13./14./15.09.2008 - Letzte Aktualisierung: 15.09.2008 | Bundesliga |
Update #5 | KN-Spielbericht, weitere Stimmen, Fotos, Spielbericht, Stimmen und Statistik ergänzt... |
Die beiden überragenden Akteure des Spiels: Stefan Lövgren und Andreas Palicka. |
Nach schönem Anspiel von Filip Jicha auf den an den Kreis eingelaufenen Stefan Lövgren hatte der THW endlich den ersten Treffer zum 1:3 erzielen können. Danach entwickelte sich eine Phase, in der sowohl die Abwehr als auch die Torhüter nicht besonders viel Spaß gehabt haben dürfen. Zwar versuchten beide Defensivreihen, sich durch harten Einsatz Respekt zu verschaffen, so hatte der THW bereits nach vereinhalb Minuten sein Kontingent an Verwarnungen aufgebraucht, Rhein-Neckar Löwe Klimowets wenig später die erste Zeitstrafe abzusitzen. Dennoch diktierten die Angriffsformationen beider Mannschaften das Geschehen auf dem Parkett und trafen, wie sie wollten. Schlecht natürlich für den THW, da er so den Rückstand nicht verkürzen konnte: Nach acht Minuten betrug die Führung der Gastgeber nach einem Treffer des zu Beginn stark auftrumpfenden Karol Bielecki zum 8:5 weiterhin drei Tore.
Stefan Lövgren (hier gegen Henning Fritz) verwandelte alle seine acht Siebenmeter sicher. |
Die Rhein-Neckar Löwen legten jedoch noch einmal nach, ein weiterer Doppelpack von Karol Bielecki bedeutete das 12:10 für die Gastgeber nach gerade einmal 14 gespielten Minuten. Alfred Gislason reagierte und beorderte Dominik Klein an die Spitze einer 5:1-Deckung, um die Kreise des polnischen Rückraumspielers einzugrenzen. Dies gelang dem Linksaußen sehr gut, Bielecki war in der Folgezeit abgemeldet und die Löwen kamen im Angriff zunächst nicht mehr zurecht. Als Folge gelang Kavticnik der erneute Ausgleich und Klein nach Steal gegen Shelmenko in der 16. Minute die erste schwarz-weiße Führung zum 13:12.
Zwar fingen sich die Gastgeber, bei denen nun Shelmenko und Tkaczyk mehr Verantwortung im Rückraum übernahmen, wieder und gestalteten die Partie weiter ausgeglichen, doch man merkte den Kielern an, dass sie beide Punkte mit an die Förde nehmen wollten. Wichtig war dafür, dass die Zebras eine Unterzahlsituation nach Zeitstrafe gegen Filip Jicha fast unbeschadet überstanden, weil Thierry Omeyer einen Siebenmeter von Jan Filip parierte, während Stefan Lövgren nicht nur "vom Punkt" überragte und fast im Alleingang die Kieler Führung verwaltete. Sein Treffer zum 18:16 (22.) war bereits sein zehnter, wodurch dem Kapitän schon jetzt nur noch zwei Tore zur Einstellung seines persönlichen Torrekords im Zebra-Trikot fehlten.
Andreas Palicka zeigte eine starke Leistung. |
Auch im zweiten Durchgang setzte sich das rasante Tempo der ersten dreißig Minuten fort: Dominik Klein verhinderte mit seinen zwei Treffern einen erneuten Fehlstart wie zu Beginn der Partie, und auch eine Zeitstrafe gegen Kim Andersson konnte kompensiert werden. Eine Schrecksekunde gab es allerdings für die Kieler Fans und die Mannschaft, als Stefan Lövgren nach 36 Minuten beim Stand von 37:35 mit Abwehr-Hüne Oliver Roggisch zusammenprallte und kurz verletzt auf die Bank musste. Es ging aber nur wenige Sekunden später weiter für den Schweden, und auch seine Gala sollte sich fortsetzen.
