Der Zeitpunkt für diese Personalie war überraschend, dass sie kommen würde weniger. Sportlich liegt der Handball-Bundesligist nicht im Soll. Tiefpunkt war das 24:32 in Hamburg. "Als Vorjahresdritter werden wir nicht mehr unterschätzt", stellte Per Carlen fest. "Wir sind im Moment nur im Bereich von Platz sechs oder sieben." Das kann einem Verein wie Flensburg, der seit 1994 immer unter den ersten Fünf rangierte, nicht zufriedenstellen. Die Saisonziele lauteten anders.

Dazu gesellten sich zunehmend Unklarheiten über die Zukunft von Per Carlen. Schon im Sommer kochte die Gerüchteküche, dass er ab Juli 2011 Trainer beim HSV werden würde. Dem Schweden gelang es, mit klaren Worten ("Hamburg ist und war kein Thema für mich") vorerst für Ruhe zu schaffen. Nach einem Heimaturlaub Ende Oktober in Schweden sollte Per Carlen seine Entscheidung verkünden, kehrte aber nur mit einem "noch nicht hundertprozentig sicher" zurück. Stattdessen erreichten die Spekulationen um seine Person beim Spiel in Hamburg neue Rekordstände.

Am Dienstag teilte Per Carlen den Flensburgern schließlich mit, ab Juli nicht mehr zu Verfügung zu stehen. Dann ging es ganz schnell. Schon am Dienstagabend waren sich Vorstand und Beirat einig, den Schweden zu beurlauben. "Es ist wohl das Beste, um wieder Ruhe zu bekommen", hatte Per Carlen Verständnis für die Entscheidung, die ihm Frerich Eilts am Mittwochvormittag mitteilte.

Die rasche Umsetzung unterstrich, dass die Nordlichter schon länger einen Plan B in der Schublade hatten. Ljubomir Vranjes schwang sich zuletzt verstärkt als Alternative auf. Bereits 2009 wollte er Trainer werden - im schwedischen Skövde. Er blieb dann doch als Team-Manager bei der SG. Nun übernahm der kleine Schwede mit sofortiger Wirkung auch die Trainer-Funktion. "Er kann damit ab jetzt die Mannschaft nach eigenen Vorstellungen - auch im Hinblick auf die Saison 2011/2012 - ausrichten", erklärte Frerich Eilts.

Per Carlen machte indes zu seiner Zukunft keine Angaben. Um die Hintergründe, die ihn von einer Vertragsverlängerung abhielten, hüllt sich weiterhin etwas Geheimnisvolles. "Ich kann dazu nichts sagen, es ist ein persönlicher Grund", erklärt er. Ob es gen Hamburg geht, zusammen mit seinem Sohn Oscar? Kein Kommentar.

(Von Jan Kirschner, aus den Kieler Nachrichten vom 12.11.2010)