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Drago Vukovic jubelt über den zweiten Finaleinzug des
VfL in dieser Saison.
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Das "Final Four"-Wochenende wartete gleich im ersten Halbfinale
mit einer Überraschung auf: Altmeister und Finalrunden-Debütant
VfL Gummersbach bezwang den haushohen Favoriten HSV Hamburg in
dessen eigenem "Wohnzimmer", der ausverkauften Colorline-Arena,
mit 35:27. Nachdem die Hanseaten die Partie in den ersten 30
Minuten im Griff hatten und folgerichtig mit 17:13 führten,
verloren sie nach dem Seitenwechsel zeitweilig völlig den Faden.
Ein starker Adrian Pfahl, ein treffsicherer Vedran Zrnic, ein
glänzend Regie führender
Viktor Szilagyi
und ein sensationell parierender Nandor Fazekas ließen am Ende
die Oberbergischen, ihre Fans und auch die bedingungslos hinter
Hasanefendics Mannschaft stehenden Kieler Anhänger jubeln.
Dabei lief für die Gastgeber zunächst alles nach Plan: Gummersbach
tat sich schwer gegen die gute Hamburger Deckung, hinter der
Johannes Bitter mit zwei parierten Strafwürfen in den ersten fünf
Minuten ebenfalls einen glänzenden Start erwischte. Bis zum 4:4 (10.)
hielt der VfL noch mit, dann zog der HSV das Tempo an und binnen
fünf Minuten auf 11:5 davon. Hens und Lindberg trafen zunächst nach
Belieben, während
Momir Ilic bei Gummersbach noch nicht in Fahrt
kam und sowohl Vukovic als auch
Szilagyi
und Krantz auf der Rückraummitte nicht die Fäden fand, die es
zu ziehen galt. So reichte der Mannschaft von Martin Schwalb eine
durchschnittliche Leistung in den ersten 30 Minuten, um mit einer
beruhigenden 17:13-Führung in die Kabinen zu gehen.
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Der Gummersbacher Fanblock ist außer sich: Bei der Finalrunden-Premiere
demütigt der VfL den hochgelobten HSV Hamburg.
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Nach dem Seitenwechsel brachte Sead Hasanefendic Nandor Fazekas für
Stojanovic, der Ungar dankte es seinem Trainer mit drei Paraden
in Folge gegen Pascal Hens. Binnen vier Minuten hatten Vukovic,
Ilic, Gunnarsson mit einem sehenswerten Heber und der immer stärker
werdende
Viktor Szilagyi plötzlich beim
17:18-Anschluss mehr als nur Tuchfühlung aufgenommen. Jedoch wollte
der psychologisch so wichtige Ausgleichstreffer zunächst nicht fallen,
erst dem für Alvanos in den rechten Rückraum beorderte Youngster
Adrian Pfahl gelang in der 42. Minute der Treffer zum 21:21. Als dann
Zrnic per Gegenstoß gar die erste Führung für den VfL herstellte,
waren in der Arena nur noch die Gummersbacher Fans zu hören - und der
Kieler Block, der von Beginn an mit dem Altmeister und seinen zwei
Ex-Zebras
Wagner und
Szilagyi
in seinen Reihen sympathisierte.
Das Spiel stand nun auf des Messers Schneide, die Führung wechselte
mehrfach hin und her. Doch Marcin Lijewskis Treffer zum 25:24 (47.) für den
HSV Hamburg sollte die letzte Führung für die Gastgeber bleiben, denen
nur noch zwei Treffer gelingen sollten. Nandor Fazekas zeigte nun reihenweise
sensationelle Paraden gegen Lackovic und Hens, Szilagyi,
Ilic und Pfahl brachten ihren Farben den entscheidenden Vorsprung ein.
Während der HSV Hamburg in den letzten Minuten in seine Einzelteile zerfiel,
setzte Adrian Wagner mit seinem dritten Treffer
den Schlusspunkt beim letztlich deutlichen 35:27-Sieg des fünffachen
Pokalsiegers, der erstmals seit 20 Jahren wieder ein Pokalfinale erreichen
konnte.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.
