Das Team der MT Melsungen. © MT

Kam aus Magdeburg: Rückraumshooter Alexandros Vasilakis. © MT

Am Ende der vergangenen Saison war alles wie immer bei den Hessen der MT Melsungen: Diesmal sammelte Robert Hedins Mannschaft 30 Zähler - einen mehr als in der Spielzeit davor - und landete damit in der Abschlusstabelle auf Rang 11 der TOYOTA Handball-Bundesliga. Doch trotz der steten Platzierung im hinteren Mittelfeld in allen vier Liga-Spielzeiten ist die MT doch eher als eine "Wundertüte" denn eine "graue Maus" bekannt. Damit ist nicht nur allein die Tatsache, dass Melsungen gerne einmal ungebremsten Tempo-Handball spielt und dabei die Abwehrarbeit ein wenig schleifen zu lassen scheint, gemeint. Wie gewohnt fielen auch in der letzten Saison wieder die meisten Tore bei Spielen der MT, im Schnitt waren es fast 65 pro Partie. Doch auch von Spieltag zu Spieltag präsentierte sich Melsungen als Überraschungsmannschaft. Auch im vergangenen Jahr gab es wieder unerwartete Pleiten, Kellerkind Balingen-Weilstetten überließ man gar alle vier Punkte. Doch Siege gegen Lemgo, Magdeburg und in Großwallstadt sowie ein Unentschieden gegen den HSV Hamburg zeigten die andere Seite der Mittelhessen: Wenn die Mannschaft einen guten Tag hat, kann sie offenbar jeden Gegner ärgern.

Der Schwede Robert Lechte bildet das neue Torhütergespann mit Kelentric und Herold. © MT

In der Rückrunde der letzten Saison jedoch präsentierte sich Melsungen endgültig als eingespielte Einheit und holte 17:7 Punkte aus den letzten zwölf Saisonspielen (siehe auch Kurve Melsungen der Saison 2008/09). Getreu dem Motto "never change a winning team" vertraut man in Hessen daher größtenteils auf den Kader der vergangenen Saison um die Serben Stojanovic und Vuckovic im Rückraum, den erfahrenen Franzosen Franck Junillon und die griechische Tormaschine Savas Karipidis auf Rechtsaußen, mit 282/116 Treffern ligaweiter Torschützenkönig der vergangenen Saison. Nur auf zwei Positionen wurde der Kader aufgebessert: Im Tor stellte man dem kroatischen Oldie Mario Kelentric und Nachwuchsmann Simon Herold als dritten Goalie den siebenfachen schwedischen Nationalkeeper Robert Lechte zur Seite, der aus dem dänischen Aarhus nach Melsungen stieß. Und im rechten Rückraum wurde als Ersatz für Daniel Valo (zur HSG Wetzlar) die "griechische Kolonie" der Hessen weiter aufgestockt: Mit dem 30-Jährigen Alexandros Vasilakis konnte ein weiterer Torgarant vom SC Magdeburg losgeeist werden, der bereits in der Saison 2006/07 mit 206 Feldtoren für die HSG Düsseldorf seine Extraklasse unter Beweis stellte (siehe auch Gegnerkader Melsungen).

