Kaum ist die
Europameisterschaft beendet,
stehen für den THW Kiel in allen drei Wettbewerben Schlüsselpartien
an: Nach der überraschend deutlichen
28:35-Pokalpleite am Sonntag in Gummersbach
müssen sich die "Zebras" nun auf Bundesliga und Champions League konzentrieren.
Bereits am Mittwoch geht es für den THW um wichtige Meisterschaftspunkte: Die Kieler
treten ab 20.15 Uhr beim zu Saisonbeginn selbsternannten Titelkonkurrenten,
den Rhein-Neckar Löwen, an. Das DSF überträgt das Spitzenspiel des
Tabellenfünften gegen den Tabellenzweiten live aus der Mannheimer SAP-Arena.
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Nikola Manojlovic wurde zwei Tage nach dem Hinspiel
verpflichtet als weiterer Ersatz für Grzegorz Tkaczyk.
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Die Stimmungslage bei den Rhein-Neckar Löwen ist nach der Hinrunde
in dieser Saison ähnlich wie vor einem Jahr: Trotz mächtiger personeller
Verstärkungen - u.a. kamen Snorri Gudjonsson, Nikola Manojlovic, Olafur
Stefansson, Michael Müller, Carlos Prieto und Bjarte Myrhol - und dem
selbst auferlegten Anspruch, um die Meisterschaft mitzuspielen, ist man
in Mannheim erneut meilenweit von der Tabellenspitze entfernt: Acht
Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Hamburg, sieben Zähler auf den THW Kiel,
und auch das Minimalziel - die dritte Qualifikation zur Champions League
in Folge - ist alles andere als gesichert. Unter dem neuen Trainer
Ola Lindgren, welcher zudem von Flensburgs einstigem Meistertrainer
Kent-Harry Andersson unterstützt wird, fanden die "Löwen" nach schwierigem
Start dank der Niederlagen
in Kiel (29:36) und
gegen Hamburg (30:34) zunächst gut in die Saison. Bis zum 24. November
gab die Mannschaft nur noch einen weiteren Zähler ab (27:27 in Gummersbach)
und verbesserte sich mit zwischenzeitlich 17:5 Punkten bis auf Platz 3.
Doch einer
überraschenden 26:30-Heimpleite gegen Flensburg
ließen die "Löwen" noch zwei weitere "Ausrutscher" bis Jahresende folgen:
Bei den Berliner Füchsen setzte es am 20. Dezember eine 28:33-Niederlage,
und auch zehn Tage später beim Aufsteiger TuS N-Lübbecke war das Starensemble
beim 26:31 chancenlos (siehe auch
Gegnerkurve).
Somit belegen die Rhein-Neckar Löwen nach dem 18. Spieltag mit 25:11
Punkten nur den
5. Tabellenplatz
und müssen mit Göppingen (27:9), Flensburg (26:10), Gummersbach (23:13) und
Lemgo (22:14) um den dritten Platz kämpfen.
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Drittbester Saisonschütze bei den "Löwen" mit 72/28 Treffern: Olafur Stefansson.
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So hing in Mannheim - trotz des frühzeitigen Erreichens des
Achtelfinals in der Champions League und
dem Viertelfinal-Einzug im DHB-Pokal, dem die "Löwen" am vergangenen
Sonntag durch einen 33:29-Erfolg in Göppingen die fünfte "Final Four"-Teilnahme
in Serie folgen ließen - zum Jahreswechsel endgültig der Haussegen
schief: "Mir fehlen die Worte. Es ist unerklärbar, dass wir die gleichen
Fehler wie in Berlin gemacht haben. Uns hat die Aggressivität in der Abwehr
gefehlt. Und im Angriff haben wir zu viele Chancen ausgelassen", meinte der
konsternierte Linksaußen
Gudjon Valur Sigurdsson nach der Pleite in Lübbecke.
Auch Trainer Ola Lindgren war "wahnsinnig enttäuscht: "Wer wenig Tore macht
und in der Abwehr schlecht agiert, bekommt eben Probleme." Und Manager
Torsten Storm zeigte sich gar als schlechter
Verlierer und polterte nach der Partie in Ostwestfalen, in der der zu
Saisonbeginn verpflichtete und bereits im November abgeschobene Grieche
Alexis Alvanos 6/1 Treffer für den Aufsteiger erzielte. Dabei gab es
angeblich eine Abmachung im Zuge des Alvanos-Transfers, dass der Linkshänder
an der "Revanche" an seinem Ex-Club nicht hätte teilnehmen dürfen.
"Das war eine klare Abmachung. Und wer sich nicht daran hält, ist ein Betrüger",
war
Storm daher nach dem Schlusspfiff sauer,
fügte aber gleichwohl an, dass man eigentlich keine Angst vor einem Spieler
haben müsse, den man weggeschickt habe. Seinen Spielern wiederum warf
Storm Realitätsverlust vor: "Wenn ich von
einigen Jungs vor der Saison höre, dass wir Meister werden wollen, frage
ich mich, ob sich da nicht der eine oder andere überschätzt." Den "Löwen"
sollte also bewusst sein, dass weitere Ausrutscher den dritten Platz in
höchstem Maße gefährden würden.
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Zweitbester Saisonschütze bei den "Löwen" mit 90/46 Treffern: Uwe Gensheimer.
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Vorkehrungen für die nächste Spielzeit, in der die Rhein-Neckar Löwen
mit Sicherheit einen weiteren Angriff auf die Spitzenplätze ankündigen
werden, wurden aber auch bereits getroffen: Mit dem isländischen
Kreisläufer Robert Gunnarsson wurde für die kommende Saison ein weiterer
Hochkaräter verpflichtet, die Tage des Spaniers Carlos Prieto scheinen
somit bereits gezählt. Auch Kroatiens Rechtsaußen Ivan Cupic steht weiterhin
auf der Wunschliste von Ola Lindgren, zur nächsten Saison soll der Linkshänder
endlich verpflichtet werden. Zudem verlängerte Deutschlands Abwehrchef Oliver
Roggisch seinen auslaufenden Vertrag um zwei Jahre bis Juni 2012.
"Bei den Löwen fühle ich mich sehr wohl und mache hier seit fast drei
Jahren das, was ich immer machen wollte - in einem topgeführten Klub
erfolgreich Handball spielen", sagte Roggisch, zuvor in Essen und
Magdeburg unter Vertrag, im Zuge der Verlängerung. Zudem darf man gespannt
sein, was im Zuge der Kooperation mit dem "Löwen"-Gesellschafter und Geschäftsführer
der dänischen Kasi-Group, Jesper Nielsen, und dessen Projekt "AG Handbold"
noch so passieren wird. Nielsens Pläne einer Fusion zwischen dem
designierten Aufsteiger und dem dänischen Spitzenclub FC Kopenhagen
gestalteten sich zuletzt als nicht so einfach, da die Mitglieder des
Traditionsklubs Frederiksberg Idraets-Forening, mit dessen Lizenz der
FC Kopenhagen aktuell in der Liga spielt, dem Projekt eine klare Absage
erteilten. Ohne diese Lizenz könnte die AG Handbold zwar in der ersten
dänischen Liga spielen, allerdings noch nicht im Europapokal, wie Nielsen
es plante, als er mit Joachim Boldsen und Mikkel Hansen zwei Hochkaräter
vom FC Barcelona unter Vertrag nahm. So sei aktuell nicht auszuschließen,
dass die beiden Rückraumspieler - wie in dieser Saison Olafur Stefansson -
stattdessen zu den "Löwen" transferiert werden.
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Bester Saisonschütze bei den "Löwen" mit 94 Treffern: Karol Bielecki.
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Bis auf Rekonvaleszent Grzegorz Tkaczyk werden Ola Lindgren gegen den
THW Kiel vermutlich alle Spieler zur Verfügung stehen - auch Bjarte
Myrhol, der im Pokalspiel gegen Göppingen noch wegen einer Nackenverletzung
passen musste. Den
Kader der Rhein-Neckar Löwen
stellten wir Ihnen im Übrigen bereits im
Vorbericht zum Hinrundenspiel ausführlich vor.
Beim THW fehlt lediglich
Daniel Narcisse
nach dessen Knie-OP. Die Ergebnisse der letzten Duelle in der SAP-Arena
lassen auf jeden Fall eine spannende Partie erwarten. Einmal, im Mai 2007,
siegten die Gastgeber gegen die "Zebras" (siehe
Spielbericht), welche
dennoch kurz darauf das legendäre "Triple" unter Dach und Fach brachten.
Unvergessen bleibt auch das Aufeinandertreffen in der Vorsaison, als
Stefan Lövgren beim Kieler
42:40-Erfolg
unglaubliche 18/8 Treffer erzielte und Landsmann
Andreas Palicka mit 17 Paraden in 34 Spielminuten
brillierte (siehe auch
Gegnerdaten Rhein-Neckar Löwen).
Die Schiedsrichter der Partie sind
Holger Fleisch (Ostfildern) und Jürgen Rieber (Nürtingen).
(Sascha Krokowski)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Lesen Sie bitte auch den Vorbericht der Kieler Nachrichten.
Aus den Kieler Nachrichten vom 10.02.2010:
THW will wahres Gesicht zeigen
Storm erwartet "Zebras" mit Schaum vor dem Mund
Kiel - Die "Woche der Wahrheit" hat für Handballmeister THW
Kiel denkbar schlecht begonnen. Im Bundesliga-Gipfel bei den
Rhein Neckar Löwen (heute, 20.15 Uhr) und dem für den Gruppensieg
vorentscheidenden Heimspiel in der Champions League gegen
den FC Barcelona am Sonntag bieten sich den "Zebras" aber gute
Gelegenheiten, nach dem bitteren Pokal-Aus
schnell positive Erinnerungen zu schaffen.
Die Kieler, die gestern Nachmittag nach Frankfurt flogen und in Mannheim
nächtigten, erwartet heute nicht nur ein Gegner, der nach zuletzt enttäuschenden
Leistungen in der Liga nun im Pokal-Viertelfinale wieder zu
sich gefunden hat. Mit 33:29 gewann das Team von Ola Lindgren in Göppingen.
"Dieser Auftritt hat uns Mut gemacht", freute sich Lindgren. Für die
finanzstarken Badener, die sich zu Saisonbeginn unter anderem mit Klasse-Leuten
wie dem isländischen Linkshänder Olafur Stefansson (Ciudad Real) und dem
spanischen Kreisläufer Carlos Prieto (Valladolid) verstärkt hatten, ist der
Erfolg im DHB-Pokal aber von untergeordneter Bedeutung. "Wir wollen in der Liga
Platz drei erreichen", sagt Manager Thorsten Storm,
der von seinem Starensemble die Qualifikation für die Champions League erwartet.
"Für unser Renommee ist es wichtig, dass wir weiter im Konzert der Großen mitspielen."
Als die "Löwen" nach starkem Saisonbeginn zuletzt gegen Flensburg (H),
Berlin (A) und Lübbecke (A) empfindliche Niederlagen erlitten, platzte ihm
der Kragen. "Bei einigen passten Anspruch und Realität nicht zusammen."
Deshalb sei das Heimspiel in der in dieser Saison erstmals mit 13 000 Zuschauern
ausverkauften SAP-Arena so wichtig. "Uns würde ein Sieg doppelt
gut tun." Mit Kreisläufer Bjarte Myrhol (Nacken) und Linksaußen
Gudjon Sigurdsson (Knie) fehlen allerdings zwei Schlüsselspieler.
Storm, einst auch als Marketingmann
beim THW beschäftigt, erwartet einen Gegner, der nach der jüngsten
Demütigung in Gummersbach (28:35) mit "Schaum vor dem
Mund" auflaufen wird. "Die werden alle richtig sauer sein." Aus der Art und
Weise der Niederlage schöpft er aber auch Hoffnung. "Ich kann mich nicht
erinnern, in den letzten Jahren einen solchen Auftritt des THW erlebt zu haben."
An der Top-Qualität der Spieler könne es nicht liegen. "Irgendetwas scheint sich
aber innerhalb der Mannschaft verändert zu haben."
Von dem heutigen Spiel erwartet Storm durchaus
eine Vorentscheidung im Kampf um die Meisterschaft. Bei einer Niederlage
hätte der THW drei Punkte Rückstand auf den HSV Hamburg. "Bei dem derzeitigen
Zustand beider Teams wäre das schon ein deutlicher Fingerzeig."
Sein Kollege in Diensten der Kieler, Uli Derad,
verspricht einen Gast, der sein "wahres Gesicht" zeigen wird. Für zusätzliche
Motivation hätten zudem die Äußerungen rund um die Halbfinal-Auslosung im
DHB-Pokal am Montag gegeben.
Da hatte sich unter anderem Kent-Harry Andersson, Co-Trainer der Löwen,
darüber gefreut, dass Kiel beim Final Four diesmal fehlen werde. "Das
übt auf uns einen gewissen Reiz aus", sagt Derad.
"Wir stehen wieder auf und verlassen das Parkett als Sieger."
Ähnlich zuversichtlich gibt sich THW-Trainer Alfred Gislason,
der mit Andreas Palicka einen dritten Torhüter
nominierte. Die jüngste "Katastrophe" hätten sie intensiv bearbeitet. So
verschlafen wie in Gummersbach, als die Kieler durch einen Baldrian-Start
nach zwölf Minuten bereits 5:11 im Rückstand lagen, werde sich nicht wiederholen.
"Wir werden ein viel besseres Spiel abliefern, so viel ist sicher."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 10.02.2010)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
Rhein-Neckar Löwen - THW Kiel:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
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