THW-Logo
10./11./12.11.2009 - Letzte Aktualisierung: 12.11.2009 Bundesliga

Starke Zebras deklassieren die Füchse Berlin in ihrem Bau

Bundesliga, 10. Spieltag: 10.11.2009, Di., 20.45: Füchse Berlin - THW Kiel: 23:40 (13:18)
Update #4 KN-Bericht vom 12.11., KN-Spielbericht, weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt ...

Kim Andersson erzielte sechs seiner sieben Tore in der zweiten Halbzeit.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kim Andersson erzielte sechs seiner sieben Tore in der zweiten Halbzeit.
Der THW Kiel hat sich drei Tage nach dem Kräfte raubenden Champions-League-Spiel in Kolding gut erholt gezeigt: Bei den Füchsen Berlin ließen die Kieler zu keiner Zeit etwas anbrennen, in der nicht ausverkauften Max-Schmeling-Halle setzten sie sich nach hektischen Anfangs-Minuten Stück für Stück ab und deklassierten einen am Ende resignierenden Gegner mit 40:23 (18:13). Für den THW war das Rückraum-Trio aus Kim Andersson, Momir Ilic und Daniel Narcisse mit je sieben Torerfolgen am erfolgreichsten.
Alfred Gislason verzichtete zu Beginn der Partie auf Christian Sprenger, den die Auswirkungen einer starken Erkältung plagten. Für den in der Nähe Berlins geborenen Sprenger rückte Christian Zeitz auf Rechtsaußen. Auch der zuletzt von Gislason als körperlich ausgelaugt beschriebene Ilic durfte erst einmal auf der Bank Platz nehmen, wo Aron Palmarsson sich nach seiner schweren Knieprellung als einsatzfähig zurück meldete.

Schwerstarbeit für THW-Kapitän Marcus Ahlm am Kreis - die Füchse kämpften mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln.
Klicken Sie zum Vergrößern! Schwerstarbeit für THW-Kapitän Marcus Ahlm am Kreis - die Füchse kämpften mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln.
In der zum ersten Mal gegen den THW nicht ausverkauften Max-Schmeling-Halle agierten beide Mannschaften zur ungewöhnlich späten Anwurfzeit hektisch. Fehlwürfe und -pässe wechselten sich ab, nach vier Minuten war beim 2:2 noch nicht viel passiert. Dann kaufte sich Thierry Omeyer, von den Zuschauern des DSF zum "Handballer des Monats gewählt", sich zwei Würfe des ehemaligen Ciudad-Real-Kreisläufers Thorsten Laen, der einmal mehr bestechend auftrumpfende Narcisse tankte sich zum 3:3 durch, ehe Jicha einen Tempogegenstoß zur ersten THW-Führung ins Tor wuchtete (8.). Die Zebras waren offenbar mit dem Motto "Tempo, Tempo, Tempo" aufs Feld geschickt worden - eine Taktik, die sich nunmehr auszuzahlen schien. Hinten sicherte Omeyer auch gegen Gegenstöße der Füchse sein Tor, und vorne rollte die Rückraum-Angriffs-Maschine auf Express-Geschwindigkeit. Narcisse erzielte nach elf Minuten beim 6:4 die erste Zwei-Tore-Führung, die Lundström mit zwei feinen Treffern erhöhte.

Beeindruckte mit Schnelligkeit und Sprungkraft: Daniel Narcisse.
Klicken Sie zum Vergrößern! Beeindruckte mit Schnelligkeit und Sprungkraft: Daniel Narcisse.
Berlin schien gegen die gut postierte Abwehr, die nun auch den Kreisläufer Laen immer besser in den Griff bekam, kein Mittel zu finden - außer durch Wilczyinskis Siebenmeter. Zwei Strafwürfe waren es dann auch, die die Füche beim 6:8 (16.) wieder in Reichweite der Kieler brachten. Doch die ließen sich von ihrem einmal eingeschlagenen Weg auch nicht durch permanentes Trikotziehen und einige harte Attacken der gegnerischen Defensive mit anschließendem Kopfschütteln über die Pfiffe der Schiedsrichter aus dem Takt bringen: Ein Doppelschlag von Narcisse, der sich zunächst durchtankte, wenig später dann im Stile eines Basketballers auf die Abwehr zudribbelte und eiskalt versenkte, brachte das 10:6 (17.). Gislason versuchte nun, seine müden Spieler durch effiziente Wechsel zu entlasten. So kam Sprenger zum Einsatz, im Rückraum wurde munter im Fünf-Minuten-Rhythmus durchgetauscht. Das Spiel der Fördestädter geriet dadurch nur kurz ins Stocken, auch weil Heinevetter zweimal gegen Zeitz ein Körperteil an den Ball bringen konnte - bei Strands 8:11 (22.) keimte wieder so etwas wie Hoffnung bei den Anhängern der Berliner auf. Gislason rief sein Team zur Auszeit, um wieder mehr Ruhe in die Aktionen zu bringen. Das half - vier Minuten später war der Vorsprung wieder auf fünf Tore angewachsen. Omeyer sorgte für zusätzliche Demotivation der Gastgeber, als er Wilczynski und Richwien kurz nacheinander jeweils einen Tempogegenstoß vermieste - den Rest erledigte Momir Ilic: Die letzten drei Kieler Tore in der ersten Hälfte gingen auf das Konto des Serben, der wieder sichtlich Spaß an platzierten, wuchtigen Würfen gefunden zu haben schien.

Momir Ilic traf sieben Mal gegen Berlin..
Klicken Sie zum Vergrößern! Momir Ilic traf sieben Mal gegen Berlin..
Die zweite Halbzeit begann, wie die erste geendet hatte: mit einer spektakulären Aktion des THW Kiel. Narcisse schnappte sich am eigenen Kreis den Ball, war zwei Sekunden später auf der gegenüberliegenden Seite angelangt und drosch den Ball zur ersten Sechs-Tore-Führung der Landeshauptstädter ins von Heinevetter gehütete Tor. Dafür gab es dann sogar Applaus der zuschauenden Schauspieler Simone Thomalla ("Tatort") und Sven Martinek ("Der Clown"). Wenn die beiden auf eine überraschende Wendung des Spiels gehofft haben sollten, wurden sie von den Zebras maßlos enttäuscht: Konzentriert, mit viel Willen und einer stabilen Deckung ließen die die Gastgeber staunen. Über Jichas Tempogegenstoß beispielsweise, oder auch Narcisse Wurf aus dem Stand in Unterzahl zum 14:21 (34.).
Grippe geschwächt und trotzdem treffsicher: Christian Sprenger.
Klicken Sie zum Vergrößern! Grippe geschwächt und trotzdem treffsicher: Christian Sprenger.
Nach zehn Minuten der zweiten Halbzeit durfte dann auch Aron Palmarsson Berliner Erstliga-Luft schnuppern: Der junge Isländer bedankte sich mit einem wuchtigen Knickwurf zum 24:17 und einer Einzelleistung zum 26:18. Es folgte ein grandioser No-Look-Pass auf Ahlm zum 27:18 (44.) - drei tolle Aktionen von Palmarsson, der im weiteren Verlauf viel Übersicht und klare Anspiele folgen sollten. Die Partie war zu diesem Zeitpunkt längst entschieden, die Berliner hatten sich der Übermacht des THW da schon längst gebeugt. Ohne Wucht aus dem Rückraum konnten die Füchse der sattelfesten 6-0-Abwehr der Zebras nicht beikommen, und auch Laen sah kaum noch einen Stich gegen den Mittelblock. Auch die Auszeit von Füchse-Coach Sigurdsson konnte den spielfreudigen THW kaum stoppen: von 25:18 zogen die Kieler mit einer klaren 7-0-Serie in acht Minuten auf 32:18 (51.) davon - und die Berliner Fans spendeten für zum Teil tolle Treffer Szenenapplaus.

Starke Schlussphase: Aron Palmarsson.
Klicken Sie zum Vergrößern! Starke Schlussphase: Aron Palmarsson.
Auch Igor Anic und Daniel Wessig durften in der Schlussviertelstunde ran, Klein kam für Lundström, Gentzel ersetze Omeyer - Gislason setzte in seinem Team auf den Schongang. Auch, weil Jicha bei einem Zweikampf einen Schlag an den Kopf bekam, auch, weil Narcisse schmerzhaft mit Ahlm zusammenprallte und dann geschont wurde. Ein Doppelschlag von Laen (52.) sollte dann die Resultatsverbesserung für die Füchse einläuten - doch dieses Unterfangen musste schief gehen, da die Berliner Defensive sich den Zebras nicht mehr entgegen werfen wollte. So nutzte Andersson die Schlussminuten, um in der vereinsinternen Torbilanz der Berlin-Tour zu Ilic und Narcisse aufzuschließen: Vier
Hielt unter anderem zwei Siebenmeter: Peter Gentzel.
Klicken Sie zum Vergrößern! Hielt unter anderem zwei Siebenmeter: Peter Gentzel.
Tore in sechs Minuten erzielte der Schwede, und als Gentzel - zuvor mit zwei Siebenmeter-Paraden - sich auch noch ein paarmal bei Würfen aus dem Feld auszeichnen konnte, rückte urplötzlich die magische 40-Tore-Grenze näher und näher. Palmarsson, Andersson und zweimal Klein nach Wessig-Bodenpass einem Palmarsson-Abspiel quer über das Feld: Vier Tore in zweieinhalb Minuten bedeuteten das 39:23, den vierzigsten Treffer erzielte Anic dann nach dem Schlusspiff per Siebenmeter.

