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13./14./15.09.2008 - Letzte Aktualisierung: 15.09.2008 Bundesliga

42:40 - THW gewinnt verrückte Tempohatz in Mannheim

Stefan Lövgren mit 18/8 Treffern

Bundesliga, 14. Spieltag: 13.09.2008, Sa., 14.00: Rhein-Neckar Löwen - THW Kiel: 40:42 (21:23)
Update #5 KN-Spielbericht, weitere Stimmen, Fotos, Spielbericht, Stimmen und Statistik ergänzt...

Die beiden überragenden Akteure des Spiels: Stefan Lövgren und Andreas Palicka.
Klicken Sie zum Vergrößern! Die beiden überragenden Akteure des Spiels: Stefan Lövgren und Andreas Palicka.
Es war das erwartet spannende Spitzenspiel zwischen zwei Meisterschaftskandidaten, das die rund 9.000 Zuschauer in der Mannheimer SAP-Arena zu sehen bekamen. Am Ende von 60 unglaublich rasanten Minuten siegte der THW Kiel bei den Rhein-Neckar Löwen mit 42:40 (23:21) und setzt damit seinen Aufwärtstrend fort. Überragender Akteur war einmal mehr Kapitän Stefan Lövgren, der mit seinen 18/8 (!) Treffern den Uralt-Rekord von Jerzy Klempel nur um ein einziges Tor verpasste.
Für die Rhein-Neckar Löwen, die insgeheim auf einen Zuschauerschnitt von 10.000 für die Saison gehofft hatten, dürfte es eine kleine Enttäuschung gewesen sein, dass "nur" etwas mehr als 9.000 Fans den Weg in die SAP-Arena gefunden hatten. Diese allerdings konnten erst einmal ihre Löwen bejubeln, die gegen den deutschen Rekordmeister einen Blitzstart hinlegten: Spielmacher Tkaczyk traf zum 1:0, Klimowets per Gegenstoß und Abwehrchef Oliver Roggisch legten nach Unkonzentriertheiten der Zebras im Angriff nach. Es waren gerade einmal zwei Minuten gespielt, als die Gastgeber ihre erste Drei-Tore-Führung inne hatten. Schnell wurde allen klar, dass es nach der Abwehrschlacht der beiden Teams an selber Stelle vor fast auf den Tag genau einem Jahr diesmal ein Torfestival geben würde.

Nach schönem Anspiel von Filip Jicha auf den an den Kreis eingelaufenen Stefan Lövgren hatte der THW endlich den ersten Treffer zum 1:3 erzielen können. Danach entwickelte sich eine Phase, in der sowohl die Abwehr als auch die Torhüter nicht besonders viel Spaß gehabt haben dürfen. Zwar versuchten beide Defensivreihen, sich durch harten Einsatz Respekt zu verschaffen, so hatte der THW bereits nach vereinhalb Minuten sein Kontingent an Verwarnungen aufgebraucht, Rhein-Neckar Löwe Klimowets wenig später die erste Zeitstrafe abzusitzen. Dennoch diktierten die Angriffsformationen beider Mannschaften das Geschehen auf dem Parkett und trafen, wie sie wollten. Schlecht natürlich für den THW, da er so den Rückstand nicht verkürzen konnte: Nach acht Minuten betrug die Führung der Gastgeber nach einem Treffer des zu Beginn stark auftrumpfenden Karol Bielecki zum 8:5 weiterhin drei Tore.

Stefan Lövgren (hier gegen Henning Fritz) verwandelte alle seine acht Siebenmeter sicher.
Stefan Lövgren (hier gegen Henning Fritz) verwandelte alle seine acht Siebenmeter sicher.
Mit seinen Toren 3 und 4 verkürzte Stefan Lövgren dann erstmals auf einen Treffer, nach einem weiteren Bielecki-Treffer war es erneut der Kapitän, der mit einem tollen Anspiel auf Kavticnik den Anschlusstreffer zum 8:9 einleitete. Als dann Thierry Omeyer zwischen den Pfosten endlich ein Erfolgserlebnis feierte und mit einem starken Reflex parierte, schickte er Dominik Klein auf die Reise - per Gegenstoß sorgte der Nationalspieler für den Ausgleich.

