15./16.11.2006 - Letzte Aktualisierung: 16.11.2006 | Bundesliga |
Update #4 | Spielbericht der KN, Fotos, Stimmen und Spielbericht ergänzt... |
Stefan Lövgren - hier von Torgowanow und Jurasik gestoppt - war elf Mal erfolgreich. |
Lars Krogh Jeppesen kam erstmals nach seiner Rippenverletzung wieder zum Einsatz. |
Und so fingen die Zebras gleich schwungvoll an: Zeitz, Kim Andersson mit einem Rückraumkracher und ein von Dominik Klein abgeschlossener Gegenstoß brachten das schnelle 3:1 (3.), ehe der heute nie zu stoppende Oleg Velyky mit seinem zweiten Treffer verkürzte. Dann bereits der erste Paukenschlag von Tobias Karlsson: Nach einer schönen Einzelleistung landete gleich sein erster Torwurf gegen Maros Kolpak in den Maschen.
Tobias Karlsson wird von Jurasik attackiert. |
Doch es kam anders: Angetrieben vom überragenden Oleg Velyky glichen die Rhein-Neckar-Löwen zunächst aus, um dann sogar erst- und letztmalig in Führung zu gehen: Marcus Ahlm scheiterte an Kolpak, während sein Gegenüber Andrej Klimowets sicher gegen Thierry Omeyer verwandelte, der wie auch Mattias Andersson und Henning Fritz wenig Gelegenheiten bekam, um sich auszuzeichnen.
Der THW zeigte sich allerdings vom plötzlichen Rückstand keineswegs geschockt: Tobias Karlsson traf gegen die offensive Gästeabwehr, die mit dem vorgezogenen Uwe Gensheimer erfolgreich die Kreise der Kieler Rückraumspieler störte, zum Ausgleich und leitete eine Phase ein, in der sich die beiden Mannschaften lange egalisierten.
Der überragende Oleg Velyky erzielte 12/7 Tore. |
Dominik Klein spielte eine bärenstarke zweite Halbzeit. |
Der "2-Punkte-Drops" war aber noch lange nicht gelutscht. Erst hatte der vornehmlich in der Abwehr eingesetzte Lars Krogh Jeppesen Pech mit einem Dreher an den Pfosten, dann ließen zwei Treffer vom russischen Urgestein Dimitri Torgowanow die Gäste wieder vom ersten Punktgewinn in der Ostseehalle träumen. Und hätte Henning Fritz nicht in der Zwischenzeit einen Siebenmeter von Jurasik und einen Wurf von Gensheimer entschärft, wären die "Kröstis" gar in Führung gegangen.
Instruktionen vom neuen Coach: Tobias Karlsson und Noka Serdarusic. |
Denn nur wenige Sekunden später bekam Marcus Ahlm eine mehr als umstrittene Zeitstrafe aufgebrummt - da es seine dritte Hinausstellung war, mussten die Kieler die restlichen zwölf Minuten ohne ihren Abwehrchef über die Runden bringen. Der THW zeigte Moral, und durch ein ungewöhnliches Rückraumgeschoss der Marke "Zeitz", abgefeuert allerdings von Dominik Klein, hielten die Gastgeber zunächst den Vorsprung. Zwei Strafwürfe von Velyky brachten Kronau wieder ran, und auch auf die Kracher von Zeitz und Kim Andersson hatten die "Kröstis" stets postwendend eine Antwort parat, so dass auch nach 53 Minuten - es stand nun 32:29 - noch keine Entscheidung gefallen war.
Der Kapitän jubelt. |
(Sascha Krokowski)
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Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Aus kiel4kiel.de:
THW Kiel übernimmt die Tabellenspitze
Der THW Kiel hat mit einem Sieg über die SG Kronau/Östringen den ersten Platz in der Handball-Bundesliga erklommen. Mit einer Energieleistung und dem Ostseehallenpublikum im Rücken schafften die Zebras gegen den starken Gegner aus Süddeutschland einen 37:32 (17:15)-Sieg. Ein neues Gesicht hatte die Partie auch zu bieten: Tobias Karlsson, schwedischer Halblinker, verstärkt ab sofort die Zebraherde und den durch Verletzungen gebeutelten Rückraum.
Wir wussten bereits vor dem Spiel von der Verpflichtung Karlssons. Zum Spiel: In dieser Saison haben wir immer zum Ende hin Probleme, so auch heute. Wenn man hier gewinnen will, darf man nicht soviele technische Fehler produzieren. Der verdiente Kieler Sieg geht auf diese Fehler und die gute Leistung des THW zurück. Ich will mich aber nicht beklagen, wir müssen weiter an uns arbeiten, damit wir irgendwann ein Spitzenteam werden. Vom Potenzial her haben wir genug gute Spieler, hatten aber bisher auch viele Verletzte zu beklagen. Für Jurasik beispielsweise war es heute das erste Spiel in dieser Saison. Wir suchen nach unserer Form, der THW hat heute mit seinen erfahrenen Spielern souverän agiert.
