26./27./29.11.2010 - Letzte Aktualisierung: 29.11.2010 | Champions League |
Update #3 | KN-Bericht vom 29.11. ergänzt... |
Körpersprache: Riesenjubel nach dem Schlusspfiff auf Kieler Seite, enttäuschte Löwen auf der
Seite der Gastgeber.
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Börge Lund kam gegen seine ehemaligen Mannschaftskameraden
nicht wie zuletzt zum Zug.
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Dann war Jicha nach einer kurzen Anlaufphase drin in der Partie: Mit einem unglaublichen Dreher überwand er Fritz und drosch wenige Sekunden später einen Siebenmeter zum 9:12 aus Kieler Sicht in die Maschen. Palicka schnappte sich nun einige schwere Bälle, der THW schien auf Touren zu kommen. Doch dann der Schreck: Reichmann wurde vor seinem Tor zum 10:13 von Gensheimer im Sprung an der Hüfte gehalten, kam aus der Flugbahn und landete unglücklich auf der Hand. Mit schmerzverzerrtem Gesicht musste er zur Behandlung nach draußen, Sprenger rückte in die THW-Formation. Im nächsten Löwen-Angriff erwischte es dann Marcus Ahlm noch schwerer: Beim Versuch, Börge Lund zu stoppen, drehte sich Ahlm plötzlich ab. Den freien Wurf parierte Palicka glänzend, doch der ausbleibende Jubel zeigte sofort: Ahlm musste sich bei der Aktion schwerer verletzt haben. Zwei Ausfälle in weniger als einer Minute - das Verletzungspech klebt den Kieler Handballern in dieser Saison besonders früh an den Stiefeln.
Filip Jicha ließ sich selten von Olafur Stefansson bezwingen.
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Aus der Halbzeitpause kam der THW furios zurück auf die Platte: Ehe sich die Löwen versahen, hatten Jicha und Klein den THW auf 17:18 heran gebracht, die Partie schien zu kippen. Doch die Gastgeber reagierten clever, Bielecki aus elf Metern und Gensheimer mit seinem ersten Feldtor sorgten wieder für eine Drei-Tore-Führung der Gastgeber (38.). Nach Fernandez unglaublichem Wurf (bei Passiv-Warnung) zum 20:22 sprintete Sprenger einem geblockten Ball hinterher - das nächste Unglück aus Sicht des THW nahm seinen Lauf: Der Rechtsaußen rutschte in die bande und verletzten sich bei dieser Aktion am Fuß - Reichmann musste trotz seiner schmerzenden Hand wieder auf die Platte.
Alfred Gislason mochte derweil nicht mehr hinschauen - nur noch drei Feldspieler nahmen einsatzbereit neben ihm Platz. Und auch die wacker kämpfenden Zebras schienen kutzzeitig geschockt, was Bielecki und der immer stärker auftrumpfende Gensheimer zur 25:20-Führung nutzten. 19 Minuten vor dem Ende schien die Partie für die Kieler gelaufen, kaum jemand unter den 12500 euphorischen Zuschauern hätte zu diesem Zeitpunkt auch nur einen Cent auf eine Rückkehr des THW gewettet. Und als zwölf Minuten vor dem Schlusspfiff Andy Schmid mit zwei druckvollen Würfen die Fünf-Tore-Führung verteidigte, schien die Messe tatsächlich gelesen. Gislason ließ aber nichts unversucht: Für den starken Andreas Palicka, der wenige Minuten zuvor einen Kempa-Versuch von Schmid grandios abgewehrt hatte, schickte er wieder Omeyer auf die Platte.
Thierry Omeyer glänzte in der Schlussphase als sicherer Rückhalt.
Hier hält er einen Wurf von Robert Gunnarsson.
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Die Szenen nach dem Schlusspfiff hätten widersprüchlicher kaum sein können: Die kleine Horde verbliebener Zebras hüpfte vor Freude über den Punktgewinn, die 14 aufgebotenen Löwen schlichen mit hängenden Köpfen zum Dank an ihre Fans. Der THW hatte ein verloren geglaubtes Spiel gedreht und einmal mehr gezeigt, dass sich ein schwarz-weißes Handball-Kämpferherz auch nicht von noch so widrigen Umständen brechen lässt.
Doch der Teil-Erfolg hatte natürlich mehrere Wermutstropfen: Marcus Ahlm musste mit Verdacht auf Fingerbruch in der linken Hand früh raus und droht für lange Zeit auszufallen. Und auch bei Christian Sprenger besteht der Verdacht auf eine schwerere Verletzung. Tobias Reichmann musste die letzten 21 Minuten mit einer schmerzhaften Verstauchung in der Hand für Sprenger in die Bresche springen und erzielte insgesamt drei tolle Tore. Genaue Diagnosen sollen bei Untersuchungen nach der Rückkehr nach Kiel gestellt werden.
(Christian Robohm)
Auch der zweite Teil der "Löwen"-Trilogie ist uns aus sportlicher Sicht gelungen. Man muss sich das einmal vorstellen: Wir reisen ohne drei Top-Leute an und verlieren im Spiel zwei weitere Leistungsträger durch Verletzungen. Und trotzdem holen wir hier nach einem großen Rückstand einen Punkt, der im weiteren Verlauf des Wettbewerbs noch ganz wichtig werden kann. Man muss einfach den Hut vor dieser Moral und der Mannschaftsleistung ziehen.
Wir haben immer an uns geglaubt, nie aufgegeben. Es war für beide Mannschaften sehr schwer, das hat man besonders am Anfang gesehen. Am Mittwoch hatten beide ein schweres Spiel in der Bundesliga, gestern sind wir hier angereist, heute dann so eine Partie, die keine schöne war.Aber was wichtig ist: Mit so vielen Ausfällen sind wir zurück in eine Partie gekommen, die schon fast verloren war. Mit Konsequenz haben wir dann doch noch einen Punkt geholt, ich freue mich riesig.
Alle Spieler sind derzeit müde, auch ich. Aber wenn einem solch ein Punktgewinn gelingt, dann bringt das Euphorie und Spritzigkeit in den Körper.
Mittwoch sind wir dann ja schon wieder hier und haben keine Zeit, uns auszuruhen.
Natürlich freut man sich über diesen gewonnenen Punkt. Aber wenn man dann in die Kabine kommt und den bedrückten Marcus Ahlm sieht, wie er dort mit Schmerzen in der Hand sitzt, dann ist die Freude schnell auch wieder dahin.
Der HSV Hamburg verlor am Sonntag beim bisher sieg- und punktlosen Tatran Presov (SVK) einen Punkt: Die Hansestädter erreichten beim Spiel der Gruppe B nur ein 26:26 (15:13)-Remis.
Die SG Flensburg-Handewitt verlor das Spitzenspiel in der Gruppe D bei RK Zagreb mit 26:31 (12:14).
Der TV Großwallstadt hat im EHF-Pokal die nächste Runde erreicht. Nach dem knappen 26:24 (12:13)-Hinspielsieg gewann der TVG beim isländischen Top-Club Haukar Hafnarfjördur klar mit 28:17 (14:6). Nur Formsache war nach dem 45:29 (23:16)-Hinspielergebnis das Rückspiel für den TBV Lemgo bei den Holländern aus Volendam: Der TBV gewann mit 41:22 (23:9 ) in den Niederlanden. In Göppingen hat Frisch Auf die nächste Runde erreicht: Die Schweden von Alingsas HK verloren gegen Frisch Auf Göppingen das Hinspiel mit 25:33 (9:16), und auch in Göppingen hatten sie beim 26:38 (11:16) keine Chance.
Der VfL Gummersbach machte im Wettbewerb der Pokalsieger in zwei Spielen an einem Wochenende kurzen Prozess gegen KH Besa Famiglia (KOS): Am Sonnabend gewann der VfL in Kierpse mit 46:15 (22:8), das Rückspiel einen Tag später in der Eugen-Haas-Halle in Gummersbach mit 41:15 (20:6).
