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06./08.09.2009 - Letzte Aktualisierung: 08.09.2009 Bundesliga

Am Dienstag steigt die THW-Heimpremiere gegen die Rhein-Neckar Löwen

Update #1 KN-Vorbericht ergänzt...

Das Team der Rhein-Neckar Löwen.
Klicken Sie für weitere Infos! Das Team der Rhein-Neckar Löwen.
Der Bundesliga-Start des THW Kiel mit einem letztlich deutlichen 35:25 bei MT Melsungen ist am vergangenen Samstag geglückt, bereits am Dienstag wollen die "Zebras" nachlegen. Zur Heimpremiere erwartet der deutsche Rekordmeister den Meisterschafts-Mitfavoriten aus Mannheim, die Rhein-Neckar Löwen. Anwurf in der Sparkassen-Arena-Kiel ist um 20.15 Uhr, für das Spitenspiel sind noch wenige Karten im Vorverkauf erhältlich (siehe Extra-Bericht). Das DSF überträgt die Partie zudem live und kostenlos im Internet auf tv.dsf.de.
Die Rhein-Neckar Löwen haben mächtig aufgerüstet. Neue Spieler, ein neues Trainer-Duo und ein erhöhter Etat sollen den Mannheimern helfen, bis ganz an die Spitze zu kommen. Ein ehrgeiziger Plan - aber ein durchaus realistischer.

Der neue Trainer bei den Löwen: Ola Lindgren wechselte von der insolventen HSG Nordhorn-Lingen nach Mannheim.
Der neue Trainer bei den Löwen: Ola Lindgren wechselte von der insolventen HSG Nordhorn-Lingen nach Mannheim.
Keine Frage: In der vergangenen Saison sind die Rhein-Neckar Löwen in die Spitze des europäischen Handballs vorgedrungen. Einzig der THW Kiel war es, der den Sturmlauf der Mannheimer bremsen konnte. Im Halbfinale der Champions League wie in der Vorschlussrunde des DHB-Pokals verwiesen die Zebras die Löwen in ihre Schranken. In der TOYOTA Handball-Bundesliga erreichte das Team nach einem schwachen Start mit einer beeindruckenden Aufholjagd unter Trainer Wolfgang Schwenke noch den dritten Rang. Jetzt soll es noch höher hinaus gehen. Garant für den Aufschwung soll Ola Lindgren sein. Der Trainer, dem es in Nordhorn mit bescheidenen finanziellen Mitteln immer wieder gelang, eine schlagkräftige und erfolgreiche Mannschaft zusammenzustellen, folgte Schwenke nach, den es nach seinem bis zum Saisonende befristeten Vertrag zu den Fußballern von Holstein Kiel zog. In Mannheim hat Lindgren nun auch den finanziellen Hintergrund, um seine Ideen umzusetzen. Geschätzte sieben Millionen Euro stecken die Löwen in dieser Saison in die "Operation Spitze", an der neben Lindgren auch der Ex-Flensburger Kent-Harry Andersson als Co-Trainer mitwirken wird. Das Trainergespann hält Löwen-Manager Thorsten Storm für einen gelungenen Schachzug: "Es hat sich in der Vergangenheit oft gezeigt, dass es immer wieder Spieler gegeben hat, die über eine lange Saison ein Stück weit durchhingen. Diese können wir jetzt durch dieses Zweiergespann individueller trainieren."

Zurück in der Bundesliga: Olafur Stefansson.
Zurück in der Bundesliga: Olafur Stefansson.
Die Mannheimer haben aber nicht nur in ihre sportliche Führung investiert. Vielmehr haben die Rhein-Neckar Löwen in der Sommerpause auch auf dem Spielermarkt wieder kräftig für Wirbel gesorgt. Kein Wunder, mussten Storm & Co. doch den Abgang von gleich sechs mehr oder wenigen wichtigen Spielern kompensieren. Vor allem der Wechsel von Top-Torjäger Mariusz Jurasik nach Kielce riss dabei ein großes Loch. Zudem verabschiedete sich mit Kreisläufer Christian Schwarzer eine Identifikationsfigur der Löwen in den aktiven Handball-Ruhestand. Jan Filip, der unter Ola Lindgren in Nordhorn zu einem der besten Rechtsaußen der Liga wurde, bekam in Mannheim keinen langfristigen Vertrag angeboten und wechselte "aus familiären Gründen" zu den Kadetten Schaffhausen in die Schweiz. Zudem wurde Nachwuchsspieler Steffen Fäth für eine Saison an den VfL Gummersbach ausgeliehen, während es Sergej Shelmenko endgültig zum russischen Meister Chehovskie Medvedi Moskau zog.

Nationalspieler Michael Müller soll mit Stefansson ein starkes Gespann im rechten Rückraum bilden.
Nationalspieler Michael Müller soll mit Stefansson ein starkes Gespann im rechten Rückraum bilden.
Dafür haben die Mannheimer gleich sechsfach starken Ersatz geholt. Für Aufsehen hatte vor allem der Transfer von Olafur Stefansson vom Champions-League-Sieger Ciudad Real zu den Löwen gesorgt. Löwen-Sponsor Jesper Nielsen hatte Stefansson quasi als "Einstiegsgeschenk" mitgebracht - nun soll der Isländer, der unter THW-Trainer Alfred Gislason in Magdeburg zu einem der weltbesten Linkshänder heranreifte, für den Aufschwung im Rhein-Main-Gebiet sorgen. Während Stefanssons Wechsel alles andere überstrahlt, haben die Löwen aber auch für andere Positionen kräftig zugeschlagen. Vom spanischen EHF-Pokal-Sieger BM Valladolid holten sie den 2,03 Meter großen Kreisläufer Carlos Prieto, der mit dem FC Barcelona und Ciudad Real bereits dreimal die Champions League gewinnen konnte. "Er ist ein abwehrstarker und sehr robuster Kreisläufer", schätzt Storm die Qualitäten des Neuzugangs ein, der sich mit Bjarte Myrhol von der HSG Nordhorn-Lingen ergänzen soll. Aus Gummersbach kam mit Alexis Alvanos einer der Haupttorschützen des VfL. Für die halbrechte Position verpflichteten die Badenser neben Stefansson auch noch Nationalspieler Michael Müller vom TV Großwallstadt. "Die Rhein-Neckar Löwen haben eine riesige sportliche Zukunft vor sich. Da möchte ich dabei sein und mit den Löwen auch Titel gewinnen", begründete Müller seinen vorzeitigen Wechsel. Storm begrüßte diesen Schritt des Nationalspielers: "Mit ihm hat eines der größten deutschen Talente bei den Löwen angeheuert, und er passt wirklich hervorragend in unser Konzept."

Carlos Prieto, dreifacher Champions League Gewinner, verstärkt den Kreis der Rhein-Neckar Löwen.
Carlos Prieto, dreifacher Champions League Gewinner, verstärkt den Kreis der Rhein-Neckar Löwen.
Das sieht wie in den Vorjahren auch eine Mischung aus erfahrenen Weltklasse-Spielern und jungen Nachwuchsakteuren vor. So rückten mit Alexander Becker und Maximilian Bender zwei Spieler aus der eigenen Jugend in die Bundesliga-Mannschaft auf, die den Vorbildern Uwe Gensheimer oder Patrick Groetzki nacheifern möchten. Gemeinsam haben sich die Löwen für diese Saison viel vorgenommen. "Wir haben einen starken und breiten Kader, der den ersten Titel holen kann. Aber Geduld und Ruhe sind dabei wichtige Tugenden", mahnt Storm trotz der vielen Vorschusslorbeeren vor zuviel Euphorie.

Der künftige Löwen-Kapitän Gudjon Valur Sigurdsson glaubt an die Stärke der Neuzugänge des letztjährigen Bundesliga-Dritten. "Wir haben Spieler mit Qualität und Persönlichkeit bekommen, die etwas erreichen wollen. Darunter sind auch Kampfschweine, die man so braucht", erklärte der Linksaußen. "Das macht mich sehr zuversichtlich für die neue Saison." Aufgrund der vielen Neuzugänge könne es aber ein wenig dauern, bis die Löwen ihre Stärken endgültig ausspielen könnten. Denn Lindgren setzt nicht nur auf neues Personal, sondern auch eine andere Spielweise. "Ich setze sehr stark auf das Kollektiv, eben ein bisschen auf ein skandinavisches Modell", sagte Lindgren in der Vorbereitung. Dazu gehören auch eine klassische 6:0-Deckung nach skandinavischem Vorbild und das schnelle Gegenstoßspiel. "Das wollen die Zuschauer sehen, und attraktiver Handball ist oft auch erfolgreicher Handball."

Ganz "frisch" aus Gudme verpflichtet: Der isländische Spielmacher Snorri Gudjonsson.
Ganz "frisch" aus Gudme verpflichtet: Der isländische Spielmacher Snorri Gudjonsson.
Allerdings schlug das Verletzungspech in der Vorbereitung bei den Löwen zu: Ausgerechnet der einzige gelernte Mittelmann, der Pole Grzegorz Tkaczyk, fällt nach einer weiteren Knie-Operation vermutlich für den Rest des Kalenderjahres aus. Die Rhein-Neckar Löwen reagierten und verpflichteten am vergangenen Donnerstag den Isländer Snorri Gudjonsson vom dänischen Club GOG Svendborg Gudme, der zuvor in der Bundesliga bereits für Minden und Großwallstadt auf Torejagd ging. Bereits am Samstag beim 29:23-Auftaktsieg der Mannheimer gegen den Aufsteiger TuS N-Lübbecke konnte Ola Lindgren auf den Olympia-Silbermedaillengewinner zurückgreifen. Und auch auf der Rechtsaußen-Positionen soll sich bei den Rhein-Neckar Löwen noch kurzfristig etwas tun: Da Alexis Alvanos, nur Nummer drei im rechen Rückraum, auf dem ungewohnten Flügel in der Vorbereitung nicht zu überzeugen wusste und somit Jungnationalspieler Patrick Groetzki die einzige Option auf dieser Position wäre, plant man einen weiteren Coup: Der kroatische Nationalspieler Ivan Cupic vom slowenischen Meister Gorenje Velenje soll zum letztjährigen Liga-Dritten wechseln. "Er ist ein Weltklassespieler und steht auf unserer Liste", bestätigt Ola Lindgren.

Doch egal ob mit oder ohne Cupic: Die Löwen haben ihren Kurs auf die Spitze eingeschlagen und wollen den beiden Top-Favoriten auf den Meistertitel, dem THW Kiel und dem HSV Hamburg, die Spitzenpositionen so lange wie möglich streitig machen. In Kiel jedoch konnte das Team noch nie überzeugen. In fünf Liga-Duellen in der Sparkassen-Arena-Kiel jeweils mit fünf oder mehr Treffern Vorsprung. Unvergessen bei den meisten THW-Fans bleibt aber natürlich die Deklassierung der Löwen im letztjährigen Halbfinal-Hinspiel in der Champions League: Wie entfesselt aufspielende "Zebras" siegten im April 2009 in einer wahren Handball-Gala mit 37:23, Filip Jicha erzielte allein zwölf Treffer (siehe auch Gegnerdaten Rhein-Neckar Löwen).

Der Anwurf zur Kieler Heimpremiere in der Bundesliga-Saison 2009/10 erfolgt am Dienstag um 20.15 Uhr. Das DSF, das die Partie ursprünglich im TV übertragen wollte, entschied sich kurzfristig doch für das Fußball U21-Länderspiel, aber Handballfans mit Internet-Anschluss können das Spiel dennoch gratis verfolgen: Der Preis der auf tv.dsf.de gestreamten Begegnung wurde auf 0,00 Euro festgesetzt, lediglich eine kostenfreie Registrierung auf der Seite ist erforderlich. Die Schiedsrichter der Partie sind Lars Geipel (Steuden) und Marcus Helbig (Landsberg).

(Christian Robohm / Sascha Krokowski)

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

Lesen Sie bitte auch den Vorbericht der Kieler Nachrichten und das KN-Interview mit Wolfgang Schwenke.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 08.09.2009:

Geschenke für Gislason?

THW heute im Spitzenspiel gegen Löwen
Kiel - Alfred Gislason feierte gestern runden Geburtstag, der THW-Trainer wurde glatte 50 Jahre alt. Ein vorgezogenes Geschenk überreichte ihm sein Team am Sonnabend mit dem 35:25-Auftaktsieg in der Handball-Bundesliga bei MT Melsungen. Heute steht das erste Topspiel der Liga auf dem Plan: Die Rhein-Neckar Löwen werden in der Sparkassen-Arena losgelassen. Anpfiff ist um 20.15 Uhr.

Gislason hätte gegen ein nachträgliches Präsent in Form eines doppelten Punktgewinns nichts einzuwenden. Natürlich will der Isländer auch das zweite Saisonspiel gewinnen. Dabei wird der THW-Coach Löwen in Kiel begrüßen, die er auch auf seiner privaten Geburtstagsfeier gern empfangen hätte. "Ich freue mich auf meine alten Bekannten", hatte er schon am Sonnabend mit Blick auf das heutige Spiel erklärt. Im Team der Mannheimer stehen drei isländische Landsleute. Vor wenigen Tagen erst wechselte Snorri Gudjonsson von GOG Gudme in den Süden. Der ehemalige Großwallstädter soll den Langzeitverletzten Gregorsz Tkaczyk auf der Spielmacherposition ersetzen. Gudjon Valur Sigurdsson gehört dem RNL-Kader seit 2008 an. Der 30-jährige Linksaußen, der auch als Spielmacher eine gute Figur abgibt, ist aus gemeinsamen Gummersbacher Zeiten mit Gislason befreundet. Dritter Nordmann im Bunde ist Olafur Stefansson, jener THW-Schreck, der im Juli von Champions-League-Sieger BM Ciudad Real in die Bundesliga zurückgekehrt war und mit 36 Jahren noch einmal angreifen möchte. Stefansson erzielte 2008 und 2009 in den Champions-League-Finals gegen Kiel die spielentscheidenden Treffer. Beim SC Magdeburg wurde der Linkshänder zum Weltklassemann - geformt von Alfred Gislason, der von 1999 bis 2006 in Sachsen-Anhalt arbeitete und Titel gewann. Seitdem besteht diese Männerfreundschaft.

Freundschaftlich geht es nach gemeinsamen Jahren in Magdeburg auch zwischen Gislason und Henning Fritz zu. Zwei Spielzeiten arbeiteten diese beiden beim SCM zusammen, feierten 2001 mit Magdeburg die deutsche Meisterschaft. Gleich danach musste der SCM seinen Weltklasse-Torhüter ziehen lassen, weil Kiel aufmerksamer war, als der Vertrag von Fritz auslief. Danach stand der Torhüter sechs Jahre zwischen den THW-Pfosten, wurde Welt-und Europameister. 2007 verabschiedete er sich nach Mannheim.

Dort möchte Fritz seine Karriere mit weiteren Titeln bereichern. Zuletzt stand ausgerechnet der THW in allen Wettbewerben im Weg. Unvergessen bleibt die 37:23-Halbfinal-Klatsche, die entfesselte "Zebras" den Löwen in der Champions League am 26. April verpassten. Jetzt wehe ein frischer Wind, sagt Henning Fritz. Mit Ola Lindgren und Kent-Harry Andersson ist eine schwedische Trainer-Philosophie eingezogen, neun zum Teil namhafte Neuzugänge, wie Stefansson, Myrhol, Prieto oder Müller, haben den Kader aufgefrischt. "Die Ergebnisse in der Vorbereitung hätten besser sein können, aber wir sind variabler geworden", erläutert der 34-Jährige, der heute im Fokus steht.

Die Torhüter-Gespanne könnten den Bundesliga-Gipfel entscheiden. "Omeyer und Gentzel sind unglaublich stark", zieht Fritz den Hut, "aber ich ergänze mich mit Slawomir Szmal ebenfalls sehr gut. Läuft es gut bei uns, ist ein Punkt oder mehr drin." Nachträglich werden die Löwen ihrem "alten Bekannten" gratulieren wollen, Geschenke haben sie für Alfred Gislason nicht dabei.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 08.09.2009)

User-Tipp:

THW Kiel - Rhein-Neckar Löwen:
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