Filip Jicha erzielte sechs Tore. |
Die nach der Pause untergetauchten polnischen Rückraumspieler Tkaczyk und Bielecki hatten Feierabend, Harbok, Sigurdsson und Jurecki sollten es nun richten. Doch zunächst hatten die Kieler die Partie durch eine starke Angriffsleistung weiterhin im Griff, hielten sie die Löwen auf Distanz. Dreimal Lövgren und zweimal Jicha trafen zum 37:31, nach 49 Minuten lief weiterhin alles nach Plan. Jedoch warfen die Rhein-Neckar Löwen jetzt noch einmal alles nach vorne, insbesondere Neuzugang Sigurdsson war nicht mehr aufzuhalten. Als der Isländer mit einem Doppelschlag auf 37:39 (56.) verkürzte, wurden die Fans auf den Rängen noch einmal geweckt. Auch die passende Antwort von Ahlm hielt die Löwen nicht auf, Harbok und Gensheimer stellten den Anschluss her - 39:40.
Noch sechs Sekunden, der THW führt 41:40 und ist im Ballbesitz. |
Am Ende jubelten wieder einmal die Zebras in der SAP-Arena. Dieser Jubel dürfte eine Stunde später noch einmal aufbrausen, als das Endergebnis aus Dormagen feststand: Auch der HSV Hamburg stolperte und verlor 27:28 beim Aufsteiger. Ein perfektes Wochenende also für die Kieler, die damit in der Tabelle beide Meisterschaftskandidaten auch nach Minuspunkte überholten. All zu lange allerdings dürften die Zebras nicht feiern, denn bereits am Dienstag wartet mit dem TV Großwallstadt der nächste schwere Brocken.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten
und den KN-Bericht über Stefan Lövgren.
Ich bin natürlich sehr glücklich, hier gewonnen zu haben. Es war besonders im Angriff ein sehr gutes Spiel, außerdem eine Steigerung zum letzten Spiel. Die Löwen haben stark angefangen und wir hatten Probleme mit ihrem Rückraum. Meine Mannschaft hat sich sehr gut zurückgekämpft. Es ist eine Riesenfreude für uns und dieser Sieg ist extrem wichtig. Ich hoffe, es geht so weiter und dass die Pleite gegen Dormagen vergessen wird.Ein Riesenkompliment muss ich unserem Kapitän machen: mit 18 Toren hat er maßgeblichen Anteil an dem Sieg. Auch Palicka hat uns riesig geholfen.
[auf die Frage, ob das Unentschieden gegen Dormagen die Mannschaft beflügelt hat:]
Ich glaube nicht, dass das der Grund ist. Beim ersten Spiel waren wir sehr müde aber ich hatte gedacht, dass wir trotzdem zuhause gewinnen können. Schade, dass wir am Anfang der Saison so aufgetreten sind. Jetzt ist das Verhalten normal. Allerdings wird uns die Dormagen-Geschichte wohl immer verfolgen.
Es war ein Spitzenspiel, das von Kleinigkeiten entschieden wurde, besonders auf der Torhüterposition. Wie haben hinten souverän angefangen, aber zwei Abspielfehler unserer Torhüter brachten den THW nach vorne. Außerdem waren die anderen Torhüter besser als meine.Wir haben in der zweiten Halbzeit zwei Mal den Ball verloren, das hat der THW sofort bestraft. Es ist sehr schwer, gegen den THW mit Rückstand zu spielen.
Im letzten Jahr hatten wir wirklich eine Siebenmeter-Seuche. Nun hat Lövgren die Verantwortung übertragen bekommen und hat diese Aufgabe bislang hervorragend gelöst.Auch ich muss der Mannschaft ein riesiges Kompliment machen, denn wir spielen immer noch ohne Karabatic. Für die Mannschaft ist es sehr wichtig, dass sie merken, dass sie auch ohne ihn auf diesem Niveau spielen können. Der wahre "Löwe" hat heute auf unserer Seite gespielt und besonders gefreut hat mich auch die Leistung von Andreas Palicka.
Herzlichen Glückwunsch an den THW. Dieses Spiel ist klar über die Torwartleistung gegangen. Lövgren hat super gespielt, aber er kann ein Spiel nicht alleine gewinnen.Wir haben 5:1 geführt gegen einen THW ohne Karabatic und einen Thierry Omeyer, der nicht seinen besten Tag hatte. Aber hier sieht man, der THW bleibt in einer solchen Situation ruhig. Er geht einfach ruhig weiter, steckt negative Erlebnisse sofort weg und diese werden sofort in Tore umgesetzt. Wir selbst haben zu viele Fehler gemacht, um den THW zu schlagen.
