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20.12.2009 Mannschaft

ZEBRA: Filip Jicha: Familienglück und Weihnachtsfreude

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "ZEBRA", von living sports:

Filip Jicha.
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Ausgerechnet in der heißen Phase vor der Winter- und EM-Pause erwischte es ihn. Lange musste Filip Jicha pausieren, da ihn eine grippale Infektion flach legte. Für die Partie gegen den HSV Hamburg zeigt er sich jedoch kämpferisch.
Noch immer ist nicht wirklich klar, was den Tschechen tagelang ans Bett fesselte, und welcher Virus für das Fieber, welches in den Abendstunden aufkam, und den Schüttelfrost verantwortlich war. "Wichtig ist nur, dass ich mich inzwischen wieder besser fühle und wieder voll angreifen möchte", so der 27-Jährige, der bei einigen Spielen in den zurückliegenden Wochen pausieren musste. "Gut nur, dass es nicht allzu viele waren, und dass die Jungs das auch sehr gut alleine hinbekommen haben", zeigt er sich erleichtert.

Das heutige Spiel gegen den HSV Hamburg, den wohl ärgsten Konkurrenten des THW Kiel zurzeit in der TOYOTA Handball-Bundesliga, werde jedoch ein "dicker Brocken und ein echtes Highlight", ist sich Jicha sicher. Der frischgebackene Papa, im Sommer brachte seine Lebensgefährtin Hana Karnoldova ihr erstes Kind zur Welt, freut sich allerdings auf das Duell der Spitzenklasse. "Das sind so Spiele, die einem erneut aufzeigen, warum man diesen Sport mit soviel Leidenschaft betreibt", versucht er die positive Spannung vor dem Duell in Worte zu fassen. Die Stimmung in der Sparkassen-Arena-Kiel sei gerade bei solchen Partien eine ganz besondere und würde nicht nur Spieler und Verantwortliche, sondern auch den Gegner und die Fans selbst beeindrucken und fesseln. "Solche Spiele motivieren und fordern uns heraus, das Beste zu geben, um zu bestehen", so der Rückraumspieler, der die heutige Begegnung als eine vorentscheidende Partie für den weiteren Saisonverlauf ansieht.

Dass die Zebras dabei das Fehlen von Neuzugang Daniel Narcisse zu verkraften haben, stimmt Jicha nicht weniger optimistisch - obwohl er Narcisse als einen "individuellen Spitzenspieler und Aktivposten für den THW Kiel" beschreibt. "Schon in den vergangenen Jahren haben wir immer wieder sehen können, dass solche Situationen, in denen die Mannschaft vor wichtigen Spielen stand und einige Leistungsträger gefehlt haben, alle zusammengehalten haben und den Teamgeist beschworen haben." Die Verletzung von Daniel Narcisse sei ohne Zweifel eine Schwächung, doch der Zusammenhalt der Mannschaft könne dies durchaus wettmachen.

Viel Zeit, sich über das Fehlen des Franzosen Gedanken zu machen, hatte der Zwei-Meter-Mann in den vergangenen Wochen nicht. Nicht nur sein Infekt machte ihm zu schaffen, sondern auch die Tatsache, dass Weihnachten mit großen Schritten näher rückte und inzwischen beinahe vor der Tür steht. "Für mich und meine Freundin Hana wird es ein ganz besonderes Fest. Es ist das erste Weihnachten mit unserer Tochter Valeria." Nur wenige Momente blieben der Kleinfamilie, die vorweihnachtliche Stimmung zu Hause oder auch in der Kieler Innenstadt zu genießen. Dafür freuen sie sich jetzt umso mehr auf die Festtage. "Das erste Weihnachten mit Valeria wird uns für immer im Kopf bleiben", ist der Tscheche sich sicher. Reichlich Geschenke wird es im Hause Jicha ebenso geben, das ein oder andere hat der THW-Spieler in der Stadt und im Internet finden und kaufen können.

Das diesjährige Fest ist allerdings für alle Zebras ein ganz besonders stressiges. Am 23. Dezember treten die Kieler auswärts gegen HBW Balingen-Weilstetten an und müssen am 26.12 in der heimischen Sparkassen-Arena gegen den TV Großwallstadt bestehen. Viel Ruhe zur Besinnlichkeit bleibt da nicht. "Wir haben das so geplant: Meine Eltern schauen sich das Spiel in Balingen an und nehmen mich noch an dem Abend mit nach Hause nach Tschechien. So können Hana, Valeria und ich wenigstens einen Tag bei der Familie sein", erzählt er von seinen Weihnachts-Plänen. Am 25. Dezember bittet Trainer Alfred Gislason seine Spieler jedoch schon wieder in die Halle zum Training. "Auch auf die dann noch ausstehenden Spiele müssen wir uns gründlich vorbereiten", bringt Jicha Verständnis dafür auf. Schade sei es trotzdem, denn die Tage daheim erinnern ihn immer wieder an seine Kindheit. "Es war schon früher so, dass es am Heiligen Abend Kartoffelsalat und Karpfen gegeben hat. Dieser wird schon Tage zuvor an Ständen auf den Straßen zum Verkauf angeboten", schwärmt er. Filip Jicha ist eben ein echter Familienmensch, der nun seine eigene kleine Familie gegründet hat.