- HSV Hamburg:
-
Bitter (1.-43., 51.-60., 9/2 Paraden),
Sandström (43.-51., keine Parade);
Schröder,
Jansen (3),
Lackovic (1),
Flohr,
Velyky,
Grimm (1),
B. Gille (3),
G. Gille (1),
Lindberg (7/3),
K. Lijewski (6),
M. Lijewski (2),
Hens (3);
Trainer: Schwalb
- VfL Gummersbach:
-
Fazekas (31.-60., 13 Paraden),
Stojanovic (1.-30., 6/1 Paraden);
Krantz (1),
Wagner (3),
Vukovic (1),
Ilic (5),
Lützelberger,
Gunnarsson (5),
Alvanos,
Szilagyi (4),
Pfahl (6),
Rahmel (n.e.),
Zrnic (10/4),
Tuzolana;
Trainer: Hasanefendic
- Schiedsrichter:
-
Jürgen Fleisch (Ostfildern) / Holger Rieber (Nürtingen)
- Zeitstrafen:
-
HSV: 6 (K. Lijewski (8.), B. Gille (16.), Schröder (16.),
M. Lijewski (21.), 2x G. Gille (53., 55.));
VfL: 3 (Krantz (7.), Ilic (14.), Vukovic (27.))
- Siebenmeter:
-
HSV: 4/3 (Stojanovic hält Lindberg (8.));
VfL: 6/4 (Bitter hält Ilic (3.) und Wagner (5.))
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 1:0, 1:1, 2:1, 2:2 (6.), 3:2, 3:3, 4:3, 4:4 (10.), 9:4 (14.),
9:5, 11:5, 11:6, 12:6 (17.), 12:9 (20.), 14:9, 14:11 (27.), 15:11,
15:12, 16:12, 16:13, 17:13;
2. Hz.: 17:15, 18:15, 18:17 (34.), 20:17, 20:19 (39.), 21:19,
21:22 (43.), 22:22, 22:23, 24:23, 24:24, 25:24 (47.), 25:30 (55.),
26:30, 26:32, 27:32, 27:35.
- Zuschauer:
-
13000 (ausverkauft) (Color Line Arena, Hamburg)
Aus den Kieler Nachrichten vom 11.05.2009:
HSV Hamburg: Nur große Worte
Halbfinal-Aus gegen Gummersbach - Schwalb in Gefahr
Hamburg - Lange Gesichter bei Gastgeber HSV Hamburg. Ins
Finale zog nicht wie erwartet die Mannschaft von Trainer
Martin Schwalb ein, sondern der VfL Gummersbach, der
sämtliche Prognosen über den Haufen und den HSV mit einer
35:27-Packung aus dem Rennen warf. "Von 100 Fachleuten
hätten vorher 99 auf Hamburg getippt",
zeigte sich auch THW-Kapitän Stefan Lövgren
später überrascht.
"Es tut weh, die zweite Halbzeit so
klar verloren zu haben", stöhnte Schwalb später. Für
den Trainer dürfte die Luft in Hamburg dünn werden. Andreas
Rudolph, Präsident und Alleinherrscher des Clubs, hatte nach
dem Aus in Meisterschaft und Champions League mindestens
einen Titel gefordert. Auch diese Minimalforderung
ging nicht Erfüllung. Außer großen Worten hat der HSV Hamburg in
der Saison 2008/09 wieder nichts auf die Beine gestellt.
Dabei schienen die "Blauen" in der ersten Halbzeit beim 12:6
klar auf der Siegerstraße, lagen auch zur Halbzeit beim 17:13
noch unangefochten vorn. Danach brachen die Spieler um Rückraum-Star
Pascal Hens, die vor allem im Tor und bei der Abwehrarbeit
Defizite aufwiesen, vollkommen ein. Der Ex-Kieler
Adrian Wagner setzte mit dem 35:27
den Schlusspunkt.
(aus den Kieler Nachrichten vom 11.05.2009)