Die Rhein-Neckar Löwen legten jedoch noch einmal nach, ein weiterer Doppelpack von Karol Bielecki bedeutete das 12:10 für die Gastgeber nach gerade einmal 14 gespielten Minuten. Alfred Gislason reagierte und beorderte Dominik Klein an die Spitze einer 5:1-Deckung, um die Kreise des polnischen Rückraumspielers einzugrenzen. Dies gelang dem Linksaußen sehr gut, Bielecki war in der Folgezeit abgemeldet und die Löwen kamen im Angriff zunächst nicht mehr zurecht. Als Folge gelang Kavticnik der erneute Ausgleich und Klein nach Steal gegen Shelmenko in der 16. Minute die erste schwarz-weiße Führung zum 13:12.

Zwar fingen sich die Gastgeber, bei denen nun Shelmenko und Tkaczyk mehr Verantwortung im Rückraum übernahmen, wieder und gestalteten die Partie weiter ausgeglichen, doch man merkte den Kielern an, dass sie beide Punkte mit an die Förde nehmen wollten. Wichtig war dafür, dass die Zebras eine Unterzahlsituation nach Zeitstrafe gegen Filip Jicha fast unbeschadet überstanden, weil Thierry Omeyer einen Siebenmeter von Jan Filip parierte, während Stefan Lövgren nicht nur "vom Punkt" überragte und fast im Alleingang die Kieler Führung verwaltete. Sein Treffer zum 18:16 (22.) war bereits sein zehnter, wodurch dem Kapitän schon jetzt nur noch zwei Tore zur Einstellung seines persönlichen Torrekords im Zebra-Trikot fehlten.

Andreas Palicka zeigte eine starke Leistung.
Andreas Palicka zeigte eine starke Leistung.
Und der Vorsprung hielt auch noch bis zur Halbzeitpause, obwohl Lövgren eine kleine Ruhepause bei seiner Torjagd einlegte. Zeit zum Verschnaufen bekam auch Filip Jicha, der aber von Börge Lund in Angriff und Abwehr gut vertreten wurde. Ein Billard-Tor des Norwegers zum 20:18, ein cleveres Anspiel auf Ahlm zum 22:19 - es lief bei dem ehemaligen Nordhorner. Die Löwen kamen trotz eines inzwischen im Tor stehenden und tolle Paraden zeigenden Palicka zwar noch einmal bis auf einen Treffer heran, aber das zweite Tor von Jicha und drei weitere Palicka-Paraden bedeuteten einen Halbzeitstand von 23:21 für die Gäste.

Auch im zweiten Durchgang setzte sich das rasante Tempo der ersten dreißig Minuten fort: Dominik Klein verhinderte mit seinen zwei Treffern einen erneuten Fehlstart wie zu Beginn der Partie, und auch eine Zeitstrafe gegen Kim Andersson konnte kompensiert werden. Eine Schrecksekunde gab es allerdings für die Kieler Fans und die Mannschaft, als Stefan Lövgren nach 36 Minuten beim Stand von 37:35 mit Abwehr-Hüne Oliver Roggisch zusammenprallte und kurz verletzt auf die Bank musste. Es ging aber nur wenige Sekunden später weiter für den Schweden, und auch seine Gala sollte sich fortsetzen.

Filip Jicha erzielte sechs Tore.
Filip Jicha erzielte sechs Tore.
Christian Schwarzer war es nun vorbehalten, seine Farben zumindest in Schlagdistanz zu halten. Der Kreisläufer profitierte von der etwas offensiver rausrückenden Kieler Deckung, die in der ersten Halbzeit zu viele Treffer aus dem Rückraum kassierte. Nach dem 27:29-Anschluss durch Schwarzer allerdings blühte nun Filip Jicha im Kieler Angriff auf und markierte mit einem Doppelschlag die erste Vier-Tore-Führung für Kiel. Bärenstark in dieser Phase war auch Andreas Palicka, der mit vielen spektakulären Doppelparaden großen Anteil daran hatte, dass der THW weiterhin in Front lag. Und als Stefan Lövgren mit seinem 14. Treffer noch einen drauf setzte zum 32:27, nahm Iouri Chevtsov seine Auszeit.

