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15.01.2011 Interview

KN-Interview mit Filip Jicha: "Tennisspieler sind einsam"

Warum sich Filip Jicha nicht als der Beste fühlt

Filip Jicha, Welthandballer des Jahres 2010.
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Aus den Kieler Nachrichten vom 15.01.2011:

Kiel. Am Donnerstag startete Meister THW Kiel in das neue Jahr. Als Filip Jicha um 19 Uhr in die Kabine kam und auf dem Handy-Display die unbeantworteten Anrufe eine endlose Liste gebildet hatten, wusste der 28-jährige Tscheche, dass er nach Henning Fritz, Nikola Karabatic und Thierry Omeyer der vierte Welthandballer in Diensten der "Zebras" geworden war.
Mit dem vierten Welthandballer des THW Kiel, Filip Jicha, sprach Wolf Paarmann.
Kieler Nachrichten:
Haben Sie die erste Nacht als bester Handballer der Welt gut geschlafen?
Filip Jicha:
Die beiden Trainingseinheiten zum Auftakt waren heftig, deshalb war Schlaf kein Problem. Aber das hätte trotzdem geklappt, denn als bester Handballer fühle ich mich nicht.
Kieler Nachrichten:
Warum nicht?
Filip Jicha:
Es ist natürlich eine große Ehre, aber richtig objektiv ist diese Wahl ja nicht. Da die Fans abstimmen, spielt der Bekanntheitsgrad eine sehr große Rolle. Viele hätten es verdient gehabt, gewählt zu werden. Es hätte mich aber ein bisschen enttäuscht, keiner der fünf Kandidaten gewesen zu sein.
Kieler Nachrichten:
Was verändert dieser Titel für Sie?
Filip Jicha:
Unmittelbar nur, dass ich meinen Mitspielern beim THW eine Runde ausgeben werde. Mein Alltag bleibt unverändert. Im nächsten Spiel werde ich dadurch nicht besser sein. Es erhöht vielmehr den Druck, schließlich werde ich beweisen wollen, dass diese Auszeichnung gerechtfertigt ist.
Kieler Nachrichten:
Wie sind Sie Nummer eins geworden?
Filip Jicha:
Ich würde nie sagen, dass ich der Beste bin. Aber meine Motivation ziehe ich daraus, nach einem Spiel mit dem Gefühl nach Hause fahren zu können, der Mannschaft geholfen zu haben. Ich habe Angst davor, dass das einmal nicht mehr der Fall sein wird. Diesen Tag will ich so weit wie möglich von mir wegschieben. Dafür trainiere ich hart.
Kieler Nachrichten:
Ihr Vater war ein Eishockeyspieler, warum sind Sie Handballer geworden?
Filip Jicha:
Eigentlich war klar, dass ich auch Eishockey spiele. Aber ich bin nur 150 Meter von einem Handballfeld aufgewachsen. Da habe ich schon als Fünfjähriger jeden Tag verbracht und mich schnell in diesen Sport verliebt. Ein anderer kam nicht mehr in Frage.
Kieler Nachrichten:
An welche Schlüsselszenen in Ihrer Karriere erinnern Sie sich?
Filip Jicha:
Der größte Einschnitt war wohl, als ich als 14-Jähriger von Stary Plzenec zu Slavia Pilsen gewechselt bin, einem Verein, der gerade Jugendmeister geworden war. Aus dem Dorf in die Stadt. Ich bin nach der Schule immer 15 Kilometer nach Pilsen gefahren, abends hat mich mein Papa abgeholt. Es war hart, weil ich meine alten Freunde verlassen musste und mir anfangs das ungute Gefühl gegeben wurde, der Neue zu sein. Das änderte sich aber schnell, und ich hatte eine tolle Zeit.
Kieler Nachrichten:
Zweifeln Sie manchmal an Ihren Fähigkeiten?
Filip Jicha:
Nein. Würde ich das machen, würde ich mir als Leistungssportler im Weg stehen. Wenn meine Mannschaft fünf Minuten vor dem Ende zurückliegt, mache ich mir Sorgen. Aber ich glaube immer fest daran, dass wir es schaffen können.
Kieler Nachrichten:
Wären Sie auch als Einzelsportler so erfolgreich geworden?
Filip Jicha:
Sicher nicht. Ich habe gerade mit meiner Familie in Katar Urlaub gemacht. Da waren im Hotel auch Tennisspieler wie Nadal oder Federer. Es hat mich traurig gemacht, zu sehen, wie einsam die alle sind. Wenn ich daran denke, wie viel Spaß wir als Handballer gemeinsam haben, bin ich froh, einer geworden zu sein.
(Das Gespräch führte Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 15.01.2011)


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