Für die schwachen Berliner war die Klatsche gegen den THW die bisher höchste Niederlage der Saison. Die Zebras haben sich indes mit einer beeindruckenden Vorstellung in der TOYOTA Handball-Bundesliga zurück gemeldet - um sich gleich wieder kurz in Richtung Champions League zu orientieren: Am Sonntag ist der schweizer Meister Amicitia Zürich zu Gast in der Sparkassen-Arena. Bis dahin aber sind endlich einmal ein paar Stunden Zeit zur Regeneration. Denn die nächsten Wochen werden hart: Noch elf Spiele haben die Zebras bis Silvesterabend zu bestreiten ...

(Christian Robohm)

Lesen Sie bitte auch den ausführlichen KN-Spielbericht. und den KN-Nachbericht vom 12.11..

Stimmen zum Spiel:

THW-Torhüter Thierry Omeyer:
Wurde vom DSF zum "Handballer des Monats" gewählt: Thierry Omeyer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Wurde vom DSF zum "Handballer des Monats" gewählt: Thierry Omeyer.
Wir haben die letzten beiden Spiele nicht so gut gespielt, heute wollten wir es besser machen. Insgesamt war es ein gutes Spiel von uns, wir haben von Anfang an sehr konzentriert gespielt und eine gute Leistung gezeigt.

Die Abwehr stand heute gut, ich habe dahinter meine Arbeit gemacht. Da auch das klappte, konnten wir über Gegenstöße zum Erfolg kommen.

Von den letzten acht Spielen haben wir sieben auswärts absolviert. Natürlich wollten wir in Kolding gewinnen, aber wir hätten am Ende auch verlieren können. Das Unentschieden ging in Ordnung. Jetzt folgt endlich wieder ein Heimspiel gegen Zürich - wir wollen gegen Amicitia vier Punkte holen.

[Ist der HSV weiter der härteste Gegner?]
Klar, wir haben nur einen Punkt Vorsprung, und der HSV ist ein starker Gegner. Aber: Jeder Spieltrag ist gefährlich. Wir haben viele gute Mannschaften in der Liga, jedes Spiel muss man aufpassen.

THW-Rückraumspieler Filip Jicha gegenüber den KN:
Wir wollten wieder mit Tempo und Druck spielen, das ist uns zuletzt nicht gelungen. Diesmal schon. Unsere läuferische Leistung war überragend. Und wenn es vorne klappt, dann ist auch die Konzentration in der Abwehr besser. Die nächsten neun Tage sind wir nun zu Hause, das ist ein neues Gefühl. Ein schönes. Das Parkett war sehr rutschig, aber ich hatte zum Glück neue Schuhe an. Die anderen leider nicht.
Christian Sprenger gegenüber den KN
Ich bin richtig erleichtert, schließlich war unsere Form in den letzten Tagen nicht die beste. Da haben wir viele Fehler gemacht, heute nicht. Mitte der zweiten Halbzeit war klar, dass wir hier gewinnen werden.

10. Spieltag: 10.11.09, Di., 20.45: Füchse Berlin - THW Kiel: 23:40 (13:18)

Logo Füchse Berlin:
Heinevetter (1.-49., 9 Paraden), Stochl (49.-60., 2 Paraden); Vatne, Laen (6), Strand (3), Karason (1), Göde, Kubisztal (3), Richwien, Wilczynski (5/4), Bult (1/1), Murawski, Jaszka (4); Trainer: Sigurdsson
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-45., 14 Paraden), Gentzel (45.-60. und zwei Siebenmeter, 6 Paraden); Wessig, Andersson (7), Lundström (2), Anic (1/1), Sprenger (3), Ahlm (2), Zeitz, Palmarsson (3), Narcisse (7), Ilic (7/3), Klein (4), Jicha (4); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Prang/Reichl (Bergheim/Köln)
Zeitstrafen:
Berlin: 2 (Strand (13.), Bult (26.));
THW: 1 (Andersson (34.))
Siebenmeter:
Berlin: 7/5 (Gentzel hält Wilczynski (32.) und Bult (48.));
THW: 2/2
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1 (3.), 3:2 (6.), 3:5 (10.), 4:6, 4:8 (14.), 6:8 (16.), 6:10 (18.), 7:11, 8:12 (21.), 9:14 (25.), 11:16 (27.), 12:17, 13:18;
2. Hz.: 13:20 (33.), 16:21 (26.), 17:24 (39.), 17:25 (42.), 18:25 (42.), 18:27 (45.), 18:29 (48.), 20:32 (51.), 21:34 (54.), 23:36 (57.), 23:40.
Zuschauer:
5200 (Max-Schmeling-Halle, Berlin)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 23.09.2009:

THW sehr souverän: "Uns trennt ein Universum"

Omeyer und Narcisse waren die herausragenden Akteure beim 40:23-Sieg in Berlin
Berlin - Der THW Kiel setzt in der Handball-Bundesliga ein Zeichen. Gewankt hatten sie, die "Zebras". Die Konkurrenz auf ein Stolpern gewartet. Doch beim souveränen 40:23 (18:13)-Sieg bei den Berliner Füchsen stellte der Rekordmeister gestern Abend klar, wer die Nummer eins im Land ist.

THW-Trainer Alfred Gislason hatte mit Daniel Narcisse nur einen "Neuen" in die Startformation gestellt. Eine sichere Deckung sollte das Fundament legen, auf dem der THW die Punkte 18 und 19 einsammeln wollte. Und das Konzept ging auf. Auch, weil Welthandballer Thierry Omeyer sofort seine außergewöhnliche Klasse zeigte. Gleich dreimal stoppte er in der Anfangsphase den dänischen Kreisläufer Torsten Laen, der frei vor ihm aufgetaucht war. Dann zog er Markus Richwien den Zahn, als der im Gegenstoß das 11:14 erzielen wollte. Beide Hände hoch und Feierabend. Nicht viel besser erging es Linksaußen Konrad Wilcyznski, der beim Stand von 10:15 freistehend an dem Franzosen scheiterte. Omeyer baute sich anschließend vor dem am Boden liegenden Österreicher auf und spendierte ihm sein schönstes Brüllen.

Wilczynski war im ersten Durchgang der einzige Berliner gewesen, der ihn genervt hatte. Allerdings nur vom Siebenmeterpunkt. Das aber viermal. Gegen die sichere THW-Abwehr fand die harmlosen Hausherren kein Mittel. Erst in der 19. Minute (!) traf mit Bartlomiej Jaszka der erste Rückraumspieler.

"Uns trennt ein Universum", hatte Füchse-Manager Bob Hanning bereits vor dem Anpfiff festgestellt. "Wenn die Kieler am Maximum spielen, sind sie nicht zu schlagen", befand Trainer Dagur Sigurdsson. Motivation für die eigene Mannschaft hört sich anders an. Entsprechend nervös und ängstlich traten die Hausherren auf. Obwohl sie in der mit lediglich 5200 Zuschauern gefüllten Max-Schmeling-Halle endlich einmal so etwas wie Heimspielatmosphäre gegen die Kieler erleben durften. Sonst hatten die THW-Fans in Berlin den Ton angegeben, die Ansetzung an einem Wochentag hatte diesmal viele von einer Reise nach Berlin abgehalten.

Doch der 15-fache Meister kam auch ohne Unterstützung über die Runden. Die individuelle Überlegenheit der THW-Asse, die in munterer Rotation ihren Dienst antraten, war einfach zu deutlich. Besonders Daniel Narcisse war nicht zu stoppen. Vor der Pause warf der Franzose fünf herrliche Tore und setzte auch nach dem Wechsel auf dem rutschigen Parkett die ersten Stiche. Wir lassen nicht da - so die Botschaft der "Zebras". Als dann auch Peter Gentzel dem Siebenmeter-König Wilczynski vom Thron stieß und der von einer Knieprellung genesene Aron Palmarsson einen starken Auftritt ablieferte, ging im Fuchsbau das Licht aus. Die Kieler spielten sich nun in einen Rausch, die Berliner sehnten den Abpfiff herbei.

Wie geht es weiter? Die Kieler erwarten am Sonntag in der Champions League den Schweizer Meister Amicitia Zürich (17.30 Uhr/Eurosport). In vier Tagen. Für die müden "Zebras" wird sich diese Zeit wie ein Kurzurlaub anfühlen.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 11.11.2009)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 12.11.2009:

Spaziergang im Fuchsbau

Am Tag nach dem 40:23-Sieg übten die THW-Spieler schon wieder Sprints - Füchse-Manager Hanning fassungslos
Berlin/Kiel - Der Sieger feierte nicht, der Verlierer stürzte in einen Abgrund. Direkt nach der 23:40 (13:18)-Niederlage gegen den THW Kiel platzte Bob Hanning, Manager der gedemütigten Berliner Füchse, der Kragen.

"Hätte sich das eine Jugendmannschaft erlaubt", wetterte er nach der höchsten Niederlage seit dem Wiederaufstieg im Sommer 2007, "dann hätte sie nun ein unüberbrückbares Problem mit mir." Die zweite Halbzeit sei die schlechteste in der Vereinsgeschichte gewesen. "Saftlos, willenlos, kraftlos."

Wie Schuljungen, die bei einem Streich erwischt wurden, schlich das Team um Nationaltorhüter Silvio Heinevetter am späten Dienstagabend vom Parkett der Max-Schmeling-Halle. Zumindest die Flucht in die Kabine sollte reibungslos gelingen. Der 10. November hätte ein wichtiges Datum für den Hauptstadtclub werden können, der nun bereits in der dritten Saison mittelmäßig ist. Ein Zustand, der in einer Sportstadt wie Berlin keine Euphorie entfacht. Bisher hatten die Füchse stets gegen die Top-Clubs aus Kiel, Hamburg und Mannheim verloren. Diesmal sollte der Durchbruch gelingen. Berlin nach vier Siegen in den vergangenen fünf Spielen im Aufwind, der THW in einer Mini-Krise. Doch es wurde eine "Lehrstunde des Handballs", wie ein völlig frustrierter Trainer Dagur Sigurdsson feststellen musste. "Einige von uns haben ohne Energie gespielt und im Angriff hatten wir Totalausfälle."

Sigurdsson fand keinen Ausweg aus der Taktikfalle. Brachte er Michal Kubisztal, stand ihm zwar ein starker Deckungsspieler zur Verfügung. Doch nach einer Bandscheibenoperation fällt dem polnischen Nationalspieler das Werfen schwer. Blieb Kubisztal auf der Bank, brach die Deckung zusammen. "Wir wussten das und hatten uns vorgenommen, deshalb den Druck konstant hoch zu halten", meinte THW-Trainer Alfred Gislason, der einigen seiner Schützlinge ein "fast perfektes Spiel" bestätigte. Er hatte bereits vor dem Anpfiff ein gutes Gefühl gehabt, meinte der Isländer, der gestern Morgen um 3.30 Uhr das heimische Bett erreichte. "Einige der zuletzt so müden Spieler hatten da schon einen guten Eindruck gemacht." So wie Daniel Narcisse, der immer dann ein Tor warf, wenn ihm gerade danach war. Oder Momir Ilic, der unter anderem seine Siebenmeterquote auf beeindruckende 84,6 Prozent erhöhte. Gerade dem Serben hatte die jüngste Länderspiel-Tortur in den Knochen gesteckt. So wurde er nach einem Heimspiel gegen Frankreich mit den Kollegen in einen Bus gesteckt und in der Nacht nach Ungarn kutschiert, um dort tags darauf das nächste Spiel zu bestreiten.

Viel Spaß hatte auch Igor Anic, der mit einem Siebenmeter in der letzten Sekunde den 40:23-Endstand herstellte. "Er hatte immer wieder gefragt, ob er nicht auch mal werfen darf", meinte Gislason. "Ich habe ihn gelassen, weil ich dachte, dass ich dann Ruhe haben würde, wenn er nicht trifft." Aber auch Anic als Strafwurf-Spezialist war an diesem denkwürdigen Abend möglich.

Gefeiert wurde bei der anschließenden Busfahrt nicht. Gestern bat Gislason die Sieger um elf Uhr zum Sprinttraining. Am Sonntag kommt der Schweizer Meister Amicitia Zürich (17.30 Uhr).

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 12.11.2009)


(10./11./12.11.2009) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite