Der THW Kiel steht zum dritten Mal in Folge im
Endspiel des DHB-Pokals! Am
Samstagnachmittag in der ausverkauften Colorline-Arena kontrollierten
die Zebras gegen die Rhein-Neckar Löwen über weite Strecken die
Partie, doch im Schlussspurt glichen die Mannheimer noch einmal aus.
Ein Treffer von
Filip Jicha drei Sekunden
vor Schluss besiegelte aber das erneute Schicksal der Löwen, der THW
trifft hingegen durch den 36:35 (21:18)-Erfolg am Sonntag im Finale
im Duell der Rekord-Pokalsieger auf Altmeister VfL Gummersbach. Die
Oberbergischen setzten sich zuvor überraschend mit
35:27 (13:17) gegen den HSV Hamburg durch.
Beste Torschützen beim THW waren
Vid Kavticnik
mit 10/3 und der gegen seinen Ex-Club stark auftrumpfende
Christian Zeitz mit neun Treffern. Für die
Rhein-Neckar Löwen war einmal mehr Mariusz Jurasik bester Werfer mit
acht Toren, davon allein sechs in der Schlussviertelstunde.
Nachdem
Hein Daddel den Löwen "Conny" beim
Maskottchenrennen schon keine Chance gelassen hatte, legte auch der THW
standesgemäß los: Zweimal
Jicha und dreimal
Kavticnik bedeuteten einen 5:2-Blitzstart
für den Titelverteidiger im mittlerweile dritten Vergleich mit den
Rhein-Neckar Löwen binnen zwei Wochen. Doch die Mannschaft von
Wolfgang Schwenke fand nun immer wieder
ein Mittel gegen die Kieler Deckung: Christian Schwarzer wurde in
seinem letzten Pokalspiel am Kreis immer wieder gesucht und gefunden,
der gelernte Linksaußen
Gudjon Valur Sigurdsson führte auf Rückraummitte
glänzend Regie. Da aber auch beim THW, der mit dem starken
Karabatic als Spielmacher begann, fast jeder
Angriff erfolgreich abgeschlossen werden konnte, blieb in einer temporeichen,
nahezu ohne Abwehr- und Torhüteraktionen auskommenden ersten Halbzeit
der knappe Kieler Vorsprung konstant:
Christian Zeitz,
der einen Sahnetag erwischte und sich immer wieder durch die Löwen-Deckung
wuselte,
Nikola Karabatic mit seiner üblichen
Entschlossenheit und ein sicher abschließender
Vid Kavticnik
schraubten das Ergebnis bis zur Pause auf 21:18. Man hatte das Gefühl, der
THW würde hier nichts anbrennen lassen, die Partie nach Belieben
kontrollieren.
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Marcus Ahlm - vier Treffer und unzählige
erkämpfte Strafwürfe.
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Als das Halbfinale wieder angepfiffen wurde, lief es zunächst so weiter,
wie es sich die erste Halbzeit über weite Strecken offenbarte: Immer,
wenn die Löwen einmal bis auf zwei Treffer herankamen, drehten die
Zebras wieder postwendend auf: Der unermüdliche
Christian Zeitz,
Filip Jicha mit traumwandlerischen Anspielen
auf den sicher treffenden oder Siebenmeter herausholenden
Marcus Ahlm
oder aber auch einfach selbst aus zehn bis zwölf Metern,
Kavticnik aus allen Positionen - die Kieler
hatten auf dem Weg zum Pokal-Hattrick weiterhin alle Trümpfe in der Hand.
Allerdings verpasste es der THW noch immer, die Vorentscheidung zu erzwingen,
welche vor allem
Dominik Klein mehrfach im Wurfarm
hatte. Aber der Nationalspieler scheiterte mit einem Gegenstoß und einem Heber kläglich
und wurde folgerichtig bald durch
Henrik Lundström ersetzt.
Als Oliver Roggisch bereits nach dritter Zeitstrafe grummelnd auf der Bank
hinter den Auswechselspielern Platz nahm, Marcus Ahlm
das 30:26 markierte, der ansonsten ungewohnt unauffällige Thierry Omeyer
erst Jurasik, dann Gensheimer den Ball "abkaufte" und Kavticnik
zu einem weiteren Siebenmeter gegen Henning Fritz
antrat, waren fast 48 Minuten rum, und nichts schien mehr anbrennen zu können.
