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02./03.05.2007 - Letzte Aktualisierung: 03.05.2007 Bundesliga

Zebras unterliegen bei der SG Kronau/Östringen

Bundesliga, 28. Spieltag: 15.11.2006, Mi., 20.00: SG Kronau/Östringen - THW Kiel: 31:28 (14:13)
Update #3 Spielbericht der KN, Fotos, Stimmen und Spielbericht ergänzt...

Dominik Klein war mit acht Toren bester Kieler Schütze.
Klicken Sie zum Vergrößern! Dominik Klein war mit acht Toren bester Kieler Schütze.
Die Zebra-Herde hat eine weitere Überraschung verpasst: Drei Tage nach dem Champions League-Triumph gegen Flensburg unterlag der THW Kiel bei der SG Kronau/Östringen mit 28:31 (13:14). Während die "Kröstis" ihre Erfolgsbilanz auf sechs Siege in Serie ausbauten, unterlagen die Kieler erstmals seit 133 Tagen wieder einem Team in der Bundesliga. Bei den Rhein-Neckar-Löwen machte sich der Kraftverlust nach den anstrengenden Final-Spielen mit nur acht Feldspielern gegen Flensburg deutlich beim THW bemerkbar, während Kronau insgesamt mehr zuzusetzen hatte.
Sechs schwache Kieler Minuten in der zweiten Halbzeit ließen die Gastgeber auf einen Sieben-Tore-Vorsprung enteilen und machten damit die aufopferungsvollen Bemühungen der Zebras,
Pelle Linders (sieben Tore) setzt sich am Kreis durch.
Klicken Sie zum Vergrößern! Pelle Linders (sieben Tore) setzt sich am Kreis durch.
auch im Meisterschaftsrennen weiter das Maß aller Dinge zu sein, zunichte. Kronau agierte clever, baute auf einem bärenstarken Torhüter Szmal ein schnelles Gegenstoßspiel auf und profitierte letztlich auch von einer viel zu hohen Fehlerquote im Kieler Angriff. Dieser konnte in der Schlussphase nur noch eine noch höhere Niederlage verhindern, doch die sechs THW-Tore in Folge kamen für einen Teilerfolg zu spät...

Der THW begann mit der gleichen Aufstellung wie zuletzt - viele Alternativen bleiben Noka Serdarusic weiterhin nicht. Einzig der Umstand, dass Moritz Weltgen mit nach Mannheim gereist war, versprach zumindest kurzfristige Entlastung für den geschundenen THW-Rückraum. Der Begann trotz einer Kronauer 5-1-Deckung sehr gefällig, ein Unterarmwurf von Mittelmann Christian Zeitz zum 3:2 läutete Kiels starke Phase ein. Pelle Linders per Tempogegenstoß, Zeitz aus dem Rückraum und zweimal Nikola Karabatic erhöhten bei einem Gegentreffer von Oleg Velyky und begünstigt durch eine tolle Abwehrarbeit und zahlreiche tolle Paraden von Thierry Omeyer innerhalb von sechs Minuten auf 7:3 (11.). Trainer-Fuchs Juri Schewzow reagierte, nahm nun den erneut brandgefährlichen Karabatic aus dem Spiel - eine Entscheidung, die das Kieler Angriffsspiel vor größere Probleme stellte.
Moritz Weltgen kam Ende der ersten Halbzeit beim THW als Regisseur zum Einsatz und erzielte einen Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Moritz Weltgen kam Ende der ersten Halbzeit beim THW als Regisseur zum Einsatz und erzielte einen Treffer.
Da Szmal im SG-Tor nun auch noch zu ganz großer Form auflief, gelang dem THW sieben Minuten lang kein Torerfolg mehr. Mit schnellem Gegenstoßspiel und schönen Anspielen auf die Kreisposition gelang den Gastgebern der Ausgleich, das Spiel begann nach 18 Minuten beim Stand von 7:7 quasi von vorn. Doch anders als zu Beginn der Begegnung, war die SG nun im Spiel - ausgeglichen ging es fortan zur Sache. Nach 21 Minuten durfte Weltgen auf die Platte und für dringend benötigte Ruhepausen im Kieler Rückraum sorgen. Und der Mann mit Zweitspielrecht machte seine Sache gut, rochierte mit Kim Andersson und Karabatic, erzielte von der mittleren Rückraumposition sogar den 13:13-Ausgleich, den der flinke Szlezak bis zur Pausensirene aber nicht fortbestehen ließ. Mit einem knappen 13:14-Rückstand aus Sicht des Champions League-Siegers wurden die Seiten gewechselt.

