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11./12.04.2010 - Letzte Aktualisierung: 12.04.2010 DHB-Pokal

HSV Hamburg ist deutscher Pokalsieger

Update #1 KN-Berichte ergänzt...

Der HSV Hamburg ist deutscher Pokalsieger 2010. In einem dramatischen Finale sicherten sich die Hamburger mit einem 34:33 (30:30, 15:15) nach Verlängerung gegen die Rhein-Neckar Löwen den Titel.
Der THW Kiel hatte sich nach zuletzt drei DHB-Pokal-Titeln in Folge nicht für das Final Four qualifizieren können.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 12.04.2010:

Bitter zähmte Löwen in der Verlängerung

HSV triumphierte gegen starken THW-Gegner
Hamburg. Der HSV Hamburg hat zum zweiten Mal den DHB-Pokal gewonnen. In der heimischen Color-Line-Arena besiegte der Tabellenführer der Handball-Bundesliga gestern Mittag die Rhein-Neckar Löwen in einem dramatischen Finale mit 34:33 (30:30/15:15) nach Verlängerung.

Dritter wurde der TuS NLübbecke, der zuvor den VfL Gummersbach mit 29:26 (15:12) bezwungen hatte und nun mit hoher Wahrscheinlichkeit im Pokalsieger-Cup starten darf. "Wir haben es uns in der Verlängerung verdient", lobte der völlig losgelöste HSV-Trainer Martin Schwalb, der sich mit den Siegern heute ab 17 Uhr auf dem Rathausbalkon feiern lassen wird, umgehend die Besiegten. "Ola Lindgren kann stolz auf seine Mannschaft sein."

In der mit 13104 Zuschauern ausverkauften Arena war von der ersten Sekunde an klar, dass im Ringen zweier gleichwertiger Teams Kleinigkeiten entscheiden würden. Kleinigkeiten, die Namen tragen. Gestern hießen sie Krzysztof Lijewski (HSV) und Olafur Stefansson (Löwen). Letzterer rannte sich Sekunden vor dem Abpfiff fest, fand keinen Anspielpartner und warf den Ball versehentlich zu Igor Vori (HSV) - die Entscheidung. "Ich bin nur froh, dass ich den Fehler gemacht habe und nicht ein junger Spieler", meinte der 36-jährige Stefansson, der seine Löwen mit acht Toren in die Verlängerung geführt hatte.

Zuvor hatte der starke Lijewski energisch Uwe Gensheimer und Karol Bielecki abgeräumt und mit seinem neunten Tor zum 34:33 getroffen. Eine Szene, die nicht nur Löwen-Kapitän Gudjon Sigurdsson mit den Unparteiischen Fleisch/Rieber hadern ließ. "Kurz vorher pfeifen sie Offensivfoul bei Müller (Löwen-Linkshänder Michael Müller, Anm. d. Red.), aber das Tor geben sie."

Dass diese Szene entscheiden konnte, hatten die Löwen aber selbst zu verantworten. Zwar hatte Gensheimer sie im letzten Augenblick noch in die Verlängerung gerettet. Doch hier musste das Lindgren-Team sieben endlose Minuten auf das erste Tor warten. Johannes Bitter, bis dahin blass, war nun explodiert. Stierer Blick, knallrote Wangen, geballte Fäuste. "Torwartfehler, Torwartfehler!", hatten die Löwen-Fans zuvor immer wieder skandiert. Das hatte er nicht vergessen.

Mit 3:0 gewannen die Hamburger die erste Halbzeit der Verlängerung, die zweite begannen sie mit einem gehaltenen Siebenmeter von Bitter gegen Gensheimer. Alles schien vorbei, doch die Löwen glichen ein letztes Mal aus. Mehr aber auch nicht. "Wir haben das ganze Wochenende auf einem hohen Level gespielt", meinte Lindgren tief enttäuscht. "Bitter, dass wir jetzt ohne den Pokal nach Hause fahren."

In beeindruckender Weise hatte der Bundesliga-Vierte tags zuvor die Gummersbacher (31:21) zerlegt. Erstmals hatte Lindgren konsequent auf Abwehrchef Oliver Roggisch verzichtet und durch Nikola Manojlovic ersetzt. Mit dem Serben im Mittelblock stand die Deckung deutlich sicherer. Zudem ist der 28-Jährige, anders als Roggisch, in der Lage, Gegenstöße zu laufen. Dennoch scheint seine Zeit (Vertrag bis Juni 2010) abgelaufen zu sein, wurde doch gerade der Kontrakt von Roggisch bis 2012 verlängert. Ein Kandidat für den THW? Uli Derad, Manager des Rekordmeisters, winkt ab. "Kein Interesse."