Doch der ehemalige Welthandballer hielt den Strafwurf des Slowenen, und nun
begann die große Zeit von Mariusz Jurasik: Vier Treffer erzielte der Pole, der
sich zuvor vornehm zurückhielt, binnen sechs Minuten. Zunächst machte dies
dem THW nichts aus, weil Christian Zeitz mit
seinen Treffern Nummer sieben und acht dagegenhielt. Doch als Filip Jicha
zweimal verzog und Karabatic nur den Pfosten traf,
kamen die Löwen gefährlich nah. Jurasik verkürzte in der 54. Minute auf 31:33
und Marcus Ahlm musste zudem für zwei Minuten auf die
Bank. Kavticnik traf für den THW nach schönem
Karabatic-Anspiel an den Kreis noch einmal zum 34:32,
doch ein weiterer Doppelpack des nicht mehr zu stoppenden Jurasik brachte
den Mannheimern den ersten Ausgleichstreffer seit dem 1:1. Und es waren nur noch
zwei Minuten zu spielen.
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Finaaaaaaale! Der THW Kiel steht zum dritten Mal in Folge im Endspiel
um den DHB-Pokal.
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Christian Zeitz, der zuvor eine kurze Verschnaufpause
bekam, brachte seine Farben wieder in Front,
Marcus Ahlm
hatte in der letzten Minute die Chance zur Entscheidung. Doch der Kieler Kreisläufer
scheiterte an Slawomir Szmal, während die Löwen zehn Sekunden vor Schluss Christian
Schwarzer fanden und dieser zum 35:35 traf.
Thierry Omeyer
fischte den Ball aus dem Netz,
Nikola Karabatic lief mit
ihm nach vorne und passte dann auf
Jicha. Drei Sekunden
vor Schluss fasste sich der Tscheche ein Herz, zog aus zwölf Metern ab und netzte
durch die Beine von Szmal mit der Schlusssirene zum umjubelten Siegtreffer ein.
Der Rest war grenzenloser Jubel bei Spielern und Fans auf der einen Seite, bittere
Enttäuschung einmal mehr bei den noch immer titellosen Rhein-Neckar Löwen.
Dadurch kommt es im Endspiel zum Showdown zwischen zwei Traditionsvereinen,
in dem auch die Frage geklärt wird, wer zukünftig allein den Titel
Rekord-Pokalsieger tragen darf, denn sowohl der THW Kiel als auch der VfL Gummersbach
könnte seinen insgesamt sechsten Pokalsieg klarmachen.
Das Finale am Sonntag wird um 14.15 Uhr angepfiffen, das NDR Fernsehen überträgt
live. Live und OpenAir können Sie auch in der Forstbaumschule dabei sein, wo
das Finale der beiden Traditionsvereine auf Großbildleinwand gezeigt wird.
(Sascha Krokowski / Christian Robohm)
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Lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Natürlich war es sehr eng und zum Schluss auch etwas glücklich.
Aber meiner Meinung nach war der Sieg verdient, denn wir hatten die
ganze Zeit geführt. In der zweiten Halbzeit stand unsere Abwehr nicht gut, dahinter
hatte es Thierry Omeyer schwer. Wir
waren nicht aggressiv genug, zehnmal haben die Löwen den gleichen
Spielzug gespielt, und wir waren nicht in der Lage, das zu
unterbinden. Vielleicht haben auch einige meiner Spieler zu früh
gedacht, das Spiel sei entschieden. Die Löwen haben Charakter
gezeigt, mit einer super Abwehr gespielt. Wenn dann noch Bielecki
und Jurasik in Fahrt kommen, wird es schwer.
[zum VfL Gummersbach:]
Das ist sicherlich eine große Überraschung. Ich habe nur die
erste Halbzeit gucken können und bin mit dem Eindruck aus der
Halle gegangen, dass der VfL keine Chance hat. Es wird morgen
wieder ein großes Handballfest geben. Ich hoffe, dass wir morgen
besser spielen.
Ich hatte heute Krieger auf dem Feld. Sie haben alles gegeben, haben gefightet,
das Letzte aus sich rausgeholt. Moralisch hätten wir heute den Sieg verdient
gehabt. Der THW Kiel lag zunächst immer vorne, weil aus dem linken Rückraum
kein Druck kam bei uns. Aber dann kam Jurasik mit seinen Toren, und auch der
junge Steffen Fäth hat Verantwortung übernommen.
Glückwunsch an den THW für den letztendlich verdienten Einzug ins Pokalfinale.
Aber wir haben uns heute insgesamt sehr sehr teuer verkauft. Dass unsere jungen
Spieler mit diesen Weltstars mithalten können, macht uns sehr mutig. Wir sind
auf dem richtigen Weg und werden wiederkommen.
Die Löwen haben eine starke zweite Halbzeit gespielt. Es war ein
unglaubliches Gefühl, eine Sekunde vor dem Ende zu treffen und uns
den Finaleinzug zu sichern. Morgen müssen wir deutlich besser spielen,
wenn wir den Pokal wieder mit nach Hause nehmen wollen. Heute haben
wir es in der Abwehr einfach nicht hinbekommen.
Als die Löwen zum Ausgleich trafen, waren wir nicht nervös. Höchstens
enttäuscht über unsere Leistung. Aber wir haben mit Glück gewonnen
und wissen, was wir falsch gemacht haben. Das wird uns morgen stärker machen.
Löwen-Kreisläufer Christian Schwarzer:
Wir haben alles versucht, gut gekämpft, aber es hat nicht geklappt.
Die Mannschaft will nächstes Jahr wieder hier sein und wird es
erneut versuchen.
THW Kiel:-
Omeyer (1.-60., 14 Paraden),
Martini (bei einem Siebenmeter, keine Parade);
Lund,
Andersson (n.e.),
Lundström,
Kavticnik (10/3),
Anic (n.e.),
Lövgren,
Ahlm (4),
Zeitz (9),
Karabatic (5),
Klein (1),
Jicha (7/1);
Trainer: Gislason
Rhein-Neckar-Löwen:-
Szmal (1.-15., 31.-60., 10/1 Paraden),
Fritz (15.-30. und bei zwei Siebenmetern, 4/1 Paraden);
Haller (n.e.),
Gensheimer (6),
Roggisch,
Bielecki (4),
Schwarzer (6),
Filip (1),
Jurasik (8),
Klimovets,
Fäth,
Sigurdsson (7/4),
Groetzki (2),
Richardson (1);
Trainer: Schwenke
- Schiedsrichter:
-
Ralf Damian (Bingen) / Frank Wenz (Mainz)
- Zeitstrafen:
-
THW: 4 (Jicha (18.), 2x Ahlm (22., 54.),
Lund (27.));
RNL: 5 (Bielecki (9.), 3x Roggisch (17., 40., 45.), Gensheimer (28.))
- Rote Karte:
-
RNL: Roggisch (45.) nach dritter Zeitstrafe
- Siebenmeter:
-
THW: 6/4 (Fritz hält Kavticnik (48.),
Szmal hält Jicha (58.));
RNL: 4/4
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 1:0, 1:1, 3:1, 3:2, 5:2 (7.), 5:4, 6:4, 6:5, 7:5, 7:6, 8:6, 8:7 (11.),
9:7, 9:8, 10:8, 10:9, 12:9 (15.), 12:10, 13:10, 13:11, 14:11, 14:12, 15:12 (20.),
15:13, 16:13, 16:14, 17:14, 17:15, 19:15 (25.), 19:17, 20:17, 20:18, 21:18;
2. Hz.: 21:19, 23:19 (33.), 23:20, 24:20, 24:21, 25:21, 25:22, 27:22 (39.), 27:23,
28:23, 28:24, 29:24, 29:26 (45.), 30:26, 30:27, 31:27, 31:28, 32:28, 32:29,
33:29 (51.), 33:32 (55.), 34:32, 34:34 (58.), 35:34, 35:35, 36:35.
- Spielgrafik:
-
- Zuschauer:
-
13000 (ausverkauft) (Colorline-Arena, Hamburg)
Aus den Kieler Nachrichten vom 11.05.2009:
Jichas Hammer schoss die "Löwen" ins Tal der Tränen
36:35-Halbfinalsieg des THW war nichts für schwache Nerven
Hamburg - Das war nichts für schwache Nerven und stand
ganz in der Tradition atemberaubender Final-Four-Spannung.
Beim Halbfinal-Sieg am Sonnabend setzten sich die "Zebras"
in einer dramatischen Schlussphase gegen die Rhein-Neckar Löwen mit
36:35 (21:18) Toren durch. Den Siegtreffer erzielte
Filip Jicha zwei Sekunden vor der
Schlusssirene, nachdem Christian Schwarzer die Löwen
sieben Sekunden zuvor vermeintlich in die Verlängerung
geworfen hatte.
Dabei hatte der Kieler Titelverteidiger das Heft von
Beginn an in die Hand genommen, hatte vor allem mit der
ungeheuren Wucht aus dem Rückraum um
Jicha, Karabatic,
Zeitz Vorteile und stellten
zunächst mit Thierry Omeyer
auch den besten Torhüter auf dem Parkett. Zudem erwischte
Vid Kavticnik einen großartigen
Tag, erzielte insgesamt zehn Tore, war von außen,
vom Siebenmeterpunkt und aus dem Rückraum erfolgreich.
So blieb es lange ruhig, die Kieler führten mit drei, vier
Toren. Als dann Löwen-Torhüter Slawomir Szmal ab der
50. Minute zum Kieler Schreckgespenst wurde, ging
ein Ruck durch das Löwen-Team, Jurasik traf wie er
wollte, und als Schwarzer zum 35:35 vollendete, stand
die Arena Kopf. Mannheimer Träume beendete dann
Filip Jicha im direkten Gegenstoß.
Aus zwölf Metern wuchtete der Tscheche den Ball flach
unten links in die Maschen. "Ich wollte unten werfen,
aber trotzdem war es Glück und Zufall. Dieses Tor macht
mich richtig glücklich", strahlte Jicha.
(aus den Kieler Nachrichten vom 11.05.2009)