THW-Logo
02./04.04.2011 - Letzte Aktualisierung: 04.04.2011 Champions League

Champions League: THW stürmt mit Kantersieg über Kolding ins Viertelfinale

CL, Achtelfinale, Rückspiel: 02.04.2011, Sa., 17.00: THW Kiel - KIF Kolding: 36:24 (20:11)
Update #1 KN-Bericht und weitere Stimmen ergänzt ...

Kim Andersson feierte gegen Kolding sein Comeback.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kim Andersson feierte gegen Kolding sein Comeback.
Der THW Kiel hat am Sonnabendnachmittag nichts mehr anbrennen lassen und sich die Viertelfinal-Teilnahme in der Champions League gesichert: Eine Woche nach dem 36:29-Sieg in Dänemark deklassierte der deutsche Rekordmeister den Kontrahenten KIF Kolding im Rückspiel mit 36:24 (20:11). Vor 10.000 Zuschauern in der Sparkassen-Arena spielten sich die Zebras den Frust der Bundesliga-Niederlage gegen Großwallstadt von der Seele. Beste Torschützen der Kieler in einer einseitigen Partie waren Momir Ilic (6/4) und Tobias Reichmann. Dieser erzielte seine sechs Tore alle vor der Pause und war mit fünf Treffern in Serie maßgeblich daran beteiligt, dass der THW von der 20. bis zur 26. Minute von 12:9 auf 17:10 davon zog.
Das Rückspiel gegen Kolding war auch die Rückkehr von Lars Christiansen in die Sparkassen-Arena: Mit großem Jubel wurde der ehemalige Flensburger in der Kieler Handball-Kathedrale begrüßt. Und der Linksaußen zeigte, dass er trotz seiner 38 Jahre noch lange nicht zum alten Eisen gehört: Gemeinsam mit Kasper Sondergaard Sarup war Christiansen erfolgreichster Schütze seiner Mannschaft. Drei seiner insgesamt sieben Tore erzielte er dabei vom Siebenmeterstrich. Die Partie gegen den dänischen Vizemeister war aber auch das Comeback-Spiel von Kim Andersson: Nach seinem Daumenbruch bei der Weltmeisterschaft wurde Andersson nach 24 Minuten zum ersten Mal eingewechselt, in der zweiten Halbzeit spielte der Schwede in Abwehr und Angriff. Dabei erzielte er zwei Tore und machte mit schönen Anspielen deutlich, wie wertvoll er für die Zebra-Herde in dieser Saison noch sein wird.

Dominik Klein war dreimal erfolgreich.
Klicken Sie zum Vergrößern! Dominik Klein war dreimal erfolgreich.
Zu Beginn vertraute Trainer Alfred Gislason aber seiner stärksten Sieben. Und die machte von Beginn an deutlich, dass sie das Rückspiel in eigener Halle nicht zu einer Zitterpartie werden lassen wollte. Aron Palmarsson eröffnete den Torreigen, Marcus Ahlm legte nach einem Traumpass von Filip Jicha nach. Wenig später war es der Kreisläufer, der dem Tschechen gleich zwei Gegenspieler aus dem Weg räumte: Jicha erzielte das 3:1 (4.). Doch in der Defensive ließen die Zebras wie schon im Hinspiel vor allem Sondergaard Sarup zu viel Platz: Er hielt seine Farben mit wuchtigen Würfen im Spiel, der THW konnte sich zunächst nicht entscheidend absetzen. Das änderte sich ein wenig, als Reichmann einen Kempa-Pass von Karlsson auf Christiansen abfing und Jicha wenig später das 7:4 erzielen konnte.

Wenig später wurde die Koldinger 5:1-Deckung sauber abgeräumt, und Christian Zeitz markierte das 8:5. Dann drosch Jicha den Handball zum 9:5 in die Maschen, Zeitz mit einem Dreher und der sichere Momir Ilic per Siebenmeter erhöhten auf 11:6 (15.) - die Partie schien gelaufen. Als dann Thierry Omeyer Dominik Klein mustergültig bediente und dieser mit einem Heber zum 12:6 vollendete, schienen die Weichen auf Zauberhandball gestellt. Doch Bols im Tor der Koldinger verhinderte mit einer schnellen Reaktion ein Traumtor: Erneut hatte Omeyer auf Klein gepasst, der den Ball in der Luft fing und mit einem Dreher in Richtung Tor bewegte - doch ohne Erfolg. Im Gegenzug drosch Sondergaard Sarup den Ball mit 104 km/h ins Netz, Christiansen und Schnuchel verkürzten auf 9:12 aus Sicht der Gäste. Kurz darauf entschärfte Omeyer einen Tempogegenstoß von Jensen - Gislason zog die Grüne Karte und stoppte damit die dänische Aufholjagd.

