19./20.11.2010 - Letzte Aktualisierung: 20.11.2010 | Champions League |
Update #1 | KN-Berichte vom 20.11., KN-Vorbericht vom 19.11. ergänzt ... |
Das Team der Rhein-Neckar Löwen: Gegner des THW in der
Gruppenphase der Champions League.
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Neuer Trainer: Gudmundur Gudmundsson.
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Und dieser Schritt soll die Löwen nach Jahren der Investition ohne Titelgewinn ganz nach oben führen. "Unser Plan ist es, in den nächsten fünf Jahren eine der besten Mannschaften der Welt aufzubauen", nennt Gudmundsson den Anspruch der Löwen. Dabei setzt Mäzen Nielsen die Messlatte bereits heute hoch an: "Wir sind mit Kiel fast auf Augenhöhe und gleichstark wie der HSV", erklärte der Däne unlängst vor dem Duell gegen die SG Flensburg-Handewitt. Doch der erste große Prüfstein in der TOYOTA-HBL wurde auch gleich zur Stolperfalle: Mit 31:32 verloren die Löwen an der dänischen Grenze nicht nur zwei Punkte, sondern vorerst auch den Anschluss an die Tabellenspitze in der stärksten Liga der Welt (siehe auch Bundesliga-Kurve Rhein-Neckar Löwen).
Slawomir Szmal wird die Löwen im Sommer verlassen.
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Doch noch ist der Weltklasse-Keeper bei den Löwen beschäftigt, die ihre Ansprüche vor der Saison erneut mit einer ganzen Reihe von hochklassigen Transfers untermauerten. Neun Spieler verließen die Badener vor dieser Saison, dafür wurde sechs neue Top-Stars verpflichtet. Vom dänischen Top-Club Bjerringbro-Silkeborg wechselte Mittelmann Andy Schmidt nach Mannheim. Schmid wurde im vergangenen Jahr zum besten Spieler der dänischen Liga gewählt. Aus der Heimat von Trainer Gudmundsson stammt Robert Gunnarsson:
Börge Lund will gegen seinen Ex-Klub sechs
Punkte aus den kommenden drei Spielen holen.
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Vom slowenischen Topclub RK Velenje eiste man den Weltklasse-Rechtsaußen Ivan Cupic los, der mit dem jungen Shootingstar Patrick Groetzki für die einfachen Tore im schnellen Spiel der Löwen sorgen sollte. Und als die Verletzungssorgen im frühen Stadium der Saison bei den Badenern größer zu werden schienen, wurde Zarko Sesum ein Jahr früher als geplant von MKB Veszprem verpflichtet. Zuletzt reagierten die Mannheimer auf eine Muskelverletzung von Henning Fritz zudem noch mit einem Kurzzeit-Vertrag für Chrischa Hannawald - mittlerweile kann Gudmundsson aus 18 Top-Spielern mit Länderspielerfahrung seine beste Sieben wählen (siehe auch Gegnerkader Rhein-Neckar Löwen).
Olafur Stefansson möchte ein Löwe bleiben.
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Bei so vielen Top-Stars ist es unumgänglich, dass die Ansprüche bei den Löwen weiter wachsen. "Wir haben uns relativ schnell in die Größenordnung der europäischen Topclubs entwickelt, jetzt geht es um die Feinheiten", spricht Thorsten Storm die Erwartungshaltung an den Trainer an. Doch Gudmundsson lässt sich davon nicht irritieren. Vorrangiges Ziel sei es, mit den Löwen eine höhere Konstanz zu erreichen. "Daran hat es zuletzt gefehlt." Bei der Arbeit setzt der Isländer wie sein Landsmann Alfred Gislason auf genaueste taktische Analysen. "Es geht darum, für jedes Spiel die besten Varianten auszusuchen. Pro Spiel kommen dann vier bis fünf zum Einsatz", erklärt der 49-Jährige das "System Gudmundsson".
Neuzugang Ivan Cupic wurde vor kurzem am Meniskus operiert.
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THW-Trainer Alfred Gislason muss am Sonntag wieder auf Daniel Narcisse und Kim Andersson verzichten. Ein dickes Fragezeichen steht noch hinter dem Einsatz von Christian Zeitz, für den erneut Jerome Fernandez in die Startaufstellung rücken könnte.
Schiedsrichter der Partie am Sonntag sind die beiden Schweden Rickard Cambro und Mikael Claesson. Als EHF-Beobachter wird der Schweizer Roland Bürgi in der Sparkassen-Arena sein.
(Christian Robohm)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Der HSV Hamburg macht am Sonnabend den Königsklassen-Auftakt an diesem Wochenende. In der Gruppe B treffen die Hansestädter auf Tatran Presov (SVK). Anpfiff ist um 15 Uhr, Eurosport überträgt live.
Am Sonntag trifft die SG Flensburg-Handewitt in der Gruppe D auf RK Zagreb aus Kroatien. Anwurf in der Campushalle ist um 15.30 Uhr, Eurosport überträgt live.
Aber nicht nur auf die Königsklasse richten sich in diesen Tagen die Blicke der handballbegeisterten Deutschen: Auch im Pokal der Pokalsieger und im EHF-Pokal gehen die deutschen Mannschaften jetzt an den Start. Am Sonnabend absolviert der TV Großwallstadt das EHF-Pokal-Hinspiel gegen den isländischen Top-Club Haukar Hafnarfjördur. Das Rückspiel findet am kommenden Sonnabend auf Island statt. Der TBV Lemgo spielt am Sonntag gegen die Holländer aus Volendam, am darauf folgenden Sonntag geht es für die Lipperländer zum Rückspiel in die Niederlande. Die Schweden von Alingsas HK sind am Sonntag Gegner von Frisch Auf Göppingen, am 28. November steigt das Rückspiel dann in Süddeutschland.
In den Wettbewerb der Pokalsieger greift der VfL Gummersbach erst am nächsten Wochenende ein: Gegen die Kosovaren von KH Besa Famiglia wird zweimal auf deutschem Boden gespielt. Das Hinspiel findet am 27. November in Kierpse statt, das Rückspiel einen Tag später in der Eugen-Haas-Halle in Gummersbach.
Aus den Kieler Nachrichten vom 19.11.2010:
Als das Spiel gegen Frisch Auf vorbei ist und die Zuschauer ihren Helden feiern, verlässt der Pole fluchtartig das Spielfeld. Er weint hemmungslos, will allein sein. Mit sich und seinen Emotionen. "Ich war nervös. Lange Zeit wusste ich nicht, ob ich es schaffen kann. Jetzt habe ich Gewissheit und bin glücklich", sagt Bielecki mehr als eine Stunde nach der Partie.
Für die Löwen ist er mittlerweile schon wieder unverzichtbar. Die Mannheimer brauchen den Rotschopf und seine Tore, wenn sie den lang ersehnten ersten Titel gewinnen wollen. Bislang blieb ihnen der große Wurf versagt, weshalb man einen Trophäenschrank in der Geschäftsstelle vergeblich sucht. "Im Moment geht es leider ohne", sagt Geschäftsführer Thorsten Storm. Er hat seinen Humor nicht verloren, doch der Manager weiß, dass der Aufsichtsrats-Boss und Geldgeber Jesper Nielsen endlich eine Gegenleistung für seinen finanziellen Aufwand erwartet. Der Däne wird gerade in Kiel wegen seiner Aussagen in der Manipulationsaffäre um den THW als streitbare Figur gesehen, wirkt als Privatmann allerdings offen und locker.
Doch er kann auch anders. Wenn es sein muss, greift der Löwen-Boss durch: Die Ziele des Clubs sah er trotz der acht Punkte in fünf Bundesliga-Spielen, dem Weiterkommen im Pokal und der Qualifikation für die Champions League beim Wildcard-Turnier gefährdet. Völlig überraschend wurden Ende September Trainer Ola Lindgren und sein Assistent Kent-Harry Andersson entlassen, als neuer Coach wurde Gudmundur Gudmundsson installiert. "Wir wollen der beste Club der Welt werden. Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass wir dieses Ziel mit Ola und Kent-Harry nicht erreichen können", sagte Nielsen, der großes Vertrauen in Gudmundsson hat und den Isländer gleich mit einem Vertrag bis 2015 ausstattete: "Gudmundur ist die Medizin, die dieser Verein gebraucht hat."
Zwei Tage nach dem Erdbeben in Mannheim gewannen die Löwen sogleich überraschend beim FC Barcelona mit 31:30. Der Erfolg war ein echtes Highlight, doch die von Lindgrens Demission überraschten Spieler dachten in der Stunde des Triumphes vor allem an ihre ehemaligen Trainer. "Die Entlassung von Ola hat die Mannschaft geschockt. Der Sieg in Barcelona war kein Meisterwerk unseres neuen Trainers, sondern auch ein Sieg von Ola und Kent-Harry", sagte der zurzeit verletzte Gudjon Valur Sigurdsson, der den Löwen in den Duellen mit Kiel ebenso fehlen wird wie Ivan Cupic und Michael Müller (beide Knieverletzung).
