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12.12.2009 Bundesliga

Zebra: Mehr Respekt

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Peter Rauchfuß ist eigentlich ein gelassener Mann. Doch nun schlägt der 62-jährige Ex-Referee Alarm: Den deutschen Schiedsrichtern fehlt es an Nachwuchs.
Energisch wird Peter Rauchfuß immer dann, wenn es um die Schiedsrichter geht. Kein Wunder, ist Rauchfuß - im Hauptberuf PR- und Eventmanager einer Brauerei - doch seit 2002 DHB-Schiedsrichterwart. Mit der Erfahrung aus vier olympischen Spielen und zehn Weltmeisterschaften an der Pfeife wacht er über die deutschen Unparteiischen. Und er schlägt Alarm: "Bedauerlicherweise gibt es keineswegs ausreichend Nachwuchs." Dabei könne das deutsche Schiedsrichterwesen auf eine tolle Saison zurückblicken. "Aber nach der aus deutscher Sicht grandiosen Weltmeisterschaft im Januar und Februar standen die Schiedsrichter weit häufiger in der Diskussion als uns lieb war. Leider blieben die chiedsrichterleistungen oft im Verborgenen." Er wünsche sich, so Rauchfuß, ein wenig mehr Anerkennung für die Zunft, die Handball auf Spitzenebene überhaupt erst möglich mache. Gleichwohl stünde die Gilde der Unparteiischen vor einer ungewissen Zukunft. "Dadurch, dass durch den fehlenden Nachwuchs die Quantität in Frage gestellt ist, besteht ständig die Gefahr, dass auch die Qualität beeinträchtigt wird", befürchtet der Schiedsrichterwart. Dieser Mangel an "Fachpersonal" sei nicht nur im Ausbildungssystem begründet. "Unser Problem ist, dass die jungen Leute kaum noch die Geduld für eine lange Ausbildung mitbringen. Viele wollen schon nach zwei oder drei Jahren in die Bundesliga. Das geht leider nur in den seltensten Fällen." Denn auf die Ausbildung lege man beim Deutschen Handball Bund großen Wert, so Rauchfuß. "Wir laden unseren DHB-Kader und den Nachwuchskader zum so genannten Stützpunkttraining ein. Das geschieht nun in den Monaten von November bis Februar. Die Auswahlkriterien sind ebenso wie die Regeln streng. Wer einmal fehlt, wird gerügt, wer dreimal nicht anwesend ist, fliegt raus." Doch auch zu Hause müssten die Schiedsrichter weiter hart trainieren, um sich für eine mögliche Karriere zu rüsten: "Wir wünschen uns zum Beispiel, dass Schiedsrichter regelmäßig an Trainingseinheiten von Erst-, Zweit- oder Regionalligisten teilnehmen, damit sie ein entsprechendes Spielverständnis entwickeln und in den entscheidenden Momenten klarer entscheiden können."

Bis es erst einmal soweit sei, so Rauchfuß, habe man als Nachwuchs-Schiedsrichter aber einen langen Weg zurück zu legen. Dieser beginne natürlich in der Grundausbildung mit dem Erlernen des kompletten Regelwerks. Dann gebe es zahlreiche Weiterbildungen. "Und natürlich gehört auch eine körperliche Fitness dazu, die in regelmäßigen Abständen immer wieder überprüft wird." Mit 18 Jahren, empfiehlt Rauchfuß, könne man als Schiedsrichter einsteigen. Dabei nimmt der Schiedsrichterwart auch die Landesverbände in die Pflicht, damit die jungen Kandidaten nach ersten Misserfolgen nicht gleich wieder abspringen: "Die Betreuung vor allem nach Spielen, die vielleicht nicht ganz so gut gelaufen sind, ist extrem wichtig. Dann brauchen die jungen Leute Beistand."

Rauchfuß' Stimme wird lauter, wenn er von einem ganz anderen Problem der Schiedsrichter spricht. "Die jungen Referees haben immer mehr mit mangelndem Respekt gegenüber ihren Personen zu kämpfen. Das ist in den vergangenen Jahren immer schlimmer geworden. Was sich Schiedsrichter bei Kinder- oder Jugendspielen nicht selten auch von den Eltern der jungen Spieler anhören müssen, ist schon bedenklich." Und das, obwohl die meisten Unparteiischen nhezu ehrenamtlich pfeifen. "Mehr Geld wird es für die Referees vorerst nicht geben." Rauchfuß fordert deshalb die lokalen Vereine auf, für eine Gleichstellung der Schiedsrichter mit den Spielern zu sorgen: "In Sachen Ausrüstung, Trainingsanzüge oder anderen Sportutensilien dürfen sie nicht hinter den Aktiven zurückstehen. Schließlich tragen die Schiedsrichter auch Verantwortung."

(aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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