Fünf Tore in sechs Spielminuten: Tobias Reichmann traf aus allen Lagen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Fünf Tore in sechs Spielminuten: Tobias Reichmann traf aus allen Lagen.
Es folgte die große Tobias-Reichmann-Show in der Sparkassen-Arena: Der junge Rechtsaußen führte die Vorentscheidung zugunsten des THW herbei. Erst vollendete er eine Traum-Kombination zum 13:9, dann ließ er es nach einem Gegenstoß im gegnerischen Kasten klingeln. Kurios sein drittes Tor in Folge: Zeitz hatte nach einer Abwehraktion einen Pfiff gegen sich erwartet, als dieser ausblieb, passte er den Ball auf den bereits gestarteten Reichmann - 15:9 (23.). KIF-Coach Ingemar Linnell nahm seine Auszeit, nach der Christiansen ein Tor erzielte. Doch Tobias Reichmann wollte mehr: Aus dem Rückraum markierte er das 16:10, und auch den folgenden Gegenstoß verwandelte er sicher. Als Jicha drei Minuten vor der Halbzeit-Sirene mit 108 km/h einnetzte, beendete er die Fünf-Tore-Serie des Rechtsaußen - die Entscheidung war beim 18:10 gefallen.

Die zweite Halbzeit begann der THW angesichts der komfortablen 20:11-Führung mit veränderten Personal: Andreas Palicka rückte ins Tor, Momir Ilic ersetzte Filip Jicha, und Daniel Narcisse durfte für Aron Palmarsson die Fäden auf der Rückraum Mitte ziehen. Dem Spielfluss taten diese Wechsel zunächst nicht gut: Hektisch und mit vielen Fehlern begannen beide Mannschaften den zweiten Spielabschnitt, nahezu vier Minuten dauerte es, bis das erste Tor fiel. Mit zwei Toren in Folge verkürzten die Gäste auf 15:22 (38.), doch dann machte der Zebra-Express wieder Dampf: Narcisse mit einem abgefälschten Ball, Klein nach einem weiten Pass von Ilic und ein Zusammenspiel zum Zungeschnalzen von Narcisse, Ilic und Ahlm führte zum 25:15. Riesenjubel gab es dann, als Ilic Kim Andersson auf die Reise schickte, und dieser wuchtig zum 26:15 einnetzte - der Torbann nach mehr als zwei Monaten Verletzungspause war gebrochen. Und wenig später hatte Andersson seine nächste Feuertaufe bestanden: Wie in alten Zeiten hatte sich der Schwede mit unglaublicher Geschwindigkeit durch die gegnerische Abwehr gewühlt - das 29:16 (47.) feierte Andersson mit der Doppelfaust.

Koldings Lars Christiansen verabschiedet sich als Topscorer seiner Mannschaft aus der Sparkassen-Arena.
Klicken Sie zum Vergrößern! Koldings Lars Christiansen verabschiedet sich als Topscorer seiner Mannschaft aus der Sparkassen-Arena.
Das Spiel war zu diesem Zeitpunkt längst entschieden, und doch zauberten die Zebras ihren Fans immer wieder Begeisterung auf die Gesichter: Tolle Kombinationen, klasse Paraden von Palicka und trickreiche Tor-Vorbereitungen wechselten sich ab - die Zebras spielten mit den Dänen Katz und Maus. Jerome Fernandez und Milutin Dragicevic wechselten sich in den Schlussminuten artig beim Torewerfen ab, und letztlich waren es Lars Christiansen und Sondergaard Sarup, die das Ergebnis für die Gäste noch einigermaßen erträglich gestalteten.

Mit stehenden Ovationen und der La Ola feierten die Zebra-Anhänger den Viertelfinaleinzug ihres Teams. Wer sich den Zebras auf dem Weg zum Final4 in Köln in den Weg stellen wird, wird am Montagabend entschieden: Ab 18.30 findet in Wien die Auslosung statt, die live unter ehftv.com verfolgt werden kann. Auf jeden Fall als mögliche Gegner der Zebras im Lostopf sind dann die Rhein-Neckar Löwen und der FC Barcelona. Außerdem könnten die Kieler auf den Gewinner der Partie HSV Hamburg (GER) - BM Valladolid (ESP) oder SC Szeged (HUN) - SG Flensburg-Handewitt (GER) treffen.