In den letzten Tagen war ich sehr nachdenklich und nicht gut gelaunt. Gegen "leichtere" Gegner konnte ich mit Dominik Klein auf Halblinks spielen. Ich wusste aber, dass mein alter Freund Juri nicht lange hätte überlegen müssen, um zu wissen, wie man dann gegen uns spielt. Er hätte einfach Kim Andersson aus dem Spiel genommen und Lövgren und Klein auf sich allein gestellt lassen. Deshalb war die Verpflichtung von Tobias Karlsson so wichtig. Er kam von seinem Champions League-Spiel mit Hammarby in Kozina zurück, übernachtete dann in Schweden, um Dienstag früh gleich nach Kiel zu kommen. Gestern im Training und heute hatte er großes Nervenflattern, wenn sich das legt, bin ich mir sicher, dass er uns in den nächsten Spielen noch mehr helfen wird.[Zum Champions League Duell gegen Chambery:]
In der Situation, in der wir noch vor ein paar Tagen steckten, wäre jeder Gegner für uns zu schwer gewesen. Kaum vorstellbar, wie meine Mannschaft heute gespielt hätte, wäre sie komplett gewesen... Die Jungs sind heiß, Vid Kavticnik hat sich beispielsweise die Hallenschlüssel von mir geholt, um alleine noch ein bisschen zu trainieren - er wollte unbedingt spielen. Nach 20 Minuten musste er aber einsehen, dass es für einen Einsatz doch noch zu früh sei...
Ein Riesen-Kompliment an die Mannschaft und insbesondere Lars Krogh Jeppesen, der heute mit seinen noch nicht verheilten Rippenbrüchen eine tolle Abwehrleistung geboten und sich absolut in den Dienst der Mannschaft gestellt hat. Unser Team hat heute mit einer tollen Energieleistung den Sieg erkämpft, ich kann vor der Leistung der Spieler nur ganz tief meinen Hut ziehen.[Zur Verpflichtung von Tobias Karlsson:]
Tobias Karlsson hat bei uns einen Vertrag bis 30.06.2007 unterschrieben. Sonntag waren Noka und ich sehr nachdenklich mit Blick auf das Spiel gegen Kronau, haben noch bis tief in die Nacht zusammengesessen. Wir haben dann mit Frode Hagen telefoniert, der seine grundsätzliche Bereitschaft, uns zu helfen, signalisierte. Sein Verein Drammen HK hat uns dann verständlicherweise einen Strich durch die Rechung gemacht, sie wollen mit Frode und Glen Solberg noch etwas erreichen, sodass Frode uns Montag Mittag absagte. Montag Abend habe ich dann mit Staffan Olsson telefoniert, dass ich einen Flug für Dienstag Morgen um 9 Uhr gebucht habe und er Tobias Karlsson unbedingt in diesen Flieger setzen solle - schließlich sollte Tobias um 14.30 Uhr bereits mit der Mannschaft trainieren. Bei diesem Transfer half uns einmal mehr das gute Verhältnis, was wir zu ehemaligen Spielern haben, denn Staffan zeigte sich sofort bereit, uns mit Karlsson zu helfen. Gestern habe ich aus Wien, wo ich zur Champions League-Auslosung weilte, gemeinsam mit der Geschäftsstelle und dem Spielleiter Uwe Stemberg alles geregelt, so dass Karlssons Spielberechtigung gestern Abend vorlag.
Unser einziges Problem: Wir hatten ein Zimmer im Maritim-Hotel für ihn gebucht, heute Mittag riefen die Mitarbeiter des Hotels an, ob Herr Karlsson denn bald käme. Der erste Schrecken löste sich schnell auf, Kim Andersson hatte Karlsson nach dem Training mit zu sich nach Hause genommen...
Wir hatten mit Kronau eine gute Mannschaft gegen uns, aber wir haben mit unserem Kampf gewonnen. Dieses Spiel hat viel Kraft gekostet.
Lars Krogh Jeppesen war ein ganz wichtiger Baustein in unserer Abwehr. Er und Tobias Karlsson haben uns sehr geholfen. Ihm ging es so ähnlich wie mir. Auch mich hat das Publikum richtig hochgepusht.