David Szlezak konnte gegen Thierry Omeyer fünf von sechs Siebenmetern verwandeln.
Klicken Sie zum Vergrößern! David Szlezak konnte gegen Thierry Omeyer fünf von sechs Siebenmetern verwandeln.
Als mit Anrei Xepkin kurz nach dem Wiederanpfiff das Herz der Kieler Abwehr für zwei Minuten auf die Bank musste, kamen die "Kröstis" durch einen verwandelten Siebenmeter zur ersten Zwei-Tore-Führung der Partie, die Zeitz in Unterzahl aber sofort wieder verkürzen konnte. An der Seitenlinie hatte Serdarusic, der mit vielen Positionswechseln seiner Spieler versuchte, möglichst vielen von ihnen Verschnaufspausen geben zu können, wie seine wacker gegen haltenden Mannen auf dem Feld längst Betriebstemperatur erreicht. Die Konsequenz: Eine gelbe Karte und Pelle Linders, der immer wieder verkürzte. Als Xepkin kurz darauf seine zweite Zweiminuten-Strafe absitzen musste, musste der Kieler Widerstand endgültig dem Kräfteverschleiß der letzten Wochen Tribut zollen: Klimowets, Szlezak per Siebenmeter und Jurasik erhöhten auf 21:17
Andrei Klimovets erzielte vier Tore für die Rhein-Neckar-Löwen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Andrei Klimovets erzielte vier Tore für die Rhein-Neckar-Löwen.
für die Gastgeber, die sich nun auch auf die Unterstützung ihrer Fans in der nicht ganz ausverkauften SAP-Arena verlassen konnten. Auch die Rückkehr von Xepkin in den Abwehrverbund konnte Kronau nun nicht mehr Aufhalten. Torgowanow, Jurasik und Haaß erhöhten weiter auf 24:17, sechs torlose Kieler Minuten ahndeten die "Rhein-Neckar-Löwen" konsequent mit sechs Toren. Die Partie war nach 44 Minuten vorentschieden, zumal die Fehlerquote im Kieler Angriff weiterhin hoch blieb. Vor allem die rechte THW-Seite machte dem Kieler Trainer an diesem Abend große Sorgen, auf der linken Seite konnte der müde wirkende Karabatic nach den zuletzt gezeigten Energieleistungen nicht mehr so "zünden" wie gewohnt - und so war die Auszeit nach 48 Minuten bitter nötig, den THW auf die Schlussphase einzustimmen. In dieser versuchten sich die Zebras mit einer 4-2-Deckung gegen den immer stärker werdenden Kronauer Rückraum, doch Michael Haaß' Treffer und Shelmenkos 30:22 (54.) machten auch das letzte Kieler Aufbäumen zunichte.

Jubel bei den "Krösti"-Fans nach dem Sieg über den THW.
Klicken Sie zum Vergrößern! Jubel bei den "Krösti"-Fans nach dem Sieg über den THW.
Omeyers gehaltener Siebenmeter vier Minuten vor dem Ende war dann noch einmal der Startschuss für eine Kieler Resultats-Verbesserungs-Aufholjagd, die mit sechs THW-Treffern in Folge, darunter drei des starken Klein und einer des ebenfalls glänzend aufgelegten Linders, noch zu einer knappen 28:31-Niederlage reichte. Für einen Sieg kam diese Aufholjagd jedoch zu spät...

Nun müssen die Zebras im Meisterschaftsrennen diese Niederlage schnell aus dem Kopf bekommen, denn der Mai mit seinem Drei-Tages-Spiel-Rhythmus gibt keine Pausen. Bereits am Samstag steht mit der Heimpartie gegen Wilhelmshaven (Anpiff 19.30 Uhr) die nächste Partie auf dem Endspurt-Spielplan.