Die nach der Pause untergetauchten polnischen Rückraumspieler Tkaczyk und Bielecki hatten Feierabend, Harbok, Sigurdsson und Jurecki sollten es nun richten. Doch zunächst hatten die Kieler die Partie durch eine starke Angriffsleistung weiterhin im Griff, hielten sie die Löwen auf Distanz. Dreimal Lövgren und zweimal Jicha trafen zum 37:31, nach 49 Minuten lief weiterhin alles nach Plan. Jedoch warfen die Rhein-Neckar Löwen jetzt noch einmal alles nach vorne, insbesondere Neuzugang Sigurdsson war nicht mehr aufzuhalten. Als der Isländer mit einem Doppelschlag auf 37:39 (56.) verkürzte, wurden die Fans auf den Rängen noch einmal geweckt. Auch die passende Antwort von Ahlm hielt die Löwen nicht auf, Harbok und Gensheimer stellten den Anschluss her - 39:40.

Noch sechs Sekunden, der THW führt 41:40 und ist im Ballbesitz.
Klicken Sie zum Vergrößern! Noch sechs Sekunden, der THW führt 41:40 und ist im Ballbesitz.
Alfred Gislason nahm nun seine Auszeit, mahnte zur Ruhe und beorderte den erfahrenen Thierry Omeyer zurück ins Tor. Wieder war es Lövgren, der auch seinen achten Siebenmeter verwandelte und das 41:39 markierte. Omeyer zeigte eine wichtige Parade, doch letztlich schaffte Sigurdsson 34 Sekunden vor Schluss doch den 40. Treffer für die Gastgeber. Mit einer offenen Manndeckung versuchten die Baden-Württemberger, noch einmal an den Ball zu kommen, doch Filip Jicha fand mit seinem Pass den freigelaufenen Henrik Lundström, der mit seinem einzigen Treffer alles klar machte.

Am Ende jubelten wieder einmal die Zebras in der SAP-Arena. Dieser Jubel dürfte eine Stunde später noch einmal aufbrausen, als das Endergebnis aus Dormagen feststand: Auch der HSV Hamburg stolperte und verlor 27:28 beim Aufsteiger. Ein perfektes Wochenende also für die Kieler, die damit in der Tabelle beide Meisterschaftskandidaten auch nach Minuspunkte überholten. All zu lange allerdings dürften die Zebras nicht feiern, denn bereits am Dienstag wartet mit dem TV Großwallstadt der nächste schwere Brocken.

(Sascha Krokowski)

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten und den KN-Bericht über Stefan Lövgren.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Ich bin natürlich sehr glücklich, hier gewonnen zu haben. Es war besonders im Angriff ein sehr gutes Spiel, außerdem eine Steigerung zum letzten Spiel. Die Löwen haben stark angefangen und wir hatten Probleme mit ihrem Rückraum. Meine Mannschaft hat sich sehr gut zurückgekämpft. Es ist eine Riesenfreude für uns und dieser Sieg ist extrem wichtig. Ich hoffe, es geht so weiter und dass die Pleite gegen Dormagen vergessen wird.

Ein Riesenkompliment muss ich unserem Kapitän machen: mit 18 Toren hat er maßgeblichen Anteil an dem Sieg. Auch Palicka hat uns riesig geholfen.

[auf die Frage, ob das Unentschieden gegen Dormagen die Mannschaft beflügelt hat:]
Ich glaube nicht, dass das der Grund ist. Beim ersten Spiel waren wir sehr müde aber ich hatte gedacht, dass wir trotzdem zuhause gewinnen können. Schade, dass wir am Anfang der Saison so aufgetreten sind. Jetzt ist das Verhalten normal. Allerdings wird uns die Dormagen-Geschichte wohl immer verfolgen.

Löwen-Trainer Iouri Chevtsov:
Es war ein Spitzenspiel, das von Kleinigkeiten entschieden wurde, besonders auf der Torhüterposition. Wie haben hinten souverän angefangen, aber zwei Abspielfehler unserer Torhüter brachten den THW nach vorne. Außerdem waren die anderen Torhüter besser als meine.

Wir haben in der zweiten Halbzeit zwei Mal den Ball verloren, das hat der THW sofort bestraft. Es ist sehr schwer, gegen den THW mit Rückstand zu spielen.