Momentan stehen nur zwei gesunde Linkshänder im Kader des Champions-League-Teilnehmers, weshalb Olafur Stefansson viele Spielanteile bekommt - und das ist ein Problem. "Er ist kein Mann mehr für 50 Minuten", sagt Storm, der vor dieser Saison Börge Lund vom THW zu den Löwen lotste. Anders als in Kiel steht der Norweger bei der Gudmundsson-Sieben auch im Angriff die meiste Zeit auf dem Feld. Er glänzt als Ballverteiler, ist aber vor allem in der Abwehr eine nicht zu ersetzende Stütze. "Er hat ein gutes Gespür für die Situation und immer Kontakt zum Gegner. Börge ist für unsere Abwehr eine unglaubliche Kraft", sagt Henning Fritz, der zweite ehemalige Kieler bei den Löwen.
Dreimal treffen die Mannheimer innerhalb von zehn Tagen in der Champions League und in der Bundesliga auf Kiel. Los geht's am Sonntag (17.15 Uhr, Eurosport) in der Sparkassen-Arena. Für Siege über Rekordmeister THW brauchen die Löwen aber nicht nur Lund in der Abwehr, sondern auch mehr Tore aus dem Rückraum. Bislang war vor allem auf Bielecki Verlass - und das hätte vor wenigen Monaten wohl niemand gedacht.
(von Marc Stevermüer, aus den Kieler Nachrichten vom 19.11.2010)
Aus den Kieler Nachrichten vom 20.11.2010:
Der Titelverteidiger steht mit 7:1 Punkten an der Spitze der Gruppe A, lediglich der FC Barcelona konnte den "Zebras" einen Punkt abnehmen. Überraschend ist, dass die Löwen punktgleich sind. Der Bundesliga-Vierte hatte sich mit Siegen gegen Velenje (33:28), Silkeborg (31:26) und Leon (33:26) bei einem Wildcardturnier in der Wahlheimat Karlsruhe durch die Hintertür qualifiziert. Vor dem ersten Spiel in der Königsklasse entließ Aufsichtsrats-Boss Jesper Nielsen überraschend den erfolgreich gestarteten Trainer Ola Lindgren. Mit Nachfolger Gudmundur Gudmundsson (siehe Bericht unten) siegten die Löwen zwei Tage später beim FC Barcelona (31:30). Aus Celje (32:28) und Kielce (23:23) brachte das Team um Superstar Olafur Stefansson drei weitere Punkte mit, das bislang einzige Heimspiel geriet zum Spaziergang (37:22 gegen Chambery).
Entsprechend selbstbewusst reisen die Mannheimer an, auch wenn der THW in der Champions League für sie ein besonderes Kapitel ist. In der vergangenen Saison schieden die Löwen in einem dramatischen Viertelfinale gegen die "Zebras" aus, im Jahr zuvor hatten sie im Halbfinale ein Waterloo erlebt. Zwar gelang ihnen im Rückspiel (31:30) der bisher einzige Europapokalsieg gegen Kiel, allerdings hielt sich die Freude nach der 23:37-Ohrfeige im Hinspiel in Grenzen. Auch das Vorgängermodell der Löwen, die SG Kronau/Östringen, hat keine guten Erinnerungen an Kiel - beim THW gelang der 2002 gegründeten SG, die sich fünf Jahre später einen bissigeren Namen gab, noch nie ein Punktgewinn. Nur Zahlen, alles Geschichte.
Alfred Gislason bescheinigt dem Gegner eine neue Konstanz in seinen Leistungen. Der THW-Trainer hat die Löwen-Niederlage am Sonntag in Flensburg (31:32) intensiv studiert und einen starken Gegner gesehen. Lediglich Linkshänder Stefansson und Torhüter Slawomir Szmal hätten keinen guten Tag erwischt. "Karol Bielecki war super, und mit Börge Lund ist auch mehr Qualität in ihr Spiel gekommen." Für den Welthandballer Szmal, der am Saisonende zum polnischen Meister Kielce wechseln wird, gibt es am Sonntag eine in Kiel nicht unbekannte Alternative: Henning Fritz hat seinen Muskelfaserriss im Oberschenkel auskuriert.
Für den Isländer Stefansson, inzwischen 37 Jahre alt, könnte Gudmundsson dagegen nur einen Rechtshänder als Ersatz aufbieten. "Das werden wir machen müssen, schließlich ist die Belastung für ihn in den nächsten Tagen riesig." Gislason glaubt dagegen dagegen nicht, dass Stefansson viele Pause bekommen wird. "In der vergangenen Saison hat er im Schnitt immer 55 bis 57 Minuten gespielt."