(Christian Robohm)

Stimmen zum Spiel:

SG-Trainer Juri Schewzow:
Ich bin sehr froh, dass wir gegen den THW gewinnen konnten. Wir haben alles gegeben und im Vergleich zum Pokalfinale in Hamburg viel ruhiger gespielt.
In der ersten Halbzeit haben wir Karabatic nicht in den Griff bekommen, aber nach der Umstellung auf unsere 5:1-Deckung hat sich das verändert. Unser Torwart war überragend und ein Garant für den Sieg. Ich wünsche dem THW alles Gute.
THW-Trainer Noka Serdarusic:
Glückwunsch an Kronau, es war ein verdienter Sieg. Wir haben bereits in der ersten Halbzeit nach 20 Minuten den Faden verloren, zu hektisch und mit zu wenig Aggressivität gespielt. Die zweite Halbzeit fing so an wie die erste geendet hat. In der Abwehr haben wir fast nichts hinbekommen. Nach der Verletzung von Lövgren habe ich bereits gesagt, dass wir das eine oder andere Spiel gewinnen werden - aber nicht alle.
THW-Manager Uwe Schwenker:
Noka hat bereits das Wesentliche gesagt. Glückwunsch natürlich auch von mir. Wir haben ohne fünf gespielt - und das schon seit Wochen. So wird es auch bis zum Saisonende bleiben. Keiner der Verletzten wird in dieser Saison noch mal spielen.
Unsere Spieler sind keine Maschinen und das hier war die logische Konsequenz daraus. Kein Vorwurf von mir.
SG-Manager Uli Schuppler:
Ich bin zufrieden mit der Mannschaft und der Zuschauerresonanz. Wir wünschen dem THW für die Meisterschaft alles Gute und werden gegen den HSV ebenfalls alles geben.

28. Spieltag: 02.05.07, Mi., 20.00: SG Kronau/Östringen - THW Kiel: 31:28 (14:13)

Logo SG Kronau/Östringen:
Szmal (1.-60., 21 Paraden), Kolpak (n.e.); Gensheimer (), Shelmenko (2), Velyky (3), Torgowanow (2), Jurasik (7), Haaß (3), Klimovets (4), Szlezak (6/5), Siniak (3), Hrachovec, Caillat (1); Trainer: Schewzow
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-42., 49.-60., 14 Paraden), M. Andersson (42.-49., keine Parade); Linders (7), Xepkin, K. Andersson (1), Lundström, Kavticnik (2), Weltgen (1), Zeitz (3), Karabatic (6), Klein (8); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Lemme / Ullrich (beide Magdeburg)
Zeitstrafen:
Kronau/Östringen: 1 (Klimovets (29.));
THW: 3 (2x Xepkin (33., 37.), Zeitz (46.))
Siebenmeter:
Kronau/Östringen: 6/5 (Omeyer hält Szlezak (56.));
THW: 1/0 (Szmal hält K. Andersson (5.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1 (1.), 1:2 (2.), 2:2 (3.), 2:3 (4.), 2:5 (7.), 3:6 (9.), 3:7 (11.), 7:7 (15.), 8:8 (19.), 9:10 (21.), 11:11 (27.), 12:11 (27.), 13:12 (29.), 14:13;
2. Hz.: 15:13, 16:14 (33.), 17:15 (35.), 19:17 (37.), 24:17 (44.), 24:18 (44.), 24:19 (46.), 25:20 (46.), 28:20 (51.), 29:21 (52.), 30:22 (54.), 31:24 (55.), 31:28 (60.).
Zuschauer:
12800 (SAP-Arena, Mannheim)
Spielgraphik:
Spielgraphik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 03.05.2007:

Müden Zebras fehlte alter Fuchs

THW bei der SG Kronau-Östringen nur 20 Minuten auf Siegkurs - Beim 28:31 bis zum 17:18 mitgehalten
Mannheim - Auch Champions-League-Sieger sind nur Menschen: Drei Tage nach dem historischen Triumph gegen die SG Flensburg stolperte der THW Kiel gestern Abend in der Handball-Bundesliga. Bei der SG Kronau-Östringen verloren die Zebras mit 28:31 (13:14) und haben bei 46:8 Punkten nur noch das bessere Torverhältnis als Polster auf den HSV Hamburg.

