25./26.04.2010 - Letzte Aktualisierung: 26.04.2010 | Champions League |
Update #2 | KN-Bericht, weitere Stimmen, Spielbericht und Fotos ergänzt ... |
Filip Jicha war in der entscheidenden
Phase einmal mehr nicht zu stoppen.
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Andreas Hochreither |
Daniel Narcisse erzielte drei Treffer
und erkämpfte sich durch 1:1-Situationen Siebenmeter und
Zeitstrafen.
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Andreas Hochreither |
Auf Christian Zeitz wartete unweit seiner Heimat also eine Menge Verantwortung, der Rückraumspieler begann im Angriff neben Mittelmann Daniel Narcisse. Auf der "Königsposition" startete Filip Jicha, am Kreis feierte Kapitän Marcus Ahlm nach dreiwöchiger Verletzungspause sein Comeback. Den Torreigen in einer äußerst rasanten Anfangsphase eröffneten aber die Gastgeber, Karol Bielecki brachte seine Mannschaft zweimal in Führung. Die "Zebras" aber konterten jeweils postwendend per "Schneller Mitte", eine schöne Ballstafette über Zeitz und Narcisse nutzte Klein zum ersten Kieler Treffer, und auf den zweiten Bielecki-Treffer hatte Narcisse mit einem tollen Sprungwurf die richtige Antwort.
Wenig später gab es den ersten großen Aufreger der Partie: Der stark beginnende Christian Zeitz ließ sich von einem Fehlwurf nicht aus dem Konzept bringen und traf mit dem zweiten Versuch zur ersten Gästeführung. Dann rannte er schnellstens zur Bank, um sich gegen Abwehrspezialist Börge Lund auswechseln zu lassen, bekam von Uwe Gensheimer aber einen kleinen Schubser verpasst und blieb kurz außerhalb des Spielfelds liegen. Der Linksaußen der Mannheimer hatte Glück, dass die lettischen Schiedsrichter diese Aktion nicht mit einer Zeitstrafe ahndeten. Christian Zeitz hingegen traf nach einer Omeyer-Parade mit Wut im Bauch per Unterarmwurf auch zum 4:2, und nachdem Narcisse ein Bielecki-Anspiel abfing und Jicha per Gegenstoß auf 5:2 erhöhte, waren die Kieler bereits nach etwas mehr als fünf Minuten etwas enteilt.
Die Löwen-Abwehr trat gegen den Kieler Rückraum weit heraus.
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Andreas Hochreither |
Für den zwischenzeitlich etwas nachlassenden Bielecki kam nun dessen Landsmann Grzegorz Tkaczyk in die Partie, die Akzente setzten aber zwei Isländer: In Überzahl - Filip Jicha musste auf die Bank - bediente Stefansson zweimal den an den Kreis eingelaufenen Gudjonsson zum 6:8 und 7:9. Doch die "Zebras" blieben konzentriert im Angriff gegen die Löwen-Abwehr um den Mittelblock Myrhol und Manojlovic, so dass der Vorsprung durch Einzelaktionen von Ilic und Narcisse gehalten werden konnte.
Nun begann die große Zeit des bereits zuvor gut aufgelegten Thierry Omeyer - drei Spielminuten, die Jungnationalspieler Patrick Groetzki so schnell nicht vergessen dürfte. Denn nach dem 8:10 durch Myrhol scheiterte der Rechtaußen zunächst mit einem Gegenstoß am Franzosen, nach einer Szmal-Parade gegen Zeitz kam Groetzki auch von außen nicht am Welthandballer vorbei und wusste eine weitere Minute später auch einen zweiten Gegenstoß nicht an Omeyer vorbei ins Tor zu bringen. Nachdem Sprenger nach schönem Narcisse-Anspiel das 11:8 erzielte, nahm Groetzki entnervt auf der Bank Platz. Olafur Stefansson rückte auf die Außenposition, Michael Müller in den rechten Rückraum. Und dieser führte sich gleich gut ein und traf zum 9:11. Mittlerweile war auch Bielecki aufs Parkett zurückgekehrt und sorgte mit zwei Treffern zum 11:12-Anschluss. Nachdem Szmal einen Ilic-Wurf entschärfte, hatten die Gastgeber die Chance zum Ausgleich, doch Omeyer hielt gegen den freigespielten Kreisläufer Klimowets und Jicha traf auf der Gegenseite. Michael Müller verkürzte zweimal, aber Sprenger mit einem sehenswerten Dreher und der von Narcisse glänzend eingesetzte Marcus Ahlm hielten den THW zur Halbzeit vorne. Beim Stand von 15:13 für die "Zebras" wurden somit die Seiten gewechselt.
Rund 100 THW-Fans feiern beim Public Viewing des THW-Fanclub "Schwarz-Weiss" im Vereinsheim des FT Vorwärts in der Kieler Moorteichwiese. |
Was aber nun folgte, waren zehn rabenschwarze Minuten für die "Zebras": Im Angriff wollte den Kielern plötzlich nichts mehr gelingen, Fehlpässe im Rückraum und Fehlwürfe von Sprenger, Narcisse und Jicha häuften sich. Immerhin stand die Abwehr des THW noch immer sattelfest, nur durch zwei Gegenstöße durch Myrhol und Gensheimer konnten die Löwen verkürzen. Und die Mannschaft von Ola Lindgren witterte nun Morgenluft, ging nun offensiver und aggressiver zu Werke. Somit zwang man die Kieler zu Einzelaktionen - eine Einladung, die der "König des 1:1", Daniel Narcisse, gerne annahm, aber immer wieder hart gestoppt wurde. So hatte Michael Müller Glück, dass er keine Zeitstrafe bekam, als er den Franzosen zu Boden zerrte. Die Kieler wirkten dennoch ein wenig hektisch in dieser Phase, und die Rhein-Neckar Löwen nutzten dies aus: Der immer mehr aufdrehende Karol Bielecki und Grzegorz Tkaczyk schafften den Ausgleich zum 20:20. Als den "Zebras" auch noch ein technischer Fehler unterlief, sorgte Uwe Gensheimer gar für die 21:20-Führung für die Rhein-Neckar Löwen - die erste seit der 2. Spielminute.
Kleiner Vorteil für den THW Kiel nach 60 von 120 Viertelfinal-Minuten.
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Andreas Hochreither |
Der THW Kiel hat damit einen großen Schritt Richtung "EHF Final4" geschafft, muss am kommenden Wochenende in der Sparkassen-Arena aber dennoch noch einmal 60 Minuten lang mit vollster Konzentration angehen.
(Sascha Krokowski)
Wir waren mit dem Ziel gekommen, unbedingt gewinnen zu wollen. In der Champions League ist es oft schwieriger, zu Hause zu siegen als in der Ferne. Das hat Gott sei Dank geklappt. Richtig zufrieden bin ich aber nicht. Wir haben einen größeren Vorsprung verspielt. Jetzt freue ich mich aufs Rückspiel, in dem wir ganz sicher besser spielen müssen, um ins Final Four einziehen zu dürfen. Zeitz hat Andersson lange Zeit ordentlich ersetzt. Leider hat es mit den Rechtshändern auf dieser Position nicht so gut geklappt wie in den zurück liegenden Spielen.
Das war ein echtes Kampfspiel mit zwei sehr guten und aggressiven Abwehrreihen. Wir haben leider gute Möglichkeiten ausgelassen und konnten Kiel nicht wie erhofft unter Druck setzten. Das lag sicher auch an einem Herren mit Namen Omeyer. Jetzt ist aber erst Halbzeit. Wenn wir in Kiel eine bessere Wurfquote schaffen, können wir auch dort gewinnen.
Nach meiner Verletzungspause bin ich froh, gut aus dem Spiel herausgekommen zu sein. Das war ein ähnliches Spiel wie bei unserem knappen Sieg in der Liga, sehr intensiv.
Wir können zwar besser spielen, aber wichtig war allein der Sieg. Die Entscheidung fällt ohnehin erst in Kiel. Nach diesem sehr harten Kampfspiel ist es schön, eine Woche Pause zu haben, um sich in Ruhe vorbereiten zu können. Die Löwen haben sehr stark gespielt.
Entscheidend für unsere Niederlage war die erste Halbzeit mit den Situationen von Groetzki gegen Omeyer. Da hat unser Rechtsaußen den Kieler Torhüter zu Weltklasse aufblühen lassen. Uns fehlten im Abschluss Konzentration und Selbstvertrauen.
Kleinigkeiten haben den Unterschied ausgemacht. Alle denken jetzt, Kiel gewinnt zu Hause, das birgt aber auch Gefahren für den heutigen Sieger.
Wir haben gekämpft, ein gutes Spiel gezeigt, aber es ist schade, dass wir es nicht geschafft haben. Am Anfang haben wir die Chancen gehabt, aber nicht getroffen und einfach zu viele klare Chancen vergeben. In Kiel müssen wir genauso kämpfen wie in den letzten Minuten.
Die Löwen haben einen sehr guten Handball gespielt. Es war ein schweres Spiel, eine sehr harte Partie, noch ist nichts entschieden. Wir haben zwar heute mit einem Tor gewonnen, aber wir wissen, dass wir zu Hause hellwach sein und 100 Prozent Leistung abliefern müssen.[Frage: Wiegt das Fehlen von Andersson und Palmarsson schwer?]
Jeder Spieler, der bei uns ausfällt, ist ein enormer Verlust, jeder bringt Qualität in diese Mannschaft, gerade jetzt am Ende der Saison. Aber ich muss auch sagen, dass Christian Zeitz heute ein sehr starkes Spiel gezeigt hat. Wir müssen zusammenrücken, uns durchbeißen und eine konzentrierte Leistung zeigen.
Wir haben viele Chancen liegen lassen, sind an Omeyer gescheitert, haben viel zu viele freie verworfen, haben zu stressig agiert und zu schnell den Abschluss gesucht. Dann - Anfang der zweiten Halbzeit - gab es auch einige Schlüsselszenen, als wir aus der Überzahl keinen Profit schlagen konnten.Aber: Wir hatten die Chancen, daher bin ich nicht so deprimiert. Wir haben ein gutes Spiel abgeliefert und wir haben auch die Chance, in Kiel zu gewinnen. Wir müssen unsere Fehler analysieren, dann bin ich guten Mutes.
Zu einem deutschsprachigen Duell kam es bereits am Sonnabend in der Flensburger Campushalle: Die SG Flensburg-Handewitt konnte sich dabei gegen die Kadetten Schaffhausen aus der Schweiz nur ein minimales Polster erarbeiten. Im EHF-Pokal-Halbfinale siegte die SG im Hinspiel mit 31:30 gegen die Eidgenossen (siehe Extra-Bericht) und darf sich beim Rückspiel am 1. Mai um 17.30 Uhr in Schaffhausen keine Niederlage erlauben. Im zweiten Halbfinale musste der TBV Lemgo am späten Sonntagnachmittag eine 25:30-Niederlage bei Naturhouse La Rioja (ESP) hinnehmen. Das Rückspiel in der Lipperlandhalle steigt am 2. Mai um 17 Uhr.
Im Pokal der Pokalsieger kommt es im Halbfinale zum vorgezogenen Endspiel: Dem VfL Gummersbach gelang am Sonntag im Hinspiel in der eigenen Eugen-Haas-Halle gegen die Spanier von Reyno de Navarra San Antonio ein 30:26 (14:12)-Erfolg. Das entscheidende Rückspiel in Spanien findet am 1. Mai um 18.30 Uhr statt.
Aus den Kieler Nachrichten vom 26.04.2010:
Aus dem Team der ehemals betulichen SG Kronau/Östringen hat sich im Badischen nach dem Umzug nach Mannheim eine Großmacht entwickelt. Die Erfolgsbilanz gegen den THW konnte da bisher nicht mithalten. Kamen die "Zebras", setzte es bittere Niederlagen. Diese Serie hat Bestand. Kiel baute die Gesamtbilanz auf 19 Siege bei nur drei Niederlagen aus.
Dabei starteten die Löwen wuchtig. Karol Bielecki, der polnische Kanonier, schmetterte den Ball zweimal an Omeyer vorbei ins Netz, doch der THW ließ sich nicht einschüchtern. Kiels Bielecki-Antwort hieß zunächst Christian Zeitz, der über lange Strecken für den verletzten Kim Andersson ins Gefecht geschickt wurde und stark begann. "Zeitzi" hatte wohl aufmerksam Videos von Löwen-Torhüter Slawomir Szmal studiert. Seine Aufsetzer und flachen Würfe musste der polnische Weltklasse-Torhüter mehrfach passieren lassen. So setzten sich die Kieler auf 5:2 ab - um dann selbst das Tempo aus dem Spiel zu nehmen. Die Folge: Mannheim kam zurück, hatte mit Snorri Gudjonsson einen umsichtigen und auch torgefährlichen Spielmacher, außerdem packte die Abwehr kräftig zu. Kiels Angreifer taten sich schwer. Gefahr drohte den Löwen in dieser Phase lediglich von Daniel Narcisse, der die gegnerische Abwehr mit "Wacklern" und viel Druck beschäftigte.
