29.11.2010 | Mannschaft |
Mit dem bärenstarken Jerome Fernandez hatte der Tscheche sechs torlose Löwen-Minuten am Ende genutzt, um einen zwischenzeitlichen Fünf-Tore-Rückstand (23:28/48.) noch in ein Remis zu verwandeln. Wie bei der knappen 31:32-Niederlage zwei Tage zuvor in Hamburg hatten die Badener auch diesmal den Sieg in der Hand. Wie in Hamburg verspielten sie ihn. Diesmal war es Mittelmann Andy Schmid, der in der letzten Minute ohne Not deutlich über das Kieler Tor warf. Im Gegenzug spielte Jicha den bis dato sehr unglücklich agierenden Milutin Dragicevic an, und der Serbe traf. Mit dem Rücken zum Tor, im Fallen - ein Kunstwurf.
Großen Anteil am Erfolg hatte auch Andreas Palicka gehabt, der in der 15. Minute kam und Würfe am Fließband parierte. "Er hat uns im Spiel gehalten", lobte THW-Trainer Alfred Gislason. Als der Schwede aber einen haltbaren Wurf von Schmid zum 28:23 passieren lassen musste, wechselte Gislason den Löwen-Schreck Thierry Omeyer wieder ein. Ein gelungener Schachzug. Der Franzose parierte sofort gegen den jungen Patrick Groetzki und dann gegen den sonst so sicheren Siebenmeter-Schützen Uwe Gensheimer. Die Löwenjagd war eröffnet.
Es folgten dramatische Minuten, die auch Gislason an den Rand der Verzweiflung brachten. Hochroter Kopf, Falten des Zorns auf der Stirn, tigerte er brüllend auf und ab. Auslöser seiner Wutanfälle war ganz offensichtlich Dragicevic, der in Abwehr und Angriff lange einen hilflosen Eindruck machte. Bis zu jenem Tor, das nur einer werfen kann, der seinen Job doch versteht. "Ob Verletzte oder nicht, es war ein Spiel, nach dem ich nicht in den Schlaf finden werde", sagte ein sichtlich mitgenommener Gislason. "Ich werde im Hotelzimmer noch bis tief in die Nacht vor dem Fernseher sitzen."
Dominik Klein, einer der Motoren des erfolgreichen Endspurts, hatte nach dem Abpfiff bereits das Wiedersehen im Blick. "Wir haben zwar einige Verletzte, aber Sorgen mache ich mir deshalb gar keine." Angesichts des großartigen Kampfgeistes, den sie einmal mehr gezeigt hätten, würde es ihn auch nicht stören, bereits am nächsten Tag wieder gegen die Löwen antreten zu müssen. "Wir werden auch am Mittwoch Vollgas ohne Handbremse geben. Ich freue mich darauf."
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 29.11.2010)
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