Auch in der Mannschaft sprechen sie darüber, denn nicht nur Jicha ist im Vaterglück. Marcus Ahlm wurde zum zweiten Mal Papa, Henrik Lundström zum dritten Mal, und auch Kim Andersson feierte vor Kurzem seine "Papa-Premiere": "Wir tauschen uns auch gerne untereinander aus und reden über die Entwicklungen unserer Kinder. Das ist doch ganz normal", berichtet der 27-Jährige. Sie seien eben nicht nur Mitspieler, sondern auch Freunde. Und da teile man auch private Dinge miteinander. Außerdem sei die Geburt des eigenen Kindes etwas so Besonderes und Prägendes, dass es weitaus mehr Bestand habe als Handball es je haben könne, so Jicha: "In zehn Jahren spielen wir vielleicht keinen Handball mehr. Nicht auf diesem Niveau und nicht gemeinsam, so dass einem bewusst wird, dass Kinder ein Leben lang ein Teil von einem sind", sinniert der Tscheche. Erwachsen und gereift klingen diese Worte. Die Geburt seiner Tochter hat ihn verändert und lässt ihn anders über die Schicksale anderer denken. "Ich bin einfach nur froh, dass es unserer Familie gut geht und alles bestens verlaufen ist. Das Glück hat jedoch nicht jeder", ist er sich bewusst.

Dass ihn vielleicht schon bald erneut etliche Kilometer von seiner Heimat Kiel trennen werden, sieht er indes gelassen. Die Europameisterschaft in Österreich steht im Januar bevor. Tschechien ist nicht unbedingt als Favorit des Turniers zu bezeichnen; mit genügend Vorfreude, Ehrgeiz und Engagement geht Filip Jicha jedoch trotzdem an die Sache heran. "Wir haben es immer schwer bei so einem Turnier, und in unserer Gruppe nun sowieso, aber wir wollen das Beste herausholen", gibt er sich kämpferisch. Dass ihm seine Hana und seine Valeria womöglich vor Ort die Daumen drücken könnten, und so die Entfernung zwischen Zuhause und dem Handball kleiner wird, dieser Gedanke gibt Filip Jicha Kraft für die kommenden Aufgaben.

ZEBRA:
Wir schwer trifft euch der Ausfall von Daniel Narcisse?
Filip Jicha:
Dass Daniel nun ausfällt ist schon schlimm. Er ist ein individueller Spitzenspieler und hilft der Mannschaft. Nun wird das Team aber noch enger zusammen rücken, wie in den vergangenen Spielzeiten auch schon, und noch stärker werden. Da bin ich mir sicher. Der Teamgeist bei uns in der Mannschaft stimmt einfach und lässt uns solche Situationen durchstehen.
ZEBRA:
Müssen Sie dadurch nun noch mehr Verantwortung übernehmen?
Filip Jicha:
Wenn ich auf dem Feld bin, dann übernehme ich gerne Verantwortung. Ich nehme gerne die Bälle an und möchte meine Leistung bringen. Wichtig ist heute einzig und allein, dass wir gewinnen.
ZEBRA:
Die Spiele ohne Stefan Lövgren, bedeuten sie mehr Arbeit für alle?
Filip Jicha:
Ohne Stefan im Team hat sich eine Menge verändert. Das, was früher alles er gemacht und gesehen hat, müssen wir nun untereinander aufteilen, jeder muss einen Teil zum Ganzen beitragen. Stefan hatte Vieles einfach im Gefühl. Welcher Spielzug wann passt, wann er mit welchem Spieler auch mal außerhalb des Trainings über wichtige Angelegenheiten sprechen musste und noch vieles mehr. Marcus macht das auf seine eigene Art und Weise ebenfalls gut, doch arbeitet die Mannschaft heute noch mehr mit. Es zeichnet meiner Meinung nach aber auch ein gutes Team aus, wenn man es schafft, diese nun entstandenen Hürden zu überspringen.
ZEBRA:
Sie sind im Sommer zum ersten Mal Vater geworden, was hat sich für Sie verändert?
Filip Jicha:
Ich freue mich jedes Mal nach dem Training oder der Auswärtsfahrt noch ein bisschen mehr, nach Hause zu kommen. Ich sehe die Freude in Valerias Gesicht und bin überglücklich, wenn ich sie lachen sehe. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, und es macht mich glücklich, wenn ich sehe, dass es ihr gut geht.
ZEBRA:
Haben Sie andere Ängste als zuvor?
Filip Jicha:
Ich bin nur froh, dass bei ihr alles gut gelaufen und sie ein kerngesundes Mädchen ist, doch auch jetzt haben wir immer noch Sorge, dass unserem eigenen Kind etwas passiert. Und besonders in der Weihnachtszeit, in der ich viel über Schicksale im Radio oder in den Medien allgemein erfahre, denke ich darüber nach, was eigentlich wäre, wenn es uns oder wenn es Valeria nicht so gut gehen würde. Das sind schon Gedanken, die ich vor ihrer Geburt nicht in dem Maße hatte.
(Von Annika Stöllger, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "ZEBRA", von living sports)


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