Beim THW deutet sich an, dass mit Christian Zeitz zumindest ein bedingt einsetzbarer Linkshänder im Rückraum in den Kader zurückkehren wird. "Ich werde auf jeden Fall auf der Bank sitzen", kündigte Zeitz an, der am Donnerstag seinen 30. Geburtstag feierte. "Ob ich spielen kann, entscheidet der Arzt. Ob ich es werde, der Trainer." Schmerzen im linken Knöchel, in dem er sich vor knapp drei Wochen ein Außenband gerissen hat, hätte er allerdings noch immer. "Die Bewegungen sind noch nicht richtig rund."
Gislason will erst nach dem heutigen Abschlusstraining endgültig über einen Einsatz entscheiden. Allerdings rechnet er trotz einer möglichen Zeitz-Rückkehr damit, dass der THW "über weite Strecken" erneut mit drei Rechtshändern im Rückraum spielen muss. Eine Variante, die in Hamburg bis zur 53. Minute gut funktionierte. Aber eben auch nicht länger. Das Ziel? Da überlegt Gislason nicht lange. "Es wird eng. Aber wir wollen Gruppensieger werden, deshalb müssen wir gewinnen."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 20.11.2010)
Aus den Kieler Nachrichten vom 20.11.2010:
Sein Weg dahin war kurvenreich. Der 49-Jährige arbeitete unter anderem als Projektleiter bei der Kaupping-Bank, die im Zuge der Finanzkrise traurige Berühmtheit erlangte. Eines Tages war Islands größte Bank pleite und Gudmundsson Trainer beim dänischen Erstligisten GOG Svendborg. Im Februar 2008 bat der isländische Handballverband ihn, Nachfolger für Gislason zu werden, dessen Vorgänger er gewesen war.
"Ich war nicht der Top-Kandidat", erinnert sich der vierfache Familienvater. "Aber es wollte kein anderer machen." Der ehemalige Linksaußen, der von 2001 bis 2004 die Auswahl trainiert hatte, ließ sich überreden und war nur Monate später ein Volksheld auf der Insel, deren 320 000 Einwohner den Handball lieben. Gudmundsson unterlag mit seinem Team bei den Spielen 2008 erst im Finale den Franzosen (23:28). 50 000 Isländer säumten damals die Straßen, die Helden von Peking wurden mit dem größten Orden des Landes geehrt. Kein Wunder, hatte Island in seiner olympischen Geschichte zuvor doch nur drei Medaillen (Stabhochsprung 2000, Judo 1984 und Dreisprung 1956) gewonnen. Wäre Gudmundsson ein Brite, dürfte er sich nun "Sir" nennen. Ein Gedanke, der ihn schmunzeln lässt. "Wir Isländer legen nicht so viel Wert auf Titel, ich bin Herr Gudmundsson geblieben."
Als große Ehre hat er den Orden dennoch empfunden, die Erinnerung an den Empfang nie vergessen. "Das war einfach unglaublich", sagt der 236-fache Nationalspieler, der fließend Deutsch spricht und in Personalunion inzwischen ein weiteres Traineramt bekleidet: Als Nachfolger des entlassenen Ola Lindgren übernahm er am 23. September die Rhein-Neckar Löwen. Der bis ins Jahr 2015 dotierte Vertrag sei nicht seine Idee gewesen, sagt Gudmundsson, der sich zuvor als Sportdirektor um die Kooperation zwischen dem Bundesligisten und dem dänischen Erstligisten AG Kopenhagen kümmerte. "Es zeigt aber, dass die Strategie sich geändert hat."
Die Langfristigkeit soll nun oberstes Gebot sein. "Es dauert seine Zeit, eine europäische Spitzenmannschaft zu bauen", sagt Gudmundsson, der in diesen Tagen ins Trainingszentrum umgezogen ist, um seine Mannschaft auf die wegweisenden Wochen vorzubereiten. "Ein Top-Team muss den Anspruch haben, um Titel zu spielen und dann auch welche gewinnen."
Das personelle Gerüst, das diese Ziele ermöglichen soll, steht. Viele Spieler hätten langfristige Verträge, grundlegende Einschnitte seien nicht mehr nötig, sagt Gudmundsson, dessen erstes Ziel es war, den schwankenden Löwen die Konstanz einzubläuen. "Das ist uns eigentlich ganz gut gelungen." Und der nächste Schritt? "Wir wollen jetzt einen der ganz Großen schlagen." Kiel. Oder Hamburg. Dass er Schlafende erwecken kann, hat er in seiner Heimatstadt bewiesen. 2006 führte er Fram Reykjavik zur Meisterschaft - nach 34-jähriger Durststrecke.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 20.11.2010)
Aus den Kieler Nachrichten vom 20.11.2010:
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 20.11.2010)
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