06.10.2010 | Mannschaft |
Jerome Fernandez wohnt bei Thierry Omeyer im Keller. |
Ein Dach, zwei Rhythmen: Während Thierry Omeyer an trainingsfreien Tagen erst um zehn Uhr aufsteht und vor einem Abendspiel gerne einen Mittagsschlaf macht, beginnt für Jerome Fernandez der Morgen stets um acht. "Trotzdem verbringen wir die gleiche Zeit im Bett", sagt der Untermieter. "Titi geht nachts auch erst um eins schlafen."
Einig sind sich die beiden in ihrer Vorliebe für den Sport. So war gestern Nachmittag noch ungeklärt, ob es auf Wunsch der Frauen einen gemütlichen Fernsehabend mit einem französischen Film und den Männern geben würde, schließlich spielte auch ihr gemeinsamer Ex-Klub, Montpellier HB, in Toulouse. "Wir werden wohl nicht in Ruhe Handball sehen können, weil sich unsere Frauen so viel zu erzählen haben", ahnte Omeyer aber bereits, wie die Würfel fallen würden.
Als feststand, dass der Kapitän der französischen Nationalmannschaft von Ciudad Real nach Kiel wechselt, war es keine Frage, wo er wohnen würde. "Wir haben uns schon in der Junioren-Nationalmannschaft ein Zimmer geteilt", sagt Omeyer. Im November wird Fernandez den Keller räumen, weil dann auch seine Familie endgültig umziehen wird.
Derzeit steht das ehemalige Apartment von Mitspieler Aron Palmarsson, der nun ein Kronshagener ist, und ein Haus zur Auswahl. "Mir würde die Wohnung reichen", sagt Fernandez, der in Ciudad Real zuletzt ein 300-Quadratmeter-Haus bewohnte. Beide Optionen würden sich in Melsdorf bieten, ein anderer Wohnort käme nicht in Frage. Auch die Frauen sind seit vielen Jahren befreundet, Laurence ist die Patentante von Kilian, Jerome wird Patenonkel des zwei Monate alten Loris. Das Weihnachtsfest mit der Familie Narcisse, die ebenfalls in Melsdorf wohnt, ist beschlossene Sache.
Während Jerome Fernandez auch schon sportlich längst in Kiel angekommen ist, steht für seine Frau Stephanie der Schritt in ein ihr unbekanntes Land noch bevor. Die ehemalige Profi-Basketballerin, die für Montpellier und Barcelona jeweils in der Ersten Liga spielte, ist optimistisch. "Es war zwar nicht so geplant, aber ich freue mich für Jerome. Und mir bietet sich so die Chance, ein anderes Land kennenzulernen."
Die größten Unterschiede hat ihr Mann, mit dem sie seit sieben Jahren verheiratet ist, bei seiner ersten Station in Deutschland bereits erlebt. "Der Tagesablauf ist völlig unterschiedlich", sagt der zweifache Champions-League-Sieger. "Der Spanier geht um 14 Uhr nach Hause und um 16.30 Uhr wieder zur Arbeit. Dann haben hier alle Feierabend - wie in Frankreich." Fernandez kann sich gut vorstellen, noch länger ein Melsdorfer zu bleiben. Bis Januar will er über seine Zukunft entschieden haben. Fragt ihn Kiel, ob er bleiben möchte, wird er bleiben. "In der Bundesliga gibt es für mich keinen anderen Club." Braucht der THW ihn nicht mehr, kehrt er nach Frankreich zurück. Zu einem Verein, der ihm eine berufliche Perspektive bieten kann - denn er will später als Trainer oder Manager dem Handball erhalten bleiben.
Besonders beeindruckt hat ihn bereits das Publikum in Kiel. "Wenn wir in Spanien gegen eine schwächere Mannschaft gespielt haben, schauten nur 1500 Leute zu." Sie hätten selbst Wege finden müssen, um sich zu motivieren. "Das ist hier nicht nötig."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 06.10.2010)
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