Es ist ein schönes Gefühl, wieder Tabellenführer zu sein. Ich darf jetzt nur nicht an die Punkte denken, die wir gegen Großwallstadt und Gummersbach liegengelassen haben.
Unsere bessere Bank hat leider nicht den Ausschlag gegeben. Wir haben uns zu viele Abspielfehler geleistet und dem THW zu leichten Gegenstößen verholfen. Die Kieler haben ihre Angriffe von der ersten bis zur letzten Minute souverän durchgespielt. Das können wir noch vom THW lernen.
Lesen Sie auch Zwei Minuten: Die THW-Kolumne nach dem Spieltag mit Stefan Lövgren
sowie das Kurzinterview mit Neuzugang Tobias Karlsson.
Aus den Kieler Nachrichten vom 16.11.2006:
Am Dienstagmittag musste THW-Coach Noka Serdarusic noch mit sechs Feldspielern planen. Unter diesen Voraussetzungen wären gegen die bärenstarken "Rhein-Neckar-Löwen", die nach langer Verletzungs-Durststrecke bis auf David Szlezak personell endlich wieder aus dem Vollen schöpfen durften, wohl alle Siegabsichten vermessen gewesen.
Aber es kam anders. Nach dem Motto "aus sechs mach' neun", verwandelte sich das kleine Häufchen Aufrechter über Nacht mit Hilfe einer Neuverpflichtung und der medizinischen Abteilung in eine schlagkräftige Handballmannschaft. Blitztransfer Tobias Karlsson (siehe Extra-Bericht), Christian Zeitz (Schulterverletzung) und Lars Krogh Jeppesen, der mit einer dick verpackten, gebrochenen Rippe auf die Zähne biss und in der Abwehr seinen Mann stand, füllten den Kader von Trainer Noka Serdarusic entscheidend auf. Jeppesen war im Mittelblock an der Seite von Marcus Ahlm ein Fels in der Brandung, Zeitz ein ständiger Unruheherd, der einige Fahrkarten zog, aber viermal wichtig ins Schwarze traf, und Tobias Karlsson feierte mit fünf Toren einen Einstand nach Maß. Der 25-jährige Schwede sollte bei seiner THW-Premiere nur ein wenig für Entlastung der Rückraum-Dauerbrenner Stefan Lövgren und Kim Andersson sorgen. Karlsson aber war mehr als eine willkommene Aushilfe, traf nach 3:17 Minuten unter dem Jubel der Ostseehalle zum ersten Mal und ließ vier weitere Tore zum Sieg folgen. "Tobias war sehr wichtig für unser Spiel, er hat uns sehr geholfen", lobte Serdarusic seinen 25-jährigen Neuzugang, "aber er wird uns in den kommenden Spielen noch mehr helfen können."
Kronau war der erwartet schwere Gegner. Die Zebras mussten alle Tugenden in die Waagschale werfen, um die SG auf Distanz zu halten. Am meisten machte ihnen dabei der "König der Löwen", Oleg Velyky zu schaffen. Gerade erst nach einer erneuten Krankheitspause ins Kronauer Aufgebot zurückgekehrt, glänzte der deutsche Nationalspieler mit ukrainischer Herkunft durch große Präzision im Torwurf und mit Dynamik. Zwölfmal mussten Kiels Torhüter seine Bälle aus dem Netz fischen. Velyky hielt die Gäste, die ebenfalls verbissen um jeden Hallenzentimeter kämpften, im Spiel.
Auf Kieler Seite war es ebenfalls der Leitwolf, der den Takt angab. Stefan Lövgren war Denker, Lenker und überragender Torschütze. Vor den Augen seiner aus Göteborg angereisten Großeltern legte der bald 36-Jährige den Badenern 11/8 Bälle ins Tor des guten Kolpak, vor allem glänzte Kiels Spielmacher mit seiner makellosen Siebenmeterquote. Weiter in den Vordergrund spielte sich zudem Dominik Klein. Kiels Linksaußen war schnell, konsequent und erfolgreich. Sieben Tore steuerte er in der zweiten Halbzeit zum Sieg bei, insgesamt brachte er den THW-Express mit neun Toren auf die Siegerstraße.
Nach nervösem Beginn schaffte die SG beim 6:7 (11.) durch Klimowets ihre erste Führung. Es blieb die einzige und letzte. Eng blieb es dennoch, die THW-Fans zitterten bis zur 55. Minute, dann bliesen die Zebras zum Schlussspurt, zogen vom 32:29 auf 37:29 davon und legten die Ostseehalle in einen kollektiven Freudentaumel.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 16.11.2006)
(15./16.11.2006) | Ihre Meinung im Fan-Forum? |