Mit Leidenschaft und heißem Herzen hatten die Kieler am Sonntag dem Erzrivalen aus Flensburg den Silberpokal entrissen. Gestern wirkten sie vor 12 800 Zuschauern in der SAPArena wie der "Pott" nach der rauschenden Party: ein Henkel abgebrochen, einer lose. Lediglich in den ersten 20 Minuten schien der dezimierte THW-Kader tatsächlich ein weiteres Wunder schaffen zu können. Ausgerechnet in der Höhle der SG Kronau, den selbsternannten "Rhein-Neckar- Löwen". Zunächst legten die in Bestbesetzung angetretenen Hausherren die Gefährlichkeit von Plüschtigern an den Tag. Voller Respekt vor einem Gegner, der sie in der Bundesliga bislang immer besiegt und zuletzt beim Pokalfinale in Hamburg (33:31) gar um den ersten Titel gebracht hatte.

Mit 7:3 führten die Kieler an einem Ort, an dem in dieser Saison unter anderem der VfL Gummersbach, die SG Flensburg und der SC Magdeburg ihre Punkte abgeliefert hatten. Die "Löwen" bekamen ihren Nerven in den ersten Minuten nicht in den Griff. Vor allem bei Andrei Klimowets klappte nicht viel. Der 31-jährige Weltmeister steht angeblich auf der Wunschliste des THW Kiel, der am Kreis noch einen Nachfolger für Pelle Linders sucht. Während der gebürtige Weißrusse mit deutschem Pass vergeblich das Tor suchte, trafen Christian Zeitz und Nikola Karabatic zunächst wie aus dem Lehrbuch.

Doch der Kieler Elan blieb ein Strohfeuer. SG-Trainer Juri Schewzow beorderte seinen Marathonmann David Szlezak vor die Abwehr, und der Österreicher kümmerte sich intensiv um Karabatic, der sich mit zunehmender Spieldauer mehr und mehr auf Frank Lemme und Bernd Ullrich konzentrierte. Das beste deutsche Schiedsrichtergespann war selbstkritisch genug, die eigene Leistung später als "dürftig" zu bewerten. Spielentscheidend waren ihre Pfiffe jedoch nicht.

Mit zunehmender Spieldauer ging dem Team von Noka Serdarusic ("Wir haben nach 20 Minuten den Faden verloren") die Puste aus. Im SG-Tor steigerte sich Slawomir Szmal ("Kiel war schon vor dem Spiel müde, und wir haben sie richtig kaputt gelaufen") in eine Form, die seiner polnischen Nationalmannschaft zuletzt WM-Silber ermöglicht hatte. Als Mittelmann gab Zeitz das Staffelholz an den glücklosen Dominik Klein weiter. Von ihm übernahm es bald Moritz Weltgen, der seinen Alltag beim Zweitligisten TSV Altenholz verlebt - überzeugen konnte in der Mitte keiner. "Uns fehlte einfach Stefan Lövgren", meinte Pelle Linders, der als siebenfacher Torschütze noch zu den besseren Kielern gehörte, "so ein alter Fuchs wie er, hätte das Spiel ruhig machen können."

Bis zum 18:17 (37.) hielt der Rekordmeister wacker mit. Dann kassierte Andrei Xepkin, der am Dienstag seinen 42. Geburtstag gefeiert hatte, seine zweite Zeitstrafe, und das Schicksal nahm seinen Lauf. Innerhalb weniger Minuten zog die SG Kronau auf 24:17 davon. Diesen Treffer erzielte Michael Haaß im Fallen mit einem frechen Heber - in dieser Phase drohte Kiel gar ein Debakel. Doch die Zebras bewiesen Moral und schlichen schließlich ausgepumpt, aber mit erhobenem Haupt vom Platz.

"Die Spieler sind keine Maschinen", nahm THW-Manager Uwe Schwenker seine Mannschaft in Schutz. "Es war alles auf das Finale gegen Flensburg ausgerichtet. Danach war bei ihnen einfach die Luft raus."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 03.05.2007)


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