THW-Geschäftsführer Uwe Schwenker:
Im letzten Jahr hatten wir wirklich eine Siebenmeter-Seuche. Nun hat Lövgren die Verantwortung übertragen bekommen und hat diese Aufgabe bislang hervorragend gelöst.

Auch ich muss der Mannschaft ein riesiges Kompliment machen, denn wir spielen immer noch ohne Karabatic. Für die Mannschaft ist es sehr wichtig, dass sie merken, dass sie auch ohne ihn auf diesem Niveau spielen können. Der wahre "Löwe" hat heute auf unserer Seite gespielt und besonders gefreut hat mich auch die Leistung von Andreas Palicka.

Löwen-Geschäftsführer Thorsten Storm:
Herzlichen Glückwunsch an den THW. Dieses Spiel ist klar über die Torwartleistung gegangen. Lövgren hat super gespielt, aber er kann ein Spiel nicht alleine gewinnen.

Wir haben 5:1 geführt gegen einen THW ohne Karabatic und einen Thierry Omeyer, der nicht seinen besten Tag hatte. Aber hier sieht man, der THW bleibt in einer solchen Situation ruhig. Er geht einfach ruhig weiter, steckt negative Erlebnisse sofort weg und diese werden sofort in Tore umgesetzt. Wir selbst haben zu viele Fehler gemacht, um den THW zu schlagen.

THW-Spieler Vid Kavticnik gegenüber den KN:
Der Sieg tut richtig gut. Andreas hat super gehalten, das war wichtig für ihn und für uns. Wir arbeiten viel und gut bei Alfred, das bringt uns voran.
THW-Spieler Dominik Klein gegenüber den KN:
Als Stefan Lövgren das erste Mal zum Siebenmeterpunkt ging, hat Tkaczyk damit gedroht, dass der Löwen-Torhüter neun Strafwürfe gegen Berlin gehalten habe. Unser Löwe hat dann, glaube ich, neunmal verwandelt. Deswegen hatten wir viel Spaß unter der Dusche. Es gibt Mannschaften, die liegen uns, die Löwen gehören wohl dazu.
Löwen-Spieler Christian Schwarzer gegenüber den KN:
Die Enttäuschung ist groß, wir dachten, dass wir schon weiter wären. Aber zum THW fehlen uns immer noch zwei Tore, diese sind sie einfach cleverer.
Löwen-Torhüter Henning Fritz gegenüber den KN:
Es steht mir eigentlich nicht zu, über taktische Maßnahmen zu reden. Aber ich habe mich schon gewundert, dass unser Trainer über die gesamten 60 Minuten an einer Abwehrformation festgehalten hat. Kiel hat diese Situation sehr clever genutzt.

14. Spieltag: 13.09.08, Sa., 14.00: Rhein-Neckar Löwen - THW Kiel: 40:42 (21:23)

Logo Rhein-Neckar Löwen:
Szmal (1.-18., 41.-60., 7 Paraden), Fritz (18.-41., 7 Paraden); Gensheimer (2), Roggisch (1), Bielecki (5), Tkaczyk (6), Harbok (3), Schwarzer (4), Shelmenko (5), Filip (2), Jurasik (2), Klimowets (1), Sigurdsson (9/3), Groetzki; Trainer: Chevtsov
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-24., 58.-60., 7/1 Paraden), Palicka (24.-58., 17 Paraden); Lund (1), Andersson (2), Lundström (1), Kavticnik (5/1), Anic, Lövgren (18/8), Ahlm (4), Zeitz, Klein (5), Jicha (6); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Frank Lemme / Bernd Ullrich (Magdeburg)
Zeitstrafen:
RNL: 4 (2x Klimowets (5.,29.), Roggisch (38.), Schwarzer (55.));
THW: 3 (Jicha (20.), Andersson (33.), Klein (37.))
Siebenmeter:
RNL: 4/3 (Omeyer hält Filip (20.));
THW: 9/9
Spielfilm:
1. Hz.: 3:0 (2.), 3:1, 4:1, 4:2, 5:2, 5:3, 6:3, 6:4, 7:4, 7:5, 8:5 (8.), 8:7, 9:7, 9:9 (12.), 10:9, 10:10, 12:10 (14.), 12:13 (16.), 13:13, 13:15, 15:15, 15:17 (21.), 16:17, 16:18, 17:18, 17:19, 18:19, 18:20, 19:20, 19:22 (26.), 21:22, 21:23;
2. Hz.: 21:24, 22:24, 22:25, 23:25, 23:26, 24:26, 24:27 (35.), 25:27, 25:28, 26:28, 26:29, 27:29 (41.), 27:32 (42.), 28:32, 28:33, 29:33, 29:35 (46.), 30:35, 30:36, 31:36, 31:37, 34:37 (53.), 34:38, 35:38, 35:39, 37:39, 37:40, 39:40 (58.), 39:41, 40:41, 40:42.
Zuschauer:
9.053 (SAP-Arena, Mannheim)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 15.09.2008:

Großer THW-Sieg in Höhle der Löwen

Andreas Palicka einer der Matchwinner bei "Big Point" in Mannheim
Mannheim - THW-Trainer Alfred Gislason und Manager Uwe Schwenker warteten im Presseraum geduldig auf ihre Mannheimer Kollegen. Eile hatten sie nicht, sie wirkten sehr entspannt. "Das war ein echter Big Point", sagte Schwenker und freute sich diebisch über den 42:40-Triumph beim Titelkonkurrenten Rhein-Neckar Löwen. Der THW war in der Tabelle auf Platz drei vorgerückt, liegt nur einen Punkt hinter Göppingen und Flensburg.

Ein Stein war auch dem Kieler Trainer vom Herzen gefallen. Der Coup in der Höhle der Löwen war der erste große Sieg mit seinem neuen Team. "In den letzten Minuten wurde es noch einmal unnötig eng, aber dieser Erfolg tut uns unheimlich gut und brachte die Mannschaft noch ein Stück weiter nach vorn." Alfred Gislason strahlte. Dann kamen Juri Schewzow und Thorsten Storm. Es wurde still, die Enttäuschung war den Löwen-Verantwortlichen ins Gesicht geschrieben. Manager Storm gratulierte artig zum "verdienten Kieler Sieg", Trainer Schewzow ließ den Spielverlauf geschäftsmäßig Revue passieren. Sichtbar war sie nicht, aber zwischen den beiden Löwen-Machern schien eine dicke Wand zu stehen: Mannheims Coach Schewzow hat nach der Niederlage gegen Kiel Druck.

Dabei startete sein Team wie aufgedreht, führte 3:0, 8:5 und in der 14. Minute noch mit 12:10 Toren. Die 6:0-Deckung des Meisters hatte Probleme mit dem Löwen-Rückraum, vor allem mit Karol Bielecki. Außerdem erwischte THW-Olympiasieger Thierry Omeyer einen seiner ganz seltenen schwachen Tage. Gislason reagierte, stellte in der Deckung auf 5:1 um und brachte in der 24. Minute seinen 22-jährigen Torhüter-Neuzugang Andreas Palicka. Zwei Glücksgriffe auf einen Schlag. Palicka steigerte sich von Minute zu Minute, hielt insgesamt 17 schwere Bälle und avancierte neben "Löwen-Bändiger" Stefan Lövgren in einem Team ohne echten Schwachpunkt zum Matchwinner. Die Glückwünsche seiner Mitspieler taten ihm sichtlich gut.

Kiels erste Führung markierte Dominik Klein, der Klimowets in der 16. Minute den Ball abluchste und energisch zum 13:12 traf. Danach fanden die "Zebras" ihren Rhythmus. 23:21-Führung bei Halbzeit, sechs Tore lagen sie in der 50. Minute vorn. Gezittert wurde trotzdem noch. Zu früh einen Gang herausgenommen, oder Angst vor der eigenen Courage? Gislason wusste keine Antwort. Wie auch immer, mit bekannter Siegermentalität nahmen die "Zebras" ihren Faden wieder auf. Als Omeyer, von Gislason zwei Minuten vor dem Ende mit Fingerspitzengefühl ins Tor zurückbeordert, Uwe Gensheimer das Anschlusstor verwehrte, war die Partie gelaufen. "Gefeiert wird nicht, vielleicht ein Bier zum Essen", sagte Stefan Lövgren. Die Zeit ist knapp, der THW ist zurück in der Tretmühle, morgen (20.25 Uhr) kommt TV Großwallstadt.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 15.09.2008)


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