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12.12.2009 Mannschaft

Zebra: Alfred im Glück

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Alfred Gislason.
Klicken Sie für weitere Infos! Alfred Gislason.

Groß war die Erleichterung am Tag nach dem letzten Heimspiel gegen die HSG Wetzlar: Nicht nur die zwei hart erkämpften Punkte sorgten für Freude auf der THW-Geschäftsstelle. Vielmehr versetzte die Unterschrift von Trainer Alfred Gislason unter die Verlängerung seines Vertrages die Zebra-Verantwortlichen in Hochstimmung.
Mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht setzte Alfred Gislason schwungvoll seine Unterschrift unter das Vertragswerk: Der Isländer verlängerte seinen ursprünglich bis 2011 datierten Vertrag vorzeitig um drei weitere Jahre bis zum 30. Juni 2014. Doch die Besiegelung des neuen Kontraktes war für den THW Kiel mehr als nur die Festlgeung auf nackte Zahlen: "Die Vertragsverlängerung sichert uns Kontinuität", freute sich THW-Geschäftsführer Uli Derad. "Dies ist ein ganz wichtiger Schritt und ein Zeichen für den THW Kiel und die Mannschaft, dass wir auch weiterhin erfolgreich sein werden", fügte Derad an. Und auch Aufsichtsrats-Chef Klaus-Hinrich Vater konnte und wollte sich ein Lächeln nicht verkneifen: "Wir sind froh, dass wir uns die erfolgreiche Arbeit des Trainers weiter sichern konnten." Dieser Schritt mache eine langfristige Planung deutlicher einfacher. "Und die Vertragsverlängerung zeigt auch das Vertrauen von Alfred Gislason in die Strukturen des THW." Der Verein, so Vater weiter, habe schon früh den Wunsch geäußert, Alfred Gislason langfristig an den THW zu binden. "Es war nicht schwer, ihn von diesem Schritt zu überzeugen", fügte der Aufsichtsratsvorsitzende schmunzelnd an.

Tatsächlich hatte der Isländer, der im Juni 2008 vom VfL Gummersbach an die Förde wechselte, immer betont: "Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich bleiben möchte. Der THW ist ein außergewöhnlicher Club, zu dem es für mich keine Alternative gibt." Und offenbar können sich auch die Fans nach nur etwas mehr als einem Jahr Alfred Gislason in Kiel keinen anderen Trainer mehr für ihre Zebras vorstellen. Im Forum der offiziellen THW-Homepage unter archiv.thw-handball.de drückten kurz nach Bekanntgabe viele Fans ihre Freude über die Vertragsverlängerung aus. Die Anhänger der Zebras haben "ihren" Trainer längst ins Herz geschlossen - was offenbar nicht nur an zahlreichen Erfolgen Gislasons in seinem ersten THW-Jahr liegt: Er holte das Double aus Meisterschaft und Pokal, führte die Kieler ins Champions-League-Finale und ist auch in der aktuellen Spielzeit mit den Zebras wieder auf Erfolgskurs. Ungeschlagen führen die die Tabellen in der Königsklasse und der TOYOTA Handball-Bundesliga an. Der 190-fache Nationalspieler, der auch schon in Magdeburg und Gummersbach erfolgreich arbeitete, scheint beim THW Kiel einfach seine Bestimmung gefunden zu haben - das merken Spieler, Verantwortliche und natürlich auch die Fans gleichermaßen. Und für eine "Ära Gislason" ist auch noch genügend Zeit: Bis zum 60. Lebensjahr, so der 50-jährige Gislason, möchte er Bundesliga-Trainer bleiben. Da bleibt noch viel Zeit für Erfolge ...

ZEBRA:
Herr Gislason, wie fühlt es sich an, die Vertragsverlängerung gerade unterschrieben zu haben?
Alfred Gislason:
Ich freue mich sehr, denn es gibt nichts Vergleichbares in der Handballwelt. Ich habe schon viele Stationen bei einigen Topklubs hinter mir - der THW Kiel ist national wie auch international einzigartig, einen besseren Klub gibt es nicht. Ich bin sehr stolz, weiterhin und langfristig mit dem THW Kiel arbeiten zu dürfen. Für einen Handballfanatiker wie mich ist das traumhaft. Für mich war es deshalb auch nie ein Thema, meinen Vertrag hier nicht zu verlängern. Schließlich kommt in Kiel alles zusammen: der Verein, die Stadt, die stets volle Halle. Handball ist in Kiel immer ein zentrales Thema.
ZEBRA:
Sind Sie erleichtert über diese frühzeitige Weichenstellung für Ihre Zukunft?
Alfred Gislason:
Ich habe diese Vertragsverlängerung immer locker gesehen, aber erleichtert bin ich insofern, dass es jetzt keine Unsicherheiten mehr gibt. Aber ich hätte auf diese Unterschrift auch gut noch ein Jahr warten können, und die Verantwortlichen hätten darauf vertrauen können, dass ich mit keinem anderen Verein verhandelt hätte. Ich habe von Anfang an immer gesagt: Ich möchte hier so lange wie möglich meine Leistungen bringen und Erfolg haben - dafür gebe ich immer einhundert Prozent. Aber ich brauche keinen langfristigen Vertrag. Ich würde immer alles dafür geben, die Erfolgsgeschichte des THW Kiel fortzuschreiben.
ZEBRA:
Was hat Sie dann doch zu diesem Schritt bewogen?
Alfred Gislason:
Für alle Spieler ist es wichtig, wer zukünftig ihr Trainer sein wird und mit wem sie zusammen arbeiten werden, wenn sie sich langfristig an einen Verein binden. Der Klub, die Spieler und letztlich auch ich brauchen Planungssicherheit. Wenn ich mit einem potentiellen Neuzugang spreche, ist es immer seine erste Frage, ob ich auch in den kommenden Jahren seines möglichen Vertrages beim THW Kiel sein Trainer sein werde. Für die Spieler macht es einen großen Unterschied, ob es der Trainer ist, der sie einst haben wollte, oder nicht.
ZEBRA:
Wie fällt Ihr erstes sportliches Zwischenfazit bis zum heutigen Tage aus?
Alfred Gislason:
Das zurückliegende erste Jahr war durch viele Umstände kein leichtes, aber doch ein sehr erfolgreiches. Im Sommer ist ein Umbruch eingeläutet worden, mit Lövgren, Karabatic und Kavticnik haben wir drei ganz wichtige Spieler verloren, im Gegenzug aber auch ein paar klasse Jungs dazu gewonnen. Bislang haben wir diesen Umbruch gut gemeistert, allerdings ist er noch immer nicht abgeschlossen. Das wird wohl auch noch die gesamte nächste Saison dauern. Dass immer ein, zwei Leute kommen und gehen, ist dabei eine kontinuierliche Sache. Aber alle Spieler auf der wichtigen Mittelposition auf einen Schlag auszutauschen, ist schon heftig - zumal wir zunächst auf den verletzten Börge Lund verzichten mussten, Daniel Narcisse ohne Vorbereitung zu uns kam und Aron Palmarsson zwar ein Riesentalent ist, aber sich mit seinen jungen 19 Jahren erst in der Bundesliga beweisen muss. Wir sind noch nicht so stabil wie im vergangenen Jahr, aber trotzdem schon ziemlich stabil. Ich bin sehr stolz, mit dieser Mannschaft zu arbeiten, ein tolles Team. Ich hoffe, ich kann ihr dieses in mich gesetzte Vertrauen zurückgeben.
ZEBRA:
Wie stehen die Aussichten?
Alfred Gislason:
Es stehen schöne, aber auch schwere Zeiten vor uns. Denn die Konkurrenz rüstet natürlich auch auf. Aber durch die Neustrukturierungen und nicht zuletzt durch unser Personal sind wir gut aufgestellt. Perspektivisch betrachtet haben wir eine relativ junge Mannschaft, wahrscheinlich die jüngste aller Spitzenmannschaften - setzt man Peter Gentzel auf die Tribüne, dann sinkt das Durchschnittsalter sogar noch um mindestens ein Jahr ... (lacht)

Erfolg ist von so vielen Faktoren abhängig. Verletzungen von Schlüsselpersonen können entscheidend sein. Ich denke deshalb nur von Spiel zu Spiel und will jedes einzelne gewinnen - und so wird es vermutlich endlos weitergehen.

ZEBRA:
Woher kommt die Konkurrenz?
Alfred Gislason:
Jeder von uns will immer alles gewinnen, so geht es allen von uns - auch der Konkurrenz. Der THW Kiel hat in den vergangenen Jahren Kontinuität beispielhaft vorgelebt und wurde dafür mit Titeln belohnt. Aber Titel einkalkulieren kann man nicht. Wir kämpfen nach wie vor gegen Klubs mit großen privaten Geldgebern im Rücken. So konnte der HSV im Sommer ohne große Transfererlöse zwei weitere Weltklasseleute verpflichten, die Rhein-Neckar Löwen haben auch sehr viel investiert, ebenso Lemgo. Allerdings hat der TBV sich noch nicht gefunden. Unsere Aussichten sind gut, aber die Konkurrenz ist riesig.
ZEBRA:
Schweift der Blick nicht insgeheim schon nach Europa?
Alfred Gislason:
Natürlich. Ciudad Real hat eine super Mannschaft, hängt aber natürlich sehr von einem Milliardär ab. Barcelona scheint mit sehr viel Geld im Rücken mächtig und um jeden Preis aufrüsten zu wollen. Sie sind nahezu an jedem Spieler dran, der nur mit einem Bein auf dem Markt ist. Was mich ärgert: Im vergangenen Jahr steckte sehr viel Unfaires in den medialen Attacken auf den THW Kiel - und das hat noch kein wirkliches Ende genommen. So werden oftmals auch Einzelpersonen stark beeinflusst. So haben wir kein anderes Mittel, als mit guter Arbeit und guten Ergebnissen zu überzeugen. Doch das ist im vergangenen Jahr in der Presse leider untergegangen. So hatte Daniel Narcisse beispielsweise finanziell deutlich höher dotierte Angebote und hat sich trotzdem für den THW Kiel entschieden - nicht ohne Grund. Die Summen, die in diesem Zusammenhang in der Öffentlichkeit herumgeisterten, entbehrten jeder Grundlage und waren reine Spekulation, das nervt schon. Unsere Stärke ist es, dass wir nicht von Einzelpersonen abhängig sind, die irgendwann keine Lust mehr auf uns haben. Natürlich werden Jahre kommen, in denen andere Mannschaften Meister werden und Titel holen, doch der THW Kiel wird immer mit in der Spitze sein.
ZEBRA:
Haben Sie Ihre Wunschspieler beisammen?
Alfred Gislason:
Es ist nicht einfach, darauf zu antworten. Denn Interpretationen werden immer als Unzufriedenheit ausgelegt. Um weiter erfolgreich zu sein, werden wir natürlich immer versuchen, frühzeitig an den größten Talenten dran zu sein und wichtige Spieler mit Weltklasseformat an uns zu binden. Ich bin jedoch sehr zufrieden mit dem aktuellen Kader. Wir sind gut besetzt, andere Mannschaften aber auch, schließlich ist die Bundesliga eine Art Weltliga.
ZEBRA:
Wie steht es um Vertragsverlängerungen und Neuzugänge?
Alfred Gislason:
Natürlich gehen wir mit wachen Augen durch die Welt, aber noch ist es zu früh, um darüber zu sprechen.
ZEBRA:
Wie muss die Saison weiter verlaufen, damit Sie am Ende genauso zufrieden sind wie heute?
Alfred Gislason:
Tja ... zufrieden ist man letztlich nur, wenn man den Titel hat. Wir sind alle professionelle Sportler und wollen unsere Spiele immer gewinnen. Noch besser wäre es natürlich, wenn wir auf dem Weg dahin guten Handball zelebrieren. Ohne wird es keine Zufriedenheit geben.
(Das Gespräch führte Sascha Klahn, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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