05./07.09.2009 - Letzte Aktualisierung: 07.09.2009 | Bundesliga |
Update #2 | KN-Spielbericht, weitere Stimmen, Bilder und Spielbericht ergänzt... |
Henrik Lundström war bester Kieler Torschütze, versenkte insbesondere alle fünf Siebenmeter. |
Christian Sprenger erzielte vier Treffer. |
In der Folgezeit wog das Spiel hin und her: Die Kieler überzeugten vor allem durch feine Einzelleistungen von Lund und Jicha, aber besonders die Abwehrarbeit bereitete Alfred Gislason noch Kopfzerbrechen. Immer wieder konnte Vasilakis aus dem rechten Rückraum treffen, so dass Melsungen trotz Defiziten auf der Torhüter-Position die Partie offen gestalten konnte. Mitte der ersten Halbzeit übernahm dann die Achse Sanikis/Klitgaard das Torewerfen für Melsungen, bis zum 11:11 (20.) konnte sich keine Mannschaft absetzen.
Daniel Narcisse zeigte mehrfach seine Extra-Klasse. |
Nach Wiederanpfiff aber gab es für die Fans der Gastgeber, die auf die ersten Punkte Melsungens gegen den THW hofften, ein böses Erwachen: Plötzlich standen die Kieler sicherer in der Abwehr, unterbanden auch endlich die Anspiele an den Kreis, und auch der bereits im ersten Durchgang gute Omeyer konnte sich dadurch besser auszeichnen. Die Folge: Den Hessen gelang nicht nur sieben Minuten lang kein Treffer, sie wurden nun sogar von den "Zebras" eiskalt ausgekontert. Schnelle Durchbrüche von Jicha, Lund und Andersson sowie eine tolle Gegenstoß-Stafette über Lundström und Sprenger bedeuteten sechs Treffer in Folge für den THW zum vorentscheidenden 25:16, selbst eine früh genommene Auszeit Zinglersens konnte den Kieler Express-Handball nicht stoppen.
Thierry Omeyer zeigte 20 Paraden. |
Nichtsdestotrotz wechselte Gislason nun munter durch, brachte Klein, Anic und Zeitz. Besonders Letzterer zeigte mit zwei tollen Treffern und mit viel Einsatz im Abwehrverbund, dass mit ihm in dieser Saison wieder zu rechnen sein wird. In einer etwas zerfahrenen Schlussphase war es letztlich Dominik Klein mit einem Steal und seinem Gegenstoß-Treffer zum 35:24, der die letzten Zweifel an der Kieler Tabellenführung auslöschte - diese konnte auch der abschließende Treffer von Vuckovic nicht mehr verhindern.
Die "Zebras" haben in Kassel einen großen Schritt nach vorne gemacht und unterstrichen, dass die Meisterschaft auch in dieser Saison nur über den THW Kiel laufen wird. Dennoch muss man bereits am Dienstag beim Heim-Debüt besonders in der Abwehr noch eine Schippe drauflegen, wenn die Rhein-Neckar Löwen zu Besuch sind.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Ein Riesenkompliment an die Mannschaft. Sie hat heute gut gespielt.Ich wollte die Lasten verteilen und auch das Tempo hochhalten. Das ist uns gut gelungen. Ich bin froh, dass es so gut lief. Die letzten Tage nach dem Super Cup waren nicht gut. Unsere Vorbereitung war auf den Bundesligastart ausgerichtet. Das war uns wichtig. Sicher hätten wir auch gerne den Super Cup gewonnen, aber der ist für uns nicht so wichtig gewesen. Der Plan ist aufgegangen. Wie gesagt, ein Riesenkompliment an die Mannschaft.
[Frage: Sie haben beide Halbzeiten mit der "alten" Formation begonnen. Welchen Hintergrund hatte das?]
Man hat schon am Dienstag gesehen, dass die Blöcke besser eingespielt sind. Börge Lund und Filip Jicha verstehen sich blind und auch danach habe ich den "alten" Gummersbacher Block gebracht (lacht) mit Narcisse und Ilic, die sich auch blind verstehen. Es hat heute gezeigt, wie wichtig das war. Wichtig war heute auch, dass wir trotz Wechsel weiter ohne Qualitätsverlust waren.[Frage: Kann man bei Ihnen überhaupt von einer Reservebank sprechen, wenn man sich die Qualität der Spieler ansieht?]
Wir sind sicherlich breiter aufgestellt als im letzten Jahr und das ist sehr erfreulich. Man hat seine Lehren aus den Ciudad-Spielen gezogen. Die haben so viele Spieler, dass sie drei Nationalspieler auf die Tribüne setzen können. Jeder wird bei uns seine Spielanteile bekommen. Leider werden im Laufe der Saison Verletzungen dazu kommen. So eine Bank ist im Drei-Tages-Rhythmus lebensnotwenidg.[Frage: Welchen Anteil hatte Thierry Omeyer am Sieg?]
Wie so oft war er der Rückhalt der Mannschaft, aber auch die Deckung war sehr gut. Es war trotzdem eine komplette Mannschaftsleistung.
Ich möchte dem THW gratulieren. Wenn man Anfang der zweiten Halbzeit die ersten acht Minuten mit 6:0 verliert, verliert man auch das Spiel. In der ersten Halbzeit haben wir sehr disziplinert, geduldig und gut gespielt. Aber dann hat uns Kiel unglaublich bestraft. Wir sind dann in ein Loch gefallen und haben trotzdem weitergekämpft. Gratulation nochmal zur Leistung Kiels. Nach dem Spiel am Dienstag ist es schon sehr gut so zu spielen.[gegenüber DSF-TV:]
Die erste Halbzeit war ganz ok, wir haben ein paar technische Fehler gemacht, daher waren wir zur Pause mit drei Toren hinten. Die ersten acht Minuten der zweiten Halbzeit waren katastrophal und danach haben wir nicht gezeigt, was wir wollen. Es war viel Stress gegen Kiel, das ist eine Top-Mannschaft. Kiel hat uns bestraft, fast keine technischen Fehler gemacht, das zeichnet eben eine Spitzenmannschaft aus - aber Kiel hat auch ganz andere Ziele als wir.
Melsungens Trainer Ryan Zinglersen im Interview.
Kapitän Marcus Ahlm im Interview. |
Wir haben ganz ordentlich gespielt, haben unser Spiel gut durchgezogen und ein gutes Ergebnis erzielt. Es gab keine Unsicherheit nach dem Supercup. Wir haben schwere Trainingseinheiten hinter uns, haben uns gut auf den heutigen Bundesliga-Auftakt vorbereitet und sind mit Vorfreude in die Partie gegangen.[zum neuen Kapitänsamt:]
Das ist eine ehrenvolle Aufgabe für mich, ich versuche, das Beste daraus zu machen.[zu Daniel Narcisse:]
Narcisse ist ein Klasse-Spieler, der sich schnell in eine Mannschaft einfügen kann. Er kennt auch noch einige von Alfreds Spielzügen aus der gemeinsamen Zeit.[zum nächsten Spiel gegen die Rhein-Neckar Löwen:]
Die Rhein-Neckar Löwen haben sich noch einmal verstärkt, da müssen wir uns natürlich auch noch einmal steigern.[gegenüber den KN:]
Wir haben uns alle extrem zusammengerissen. Gegenstoß und schnelle Mitte waren viel besser als gegen den HSV. Schon die erste Halbzeit war gut, und Titi Omeyer hat uns wieder großartig geholfen.
Wegen der Freigabe von Daniel Narcisse mussten wir alle Register ziehen. Aber es hat sich gelohnt, Daniel ist schon jetzt ein wertvoller Spieler für uns. Die Mannschaft wollte heute zeigen, was sie drauf hat. Und ich betone noch einmal: Heute war der Bundesligastart, nicht am Dienstag beim Supercup.
Eine klasse Leistung der Mannschaft. Dass ich nicht gespielt habe, macht nichts. Wenn ich 20 wäre, hätte ich mich vielleicht geärgert, außerdem ist die Saison noch sehr lang. Ich werde meine Anteile bekommen.
Der Bundesligastart war für mich ein riesiges Erlebnis. Ich habe zwar nur acht Minuten gespielt, aber es ist toll, ein Teil dieses Teams mit all diesen Weltklasseleuten sein zu dürfen. Ich weiß, dass ich der Jüngste bin und füge mich gerne in meine Rolle ein.
Wir waren sehr gut vorbereitet und konzentriert. Das haben wir hier auf den Punkt gebracht. So etwas mag ich: Nur 25 Gegentore, das ist sehr gut für das erste Spiel und bringt Selbstvertrauen.
Aus den Kieler Nachrichten vom 07.09.2009:
Verunsicherung nach dem 28:35-Debakel vom Dienstag im Supercup gegen HSV Hamburg, gar Selbstzweifel nach dem großen Personalumbruch im Team? Pustekuchen. Die "Zebras" machten am Sonnabend in der Kasseler Rothenbach-Halle einfach dort weiter, wo sie am Ende der vergangenen Saison aufgehört hatten: Mit einem Sieg, der so selbstverständlich erschien wie tägliches Zähneputzen. "So habe ich mir das vorgestellt", sagte Trainer Alfred Gislason nach einer Demonstration der Stärke gegen gewiss nicht schlechte Melsunger. "Die Vorbereitung mit unseren Neuzugängen ist optimal verlaufen, wir haben in den vergangenen Wochen super gearbeitet."
Zu Beginn beider Halbzeiten vertraute Kiels Trainer dem "alten THW". Von den sieben Neuzugängen stand lediglich Rechtsaußen Christian Sprenger im Startaufgebot. Regie führte Börge Lund, auf den Halbpositionen spielten Kim Andersson und Filip Jicha. Henrik Lundström erhielt auf Linksaußen den Vorzug gegenüber Dominik Klein. Ab der 20. Minute rotierte Kiel. Momir Ilic und Daniel Narcisse kamen für Jicha und Lund, später waren auch Zeitz, Anic, Klein und Palmarsson dabei. Er habe versucht, die Spielanteile zu verteilen, um das Tempo hochzuhalten, erklärte Gislason die Wechsel, die am Ende vollends aufgingen.
Die Kieler starteten konzentriert mit einer aggressiven 6:0-Deckung, hatten aber zunächst Probleme am Kreis. Tomas Klitgaard war schwer zu packen, traf in der ersten Halbzeit fünf Mal. Weitere Lücken im THW-Deckungsverband fand Linkshänder Alexandros Vasilakis. Der Grieche überwand Thierry Omeyer ebenfalls fünf Mal vor der Pause. Viel mehr ließ die Deckung nicht zu. Im Angriff lief es ordentlich. Das beim Supercup vermisste Tempo war zurückgekehrt, die Gegenstöße wurden erfolgreich abgeschlossen, Kiels schnelle Mitte machte Druck. Selbst die Siebenmeterschwäche wandelte sich in Stärke. Fünf Mal stand Henrik Lundström am Strich, fünf Mal landete die Lederkugel im Netz. Mit insgesamt acht Toren avancierte der Schwede zum besten THW-Schützen. Die erste Zwei-Tore-Führung erzielte Sprenger zum 9:7 in der 14. Minute, der 19:16-Pausenstand schmeichelte den Gastgebern.
Und dann dieser Thierry Omeyer! Kiels französischer Torhüter, der Hexer zwischen den Pfosten, mutierte mit Fortdauer der Partie erneut zur Wand. 23 Bälle nahm Omeyer den MT-Angreifern ab, außerdem parierte er einen Siebenmeter von Bundesliga-Torschützenkönig Savas Karipidis. "Titi, Titi" - Kiels kleiner Anhang feierte seinen Helden. Weil sich die Melsunger zudem direkt nach Wiederanpfiff einen kollektiven Blackout nahmen, sechs Minuten lang torlos blieben, brauste der THW-Express vom 19:16 auf 25:16 davon. Die Vorentscheidung war nach 36 Minuten gefallen, MT wurde zum Spielball, hisste die weiße Flagge. "Kiel hat uns unglaublich bestraft", resümierte Trainer Ryan Zinglersen.
Der THW-Start ist geglückt, bereits morgen kommt es in der Sparkassen-Arena (20.15 Uhr, DSF) zum Kräftemessen mit Titel-Mitfavorit Rhein-Neckar Löwen. "Da sehen wir alte Bekannte", frohlockte Alfred Gislason, "ich freue mich drauf." Wohl auch, weil all seine Zugänge so schnell Fuß gefasst haben. Sogar Daniel Narcisse, der erst wenige Tage dabei ist. Auf zentraler Position in der Mitte setzte er bereits Akzente. Zwei Tore steuerte der Franzose zum Sieg bei. Den Treffer zum 17:13 schmetterte der 29-Jährige aus zehn Metern und lichter Höhe ins Tornetz, Narcisse deutete an, warum er "Air France" genannt wird. Er habe sich im Kreis seiner neuen Mitspieler sehr wohl gefühlt, sagte er, "aber ich brauche Zeit und Selbstvertrauen - dann wird es bald noch besser." Ein Versprechen, das die gesamte Bundesliga registrieren wird.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 07.09.2009)
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