Dass die "Zebras" dennoch das Heft in der Hand behielten, stets eine kleine Führung vorlegten, hatten sie einzig der großen "Thierry-Omeyer-Show" zu verdanken. Der Welthandballer erwischte einmal mehr einen seiner unglaublichen Tage. Vor allem wird Mannheims junger Rechtsaußen Patrick Groetzki dieses Spiel wohl nie mehr aus seinem Gedächtnis löschen können. Viermal in Folge tauchte der 21-Jährige zwischen der 16. und 20. Minute frei vor Omeyer auf, viermal trafen ihn die Reflexe des Franzosen ins Mark. Die Trainer hatten schon bald ein Einsehen, ersparten ihrem Rechtsaußen weitere Schmach und holten ihn auf die Bank. Leiden mussten aber auch andere, so Routinier Olafur Stefansson. Der 36-jährige Isländer, vor zwei Jahren in Diensten von Ciudad Real noch erklärter THW-Schreck, scheiterte frei an Omeyer oder warf den Ball respektvoll am Tor vorbei. Mit weit aufgerissenen Augen stapfte Stefansson beim 13:15 in die Halbzeitpause. Dabei zischte er verärgert "Scheiße". 13 Bälle machte Omeyer bis zum Pausenpfiff unschädlich - die meisten aus der Kategorie "sehr schwer zu halten".
Mannheims Anfangselan der zweiten 30 Minuten war nach dem 15:15 schnell verpufft. Die Kieler hatten jetzt ihre beste Phase. Zweimal Dominik Klein, einmal Zeitz, einmal Sprenger - beim 20:16 in der 39. Minute schien eine Vorentscheidung möglich. Dann folgte die Kopie der ersten Halbzeit, die "Zebras" rannten sich in der guten Löwen-Abwehr fest, nahmen erneut Tempo heraus und liefen beim 20:21 (49.) plötzlich einem Rückstand hinterher. Die Halle kochte, dem THW drohte Unheil. Bielecki war nicht mehr zu packen, traf insgesamt zehnmal. Aber wenn's eng wird, übernimmt Filip Jicha beim THW Verantwortung. Mehr und mehr. Gestern war der Tscheche erneut da, als er gebraucht wurde, erzielte sechs seiner acht Tore in den letzten zehn Minuten und traf fast mit dem Schlusspfiff zum 29:28. Kiel jubelte zum 19. Mal. "Gewonnen ist nichts", warnte Kapitän Marcus Ahlm. "Das war erst die erste Halbzeit."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 26.04.2010)
Aus den Kieler Nachrichten vom 26.04.2010:
Operation - THW-Linkshänder Kim Andersson hat seine Operation am rechten Knie (Knorpelschaden) gut überstanden, ist nach dem Eingriff am Freitagmorgen bereits wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden und lässt sich in seiner schwedischen Heimat von Ehefrau Sandra und seinen Eltern pflegen. Die Ärzte rechnen mit einer viermonatigen Reha-Zeit.
Anwurfzeit - Die für einen Sonntag ungewohnt späte Anwurfzeit (19 Uhr) für Champions-League-Spiele erklärt sich aus der besonderen Hallensituation von Mannheim. Die SAP-Arena grenzt direkt am riesigen Messegelände, und dort hatte am Wochenende der "Maimarkt", eine Verbrauchermesse, ausgestellt. Wegen der Parkplatznot öffneten sich die Tore für die Handball-Fans so erst nach Ende der Messezeit, Einlass war um 18 Uhr. Für die Löwen war es gestern ohnehin das letzte Saisonspiel in gewohnter Heimstätte. Wegen der Eishockey-Weltmeisterschaft müssen sie nach Karlsruhe umziehen.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 26.04.2010)
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