(Christian Robohm)

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...

Lesen Sie auch


Stimmen zum Spiel:

Koldings Trainer Ingemar Linnell:
Es war natürlich ein schweres Spiel für uns. Wir spielten 45 gute Minuten in Kolding, verloren dann aber mit sieben Toren. Hier ging es uns nur noch darum, so gut wie möglich zu kämpfen mit unserer Mannschaft und ein gutes Spiel abzuliefern. Es ist jedes Mal fantastisch, in der Sparkassen-Arena zu spielen. Ich wünsche dem THW viel Glück im Final4 und hoffe, dass er dieses Jahr erneut die Champions League gewinnt.
THW-Trainer Alfred Gislason:
Wir sind sehr zufrieden, weitergekommen zu sein. Unser Ziel war es, heute ein deutlich besseres Spiel zu liefern als beim letzten Ligaspiel zu Hause. Das ist uns gelungen. Es war eine klare Sache mit sieben Toren im Rücken, weil Kolding im Ligaspiel noch einige Verletzte hinzu bekommen hatte und weil Leute wie Bo Spellerberg geschont wurden. Aber es war für uns wichtig, ein gutes Spiel abzuliefern und selbst gut zu spielen.

[gegenüber den KN:]
Für das Viertelfinale habe ich keinen Wunschgegner. Da die Wahrscheinlichkeit 75 Prozent beträgt, spricht viel für einen deutschen Verein.

Koldings Linksaußen Lars Christiansen:
Wir wussten schon vor dem Anpfiff, dass das Achtelfinale erledigt ist. Wir haben heute versucht, das Beste draus zu machen. Wir hatten heute viele junge Spieler mit, und es war auch wichtig, dass sie so etwas mal erleben. Denn ich finde, der THW ist die beste Mannschaft der Welt und kann auch dieses Jahr die Champions League gewinnen. Wir haben am Dienstag ein sehr wichtiges Spiel gegen Skjern, das ist so etwas wie ein Endspiel für uns. Das müssen wir gewinnen, darauf liegt unser Fokus. Wir haben trotzdem alles gegeben heute, aber es war natürlich nicht genug. Wir können trotzdem ein bisschen zufrieden sein, dass das Ergebnis nicht noch höher ausfiel.
THW-Rückraumspieler Kim Andersson:
Es geht auf jeden Fall aufwärts bei mir. Ich habe mich sehr auf diesen Moment gefreut, wieder auf der Platte zu stehen. Ich war die letzten beiden Spiele schon dabei, kam aber nicht zum Einsatz. Heute, mit sieben Toren im Rücken und weil wir in der ersten Halbzeit gut gespielt haben, hab ich endlich die Möglichkeit bekommen. Es war echt schön, aber jetzt bin ich auch ein bisschen platt.
THW-Rechtsaußen Tobias Reichmann gegenüber den KN:
Fünf Tore in Folge habe ich noch nie geworfen. Mir ist es aber nicht aufgefallen, dass das passiert ist. Der Schlüssel zum Erfolg war, dass wir in der Abwehr sehr viel aggressiver waren als gegen Großwallstadt. Das war heute eine geschlossene Mannschaftsleistung.
THW-Kreisläufer Milutin Dragicevic gegenüber den KN:
Kolding hat viele Verletzte gehabt und am Ende einige junge Spieler gebracht. Sie haben normalerweise eine viel stärkere Mannschaft. Ich war zufrieden, zehn Minuten mitspielen zu dürfen. Vor den Entscheidungen des Trainers habe ich immer großen Respekt, das war auch in Rumänien und Dänemark schon so. Darüber, dass wir möglicherweise bald vier Kreisläufer sind, mache ich mir noch keine Gedanken.

 


Champions League, Achtelfinale, Rückspiel: 02.04.11, Sa., 17.00: THW Kiel - KIF Kolding (DEN): 36:24 (20:11)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-30., 6 Paraden), Palicka (31.-60., 9 Paraden); Andersson (2), Lundström (n.e.), Dragicevic (4), Ahlm (3), Kubes, Reichmann (6), Zeitz (2), Palmarsson (1), Narcisse (2), Ilic (6/4), Klein (3), Jicha (4), Fernandez (3/1); Trainer: Gislason
Logo KIF Kolding (DEN Flagge DEN):
Bols (16.-27. und bei einem Siebenmeter, 2 Paraden), Petersen (1.-16., 27.-57., 2 Paraden), Nielsen (57.-60., 1 Parade); Karlsson (2), Garralda (1), Oechsler (2), Christiansen (7/3), Schnuchel (3), Forslund (n.e.), Sondergaard (7), Mikkelsen (1), Panikovski, Jensen (1), Ravn (n.e.), Theilgaard (n.e.), Pedersen (n.e.); Trainer: Linnell
Schiedsrichter:
Slave Nikolov / Gjorgji Nachevski (Mazedonien)
Zeitstrafen:
THW: 3 (Kubes (30.), Klein (45.), Fernandez (49.));
Kolding: 2 (Schnuchel (28.), Garralda (55.))
Siebenmeter:
THW: 5/5;
Kolding: 3/3
Spielfilm:
1. Hz.: 2:0, 2:1, 3:1, 3:2 (5.), 4:2, 4:3, 5:3, 5:4, 7:4 (10.), 7:5, 9:5, 9:6, 12:6 (16.), 12:9 (20.), 15:9, 15:10 (23.), 20:10 (30.), 20:11;
2. Hz.: 20:12, 21:12, 21:13, 22:13 (35.), 22:15 (38.), 26:15 (42.), 26:16, 29:16 (47.), 29:18, 31:18 (52.), 31:19, 32:19, 32:20, 34:20 (56.), 34:22, 35:22, 35:24, 36:24.
Zuschauer:
10.000 (Sparkassen-Arena-Kiel, Kiel)

Die anderen deutschen Europapokal-Teilnehmer

Auch die drei weiteren deutschen Starter in der Champions League waren am Wochenende in ihren Achtelfinalpartien gefordert. Den Viertelfinal-Einzug perfekt gemacht haben bereits am Donnerstagabend die Rhein-Neckar Löwen. Nach dem 31:28 (15:12)-Auswärtssieg vom vergangenen Sonntag reichte den Mannheimern im Rückspiel gegen den kroatischen Meister RK Zagreb ein 27:27-Unentschieden. Am Sonntag verteidigte der HSV Hamburg sein Sechs-Tore-Polster aus dem 28:22-Hinspielsieg im spanischen Valladolid mehr als erfolgreich: Die Hanseaten siegten mit 35:33. Direkt im Anschluss hatte die SG Flensburg-Handewitt keinerlei Mühe mit SC Szeged aus Ungarn: Nach dem 27:26-Hinspielsieg gewann die SG in der Campushalle deutlich mit 33:20.

Die Viertelfinal-Paarungen in der Champions League werden im Übrigen am Montag, den 4. April um 18.30 Uhr in Wien ausgelost.

Im EHF-Pokal hat das HBL-Trio am Sonntag geschlossen das Halbfinale erreicht. Der TBV Lemgo gewann nach dem Hinspiel bei Ademar Leon (31:27) auch das Rückspiel in eigener Halle mit 30:25. Frisch Auf Göppingen verlor beim slowenischen Spitzenclub RK Gorenje Velenje zwar mit 22:26, hatte zuvor aber ein 13-Tore-Polster heraus geworfen. Spannend wurde es hingegen in Elsenfeld: Der TV Großwallstadt siegte letztlich mit 25:23 gegen den französischen Vertreter Saint Raphael Var Handball und machte damit die knappe 31:32-Hinspiel-Niederlage wett.

Und auch der VfL Gummersbach, Titelverteidiger im Pokal der Pokalsieger, steht in der Vorschlussrunde. Nachdem bereits das Hinspiel gegen den norwegischen Pokalsieger Elverum Handball Herrer in einen 44:25-Kantersieg mündete, gewannen die Oberbergischen auch das Auswärtsspiel mit 37:33.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 04.04.2011:

Leichte Kost für den THW

Kolding nur Sparringspartner: Titelverteidiger erreicht Viertelfinale der Champions League
Kiel. Der THW Kiel hat zum siebten Mal in Folge das Viertelfinale der Champions League erreicht. Am Sonnabend gewann der Titelverteidiger auch das Achtelfinal-Rückspiel gegen Kolding IF mit 36:24 (20:11). Eine Woche zuvor hatten die "Zebras" die Halle des zwölfmaligen dänischen Meisters mit einem satten Sieben-Tore-Vorsprung (36:29) verlassen. Entschieden war das Duell eigentlich schon vor dem Anpfiff, so spielte die Königsklasse im Bewusstsein der Beteiligten auch nur eine untergeordnete Rolle.

"Wir haben am Dienstag ein Endspiel, darauf liegt unser Fokus", erklärte der siebenmalige Torschütze Lars Christiansen, warum Kolding ohne Stammspieler wie Bo Spellerberg (Rückraum) und Ratko Nicolic (Kreisläufer) angetreten war. Morgen beginnt in der dänischen Meisterschaft die Play-off-Runde. In zwei Gruppen, die Sieger spielen den Meister aus, wer im Finale steht, ist für die Champions League qualifiziert. Kolding erwartet die Handballer aus Skjern, die, ein eigenartiges Bonussystem will es so, bereits zwei Punkte Vorsprung haben. "Das müssen wir gewinnen, darauf liegt unser Fokus", sagte Christiansen, der in Kiel herzlich empfangen worden war. Verlieren die Jütländer, rückt das Finale in weite Ferne. Ein Spiel, um das sich ganz Dänemark dreht. Ein Medienspektakel, das keiner verpassen will. Christiansen & Co dachten in Kiel an Skjern, der THW an den TV Großwallstadt. Auch den "Zebras" war seit einer Woche bewusst, dass Kolding für sie kein Stoppschild werden würde. Es ging darum, nach einem Schock erste Gehversuche zu machen.

Die Kieler führten schnell mit 12:6 gegen "Sondergaard IF". Wie im Hinspiel begann der Linkshänder überragend, warf fünf der ersten sieben Kolding-Tore. Doch mit einem Polster von inzwischen 13 Toren im Rücken, ließ die Konzentration der Hausherren nach. Die Dänen verkürzten auf 9:12, Rechtsaußen Simon Jensen vergab bei einem Gegenstoß das vierte Tor in Folge. Die Geduld von Alfred Gislason war aufgebraucht, die Großwallstadt-Erinnerungen im Kopf, wollte er verhindern, dass seine Mannschaft sich erneut im eigenen Nervenkostüm verstrickte. Der THW-Trainer schob Filip Jicha aus dem Mittelblock auf die Halbposition. Und Sondergaard, sein neues Gegenüber, verließ ganz plötzlich die Lust. Die Deckung stand nun felsenfest. Wie fest, ließ sich in den folgenden 25 Minuten in der Statistik des dänischen Tabellensiebten ablesen, dem nur noch fünf Feldtore gelingen sollten. Eine Quote, für die Tobias Reichmann beim Zwischenspurt des THW von 12:9 auf 17:10 handgestoppte 300 Sekunden benötigte.

Da mit Muhamed Toromanovic (Handbruch) auch der zweite Kreisläufer und eine Hälfte des Mittelblocks fehlte, musste Ingemar Linnell improvisieren. In der Deckung, sonst eine aggressive 6:0-Wand, ließ er den routinierten Boris Schnuchel (36) als Spitze verteidigen. Außerdem musste der gelernte Linksaußen auch noch als Kreisläufer aushelfen. Eine Chance, für ein Wunder in Kiel zu sorgen, hatten die Dänen mit diesem Kader nicht. Im Rückraum mühten sich phasenweise der 41-jährige Mateo Garralda und Abwehrchef Anders Oechsler ab, dem anzusehen war, dass er sich am eigenen Kreis doch deutlich wohler fühlt.

Mit Beginn der zweiten Halbzeit rückte Andreas Palicka ins Tor. Der junge Schwede hatte offenbar alle Sondergaard-Videos studiert. Der Vizeweltmeister scheiterte viermal an Palicka, traf erst zum sechsten und letzten Mal, als Kiel auf 34:21 enteilt war. "Wir haben heute alle gekämpft und 60 Minuten lang die richtige Einstellung gezeigt", sagte Palicka. "Das war gegen Großwallstadt nicht der Fall." Auf die Frage, welchen Gegner er sich denn im Viertelfinale wünscht, wurde deutlich, dass die Kieler Rhythmus und Humor wiedergefunden haben. "Ich würde gerne noch einmal gegen Großwallstadt spielen, aber das geht leider nicht."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 04.04.2011)


(02./04.04.2011) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite