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Christian Zeitz machte bis zu seiner unberechtigten Roten Karte
in der 36. Minute ein gutes Spiel.
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Der THW Kiel hat auch die dritte Partie der Saison gegen die Füchse Berlin gewonnen. Am Mittwochabend
setzten sich die Kieler nach einem Auf und Ab letztlich noch deutlich mit 35:26 (20:10) durch.
Nach einer sehr guten ersten Halbzeit gerieten die Kieler in der zweiten Hälfte nach einer
unberechtigten Roten Karte gegen den starken
Christian Zeitz noch in Bedrängnis.
Erst als
Gislason zehn Minuten vor dem Ende beim Stand von 27:25 für
den THW
Thierry Omeyer,
Filip Jicha und
Daniel Narcisse wieder auf die Platte beorderte, wurde das Spiel zu
der letztlich verdient klaren Angelegenheit. Bester Torschütze war der angeschlagene
Filip Jicha
mit 9/3 Treffern, wovon der Tscheche sechs in den letzten elf Minuten erzielte.
Der THW Kiel, der in diesem wie auch in den restlichen Spielen auf
Kim Andersson
verzichten musste (siehe
Extra-Bericht), begann gegen ebenfalls dezimierte
Berliner, bei denen unter anderem Nationaltorhüter Silvio Heinevetter und Kreisläufer Torsten Laen
sowie Stian Vatne fehlten, mit der bewährten Anfangsformation der vergangenen Spiele.
Die Akteure, die von ihren Nationalmannschaftsreisen auf zum Teil abenteuerlichen Wegen wieder
nach Kiel zurück gefunden hatten, begannen stark.
Omeyer
knöpfte sich bald einige Bälle,
Daniel Narcisse sorgte mit einem
Doppelschlag nach sechs Minuten für die erste Drei-Tore-Führung des Spiels, die
Christian Sprenger nach einer tollen Ballstaffette des gesamten Kieler
Rückraums und wenig später mit einem Tempogegenstoß nach eigenem Steal sogar auf vier Tore
ausbaute.
Die Gäste trafen vor allem durch Nincevic, doch nach dessen 9:12 (17.) regierten
nur noch die Hausherren:
Omeyer schwang sich wieder zur bekannten
Weltklasse-Form auf, und vorne ließen sich die Kieler auch durch eine offensivere Abwehr der Gäste
nicht wirklich aus dem Konzept bringen.
Ilic verwandelte die Siebenmeter-Flut
der ersten Hälfte bis auf einen Fehlwurf sicher, zwei Strafwürfe und ein Tempogegenstoß von
Börge Lund brachten den THW mit 16:9 in Führung. Füchse-Coach Dagur Sigurdsson
reagierte mit einer Auszeit, fortan trugen die Berliner
ihre Angriffe quälend lange vor und nutzen jede Gelegenheit, um durch lange
Behandlungspausen auf der Platte den Spielfluss des THW zu unterbrechen.
Omeyer mit einer Weltklasse-Parade und
Sprenger mit einem Tempogegenstoß zum 17:9 antworteten darauf.
Als
Anic
dann mitten im Torwurf wegen eines im Kreis liegenden Berliners zurück gepfiffen wurde, resultierte
daraus das erste Füchse-Tor nach langen neun Minuten ohne Hauptstadt-Jubel. Doch
Zeitz und
zweimal
Jicha mit einem Siebenmeter schraubten das Halbzeit-Ergebnis auf
20:10 - ein beruhigender Vorsprung.
Zur zweiten Halbzeit wurde auf Seiten der Kieler kräftig durchgewechselt:
Andreas Palicka
löste den mit 14 Paraden in der ersten Hälfte überragenden
Omeyer ab,
Ilic kam für den angeschlagenen
Jicha,
Reichmann ersetzte
Sprenger, und
Daniel Narcisse machte Platz für
Aron Palmarsson.
Doch die Wechsel sorgten für ein wenig Unruhe im Kieler Spiel: Die Abwehr fasste nicht mehr so energisch zu,
im Angriff scheiterten die Zebras ein ums andere Mal an Stochl. Als
Zeitz
nach einem Allerweltfoul für zwei Minuten auf die "Sünderbank" geschickt wurde, nutzten die
Gäste dies durch Nincevic, den immer stärker werdenden Göde und Richwien zu drei schnellen Toren. Zurück
von der Strafbank beendete
Zeitz die fünfminütige Kieler Torflaute nach
Wiederanpiff mit einem 102-km/h-Geschoss.
Urplötzlich war dann die Partie für den starken Kieler Halbrechten zu Ende.
Zeitz
wollte einem am Boden liegenden Berliner Spieler aufhelfen, als Kubisztal heran lief, und
Zeitz mit Wucht wegstieß. Als dieser dann mit einem kleinen Schubser
antwortete und Kubisztal wie vom Blitz getroffen zu Boden fiel, zeigte das bis dato schon
schwache Schiedsrichtergespann Schulze/Tönnies (Magdeburg) dem verdutzten Kieler die Rote Karte.
Eine völlig überzogene Reaktion, zumal der für die anschließende Rudelbildung verantwortliche
Kubsztal mit einer Zwei-Minuten-Strafe davon kam. Die Fanseele kochte, Rechtshänder
Börge Lund besetzte nun die rechte Angriffsseite. Dann durfte
Ilic noch zwei Minuten zusehen, doch der THW Kiel behielt trotz der offensichtlichen
Fehlentscheidungen gegen die Zebras zunächst die Ruhe, kassierte nur einen Strand-Treffer und
erzielte durch
Anic in Unterzahl sogar das 22:15 (39.). Doch der Spielfluss
war ein wenig dahin, auch weil
Ilic nicht wie gewohnt aus dem Rückraum
Druck aufbauen konnte. Insgesamt produzierte der Kieler Angriff nun viele Fehler, und auch die
Abwehr bot den Gästen die Gelegenheit zu einfachen Toren. Die bedankten sich und verkürzten nach einer
5-1-Serie auf 23:26 (49.) -
Gislason musste die Grüne Karte ziehen.
Thierry Omeyer,
Filip Jicha und
Daniel Narcisse kehrten nach dieser Auszeit zurück auf die Platte,
wofür sich
Jicha mit viel Wut im Bauch mit dem 108-km/h-Tor zum 27:23
bedankte. Doch der THW brauchte nach den Wechseln einige Zeit, um wieder auf
Betriebstemperatur zu kommen. Als Kubisztal und Nincevic per Siebenmeter auf 25:27 (52.)
verkürzt hatten und Stochl einen Siebenmeter von
Ilic entschärfen
konnte, drohte die bis dato sichere Partie entgültig zu kippen. Gut nur, wer in solchen Situationen
einen
Omeyer im Tor stehen hat: Der Franzose parierte gegen den
frei vor ihm auftauchenden Richwien, auf der anderen Seite verwandelte
Jicha,
der zuvor in der eigenen Deckung übel von Göde angegangen worden war, einen Siebenmeter
mit einem fantastischen Dreher. Überhaupt drehte der Tscheche nun noch einmal richtig auf: Es folgten
die Tore sieben und acht, während
Omeyer und die Kieler Deckung wieder
zur Wand wurden. Als
Lundström einen Tempogegenstoß zum 31:25 (56.)
verwandelt hatte, war aus einer bedrohlichen Situation innerhalb von vier Minuten wieder
eine komfortable Sechs-Tore-Führung geworden. Diese bauten
Jicha mit
einem 114-km/h-Hammer und einem mit einem per Dreher verwandelten Tempogegenstoß weiter aus,
ehe es
Daniel Narcisse vorbehalten war, mit zwei Treffern den letztlich klaren
35:26 (20:10)-Erfolg unter Dach und Fach zu bringen.
Nun bleibt den Kielern wenig Zeit, um sich für das Champions-League-Hinspiel in Mannheim am
kommenden Sonntag wieder fit zu bekommen. Neben
Kim Andersson und dem
unter Rückenbeschwerden leidenden
Ahlm droht
den Zebras dort mit
Aron Palmarsson ein weiterer Ausfall, der
Isländer laboriert an einer Oberschenkelverletzung.
Sprenger zog sich
gegen die Füchse eine schmerzhafte Hüft-Prellung zu, und
Filip Jicha
hat noch immer mit den Nachwirkungen der Rückreise von der Nationalmannschaft zu kämpfen: Wegen
des Flugverbotes hatte er sich um einen Leihwagen bemüht, es stand aber nur noch ein Kleinwagen zur Verfügung.
Die mehreren hundert Kilometer in diesem Wagen führten zu einer Blockade in der Brustwirbelsäule -
das Lazarett in Kiel füllt sich also pünktlich zum Saisonendspurt.
(Christian Robohm)
Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...
Lesen Sie bitte auch den ausführlichen KN-Spielbericht.
Ich bin sehr zufrieden mit der ersten Halbzeit und den letzten zehn Minuten. Wir haben
sehr gut in der Deckung gestanden, Titi hat zudem super gehalten. Dadurch
konnten wir über den Gegenstoß Druck ausüben. Zeitzi hat
sehr diszipliniert gespielt, er war bis zur Roten Karte, die keine war,
wirklich gut, was mich gefreut hat.
In der zweiten Halbzeit habe ich dann viel gewechselt. Da waren die Berliner etwas abgezockter und
schlauer, sie haben unsere Schwächen in der Abwehr konsequent genutzt. Wir haben hingegen ein wenig
die Linie verloren, darum musste ich später alle noch einmal bringen, die in der ersten Halbzeit
so gut gespielt hatten. Das wollte ich im Hinblick auf die kommenden Aufgaben unbedingt vermeiden,
aber das wiederum konnte ich mir nicht erlauben. Trotzdem überwiegt heute das Positive, wir schauen
jetzt nach vorn.
Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson:
Der THW Kiel hat verdient gewonnen. Er ist viel besser ins Spiel gekommen, uns fehlte angesichts
unserer Personalsituation am Anfang ein bisschen die Routine. In der zweiten Halbzeit sind
wir mit Absicht vom Gas gegangen und waren beim 25:27 urplötzlich wieder im Spiel. Da war es
spannend, bis die Routine von Kiel wieder deutlich zugeschlagen hat.
THW-Geschäftsführer Uli Derad:
Wir haben einen klasse Auftritt hingelegt, bis in der zweiten Halbzeit diese unverständliche
Entscheidung kam. Aber es verfolgt uns und vor allem Christian Zeitz
schon die ganze Saison, dass Dinge von uns und ihm härter als bei anderen geahndet werden.
Das darf einfach nicht sein, da müssen sich einige mal hinterfragen.
Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning:
In den ersten 20 Minuten war der THW überragend. Aus einer soliden Abwehr heraus haben sie
solch einen klasse Gegenstoß gelaufen, dass man hätte applaudieren mögen, wenn man nicht
Geschäftsführer des Gegners gewesen wäre. Das war großes Kino. In der zweiten Hälfte waren
wir ein wenig konzentrierter - aber man kennt das: Du führst hoch, es wird gewechselt. Und dann
kommt der Gegner Tor um Tor heran, und Stochl steigert sich auf ein anderes Niveau als in der
ersten Hälfte. Und plötzlich wechselt der THW Kiel wieder zurück und alles läuft normal (lacht).
Nach diesem Spiel und dem langfristigen Ausfall von
Kim Andersson (siehe Extra-Bericht)
haben wir einige Sorgenkinder, von denen Aron Palmarsson
wohl das größte ist. Er hat wahrscheinlich eine Oberschenkelzerrung, sein Einsatz
am Sonntag ist sehr fraglich. Christian Sprenger ist auf die
Hüfte gefallen und hat sich dabei eine schmerzhafte Prellung zugezogen. Filip Jicha
hatte eine Blockade der Brustwirbelsäule, die wir in der Halbzeit durch eine
schmerzstillende Spritze zu lindern versucht haben. Die Blockade hat er sich zugezogen, als er
wegen des Flugverbotes mehrere hundert Kilometer mit einem geliehenen Kleinwagen nach Kiel
fahren musste. Schon während der Fahrt hatte er die Probleme bemerkt.
Die Füchse haben in der zweiten Halbzeit sehr guten Handball geboten.
Für uns war es ohne Linkshänder im Rückraum sehr schwer, aber
dann haben wir nochmal Gas gegeben und das Spiel gewonnen.
Füchse-Spieler Markus Richwien:
Als ich den Gegenstoß gegen Omeyer lief, wollte ich einfach nur
das Tor machen, aber das ist mir nicht geglückt. Sonst hätten wir
noch eine Chance gehabt, es spannend zu machen.
Vor dem Spiel waren wir alle heiß, wir hatten keinen Druck.
Wir wollten einfach unser Spiel spielen, aber das ist uns in der ersten
Halbzeit nicht gelungen, Kiel hat einfache Tore gemacht.
In der zweiten Halbzeit haben wir uns verbessert, waren aggressiver und
kamen dann unsererseits endlich zu einfachen Toren.
THW-Linksaußen Henrik Lundström gegenüber den KN:
Wir waren alle heiß, haben wir nach
einer Länderspielpause doch noch keinen Sieg feiern können.
In der ersten Halbzeit lief es sehr gut, dann haben die
Schiedsrichter das Spiel hektisch gemacht und wir uns zu
sehr auf sie konzentriert. Die Berliner haben so viel Druck
auf sie gemacht, dass sie irgendwann Rot gegen Zeitz geben
mussten.
THW-Kapitän Marcus Ahlm gegenüber den KN:
Für die Spieler ist es sehr schwierig, wenn das Niveau,
auf dem die Schiedsrichter pfeifen, in einem Spiel sehr unterschiedlich
ist. Eine Rote Karte war das nicht.
Füchse-Torhüter Petr Stochl gegenüber den KN:
Uns fehlten viele Leute, das hatten wir in der ersten Halbzeit
im Hinterkopf. Ich habe auch ganz schlecht angefangen.
Nach der Pause haben wir uns gewehrt, an einen Sieg haben
wir aber auch bei 25:27 nicht geglaubt. Es war klar, dass Kiel
wieder kommen würde.
- THW Kiel:
-
Omeyer (1.-30., 48.-60., 19 Paraden),
Palicka (30.-48., 2 Paraden);
Lund (2),
Lundström (1),
Anic (3),
Sprenger (3),
Ahlm (n.e.),
Zeitz (3),
Palmarsson (2),
Narcisse (4),
Ilic (5/5),
Klein (2),
Jicha (9/3);
Trainer: Gislason
- Füchse Berlin:
-
Ziebert (bei 2 Siebenmetern, 57.-60., 1 Parade),
Stochl (1.-57., 7 Paraden);
Löffler (1)
Strand (2),
Karason (1),
Göde (5),
Kubisztal (5),
Richwien (3),
Wilczynski,
Bult,
Sellin,
Jaszka (2),
Nincevic (7/4);
Trainer: Sigurdsson
- Schiedsrichter:
-
Schulze/Tönnies (Magdeburg)
- Zeitstrafen:
-
THW: 2 (Zeitz (33.), Ilic (37.));
Berlin: 4 (Göde (27.), 2x Kubisztal (30., 36.), Richwien (54.))
- Rote Karte:
-
THW: Zeitz (36., grobes Foulspiel)
- Siebenmeter:
-
THW: 10/8 Ilic überweg (14.), Stochl hält Ilic (51.));
Berlin: 4/4
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 2:1 (3.), 5:2 (6.), 7:5 (9.), 9:6 (12.), 11:7 (15.), 13:9 (18.), 14:9 (21.), 16:9 (24.), 17:10 (27.), 20:10;
2. Hz.: 20:10 (33.), 21:13 (36.), 22:16 (39.), 24:18 (42.), 26:20 (45.), 26:22 (48.), 27:24 (51.), 29:25 (54.), 31:25 (57.), 35:26.
- Zuschauer:
-
10250 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena-Kiel, Kiel)
- Spielgrafik:
-
Aus den Kieler Nachrichten vom 22.04.2010:
"Zebras" zittern zum Sieg
Rot gegen Zeitz brachte THW gegen Berlin aus dem Rhythmus - Andersson wird operiert
Kiel. Spät kamen viele Zuschauer in der Sparkassen-Arena
nach der Halbzeitpause zurück, zwängten sich
bei laufendem Spiel auf ihre Plätze. Der THW Kiel
hatte gegen ein von Verletzungen dezimiertes Team
der Berliner Füchse ein klares 20:10 vorgelegt. Es
konnte nur noch um die Höhe des zu erwartenden Sieges
gehen. Am Ende leuchtete auch das 35:26-Schlussresultat
auf der Anzeige. Der Weg dorthin aber war
farbig, turbulent, auf alle Fälle unterhaltsam.
