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28.07.2010 Bundesliga

Kieler Nachrichten: Bielecki überwindet seinen Schicksalsschlag

Aus den Kieler Nachrichten vom 28.07.2010:

Mannheim. Die ersten Schritte zurück in die Normalität hat Karol Bielecki gemacht - jetzt plant der auf einem Auge erblindete Weltklasse-Handballer der Rhein-Neckar Löwen das scheinbar Unmögliche. "Ich will wieder so gut spielen wie früher - oder noch besser. Mitleid brauche ich nicht", sagte Bielecki sechs Wochen nach dem folgenschweren Sportunfall in Kielce.
Nur die rahmenlose Schutzbrille mit dem markanten Gummiband erinnert noch an den Schicksalsschlag vom 11. Juni. Für den polnischen Nationalspieler hat sich nach dem unglücklichen Zusammenstoß im Länderspiel gegen Kroatien einiges geändert. "Ich muss auf dem Feld mehr überlegen, was als nächstes kommt. Auch das Ballfangen läuft anders ab", beschreibt der Vize-Weltmeister von 2007 die Schwierigkeiten.

Doch trotz der visuellen Einschränkung bewegt sich Bielecki erstaunlich sicher und scheut auch die harten Zweikämpfe nicht. "Ich glaube sogar, dass diese Geschichte mich stärker gemacht hat", meint der 28-Jährige. Mediziner, Funktionäre und Mitspieler sind gleichermaßen fasziniert. "Wir sind alle erstaunt, mit welcher Entschlossenheit Karol diese Herausforderung angenommen hat",sagt Löwen-Manager Thorsten Storm.

Im Benefizspiel zu Gunsten der Hinterbliebenen des an Krebs gestorbenen Oleg Velyky am Montagabend demonstrierte der Rückraum-Riese sein Selbstvertrauen. Drei Tore erzielte der 2,02-m-Mann beim 31:34 der Löwen gegen eine Weltauswahl, Fehlpässe blieben aus.

Bereits vor der zweiten Operation hatte das Betreuerteam die Konzentration von Bielecki bewusst auf die folgende Reha-Phase gelenkt. In dieser standen Koordinationsübungen im Mittelpunkt. Treppensteigen gestaltete sich zunächt ebenso wie das Fangen von Softbällen als schwieriges und deprimierendes Unterfangen. Sprünge waren gar nicht erlaubt. Sechs Wochen später erinnert bei Bielecki kaum noch etwas an den Zustand von damals. "Der Körper schafft Ausgleich-Mechanismen. Auch das andere Auge kompensiert", erklärte Mannschaftsarzt Andreas Klonz.

Dem kroatischen Nationalspieler Josip Valcic, der am 11. Juni in einer unglücklichen Abwehraktion mit der Hand das Auge Bieleckis traf, macht der Pole keinen Vorwurf. "Wir haben keinen Kontakt, aber es ist auch nicht seine Schuld. Es war ein Unfall", sagt der introvertierte Rotschopf mit leiser Stimme.

(Von Ulrike Weinreich, aus den Kieler Nachrichten vom 28.07.2010)


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