Aus den Kieler Nachrichten vom 27.11.2010:
Der THW musste erneut auf Christian Zeitz verzichten. Der Heidelberger hatte am Morgen mittrainiert. Doch der linke Knöchel, in dem er sich vor drei Wochen ein Außenband gerissen hatte, wurde wieder dick. "Ich bin eben schon 30 Jahre alt", sagte Zeitz und grinste. Zu einem Zeitpunkt, als die Kieler ihren Humor noch nicht verloren hatten. Das sollte sich ändern.
In der Startformation fehlte allerdings nicht nur Zeitz. Trainer Alfred Gislason hatte auch mit dem angeschlagenen Filip Jicha und Marcus Ahlm jene auf die Bank gesetzt, die am Mittwoch beim Arbeitssieg gegen den SC Magdeburg (25:22) im Gespann mit Thierry Omeyer den Karren ins Ziel gezerrt hatten. So kam mit Milutin Dragicevic ein "Zebra" zum Einsatz, das im Schatten von Ahlm bislang wenig Licht gesehen hat. Ein Schachzug, der auch Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson überrascht haben muss - Spielszenen mit Dragicevic dürften auch in seiner reich bestückten Videothek Mangelware sein.
Der Schock-Faktor hielt sich in Grenzen, die erste Viertelstunde gehörte den Löwen, die nach ihrer verpatzten Nord-Tournee einen neuen Anlauf nehmen wollten. In Flensburg, Hamburg und Kiel hatten sie knapp verloren, nun wieder Kiel. Der Hunger im Badischen ist groß, endlich einen Giganten zu kippen. 9:5 führten die Hausherren, als Gislason zur Auszeit bat. Aron Palmarsson, der das Spiel nicht in den Griff bekam, und Dragicevic hatten nun Pause. Auch Omeyer, der Löwen-Schreck vom Dienst, musste runter, für ihn kam Andreas Palicka. Der junge Schwede parierte stark, vorne drehte Jicha auf. Die Kieler Welt, sie schien wieder ins Lot zu geraten. Allerdings nur fünf Minuten lang, dann verließ Ahlm überraschend das Spielfeld, und an der Verzweiflungsgeste von Gislason war zu erkennen, dass der THW in dieser 20. Minute schon als Verlierer dieses sechsten Spieltages in der Champions League feststand. Mit Verdacht auf Mittelhandbruch musste der Kapitän das Feld räumen. Die linke Hand dick bandagiert, erlebte der Schwede, wie seine Kollegen noch enger zusammenrückten.
Als Christian Sprenger kurz darauf bei einer Rettungstat gegen Olafur Stefansson in die Bande knallte und verletzt vom Feld humpelte, meldete sich Tobias Reichmann wieder zurück. Er war vor der Pause auf seine linke Wurfhand gefallen, doch der Rechtsaußen hatte Glück. Sprenger nicht. Den linken Knöchel bandagiert, saß er nun neben Ahlm.
Mit fünf Toren lag der gerupfte THW (23:28/48.) zurück, an Aufgabe dachte aber keiner. Wie immer. Omeyer kehrte zurück, hielt einen Siebenmeter von Uwe Gensheimer - das Signal. Im Angriff versuchten die "Zebras", das Beste daraus zu machen, dass Dragicevic eine sehr unglückliche Figur abgab und immer wieder nach Lösungen ohne ihn suchten. Filip Jicha sprang in die Bresche, war der Motor der Kieler Aufholjagd. In der 60. Minute hatte auch Dragicevic seinen großen Auftritt - er traf im Fallen zum 30:30 und verdiente sich eine herzliche Umarmung von Gislason.
"Ich bin stolz auf meine Mannschaft", sagte ein sichtlich gezeichneter Trainer. "Sie hat großartig gekämpft." Dagegen stand Thorsten Storm der Frust ins Gesicht geschrieben. Der Löwen-Manager haderte mit den dänischen Unparteiischen, vermisste am Ende einen Heimvorteil. "Eigentlich ist es ein Punktgewinn, aber so wie wir gespielt haben, ein Punktverlust. Wir hatten das Spiel im Griff."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 27.11.2010)
Aus den Kieler Nachrichten vom 29.11.2010:
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