Die Füchse hatten ihre Bundesliga-Reise nach Kiel ohne
die Verletzten Laen, Vatne, Bult und Heinevetter angetreten.
Manager Bob Hanning stufte die Aufgabe beim Rekordmeister
im Vorfeld gar demütig als Lernspiel herab.
Und so starteten seine Spieler auch in die Begegnung. Wenig
Biss in der Abwehr, im Angriff oft hilflos. Die "Zebras", bei
denen Kapitän Marcus Ahlm (Wadenverletzung) erneut nur
Zuschauer war, nutzten die Lücken in der Berliner Abwehr
gnadenlos. Auch weil der sonst so zuverlässige Petr
Stochl im Tor kaum eine Hand an den Ball bekam. So fielen
Kieler Tore fast im Minutentakt. Der starke Rückraum mit
Narcisse, Zeitz und
Jicha machte Druck, Tempogegenstöße
und die zweite Welle liefen
wie geölt, Dominik Klein
und Christian Sprenger trafen
sicher von Außen und Momir Ilic brachte von sechs Siebenmetern
bis zur Pause fünf an den Berliner Torhütern vorbei.
Die Folge war das klare 20:10 - auch weil Thierry Omeyer wieder
ein sicherer Rückhalt war und bis zum Halbzeitpfiff
exakt jene zehn Bälle hielt, die den Unterschied ausmachten.
Mit Blick auf den klaren Vorsprung und das am Sonntag
in Mannheim bei den Löwen anstehende Viertelfinalspiel
in der Champions League beorderte Trainer Alfred Gislason
seine Leistungsträger Narcisse, Jicha,
Sprenger und
Omeyer auf die Bank, gab seiner
zweiten Reihe eine Chance. Erste Sandkörner knirschten
gleich nach Wiederbeginn im THW-Getriebe. Nincevic, Göde
und Richwien brachten Berlin auf 13:20 heran.
Dann folgte die 36. Minute, die alles veränderte, die drohende
Langeweile aus der Halle katapultierte. Jaszka wälzte
sich am Boden, Spieler liefen aufgeregt durcheinander und
zur Überraschung aller Zuschauer zog das Schiedsrichtergespann
Schulze/Tönnies aus Magdeburg Rot gegen
THW-Linkshänder Christian Zeitz. Es wurde geschubst, gemeckert,
für wenige Sekunden geriet die Partie aus den Fugen.
Nichts habe er gemacht, beteuerte der "Sünder" später,
"gestoßen hat Tobias Reichmann, eine Rote Karte war das
nicht. Die Schiedsrichter haben mich doch seit drei Jahren
auf Kieker". Die Gäste beurteilten es anders. So dürfe man
nicht Handball spielen, schimpfte Ivan Nincevic, "ein
Einzelner hat für Hektik gesorgt", bemerkte Bob Hanning.
Drunter und drüber ging in der Folge im Spiel der Kieler,
der Vorsprung schrumpfte, und als Kubisztal in der 48.
Minute zum 26:23 traf, der Kieler Sieg in Gefahr geriet,
reagierte Gislson und brachte seine erste Sieben aufs Parkett
zurück. Für die Initialzündung
zur abermaligen Wende im Spiel sorgte Omeyer mit
dem abgewehrten Tempogegenstoß gegen Richwien, vorne
nahm Filip Jicha das Heft
die Hand, wuchtete fünf seiner insgesamt neun Treffer in den
abschließenden sieben Minuten in die Berliner Maschen
und stellte die Weichen auf Sieg.
Wermutstropfen perlten am Ende dennoch in den Siegerkelch.
Aron Palmarsson fällt
mit Verdacht auf eine Oberschenkelzerrung
wohl länger aus. Aber schlimmer noch: Für
Kim Andersson ist die Saison beendet. Kiels Linkshänder
hat einen Knorpelschaden im rechten Knie. "Es geht nicht
mehr, am Freitag werde ich Schweden operiert", erklärte
der 27-Jährige.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 22.04.2010)