicht in meiner Verantwortung."
Konkrete Angebote liegen ihm nicht vor. Gerüchte, die Rhein-Neckar Löwen hätten Interesse, dementierte Manager Thorsten Storm. Nach der schweren Verletzung von Grzegorz Tkaczyk (Knorpelschaden) hatten die Mannheimer kurzfristig den Isländer Snorri Gudjonsson und den Serben Nikola Manojlovic mit Ein-Jahres-Verträgen ausgestattet. "Mit beiden verhandeln wir nach der EM. Lund ist kein Thema."
Gibt es keine Einigung mit dem THW, will Lund sich zunächst in der Bundesliga nach einem neuen Job umsehen: "Fünf bis sechs Jahre will ich noch spielen." Und dann als IT-Spezialist arbeiten, wie ihn sein Steckbrief auf der THW-Homepage ausweist? Lund winkt ab. Dieser Titel ist ihm geblieben, als er sich beim dänischen Erstligisten Handbold Aalborg nebenbei drei Monate lang um die Logistik einer Wurstfabrik kümmerte. "Als ich mich endlich eingearbeitet hatte, kam die Frau zurück, deren Krankheitsvertretung ich war", erinnert sich Lund. "Dann haben sich mir einen Besen in die Hand gedrückt und mich ins Lager versetzt. Da habe ich gekündigt." Ein IT-Spezialist ist Lund also nicht, ein guter Handballer allemal.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 02.12.2009)
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