Der Sieg tut richtig gut. Andreas hat super gehalten, das war wichtig für ihn und für uns. Wir arbeiten viel und gut bei Alfred, das bringt uns voran.
Als Stefan Lövgren das erste Mal zum Siebenmeterpunkt ging, hat Tkaczyk damit gedroht, dass der Löwen-Torhüter neun Strafwürfe gegen Berlin gehalten habe. Unser Löwe hat dann, glaube ich, neunmal verwandelt. Deswegen hatten wir viel Spaß unter der Dusche. Es gibt Mannschaften, die liegen uns, die Löwen gehören wohl dazu.
Die Enttäuschung ist groß, wir dachten, dass wir schon weiter wären. Aber zum THW fehlen uns immer noch zwei Tore, diese sind sie einfach cleverer.
Es steht mir eigentlich nicht zu, über taktische Maßnahmen zu reden. Aber ich habe mich schon gewundert, dass unser Trainer über die gesamten 60 Minuten an einer Abwehrformation festgehalten hat. Kiel hat diese Situation sehr clever genutzt.
Aus den Kieler Nachrichten vom 15.09.2008:
Ein Stein war auch dem Kieler Trainer vom Herzen gefallen. Der Coup in der Höhle der Löwen war der erste große Sieg mit seinem neuen Team. "In den letzten Minuten wurde es noch einmal unnötig eng, aber dieser Erfolg tut uns unheimlich gut und brachte die Mannschaft noch ein Stück weiter nach vorn." Alfred Gislason strahlte. Dann kamen Juri Schewzow und Thorsten Storm. Es wurde still, die Enttäuschung war den Löwen-Verantwortlichen ins Gesicht geschrieben. Manager Storm gratulierte artig zum "verdienten Kieler Sieg", Trainer Schewzow ließ den Spielverlauf geschäftsmäßig Revue passieren. Sichtbar war sie nicht, aber zwischen den beiden Löwen-Machern schien eine dicke Wand zu stehen: Mannheims Coach Schewzow hat nach der Niederlage gegen Kiel Druck.
Dabei startete sein Team wie aufgedreht, führte 3:0, 8:5 und in der 14. Minute noch mit 12:10 Toren. Die 6:0-Deckung des Meisters hatte Probleme mit dem Löwen-Rückraum, vor allem mit Karol Bielecki. Außerdem erwischte THW-Olympiasieger Thierry Omeyer einen seiner ganz seltenen schwachen Tage. Gislason reagierte, stellte in der Deckung auf 5:1 um und brachte in der 24. Minute seinen 22-jährigen Torhüter-Neuzugang Andreas Palicka. Zwei Glücksgriffe auf einen Schlag. Palicka steigerte sich von Minute zu Minute, hielt insgesamt 17 schwere Bälle und avancierte neben "Löwen-Bändiger" Stefan Lövgren in einem Team ohne echten Schwachpunkt zum Matchwinner. Die Glückwünsche seiner Mitspieler taten ihm sichtlich gut.
Kiels erste Führung markierte Dominik Klein, der Klimowets in der 16. Minute den Ball abluchste und energisch zum 13:12 traf. Danach fanden die "Zebras" ihren Rhythmus. 23:21-Führung bei Halbzeit, sechs Tore lagen sie in der 50. Minute vorn. Gezittert wurde trotzdem noch. Zu früh einen Gang herausgenommen, oder Angst vor der eigenen Courage? Gislason wusste keine Antwort. Wie auch immer, mit bekannter Siegermentalität nahmen die "Zebras" ihren Faden wieder auf. Als Omeyer, von Gislason zwei Minuten vor dem Ende mit Fingerspitzengefühl ins Tor zurückbeordert, Uwe Gensheimer das Anschlusstor verwehrte, war die Partie gelaufen. "Gefeiert wird nicht, vielleicht ein Bier zum Essen", sagte Stefan Lövgren. Die Zeit ist knapp, der THW ist zurück in der Tretmühle, morgen (20.25 Uhr) kommt TV Großwallstadt.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 15.09.2008)
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