12.12.2009 | Mannschaft |
Aron Palmarsson. |
Zu Beginn seiner Zeit in Kiel, im Juli diesen Jahres, fand der Isländer eine kleine Apartmentwohnung und wohnt nun dort, wo seine halbe Mannschaft zuhause ist: in Melsdorf. Gerade aus diesem Grund gefalle es ihm dort besonders gut. "Es ist schön, wenn die Jungs direkt in der Nachbarschaft wohnen." Nach einigen Startschwierigkeiten kann er nun ruhigen Gewissens behaupten, dass er sich wohl fühlt. "In den ersten Monaten habe ich mich ein wenig allein gefühlt. Meine Freunde sind auf Island, und hier kannte ich ja so gut wie niemanden." Training, Team und Umfeld seien aus seiner Sicht jedoch klasse. Habe er eine Frage oder ein Problem, könne er sich sofort an jemanden wenden. Und dass Trainer Alfred Gislason seine Muttersprache spricht, macht es dem Jungspund wesentlich einfacher. "Ich habe in Kiel einfach ein neues Leben begonnen, und das liebe ich!"
Kurze Besuche in der Heimat erzeugen dennoch immer auch ein bisschen Heimweh. "Als ich für eine Woche bei der isländischen Nationalmannschaft war und dann wieder zurück in Kiel, überkamen mich die Gefühle", erinnert sich Palmarsson. "Ich habe mir einfach nur gewünscht, wieder in den Flieger steigen zu können, um nach Hause zu fliegen, da ich meine Freunde und Familie sehr vermisst habe und hier allein in meiner Wohnung saß." Ehrliche Worte eines 19-Jährigen, für den die letzten Monate in einem Wahnsinns-Tempo vorbeizogen. "Schnell haben sich diese Gedanken wieder gelegt, denn der Alltag holt einen ein. Davon mal ganz abgesehen, habe ich hier auch schon einige neue Freunde gefunden." Das denkt man vielleicht gar nicht von dem so ruhigen Isländer, doch sein kurzes Engagement zu Beginn der Saison im THW-Junior-Team hat ihm neben Spielpraxis auch neue Freunde gebracht. Nur kurz half er dort aus, nebenbei lernte er Jungs in seinem Alter kennen, die mit ihm auf einer Wellenlänge sind und dieselben Interessen haben. "Wusste ich anfangs mit meiner Freizeit wenig anzufangen und habe sie in der Stadt beim Bummeln oder zu Hause alleine verbracht, so unternehme ich nun vieles mit den Jungs, gehe gerne Essen oder halte den Kontakt zu meinen Freunden aus Island." Ein viel beschäftigter Mann - dessen Hobby mit Sicherheit nicht die Hausarbeit und das Kochen ist. "Ich habe jemanden, der mir bei der Hausarbeit unter die Arme greift. Und für Nudeln mit Sauce reicht es auch bei mir gerade noch", schmunzelt er.
Noch redet er Englisch. Das zwar perfekt, eigentlich ist aber Deutsch seine Arbeitssprache. Inzwischen verstehe er auch fast alles, nur das Sprechen sei noch ein Problem, gibt er zu erkennen. "In den ersten Monaten war ich frustriert und wollte alles verstehen und perfekt auf Deutsch antworten, heute sehe ich Woche für Woche stetige Verbesserungen, denn die Sprachschule besuche ich regelmäßig." Und neben seiner großen Leidenschaft Handball begeistert er sich für viele andere Sportarten. "Im Alter von sieben Jahren habe ich begonnen, Fußball zu spielen und das jahrelang auch gleichzeitig neben dem Handballtraining gemacht", berichtet er aus seiner Vergangenheit. "Ich habe allerdings irgendwann gemerkt, dass ich im Handball einfach besser bin und habe mich dafür entschieden." Sein Onkel Eidur Gudjohnsen war auf Island ein berühmter Fußballspieler, stürmte einst für den FC Chelsea und gewann mit dem FC Barcelona gar die Champions League. Sein Vater, Palmar Sigurdsson ist ebenso eine lebende Legende. "Er ist der beste Basketballspieler, den Island je hatte", sagt sein Sohn stolz. Mit dem Basketballspielen hatte Aron Palmarsson auch mal begonnen, jedoch gefiel ihm das Training nicht. "Das war mir zu langweilig und einfach nicht mein Ding, da schaue ich heute lieber die Spiele der NBA im Fernsehen", gibt der Fan von Basketballstar Kobe Bryant zu. Dem ist auch indirekt die Trikotnummer 24 gewidmet. "Er trägt ebenfalls die 24. Da auf meinem Trikot immer etwas mit der Nummer vier vorkommen muss, die mein Vater früher trug, war die 24 eine gute Wahl." Ein bisschen Aberglaube ist also auch mit dabei, dass der Erfolg dem 19-Jährigen Isländer mit in die Wiege gelegt worden ist, ist jedoch nicht zu bezweifeln. Seine Mutter Heida Einarsdottir war Handballnationalspielerin auf Island, so dass seine gesamte Familie eine Erfolgsstory hinter sich hat. "Ich gehe aber nicht den gleichen Weg wie sie, damit ich berühmt werde, sondern einfach nur, weil ich diesen Sport so liebe!" Dass er damit auch noch Geld verdienen könne, dass sei für ihn großes Glück. Und jedes Mal, wenn er in Kiel vor ausverkauften Rängen spiele, werde ihm wieder bewusst, was für ein schönes neues Leben für ihn hier begonnen hat.
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