In den Champions-League-Spielen gegen Kiel (25. April/2. Mai) wird Manojlovic noch zweimal Beton anrühren dürfen. Die harte Sorte, wie Christoph Schindler (VfL) meint. "Das wird eine ganz, ganz schwere Nummer", meinte der 26-Jährige. "Vor einigen Wochen hätte ich noch gesagt, dass Kiel klar gewinnt. Aber jetzt wird es ein Duell auf Augenhöhe."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 12.04.2010)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 12.04.2010:

THW-Fans machen mehr Stimmung

Erstmals seit 2003 fehlten die "Zebras", einigen fehlten die Kieler nicht
Hamburg. Der THW hatte sechsmal in Folge am Final Four teilgenommen, den Pokal zuletzt dreimal in Folge gewonnen. Erstmals nach der Viertelfinal-Niederlage gegen die SG Flensburg im Februar 2003 fehlten die Kieler, die diesmal im Viertelfinale am VfL Gummersbach gescheitert waren. Wer hat sie vermisst? Die Kieler Nachrichten fragten nach bei...
Kent-Harry Andersson (Co-Trainer der Löwen, Ex-Trainer der SG Flensburg):
Ich spiele hier lieber gegen Hamburg, deshalb vermisse ich sie nicht. Die Stimmung ist allerdings schon deutlich besser, wenn Kiel und Flensburg dabei sind. Sie mobilisieren die Fans aus der Region.
Alexander Bommes (TV-Moderator Hamburg Journal und Sportclub):
Klar, ich vermisse Kiel. Ich bin damit aufgewachsen, dass der THW hier dabei ist. Und jetzt, im Alter von 34 Jahren, bin ich nicht mehr flexibel genug, um mich auf diese neue Situation einstellen zu wollen.
Horst "Hotti" Bredemeier (Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes):
Für den Sport ist gut, dass auch mal andere Klubs hier sind. Flensburg und Kiel haben sicher einen großen Anteil daran gehabt, diese Veranstaltung auf diesem Niveau zu etablieren. Inzwischen ist es aber egal, welche Mannschaft sich qualifiziert.
Holger Kaiser (Manager der SG Flensburg):
Warum? Die besten Mannschaften sind doch hier. Würde ich Kiel vermissen, müsste ich auch die anderen 13 Bundesligisten vermissen, die nicht dabei sind. Und das tue ich nicht. Mir fehlt nur die SG.
Andreas Rudolph (HSV-Präsident):
Der THW ist noch immer das Aushängeschild des deutschen Handballs. Aber wie man an der Stimmung gemerkt hat, geht es auch ohne Kiel.
Tom Kürbis (19-Jähriger aus Bad Schwartau):
Mir fehlt meine Lieblingsmannschaft. Die Atmosphäre ist schlechter als sonst, ganz ausverkauft wirkt die Halle auch nicht. Die THW-Fans machen einfach mehr Stimmung als andere.
Ciz Schönberger (Cheforganisatorin Final Four)::
Ja, sehr sogar. Der THW hatte hier einen Stammplatz, ist die Institution dieses Turniers. Diesmal haben wir viele neutrale Zuschauer, das gab es nicht, als Kiel mitspielte. Für mich persönlich ist es ärgerlich, weil ich so gerne meinen schwarz-weißen Anzug trage. Das geht jetzt natürlich nicht.
Adrian Wagner (VfL Gummersbach):
Ich vermisse Mannschaft und Verein. Im letzten Jahr hat es, mit dem THW und deren tollen Fans, mehr Spaß gemacht. Vielleicht lag es aber auch daran, dass wir damals besser gespielt haben. Schuldgefühle, dem Turnier den THW genommen zu haben, plagen mich aber nicht.
Thorsten Storm (Löwen-Manager):
Nein. Schließlich spielen wir demnächst noch oft genug gegeneinander, da muss ich den THW nicht auch noch hier treffen.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 12.04.2010)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 12.04.2010:

Wenn einem eine Wahl nicht passt...

Wer war der beste Torhüter, wer der beste Spieler? Wer warf am Wochenende die meisten Tore? Drei Fragen, drei Ehrungen. Bester Werfer war der Gummersbacher Vedran Zrnic (15). Ihn zu ermitteln, war einfach, mussten doch nur zwei Zahlen addiert werden. Um die Besten zu küren, mussten dagegen Stimmzettel von 300 Journalisten ausgezählt werden.

Um zeitig ehren zu können, wurden sie bereits in der Pause des Endspiels eingesammelt.

Bis zu diesem Zeitpunkt, Sonnabend inklusive, hatte Bitter ein schwaches Turnier gespielt. In der Verlängerung wurde der Nationalkeeper zwar zum Helden, unter dem Strich waren andere aber besser gewesen. So wie der Löwe Slawomir Szmal, der auch mehrheitlich gewählt worden war. Auf Funktionärsebene wurde dieses Votum offensichtlich nicht als Wahl, sondern als Vorschlag verstanden und kurzerhand Bitter gekürt, Spieler und Journalisten brüskiert. Auf Nachfrage behauptete Frank Bohmann, Geschäftsführer der HBL, ihm sei Bitter als Sieger genannt worden. Wie ist das möglich, wenn auf der Liste Szmal oben stand. Passte ein Hamburger besser in den feierlichen Rahmen?

Bitter auch, dass in den überreichten Urkunden zudem noch die falschen Namen standen. Unstrittig dagegen, dass Bjarte Myrhol zum besten Spieler gekürt wurde. Der überragende Norweger muss nun aber mit der Frage leben, ob er wirklich gewählt wurde? Antwort: "Lieber Bjarte, Du wurdest..."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 12.04.2010)


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