04.04.2011 | Mannschaft |
Jerome Fernandez. |
Das französische Wechselrecht würde diesen Blitz-Transfer ermöglichen, weil Rückraumspieler Danijel Andjelkovic mit einer schweren Schulterverletzung länger als drei Monate ausfallen wird. Das letzte Wort hat der Ligaverband, der heute überprüfen wird, ob der Verein auch finanziell in der Lage ist, sich mit jenem Spieler zu beschenken, mit dem er 1998 den französischen Pokal gewann. Dem größten und letzten Erfolg der Vereinsgeschichte. "Wir werden alles tun, um ihn als Joker zu verpflichten", sagte Club-Präsident Patrick Salles der Sportzeitung "L'Equipe".
Kein Wunder, ist der zweimalige Weltmeister und Olympiasieger doch der letzte Strohhalm. Am Donnerstag verloren die Südfranzosen zu Hause das Kellerduell gegen Nimes mit 27:28. Acht Punkte, seit dem 5. Dezember 2010 ohne Sieg - die Zahlen sind erschütternd. Viel Zeit bleibt nicht. Zwei steigen ab, 18 Spieltage sind absolviert, acht bleiben noch. "Sie haben im Moment gar keinen Mittelmann", sagt Fernandez, der bereits am Sonnabend gegen Saint-Cyr (9. Platz/12 Punkte) mitspielen will. Hoffnungslos wäre seine Mission nicht, zittern mit Nimes (8 Punkte), Paris (9), Cesson (9) und Dijon (10) noch vier weitere Clubs.
"Gelingt es mir nicht, mit Toulouse die Klasse zu halten, spiele ich in der nächsten Saison für einen anderen französischen Verein", sagt Fernandez, der das Nomadenleben mit Ehefrau Stephanie und Sohn Kilian aufgeben will. Eine Rückkehr nach Kiel werde es nur am letzten Spieltag geben. "Ich will mit den Jungs feiern."
Für seinen Wunsch haben die Verantwortlichen des THW Kiel großes Verständnis. Aber die Sorge, einen vorzeitigen Abschied noch bereuen zu müssen, ist nur unwesentlich geringer. "Eine schwierige Situation", sagt Trainer Alfred Gislason. "Vielleicht würde er den Rest der Saison auf der Tribüne sitzen. Vielleicht könnten wir ihn, der im Rückraum auf allen drei Positionen einsetzbar ist, aber noch einmal gut gebrauchen." Gislason dachte dabei auch an die 25:28-Niederlage gegen Großwallstadt, als der linke Rückraum ein besonders erschreckendes Bild abgegeben hatte. Drei "Zebras" warfen gemeinsam drei Tore, eine historische Minusquote. Fernandez war nicht im Kader, er verhandelte in Toulouse. Der 319-malige Nationalspieler ist im rechten Rückraum nach dem Comeback von Andersson zwar nur noch die Nummer drei, doch nach dem Bänderanriss von Christian Sprenger, der voraussichtlich noch zwei Wochen pausieren muss, ist die Zahl der Linkshänder wieder auf drei geschrumpft. "Wir wollen nichts übers Knie brechen", sagt deshalb Manager Uli Derad, der erst einmal die Entscheidung des Ligaverbandes abwarten will. Senkt der den Daumen, wird Fernandez ein "Zebra" bleiben. Erst einmal...
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 04.04.2011)
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