THW-Logo
22.01.2011 Mannschaft / Vorbereitung

Kieler Nachrichten: Squash statt Handball-WM

THW-Restkader läuft sich in Schönkirchen für Rückrunde warm - Jicha-Ehrung in Malmö

Aus den Kieler Nachrichten vom 22.01.2011:

Kiel. Null Grad, Schönkirchen. Acht "Zebras" drehen in der Kälte ihre Runden. Ein Pfiff, Start, der Puls schlägt hoch, die Uhr tickt. Adrenalin Fehlanzeige. Die Besten der Welt kämpfen in Schweden bei der Handball-Weltmeisterschaft. Einige von ihnen mussten zu Hause bleiben. Sie verrichten Schwerstarbeit. So sieht es aus beim THW Kiel während der WM.
THW-Trainer Alfred Gislason steht mit seinem Notizbuch am Rand, notiert Zeiten und Pulswerte. Er trägt eine dicke Lederjacke mit Fellkragen und sieht ein bisschen aus wie ein aus der Zeit gefallener James Dean. Er schwärmt: "Die Jacke ist 20 Jahre alt, war die beste Investition überhaupt." Seinen acht Spielern dampft der Atem aus dem Mund, es dämmert. Kraft und Ausdauer stehen im Mittelpunkt der Vorbereitung auf die Fortsetzung der Rückrunde in der Handball-Bundesliga. Zweimal am Tag Training, manchmal auch Squash. "Die Bewegungen sind ähnlich wie beim Handball", sagt Gislason. Ein bisschen laufen, ein bisschen Krafttraining, ein bisschen Squash, während die Nationalspieler bei der WM Höchstleistungen bringen? Filip Jicha drückt es anders aus: "Es ist eine harte Zeit. Schlafen, essen, trainieren. Wie im Trainingslager, nur im Winter. Und Squash als Ausgleich? Nicht mit Alfred! In diesem Glaskäfig fühle ich mich wie im Gefängnis."

Sie alle nehmen die WM unterschiedlich wahr. Gislason ist "ein bisschen gelangweilt", sieht "selten schnelle Mitte" und "zu viele Zeitstrafen". Mit den Isländern ist er sehr zufrieden und mit seinen THW-Assen Momir Ilic ("okay"), Aron Palmarsson ("gegen Ungarn überragend"), Kim Andersson ("spielt weniger als erwartet") sowie Thierry Omeyer, Jerome Fernandez, Dominik Klein und Christian Sprenger größtenteils auch. Zum Halbfinale und Finale wird auch Gislason nach Schweden reisen. Seine Spieler in Kiel haben dann vier Tage frei. "Ihre Belastung ist viel höher als die der WM-Spieler."

Zu gern wäre auch Andreas Palicka im eigenen Land dabei gewesen. Sein Vorhaben, kein einziges Spiel zu sehen, hat nicht geklappt. Zwar will er noch immer möglichst wenig an die WM denken und hat Freundin Sandra nebst Hund Elvis nach Schweden geschickt ("Ich bin im Moment kein lustiger Mann"), aber die Spiele der "Tre Kronor" schaut er nichtsdestotrotz. "Ich fühle irgendwie gar nichts dabei. Das ist ein komisches Gefühl. Ich ärgere mich noch immer und muss einfach nach der WM ein paar Gespräche führen."

Ganz entspannt sieht es indes in der Gefühlswelt von Christian Zeitz aus. Ihm sei klar gewesen, dass Deutschland gegen Frankreich keine Chance habe. Und ob es bei ihm vor dem Fernseher in den Fingern kribbele? "Kein bisschen, ehrlich! Jetzt weiß ich, dass ich im Februar fit bin. Sonst bin ich immer mit schlechter Laune und schlechten Kritiken zurückgekehrt."

Ein Pfiff, kurze Pause zwischen zwei Runden. Co-Trainer Ole Viken kramt ein Bündel Handball-Klebebilder aus der Tasche, will fehlende Bilderchen für seinen zwölfjährigen Sohn Julian ertauschen. "Die meisten Spieler wussten gar nicht, dass es diese Bilder und das Album gibt", sagt Viken. Tauschpartner Fehlanzeige! Aber Viken verrät: "Christian Zeitz ist sehr selten."

Der Beste der Besten, der Tscheche Filip Jicha, ist ebenfalls nicht dabei in Schweden. Vor dem Finale soll er in Malmö die Auszeichnung zum Welthandballer entgegennehmen. Ausgerechnet dort, wo er nicht selbst auf dem Parkett eingreifen darf.

(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 22.01.2011)


(22.01.2011) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite