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Eine starke Leistung lieferte Marcus Ahlm
in Kolding ab - der Kreisläufer erzielte sechs Treffer.
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Sascha Klahn |
Der THW Kiel hat sich eine ausgezeichnete Ausgangsposition für das
Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League
am nächsten Wochenende erarbeitet: Beim dänischen Vizemeister KIF Kolding
siegten die "Zebras" am Samstagnachmittag verdient mit 36:29 (17:16). In
einer hektischen Partie konnten sich die Kieler den Vorsprung allerdings
erst in der Schlussphase erkämpfen, als sie von 26:24 (48.) auf 36:27
(57.) davonzogen. Beste Torschützen des THW waren
Filip Jicha (9/2),
Marcus Ahlm
und
Aron Palmarsson (je 6), bei den Gastgebern
trafen Lukas Karlsson (8) und Kasper Sondergaard (7) am häufigsten.
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Besonders in den ersten zwanzig Minuten setzte Aron Palmarsson
viele Akzente.
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Sascha Klahn |
Die Stimmung in der nicht ganz ausverkauften Koldinghallen, die neuerdings auf den Namen "Tre-For Arena"
hört, war schon beim Einlaufen der Teams riesig. Dafür sorgten nicht nur die dänischen Fans, sondern auch die rund
500 THW-Anhänger, die die Hinter-Tor-Tribüne in eine schwarz-weiße Wand verwandelten.
Bei den "Zebras" war auch
Kim Andersson nach seinem bei
seiner
Heim-WM zugezogenen Daumenbruch erstmals wieder dabei,
wurde aber noch nicht eingesetzt. Der THW begann mit seiner angestammten
Startformation mit
Aron Palmarsson als Spielmacher,
Filip Jicha und
Christian Zeitz
auf den Halbpositionen,
Christian Sprenger und
Dominik Klein auf Außen,
Marcus Ahlm
am Kreis,
Daniel Kubes für
Zeitz
neben
Jicha im Mittelblock der Abwehr und
Thierry Omeyer im Tor.
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Lars Christiansen wurde von seinen Mitspielern nur selten in Szene gesetzt.
Der ehemalige Flensburger erzielte 4/2 Treffer.
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Doch die "Zebras" taten sich erst einmal schwer gegen den aktuellen
Tabellensechsten der dänischen "Jack&Jones"-Liga.
Ilic
mit einem Siebenmeter und
Zeitz scheiterten am stark
beginnenden Anders Petersen im Koldinger Tor, ehe Rechtsaußen Jensen
ein Spellerberg-Anspiel vom Kreis zum 1:0 für die Gastgeber verwertete.
Es sollte allerdings die einzige Führung für die Himmelblauen bleiben.
Nach einem technischen Fehler von
Zeitz und
einem abgeblockten Spellerberg-Wurf gelang
Dominik Klein
per Gegenstoß in der 5. Minute endlich der erste Kieler Treffer,
Aron Palmarsson
legte wenig später zum 2:1 für den THW nach. Die 6:0-Deckung des Titelverteidigers
wirkte zwar weiterhin noch nicht wach, und insbesondere der starke schwedische
Mittelmann Lukas Karlsson wusste sich und seine Nebenmänner immer wieder gut
in Szene zu setzen. Doch dafür schalteten die "Zebras" stets schnell in den
Angriff um und bestraften Koldings benötigte Spezialistenwechsel - Garralda und
Oechsler wechselten mit Sondergaard und Karlsson - postwendend. So entwickelte
sich eine rasante Partie, der auf Kieler Seiten besonders der bärenstark
beginnende
Aron Palmarsson den Stempel aufdrückte.
Nach seinem bereits dritten Treffer zum 6:5 bediente der Isländer
Filip Jicha am Kreis, der zum 7:5 nach gerade einmal
elf Spielminuten einnetzte. Nur einem Kieler wollte partout nichts gelingen:
Christian Zeitz wurde nach zwei technischen Fehlern
und zwei Fehlwürfen durch
Jerome Fernandez ersetzt.
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Weltmeister Jerome Fernandez erzielte drei
Treffer aus dem rechten Rückraum.
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Doch trotz
Palmarssons viertem und fünftem Treffer, etlichen
tollen Anspielen des Isländers, der frühen zweiten Zeitstrafe gegen Abwehrchef Oechsler
und zwei Toren des immer wieder gut in Szene gesetzten
Marcus Ahlm
zum 9:6 und 10:7 konnten sich die Kieler in der Folgezeit nicht weiter absetzen.
Bei KIF Kolding übernahm neben Karlsson nun auch Vize-Weltmeister Kasper Sondergaard
Verantwortung, und nachdem dieser auf 10:11 verkürzte und Oechsler gar einen
Gegenstoß zum Ausgleich abschloss, nahm
Alfred Gislason
seine Auszeit. Indes: Es blieb eine zerfahrene Begegnung, bei der der THW durch
zwei Treffer der gut funktionierenden Achse
Jicha/
Ahlm aber weiter vorlegte.
Nachdem
Aron Palmarsson seinen zweiten Fehlwurf in
Folge fabrizierte, kam der junge Mittelmann in der Abwehr bei einem Stealversuch
gegen Sondergaard zu spät und handelte sich beim erfolglosen Verhindern des
14:14-Ausgleichs auch noch eine Zeitstrafe ein. Für ihn durfte
Daniel Narcisse seine ersten Champions-League-Minuten
in dieser Saison genießen. Mit einem Anspiel auf
Dominik Klein,
der in Unterzahl das wichtige 15:14 markierte, führte sich der Franzose auch
gleich stark ein. Die Kieler spielten nun wieder gefälliger, scheiterten in
der Schlussphase der ersten Halbzeit aber häufig an Petersen, der das Torhüterduell
bis dahin deutlich gegen
Omeyer für sich entschied.
Da der 28-jährige Däne beste Chancen von
Jicha,
Ahlm und
Sprenger entschärfte,
ging es nur mit einer knappen 17:16-Führung für den THW in die Kabinen.
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Dominik Klein sprühte vor Einsatzfreude
und erzielte fünf Tore.
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Zum Wiederanpfiff kehrte
Christian Zeitz aufs Parkett
zurück, auch
Momir Ilic durfte endlich ran.
Alfred Gislason wollte Kolding nun mit der zuletzt
starken 3:2:1-Deckung aus dem Konzept bringen. Doch zunächst glich Sondergaard
mit seinem siebten und letzten Treffer zum 17:17 aus, ehe
Filip Jicha zwei Strafwürfe in Folge für den THW
verwandelte. Die Kieler Abwehr fand sich allerdings auch aufgrund von mehreren
Zeitstrafen nicht wie gewohnt zurecht, so dass Kolding sich auch in der Folgezeit
nicht abschütteln ließ. Beide Mannschaften produzierten dabei teils haarsträubende
Fehler. Bestes Beispiel die 37. Spielminute: Ein Kreisanspiel
Jichas
fand den Kieler Kapitän nicht, der Ball landete bei Kolding.
Dominik Klein
aber luchste den Gastgebern den Ball sofort wieder ab, in dem Trubel hatte auch
Keeper Anders Petersen seinen Kasten verlassen.
Filip Jicha
hatte so die Gelegenheit, den Ball ins verwaiste Tor zu werfen, doch sein Aufsetzer
aus zehn Metern klatschte an die Latte.
Während nun besonders Ilic und Jicha
noch am ehesten den Überblick behielten und wichtige Kieler Treffer markierten,
war es bei Kolding ein ums andere Mal Lukas Karlsson, der seine Mannschaft im
Spiel hielt. Mittlerweile wurde auch Alfred Gislason
klar, dass Christian Zeitz ausnahmsweise einen
rabenschwarzen Tag erwischt hatte und nahm seinen Linkshänder, der sich nach
einem weiteren Fehlwurf am gegnerischen Kasten abreagierte, das Tor dabei
versehentlich aus den Angeln hob und sich damit den Unmut des Koldinger Publikums zuzog,
nach 48 Spielminuten beim Stand von 26:24 für den THW endgültig aus der Partie.
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Die "Zebras" bedanken sich nach dem Spiel bei den vielen mitgereisten Fans
für die lautstarke Unterstützung.
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Nachdem dessen Nachfolger im rechten Rückraum,
Jerome Fernandez,
an Petersen scheiterte und
Filip Jicha wegen absichtlichen
Fußspiels für zwei Minuten auf die Bank musste, schien Kolding gar die Chance zu bekommen,
noch einmal auszugleichen. Doch stattdessen gewann der THW diese Unterzahl-Situation
durch einen Gegenstoß von
Klein, eine Parade des stärker
werdenden
Omeyer gegen Sondergaard und einen Treffer von
Fernandez mit 2:0. Als
Sprenger
und
Jicha das Ergebnis dann sogar auf 30:25 hochschraubten,
nahm KIF-Coach Linnell seine Auszeit. Durch einen Strafwurf des kaum aufgefallenen
Ex-Flensburgers Christiansen und einen Treffer von Kreisläufer Toromanovic konnten
die Gastgeber den Abwärtstrend allerdings nur kurzzeitig stoppen, denn
Fernandez,
Jicha,
Ahlm,
Ilic
und zwei Paraden
Omeyers gegen den schwachen Spellerberg
und Sondergaard bedeuteten kurz vor Schluss gar das 36:27 für die "Zebras". Dass
Kolding am Ende noch ein wenig verkürzen konnte, weil
Jicha
einen Strafwurf nicht verwandelte und im letzten Angriff ein Kempa-Anspiel von
Dominik Klein auf
Daniel Narcisse
eine Sekunde zu spät ausgeführt wurde, war dann nur noch eine Randnotiz eines
Achtelfinal-Hinspiels, bei dem sich die Kieler eine glänzende Ausgangsposition
erarbeiten konnten.
Am Samstag, den 2. April kann der THW den Viertelfinaleinzug in der Sparkassen-Arena-Kiel
dann perfekt machen. Vorher allerdings steht am kommenden Dienstag noch das
Bundesligaduell mit Altmeister TV Großwallstadt auf dem Spielplan. Für beide
Partien sind noch einige Karten in verschiedenen Kategorien im Vorverkauf erhältlich.
(Sascha Krokowski)
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Es war ein gutes Spiel von uns - nicht von allen, aber insgesamt schon.
Wir haben das Spiel in der letzten Viertelstunde gewonnen, weil wir
die größere Bank hatten. Ich bin froh, das gesamte Team endlich zusammen
zu haben, wir hatten sehr viele Verletzte über die gesamte Saison.
Hoffentlich bleibt die Personallage bis zum Saisonende so wie jetzt.
Kolding hat eine gute Mannschaft, daher bin ich stolz, dass wir hier
gewinnen konnten.
Unser erstes Ziel in der Champions League lautet, das Final Four in
Köln zu erreichen. Das wird nicht einfach, da es viele gute
Mannschaften gibt. Noch stehen wir nicht im Viertelfinale, wir
sehen weiterhin von Spiel zu Spiel.
Koldings Trainer Ingemar Linnell:
Ich gratuliere dem THW Kiel. Wir haben besonders in den letzten
zehn Minuten viele falsche Entscheidungen getroffen. Wenn wir
den THW schlagen wollen, muss alles passen. Das war heute nicht
der Fall, das müssen wir akzeptieren.
Man kann diese Halle nicht mit der Sparkassen-Arena vergleichen,
aber die Fans hier waren auch toll und haben eine Menge Lärm gemacht.
Koldings Kapitän Anders Oechsler gegenüber den KN:
Die Champions League war für uns schon beendet, als uns die Kieler
als Gegner zugelost worden sind. In zwei Spielen, das war uns allen
klar, haben wir gegen sie keine Chance. Bei denen können drei aus
dem linken Rückraum verletzt sein und es spielt immer noch ein
Weltklasse-Mann auf dieser Position. Trotzdem freuen wir uns auf
Kiel und diese tolle Halle. Bei der WM 2007
habe ich mit Dänemark dort sehr gute Erfahrungen gemacht.
THW-Kapitän Marcus Ahlm gegenüber den KN:
Der Wechsel auf die 3:2:1-Deckung war entscheidend. Kolding hat eine
sehr gute Mannschaft, die sehr ballsicher ist. Sie spielen mit vielen
Tempowechseln, machen lange Spielzüge und dann explodieren sie plötzlich.
Damit haben sie uns in der ersten Halbzeit frustriert. Wir haben unsere
Linie verloren und versucht, im Angriff die Fehler, die wir in der Abwehr
gemacht haben, sofort wieder auszugleichen.
THW-Torhüter Thierry Omeyer gegenüber den KN:
Ein Sieg mit sieben Toren Vorsprung ist ein gutes Ergebnis,
im Viertelfinale stehen wir damit aber noch nicht.
Wir müssen auch in Kiel gut spielen. Besser, als wir es
hier gemacht haben. Entscheidend war, dass wir in der zweiten
Halbzeit effektiver waren und uns im Angriff weniger Fehler
unterlaufen sind.
- KIF Kolding (DEN ):
-
Erevik (n.e.),
Bols (n.e.),
Petersen (1.-60., 14/2 Paraden);
Karlsson (8),
Toromanovic (3),
Garralda,
Oechsler (1),
Spellerberg (2),
Christiansen (4/2),
Schnuchel,
Forslund (1),
Sondergaard (7),
Mikkelsen (2/1),
Nikolic,
Jensen (1);
Trainer: Linnell
- THW Kiel:
-
Omeyer (1.-60., 11/1 Paraden),
Palicka (n.e.);
Andersson (n.e.),
Lundström (n.e.),
Dragicevic (n.e.),
Sprenger (3),
Ahlm (6),
Kubes,
Reichmann (n.e.),
Zeitz,
Palmarsson (6),
Narcisse (1),
Ilic (3),
Klein (5),
Jicha (9/2),
Fernandez (3);
Trainer: Gislason
- Schiedsrichter:
-
Nordine Lazaar / Laurent Reveret (Frankreich)
- Zeitstrafen:
-
Kolding: 2 (2x Oechsler (6., 13.));
THW: 6 (Kubes (16.), Palmarsson (26.),
2x Ahlm (33., 46.), Zeitz (38.),
Jicha (49.))
- Siebenmeter:
-
Kolding: 4/3 (Omeyer hält Mikkelsen (46.));
THW: 4/2 (Petersen hält Ilic (2.) und
Jicha (60.))
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 1:0, 1:2 (5.), 2:2, 2:3, 3:3, 3:4, 4:4, 4:5, 5:5 (9.), 5:8 (13.),
6:8, 6:9, 7:9, 7:10, 8:10, 8:11 (17.), 11:11 (19.), 11:12, 12:12, 12:14,
14:14 (25.), 14:15, 15:15, 15:16, 16:16, 16:17;
2. Hz.: 17:17, 17:19, 18:19 (35.), 18:21, 19:21, 19:22, 20:22 (41.),
20:23, 21:23, 21:25, 23:25 (47.), 23:26, 24:26, 24:29, 25:29, 25:31 (53.),
26:31, 26:32, 27:32, 27:36, 29:36.
- Zuschauer:
-
2.830 (Tre-For Arena, Kolding (DEN))
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
Auch die drei weiteren deutschen Starter in der Champions League
gehen als leichte Favoriten in ihre
Achtelfinalpartien. Den Auftakt
machte bereits am Donnerstagabend der HSV Hamburg, der den spanischen
Verein BM Valladolid nach einem katastophalen Start noch standesgemäß
mit 28:22 (11:15) besiegte. Das Rückspiel in Valladolid findet am
Sonntag, den 3. April um 18.00 Uhr statt. Am Samstagnachmittag
(Anwurf 14.30 Uhr) siegte die SG Flensburg-Handewitt mit einem starken
Viktor Szilagyi beim ungarischen Vizemeister
Pick Szeged mit 27:26 (9:12) erarbeitete sich damit eine gute
Ausgangsposition für das Rückspiel in der Campushalle am Sonntag,
den 3. April um 19.30 Uhr.
Die Rhein-Neckar Löwen beschlossen am Sonntag die
Achtelfinal-Hinspiele mit einem 31:28 (15:12)-Auswärtssieg in Kroatien.
Das Rückspiel gegen RK Zagreb findet dann bereits am
Donnerstag, den 31. März um 19.00 Uhr statt.
Im EHF-Pokal stehen
an diesem und dem nächsten Wochenende bereits die Viertelfinalpaarungen an.
Den Anfang des HBL-Trios machte am Samstag der TBV Lemgo, der
bei Ademar Leon (ESP) mit 31:27 (15:13) siegte. Das Rückspiel in
Ostwestfalen findet am Sonntag, den 3. April um 17.00 Uhr statt.
Am Samstagabend unterlag der TV Großwallstadt bei Saint Raphael Var Handball
(FRA) knapp mit 31:32 (17:15). Die Entscheidung ums Weiterkommen fällt am Sonntag,
den 3. April ab 17.30 Uhr in der Sparkassen-Arena Elsenfeld.
Frisch Auf Göppingen steht nach einem unerwarteten Kantersieg bereits
mit einem Bein im Halbfinale. Der slowenische Tabellenführer Gorenje
Velenje wurde im Hinspiel in der EWS-Arena mit 33:20 (18:8) vom
Parkett gefegt. Das Rückspiel
in Slowenien findet am Sonntag, den 3. April um 17.00 Uhr statt.
Und auch der VfL Gummersbach, Titelverteidiger im
Pokal der Pokalsieger,
war an diesem Wochenende international im Einsatz. Die
Oberbergischen feierten dabei einen 44:25-Kantersieg gegen den
norwegischen Vertreter Elverum Handball Herrer. Das Rückspiel
in Skandinavien am Sonntag, den 3. April ab 18.00 Uhr dürfte
für den Altmeister nur noch reine Formsache sein.
Aus den Kieler Nachrichten vom 28.03.2011:
THW-Express hält nicht an
36:29 in Kolding: Kieler feiern im Champions-League-Achtelfinale den 14. Sieg in Folge
Kolding. In der 50. Minute stimmten die Fans des Titelverteidigers
einen Klassiker an: "Steht auf, wenn ihr Kieler seid" sangen sie auf
den Rängen der ausverkauften Trefor-Halle von Kolding IF. Rund 500 der
2800 Zuschauer fühlten sich angesprochen, erhoben sich und feierten
einen THW Kiel, der nach dem 36:29 (17:16)-Sieg im Achtelfinal-Hinspiel
für das Viertelfinale der Champions League planen kann.
Der Sonnabend im Süden Jütlands war für die "Zebras" ein besonderer:
Erstmals stand Trainer Alfred Gislason der gesamte
Kader zur Verfügung. Beim Aufwärmen stießen 14 Feldspieler und die beiden Torleute
mit den Schultern aneinander, eine neue Situation für den Rekordmeister, der auch in
dieser Saison schwer vom Verletzungspech getroffen worden war. Mit
Kim Andersson kehrte nach seinem Daumenbruch der
letzte Patient zurück. Für den Schweden kam ein Einsatz in der hitzigen Atmosphäre
von Kolding zwar noch zu früh. Nicht ausgeschlossen, dass der Linkshänder aber
morgen sein Comeback feiern wird, wenn der THW in der Bundesliga den TV
Großwallstadt (19 Uhr) erwartet.
Der breite Kader sollte in einem zähen Ringen die Entscheidung bringen. So konnte
Gislason in der zweiten Halbzeit mit
Daniel Narcisse und Momir Ilic
zwei Spieler einwechseln, die maßgeblich daran beteiligt waren, dass der
THW nach einem unruhigen Start eine entspannte Schlussphase erlebte.
Mann der ersten Viertelstunde war allerdings Aron Palmarsson.
In der Deckung rollte er zwar Kasper Sondergaard, der sechs seiner sieben Tore vor der
Pause warf, den Teppich aus. Doch im Angriff bot der 20-Jährige eine große Show. Zur
11:8-Führung (16.) trug er fünf Tore und zwei herrliche Anspiele bei. Außerdem brachte er
Anders Oechsler frühzeitig mit zwei Zeitstrafen an den Rande eines Platzverweises, was
Koldings Abwehrchef zahm werden ließ. Auch den ersten Siebenmeter - Ilic
scheiterte an Anders Petersen - holte der Isländer heraus.
In Kolding wurde deutlich, zu welchen Leistungen diese Kieler noch fähig sein werden.
Geht bei einem die Leistungskurve nach unten, steht sofort Ersatz parat. So beruhigte
Narcisse das Spiel, als der Stern von
Palmarsson zu sinken begann. Und
Jerome Fernandez erlöste im rechten
Rückraum Christian Zeitz. "Als
Alfred mich nach einer Viertelstunde ausgewechselt
hat, hätte ich auch sitzen bleiben können", sagte der 30-Jährige,
dem nichts gelingen wollte. Höhepunkt war die Szene in der 48. Minute,
als ein Abpraller bei ihm landete und er auch völlig unbedrängt noch am
glänzenden KIF-Torhüter scheiterte. In seinem Frust hämmerte er beide Hände an
die Latte des Tores und hob es zum Unmut der Fans aus den Angeln. "Am liebsten
hätte ich mich vergraben", sagte Zeitz, der nun bei
jedem Ballkontakt ausgepfiffen wurde. "Zum Glück hatte meine schlechte Leistung
heute keine Folgen."
Die Entscheidung fiel in der 50. Minute. Ausgerechnet in Unterzahl und ausgerechnet
ohne den starken Filip Jicha, der mit neun
Toren bester Werfer war. 26:24 führten die Gäste, die nach der Pause erfolgreich
die diesmal zu passive 6:0-Deckung durch die offensive 3:2:1-Variante ersetzt
hatten. Hellwach eroberten sie sich dreimal den Ball, um ihn über
Klein, Fernandez und
Christian Sprenger im dänischen Tor abzuliefern.
29:24 innerhalb von wenigen Sekunden, die Dänen gaben auf.
Auf den Unterschied angesprochen, musste Vizeweltmeister Bo Spellerberg nicht
lange überlegen. "Sie sind alle fünf bis zehn Kilogramm schwerer. Außerdem haben sie
viel mehr Spieler, die ein hohes Level haben." Um eine realistische Chance zu haben,
hätten sie mit zwölf Toren gewinnen müssen. "Die Champions League ist für uns beendet."
An eine dänische Kapitulation vor dem Rückspiel am Sonnabend (17 Uhr) glaubt
Jicha nicht. "Im modernen Handball sind sieben Tore
nicht viel. Wir müssen vorsichtig bleiben, es ist erst eine Halbzeit gespielt."
Die Besiegten erweckten allerdings glaubhaft das Gefühl, an einer zweiten kein
großes Interesse mehr zu haben.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 28.03.2011)