Der neue Trainer Ryan Ziglersen. © MT

Die größte Personaländerung bei MT Melsungen aber liegt zweifelsohne beim Traineramt. Nach zweieinhalb Jahren verkündete der Schwede Robert Hedin Anfang des Jahres seinen Rückzug, um sich ganz der norwegischen Nationalmannschaft zu widmen, die er seit Oktober 2008 trainiert. Als Nachfolger für diese Spielzeit wurde bereits im Februar der 47-jährige Däne Ryan Zinglersen vorgestellt, der von Skjern Handball aus seiner Heimat verpflichtet wurde. Dieser konnte schon bei seiner Vorstellung sein neues Engagement kaum noch abwarten: "Ich freue mich darauf, in der Bundesliga zu arbeiten. Die ist wohl für jedem Trainer eine sehr große und interessante Herausforderung. Sie wird zurecht als die stärkste Liga der Welt bezeichnet - noch vor der spanischen Liga Asobal, in der die Zahl der sehr guten Mannschaften einfach kleiner ist als in Deutschland." Die Gefahr, dass der neue Coach die Mannschaft oder die Taktik groß umstellen würde, bestand allerdings zu keinem Zeitpunkt. Regelmäßig tauschten sich Hedin und Zinglersen, beides Verfechter der "skandinavischen Schule", in den vergangenen Monaten aus, um eine reibungslose "Übergabe" des Teams zu gewährleisten. "Ich habe das Gefühl, dass ich die Mannschaft schon sehr gut kenne", betonte Zinglersen daher bereits nach wenigen Tagen der Vorbereitung.

In überragender Frühform: Rückraumspieler Nenad Vuckovic © MT

Diese lief auch sehr verheißungsvoll ab und unterstrich die Vermutung vieler Trainer, dass es Melsungen am Ende dieser Saison erstmals in die obere Tabellenhälfte schaffen könnte. Beim Sparkassen-Cup siegte man dank elf Vuckovic-Treffern sogar mit 31:29 gegen die ambitionierten Rhein-Neckar Löwen. Zuletzt behauptete sich selbst eine Rumpftruppe ohne die großen Stützen Stojanovic, Vasilakis, Klitgaard und Karipidis gegen den starken Aufsteiger TuS N-Lübbecke mit 30:29, auch hier überragte der endgültig in der Bundesliga angekommene Nenad Vuckovic mit 13/3 Treffern. Auch der junge Kreisläufer Felix Danner, im vergangenen Winter zusammen mit Linkshänder Jens Schöngarth von der insolventen HR Ortenau aus der zweiten Liga Süd nach Melsungen gewechselt, überzeugte mit fünf Toren. "Felix könnte zum Aufsteiger dieser Saison werden", erhofft sich auch Zinglersen viel vom 24-Jährigen. "Dank seiner Super-Einstellung und seines tollen Charakters macht er sich bestimmt bald für die deutsche Nationalmannschaft interessant." Die gegen Lübbecke noch angeschlagenen Spieler sind zum Liga-Auftakt fast alle wieder fit, lediglich Spielmacher Vladica Stojanovic wird nach einer Leisten-Operation voraussichtlich noch bis Oktober ausfallen.

Vladica Stojanovic wird der MT zum Saisonstart fehlen. © MT

Daher hegt man in Melsungen - nicht nur wegen des THW-Fehlstarts beim Super Cup - große Hoffnung, endlich einmal etwas Zählbares gegen die "Zebras" einzufahren. Bislang gab es in acht Bundesliga-Duellen acht Niederlagen für MT, mindestens fünf Treffer betrug der jeweils Abstand beim Abpfiff. In der vergangenen Spielzeit siegten die Kieler am 8. Spieltag souverän mit 39:32 in der Rothenbach-Halle von Kassel, Karabatic und Kavticnik trafen zusammen 14 Mal für den THW (siehe auch Gegnerdaten Melsungen). "Unsere Mannschaft hat zwei Monate lang intensiv trainiert, gute Vorbereitungsspiele abgeliefert und ist jetzt richtig heiß auf den Saisonstart", hofft MT-Sportchef Alexander Fölker insgeheim auf eine Überraschung. Und auch Mannschaftskapitän Mario Kelentric will mit einem Sieg in die neue Saison starten: "Gegen einen solchen Gegner ist man immer top-motiviert. Wenn wir dazu noch eine volle Halle haben und die richtige Unterstützung durch das Publikum bekommen, ist alles möglich." Allerdings hapert es noch mit der vollen Halle: Von den 4.300 Tickets für die Rothenbach-Halle waren am Montag erst 2.300 Karten verkauft. "Erfahrungsgemäß wird der Saisonstart von vielen Leuten terminlich noch gar nicht richtig erfasst. Andere wiederum wissen zwar von diesem Spiel, haben allerdings das Vorurteil, es sei in Anbetracht eines solch hochkarätigen Gegners ohnehin ausverkauft", nennt MT-Sprecher Bernd Kaiser auf der Melsunger Homepage die unglücklichen Phänomene. "Dennoch empfehlen wir den Fans, nicht bis zum letzten Drücker mit dem Kauf einer Karte zu warten. Denn jetzt hat man noch die Auswahl".

Die Schiedsrichter am Samstag in Kassel sind Holger Fleisch (Ostfildern) und Jürgen Rieber (Nürtingen).

(Sascha Krokowski)

Lesen Sie auch den KN-Vorbericht vom 04.09., den KN-Vorbericht vom 05.09. und das KN-Interview mit Marcus Ahlm.

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 04.09.2009:

"Überraschung möglich"

MT Melsungen geht mit Selbstvertrauen in das erste Saisonspiel gegen den THW

Melsungen - Mit gemischten Gefühlen sieht Alexander Fölker dem Melsunger Auftakt in der Handball-Bundesliga gegen den THW Kiel (morgen, 15 Uhr) entgegen. "Eine Überraschung gegen den Meister ist wohl nur zu Saisonbeginn möglich, wenn der noch nicht so gut eingespielt ist", sagt der Sportliche Leiter der MT Melsungen.

Und hat dabei natürlich auch die (leichten) Startschwierigkeiten der "Zebras" in der vergangenen Spielzeit in Erinnerung. Andererseits erwartet die Nordhessen insgesamt ein äußerst schweres Anfangsprogramm (u.a. in Hamburg und gegen die Rhein Neckar Löwen), was Mannschaft und Umfeld entsprechende Geduld abverlangen könnte, wenn denn dem Tabellenelften der letzten Saison nicht ein früher Coup gelingt.

Den hält Nenad Vuckovic schon gegen Kiel für möglich: "Da ist alles drin, denn wir können völlig befreit aufspielen." Der Serbe, der in der Vorbereitung problemlos in die Spielmacherrolle des verletzten Vladica Stojanovic (Leistenoperation) schlüpfte und der wie seine Mannschaftskameraden zuversichtlich in die fünfte Melsunger Bundesliga-Saison geht, ergänzt: "Wir haben das Zeug dazu, besser als in der letzten Saison abzuschneiden."

Während Ryan Zinglersen, der neue MT-Trainer, schon "mit einem Platz zwischen zehn und zwölf zufrieden wäre", lehnt sich Kapitän Mario Kelentric etwas weiter aus dem Fenster: "Ich halte den achten oder sogar den siebten Rang für möglich." Luft nach oben hatte die MT schon in der vergangenen Saison, als sie nicht immer die nötige Konstanz bewies und sich Sternstunden (beim Punktgewinn gegen Hamburg) und Pleiten (Heimniederlage gegen Balingen) beinahe abwechselten. Also will der Nachfolger von Robert Hedin vorrangig daran arbeiten, "das Team weiter zu stabilisieren". Zwar vertritt der Däne eine ähnliche Handball-Philosophie wie der Schwede, eine aggressive 6:0-Deckung mit einem auf Tempo ausgelegten Offensivspiel, legt aber noch größeren Wert auf taktische Vorgaben im Positionsangriff, wo auch die Außen stärker einbezogen werden sollen.

In der Vorbereitung, in der Melsungen gegen vier Erstligisten gewann, lief es schon ganz gut. Zumal sich auf der linken Seite nach langer Verletzungspause Ivan Brouko zurückmeldete und nun Daniel Tellander Konkurrenz macht. Rechts trat Dimitrios Tzimourtos etwas aus dem Schatten von Savas Karipidis. Weiterhin überzeugten die Neuzugänge Robert Lechte als zweiter Torwart hinter Mario Kelentric und Alexandros Vasilakis (von Magdeburg). "Mein Wechsel war überhaupt kein Risiko", erklärt der Zwei-Meter-Mann aus Korfu. Und bestätigt das mit seiner fast reibungslosen Integration. Der Linkshänder zählt auf der rechten Seite zu den Hoffnungsträgern. Und Bundesliga-Torschützenkönig Karipidis hat gerade seinen Vertrag bis 2013 verlängert - wenige Tage bevor der Meister kommt.

(von Ralf Ohm, aus den Kieler Nachrichten vom 04.09.2009)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 05.09.2009:

"Die Mannschaft wird mehr Biss zeigen"

THW-Saisonpremiere bei MT Melsungen - Gislason erwartet Sieg

Kiel - Neue Saison, neue Mannschaft mit neuem Umfeld. Da passt es, dass der THW Kiel anlässlich des Saisonstarts heute (15 Uhr) bei MT Melsungen per Jungfernfahrt zum Spielort Kassel anreist. Die "Zebras" enterten gestern Nachmittag ihren nagelneuen Mannschaftsbus von der "Autokraft".

Seitlich sind Riesenportraits von Rückraumspieler Filip Jicha und Kapitän Marcus Ahlm platziert, schauen die nachfolgenden Autofahrer aufs Heck, sehen sie einen jubelnden THW-Torhüter Thierry Omeyer. 20 000 Kilometer legen die Spieler des Handballmeisters pro Jahr in ihrem Bus zurück, dass das neue Gefährt eine Reihe von Bequemlichkeiten bietet, versteht sich von selbst.

Seine THW-Auswärtspremiere feiert auch Uli Derad. Kiels neuer Manager wird künftig in der Fremde als Mannschaftsverantwortlicher im Polohemd auf der THW-Bank Platz nehmen, "Heimspiele schaue ich mir von der Tribüne aus an", sagt der 44-Jährige. Derad glaubt fest an einen Sieg bei den Mittelhessen. "Die Niederlage im Supercup wird positive Auswirkungen auf die Mannschaft haben", prophezeit er. Auf die missratene Generalprobe folge eine gelungene Premiere. Derad: "Nach der Schlappe gegen Hamburg wird die Mannschaft Biss zeigen, da bin ich mir sicher."

Bis auf die Langzeit-Verletzten Andreas Palicka und Tobias Reichmann tritt Alfred Gislason mit "voller Kapelle" bei MT an. Die Niederlage gegen den HSV hat der THW-Trainer beiseite geschoben. Das sei kein Problem mehr, "wir haben zwar sehr schlecht gespielt, aber das lag in erster Linie an der unglücklichen Vorbereitung". Nach dem Turnier in Kiel sei seine Mannschaft müde gewesen.

Hellwach erwartet er seine "Zebras" heute in Kassel. Melsungen habe sich weiter verbessert, warnt Gislason. Das habe die Saisonvorbereitung bestätigt, in der gab es auch einen Testspielsieg über die Rhein-Neckar Löwen. Melsungens neuer Trainer Ryan Zinglersen, der vom dänischen Spitzenclub Skjern Handball in die Bundesliga wechselte und den Schweden Robert Hedin ersetzte, muss verletzungsbedingt auf seinen Spielmacher Vladica Stojanovic verzichten. Gislason sieht darin keinen Vorteil fürs eigene Team. "MT Melsungen rückt deswegen nur noch enger zusammen." Einen Fehlstart wie den aus der vergangenen Saison mit dem enttäuschenden 28:28 gegen Dormagen will Gislason nicht noch einmal erleben. "Natürlich erwarte ich einen Sieg."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 05.09.2009)

User-Tipp:

MT Melsungen - THW Kiel:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
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TV-, Radio- und Internet-Tipps:

• TV: DSF Internet:
  Sa., ab 15.00 Uhr: MT Melsungen - THW Kiel
  live aus der Rothenbach-Halle Kassel

• Internet:
  Kiel-Liveticker bietet einen zeitnahen ausführlichen Live-Ticker an unter www.kiel-liveticker.de.
  
• Internet:
  Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer Live-Ticker-Seite.